Das KZ Dachau lag in der kleinen Stadt Dachau nordwestlich von München. Die Eröffnung des Lagers mit einer Aufnahmekapazität von 5000 Häftlingen wurde von Heinrich Himmler am 20. März 1933 auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben. Nachdem Theodor Eicke im Juni 1933 Kommandant geworden war, stellte er ein Organisationsschema für das Lagerleben auf. 1934, nach Eickes Ernennung zum Inspektor für alle Konzentrationslager, wurden diese Bestimmungen mit lokalen Abwandlungen für alle Lager eingeführt. Er entwickelte in Dachau das Modell der Konzentrationslager, die durch ihre bloße Existenz Furcht in der Bevölkerung verbreiten und jeden Regimegegner zum Schweigen bringen sollten. Heute ist das ehemaliger Areal Gedenkstätte.
KZ Dachau wird „Musterlager“
Die Realisierung des nationalsozialistischen Terrorsystems begann im Konzentrationslager Dachau. Außer den Wachen und dem SS-Lagerpersonal wurden dort auch militärische Einheiten der Waffen-SS ausgebildet. Anfangs wurden nur bekannte politische Gegner der Nationalsozialisten interniert, darunter Kommunisten, Sozialdemokraten, etc. Etwa ab 1935 wurde es üblich, Personen, die von einem Gericht verurteilt worden waren, automatisch in ein Konzentrationslager zu überführen, nachdem sie ihre Gefängnisstrafe verbüßt hatten. Die ersten jüdischen Gefangenen waren bekannte politische Gegner der Nationalsozialisten. In Dachau wie auch an anderen Orten wurden sie noch schlechter behandelt als die anderen Gefangenen. Im Laufe der 30-er Jahre wurden immer mehr Gruppen interniert: die Zeugen Jehovas, die den Wehrdienst verweigerten; Zigeuner – Sinti und Roma -, die wie die Juden als „rassisch minderwertig“ galten. Die Zahl der jüdischen Gefangenen nahm zu, als die Verfolgung der Juden systematisiert wurde. Nach der „Reichskristallnacht“ (Pogromnacht) wurden über 10000 Juden aus ganz Deutschland dort interniert. Die meisten von ihnen wurden nach einigen Wochen oder Monaten wieder entlassen; wer die Möglichkeit hatte auszuwandern, verließ Deutschland. Als 1942 die systematische Ermordung der Juden an Dynamik gewann, wurden die jüdischen Häftlinge aus Dachau und den anderen KZs im Deutschen Reich in die Massenvernichtungslager im besetzten Polen transportiert. Nachdem im Sommer und Herbst in der Nähe von Rüstungsfabriken zahlreiche Außenlager eingerichtet worden waren, um die Produktion zu erhöhen, wurden Tausende jüdische Gefangene in die Außenlager von Dachau gebracht.
Während seiner zwölfjährigen Existenz war das KZ Dachau immer ein „politisches Lager“: Die politischen Gefangenen, die dort als erste angekommen waren und die Bedingungen am besten kannten, hatten die meisten Schlüsselpositionen in der so genannten Gefangenenselbstverwaltung inne, die von der SS eingesetzt war und einen großen Teil der Organisation des Lagerbetriebs durchführte. Sie verhinderten, dass kriminelle Häftlinge Positionen erlangten, in denen sie ihre Macht über andere hätten missbrauchen können. 1937 und 1938 bauten die Gefangenen neben den alten Gebäuden der Munitionsfabrik ein neues Lager: 32 Wohnbaracken, das Eingangsgebäude mit den Büros der SS-Verwaltung, das Wirtschaftsgebäude und ein Lagergefängnis. Es war mit einem wassergefüllten Graben umgeben und wurde mit einem elektrisch geladenen Stacheldrahtzaun sowie einer Mauer mit sieben Wachtürmen gesichert. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in ost- und westeuropäische Länder kamen aus dem jeweiligen besetzten Land Transporte nach Dachau. Zu den Gefangenen gehörten Widerstandskämpfer, Juden, Kirchenvertreter oder einfach Patrioten, die sich weigerten, mit den Besatzern zu kollaborieren. Bei der Befreiung fanden sich im Stammlager und seinen Außenlagern Inhaftierte aus mehr als 30 Nationen; die Deutschen bildeten nur eine Minderheit.
Das Eigentum der Gefangenen wurde beschlagnahmt, ihr Haar wurde geschoren, und sie erhielten gestreifte Häftlingskleidung und eine Nummer. Ein farbiger Winkel gab die Gefangenenkategorie (z.B. rosa für Homosexuelle) an, zu der sie gehörten. Der Alltag war bestimmt durch Arbeit, Hunger, Erschöpfung und Furcht vor der Brutalität der Wachen. Die billige Arbeitskraft der Insassen wurde skrupellos ausgebeutet. Zunächst arbeiteten die Dachauer Häftlinge in Werkstätten innerhalb des KZ sowie in so genannten Außenkommandos. Sie bauten Straßen, arbeiteten in Kiesgruben und bei der Kultivierung des Moors. Anfangs stand die Produktion unmittelbar unter der Kontrolle des jeweiligen Lagerkommandanten. Als die Einrichtungen sich jedoch vergrößerten, erweiterte sich auch die Produktion, und 1938 wurden die wirtschaftlichen Unternehmungen der SS zentral dem WVHA SS-Verwaltungsamt in Berlin unterstellt.
Todesopfer, Kommandantur, Lageralltag
Im ersten Kriegswinter 1939/1940 wurde die Totenkopfdivision der Waffen-SS aufgestellt. Während dieser Zeit mussten die Gefangenen in Buchenwald, Flossenbürg und Mauthausen unter schwersten Bedingungen in Steinbrüchen arbeiten. Während des Kriegs wurden die Gefangenen der Konzentrationslager für die deutsche Rüstungsindustrie immer wichtiger. Für die Häftlinge, die unter SS-Bewachung arbeiteten, bezahlten die Firmen einen Tagessatz an das SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt. Die Gefangenen erhielten keinen Lohn. In Dachau gab es keine Massentötungen mit Giftgas. Unter den 206206 Gefangenen insgesamt gab es jedoch 31591 registrierte Todesfälle, die meisten während des Kriegs. Während der letzten Monate vor der Befreiung mussten die Gefangenen in Dachau unter besonders unmenschlichen Bedingungen leben. Die laufend eintreffenden riesigen Transporte aus den vor Ankunft der Alliierten geräumten Lagern bestanden fast ausschließlich aus zu Tode erschöpften und bis zum Skelett abgemagerten Menschen. Es wurden bis zu 600 Häftlinge in Baracken zusammengedrängt, die für 200 gebaut waren. Täglich fielen über 100, zeitweise sogar über 200 Menschen der seit Dezember 1944 herrschenden Typhusepidemie zum Opfer. Die Häftlinge bildeten eine illegale Lagerleitung, um das Überleben der Gefangenen bei der Befreiung gegen eventuelle Tötungspläne der SS sicherzustellen.
Kriegsende, Befreiung, KZ-Gedenkstätte Dachau
Am 26. April 1945 wurden in Dachau 67665 Gefangene registriert, darunter 22100 Juden; an diesem Tag wurden über 7000 von ihnen gezwungen, unter Bewachung der SS nach Süden zu marschieren. Während des Marsches wurden alle erschossen, die nicht mehr weitergehen konnten, viele starben an Hunger, Kälte oder Erschöpfung. Anfang Mai 1945 wurden die einzelnen Marschkolonnen von amerikanischen Truppen übernommen. Am 29. April 1945 wurde das Lagervon der US-Armee befreit. Vom 15. November bis 14. Dezember 1945 fand ein erster Prozess vor einem amerikanischen Militärgericht statt, bei dem von den 40 angeklagten Angehörigen der SS 36 zum Tode verurteilt wurden.
Literatur
Gutman, Israel / Eberhard Jäckel / Peter Longerich (Hrsg.): Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. München 1998
Hess, Sales: KZ Dachau. Eine Welt ohne Gott. Erinnerungen an 4 Jahre Konzentrationslager Dachau, Münsterschwarzbach/Abtei 1985
Kammer, Hilde / Elisabet Bartsch / Manon Eppenstein-Baukhage / Manon Eppenstein- Baukhage: Lexikon Nationalsozialismus, Berlin 1999
Römer, Gernot: Für die Vergessenen. KZ-Außenlager in Schwaben – Schwaben in Konzentrationslagern, Augsburg 1996
Richardi, Hans-Günter: Schule der Gewalt. Die Anfänge des KZ Dachau 1933 – 1934. Ein dokumentarischer Bericht. München 1983.
Website der Gedenkstätte
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