Konzentrationslager (KZ): Von Schutzhaft und wilden Lagern zu den Arbeits-, Vernichtungslagern und dem Holocaust
Von Anfang an haben deutsche KFZ-Zulassungsstellen die Buchstabenkombinationen „SS“ und „KZ“ nicht für Autokennzeichen vergeben. Das ist verständlich, auch wenn es sachlich dafür keinen Grund zu geben scheint: Offiziell gab es in Deutschlands niemals „KZs“ – weil die amtliche Abkürzung dafür „KL“ lautete; um welches Lager es sich jeweils handelte, verrieten die angehängten Buchstaben, also etwa „KLD“ für „Konzentrationslager Dachau“ (oder “ Kann Lange Dauern“ im Häftlingsjargon).
Die Deutschen haben das Konzentrationslager auch nicht erfunden und nicht als erste eingerichtet – ihnen kamen im bereits im 19. Jahrhundert Spanier (Kuba 1896) und Briten (Süd-Afrika 1899) zuvor. Danach machten Lenins Bolschewiken 1918 in Rußland das schlechte Beispiel nach, Stalin vervollkommnete es in den 1930er Jahren, nach dem Zweiten Weltkrieg gab es entsprechende Lager in ganz Osteuropa, auch in Griechenland, später in Chile, in Kambodscha und anderswo.
Das alles ist mehr oder minder vergessen, denn von 1933 bis 1945 existierten die von Deutschen eingerichteten und betriebenen Konzentrationslager, die in ihrer unwiederholbaren Grausamkeit diese Institution prägten und sie ein für allemal im Gedächtnis der Menschheit mit dem deutschen Namen verknüpften. Eben das ist das bleibende „Erbe“ von Hitlers Herrschaft – alle Deutschen für alle Zeit mit dem verbunden zu haben, was in Dachau, Auschwitz und Tausenden weiterer Konzentrationslager geschah.
Hier soll keineswegs der deutschen „Kollektivschuld“ (oder ähnlichem) das Wort geredet werden, denn die gab es selbstverständlich nicht. Was es aber gab, hat die Historikerin und Philosophin Hannah Arendt (1906-1975) beschrieben, nämlich daß die Existenz totalitärer Herrschaftsformen „mit der Existenz von Konzentrations- und Vernichtungslagern steht und fällt“. Warum? Hannah Arendt: „Diese Lager sind die eigentliche zentrale Institution des totalen Macht- und Organisationsapparates“.
Wie viele KZs gab es eigentlich? Polnische Autoren haben gelegentlich die allein in Polen bestehenden Lager, Nebenlager, Zuchthäuser, Gefängnisse, Polizeiarreste etc. addiert und sind auf über 6.000 gekommen. Deutsche Autoren meinten, „die SS überzog Europa mit 1.634 Konzentrationslagern“, polnische hielten dagegen, es wären „mindestens 8.800 gewesen“. Kurz nach Kriegsende versuchten manche, das Netz der KZs kartographisch zu erfassen – heraus kamen Europa-Karten, die bis zu Unkenntlichkeit mit Punkten übersät waren, bei denen für die Nennung von Ortsnamen gar kein Platz mehr war.
Hinzu kommt, daß KZ nicht gleich KZ war. Die Lager entstanden zu verschiedenen Zeiten, an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zwecken – was zwar eine bis Kriegsende beibehaltene Differenzierung einschloß.
Zu Opferzahlen in KZs gibt es verschiedenste Daten. Aber alle Zahlen zu KZs sind nur annähernde Schätzungen. Die „Herren“ der Lager waren absichtlich keine guten Buchhalter, sie legten es vielmehr darauf an, die genaue Zahl der Häftlinge nirgendwo exakt zu vermerken. In den meisten Lagern „im Osten“ wurden Häftlingsnummern nur bis 20.000 ausgegeben – war diese Zahl erreicht, fing man wieder von vorn an. So erklären sich gewisse Diskrepanzen der obigen Aufstellung, die zwischen den Angaben zu den Häftlingen und denen der Toten bestehen.
Hinzu kommt die Vermutung, daß alle KZ-Zahlen zu niedrig sind. Beweisen kann man das nicht, aber doch die eigene Vermutung stützen: Auschwitz bestand 1.778 Tage, auf seinem Gelände waren vier große Krematorien in Betrieb, die 6.000 Leichen pro Tag verbrennen konnten. Hinzu kamen einige kleinere Krematorien und mehrere „wilde“. Wer hier anfängt zu multiplizieren, gelangt zu schwindelerregenden Zahlen – die wiederum erheblich vermindert werden müssen, weil nicht jeden Tag Tausende Menschen getötet und verbrannt wurden. Aber wie viele Opfer gab es genau, nicht nur in Auschwitz?
Die Antwort wird nie gegeben werden können, weil Konzentrationslager, wie Hannah Arendt sagte, die Verkörperung absoluter, uneingeschränkter Macht waren. Nämlich die Macht der Betreiber, denen die absolute Rechtlosigkeit der Häftlinge gegenüber stand. Dieses System wurde „Schutzhaft“ genannt.
Schutzhaft In Konzentrationslagern
Die Schutzhaft war eines der schlagkräftigsten Instrumente des NS-Regimes zur Bekämpfung seiner Gegner. Mit Hilfe der Schutzhaft, deren formaljuristische Grundlage die Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933 bildete, schuf sich die Gestapo einen von jeder rechtsstaatlichen Bindung gelösten Raum staatlicher Willkür. Erste Opfer der Schutzhaft waren vor allem Funktionäre der Arbeiterbewegung sowie Juden, die in den zunächst „wilden“ Konzentrationslagern festgesetzt wurden. Ende Juli 1933 befanden sich in ganz Deutschland mehr als 26.000 Menschen in Schutzhaft. Anfänglich wandten sich die Justizbehörden noch gegen gerichtlich nicht überprüfbare Verhängung der „Schutzhaft“. Doch der Hausjurist der Gestapo, Werner Best (1903-1989), konnte Hitler schon 1935 überzeugen, daß „Schutzhäftlinge“ keinen Anspruch auf rechtlichen Beistand hätten.
Drei Jahre später sanktionierte das Reichsinnenministerium die gängige Praxis einer „unmittelbaren normfreien Anwendung der Staatsgewalt“. Die Ausweitung der von Schutzhaft bedrohten Personengruppen auf „Bibelforscher“ (= Zeugen Jehovas), „Arbeitsscheue“, „Asoziale“ sowie „Zigeuner“ spiegelt den Anspruch des nationalsozialistischen Systems wider, die „Volksgemeinschaft“ radikal umzugestalten. „Rassisch“, politisch und sozial Unerwünschte wurden systematisch ausgegrenzt. Im Zuge des November-Pogroms wurden 1938 mehr als 26.000 Juden in „Schutzhaft“ genommen. Die 1933 noch mit der Notwendigkeit der Stabilisierung des NS-Systems begründete Schutzhaft war nun endgültig zu einer festen Institution der Repression geworden. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs sollten „Schutzhäftlinge“ für die Dauer des Kriegs prinzipiell nicht mehr entlassen werden.
Die Schutzhaft wurde etwa ab Februar 1933 praktiziert: Nach dem Reichstagsbrand verhaftete die SA willkürlich politische Gegner und hielt sie in den eigenen Räumlichkeiten gefangen – etwa 25.000 Menschen sind durch diese sog. „wilden Konzentrationslager“ gegangen. Im März 1933 wurde in Dachau in einer ehemaligen Munitionsfabrik das erste Konzentrationslager geschaffen, das ab Juni von Theodor Eicke (1892-1943) geleitet wurde.
Der betrieb das Lager von Anfang an als eine Art Berufsschule, als „SS-Übungslager“. Eicke, der in jüngeren Jahren ärztlich für geisteskrank erklärt worden war, schuf die „Besondere Lagerordnung“, die später für alle KZs obligatorisch wurde: „Schutzhaftgefangenen“ wird niemals der Grund für ihre Inhaftierung genannt; gegenüber den Bewachern sind sie „ausnahmslos in einem untergeordneten Verhältnis“; für sie gilt „militärische Zucht und Ordnung vom ersten Tage an“; es sind „allen SS-Angehörigen militärische Ehrenbezeugungen zu erweisen“; die Organisation der Gefangenen unterliegt „Ordnungsmännern“ aus ihren Reihen, die von der SS Befehle erhalten und diese „unter allen Umständen durchzudrücken“ haben;
„die Unterkunftsstuben müssen sich zu jeder Zeit in einem musterhaft sauberen Zustand befinden“; „die Gefangenen sind ausnahmslos zur körperlichen Arbeit verpflichtet“; Briefverkehr mit Angehörigen ist gestattet, aber „alle auslaufenden Briefe und Postkarten sind frankiert und offen dem Gef. Kompanieführer zu übergeben“ – und so weiter, wobei bei jeder Bestimmung angefügt war, daß jedweder Verstoß gegen diese „bestraft“ würde. Details regelte die (ebenfalls von Eicke entworfene) „Disziplinar- und Strafordnung für das Gefangenenlager“, die gleich in der „Einleitung“ bestimmte (in originaler Orthographie):
„Die vollziehende Strafgewalt liegt in den Händen des Lagerkommandanten, welcher für die Durchführung der erlassenen Lagervorschriften dem Inspekteur der Konzentrationslager (= Eicke, W.O.) persönlich verantwortlich ist. (…) Toleranz bedeutet Schwäche. Aus dieser Erkenntnis heraus wird dort rücksichtslos zugegriffen werden, wo es im Interesse des Vaterlandes notwendig erscheint. (…) Den politisierenden Hetzern und intellektuellen Wühlern – gleich welcher Richtung – aber sei gesagt, hütet euch, dass man euch nicht erwischt, man wird euch sonst nach den Hälsen greifen und nach eurem eignen Rezept zum Schweigen bringen“.
„Papa“ wurde Eicke von seinen Untergebenen genannt, die zwar alle der SS angehörten, aus dieser aber wegen ihrer besonderen Aufgaben – Bewachung der KZs – organisatorisch ausgegliedert waren. Wegen ihres Zeichens auf Mützen und rechtem Kragenspiegel wurden sie Totenkopfverbände genannt, und unter eben diesem Namen wurden sie im März 1936 offiziell anerkannt.
Ausbildung und Organisation der Wachverbände des KZ-Systems, der SS-Totenkopfverbände
Der Einteilung in sechs regionale Sturmbanne (Bataillone) 1934 folgte die Anerkennung Hitlers als Verbände der Partei und deren Finanzierung über den Reichshaushalt im September 1935; bis zum März 1936 wurden die Verbände dann auf 5.500 Mann vergrößert, bis März 1938 bestanden – einschließlich einer neu aufgestellten Einheit in Oberösterreich – vier SS-Totenkopfstandarten (Regimenter) zu je 3 Bataillonen. Bis zum Kriegsbeginn betrug, mit ausdrücklicher Billigung und Unterstützung Hitlers nach einem Geheim-Erlaß vom 17. August 1938 (…) eine verstärkte Polizeireserve „zur Lösung von Sonderaufgaben polizeilicher Natur“ zu schaffen, die Stärke der Totenkopf-Verbände 22.033 Mann, die als motorisierte Infanterieregimenter ausgerüstet waren, bis zum Kriegsbeginn gar 24.000 Mann.
Diese wurden zum Stammpersonal jener „3. SS-Division Totenkopf“, die als Teil der Waffen-SS im Krieg zu einer der militärisch erfolgreichsten, vor allem aber angesichts ihrer Kriegsverbrechen gefürchtetsten Einheiten der Waffen-SS wurde. Ihre Ausbildung als KZ-Wächter wie als fanatische, weil politisch und ideologisch motivierte Soldaten war Eickes zentrale Aufgabe zwischen 1936 und 1939, aber auch in den Folgejahren als Kommandeur dieser Division.
Die in jeder Hinsicht variierende Kommunität der Häftlinge wurde etwa ab 1938 allmählich durch Dreiecke („Winkel“) auf den blau-weiß gestreiften Sträflingsuniformen unterschieden: Rot bezeichnete „Politische“, grün Kriminelle, schwarz „Asoziale“, blau Emigranten, rosa Homosexuelle, violett Zeugen Jehovas („Ernste Bibelforscher“) und braun „Zigeuner“. Später wurden die Zigeuner den Asozialen zugerechnet, womit der braune Winkel entfiel und fortan nur noch sechs Kategorien von Häftlingen existierten. Juden wurden mit gelb-schwarzen Davidsternen markiert. Weitere Differenzierungen wurden nach Nationalitäten vorgenommen (roter Winkel + P = Pole), Haftumständen („Strafkompanie“, „Fluchtverdächtige“ etc.) Oberhalb der Winkel waren Leinenstreifen mit den Häftlingsnummern aufgenäht. „Funktionshäftlinge“ waren durch Armbinden herausgehoben: gelb für „Capos“ (Vorarbeiter), schwarz für „Stuben- “ bzw. „Barackenälteste“.
Als Phänomen blieb das Konzentrationslager zwar zeit seines Bestehens unverändert, machte aber dennoch einige Wandlungen durch. Sehr grob lassen sich folgende drei Entwicklungsabschnitte konstatieren:
- 1933-1936: Übergang von „wilden“ KZs zu institutionalisierten, strukturelle Festlegungen aufgrund des „Musterlagers“ Dachau, Herausbildung von Verwaltungsstrukturen, Herrschaftsverhältnissen und Strafbestimmungen.
- 1936-1941: Ausweitung der Inhaftierten auf Kriminelle, Asoziale, Zigeuner etc., Anfänge einer wirtschaftlichen Nutzung der Häftlinge durch auszubeutende Zwangsarbeit, vermehrte Inhaftierung von Juden, nach Kriegsbeginn auch von Polen.
- 1942-1945: Totale Nutzung der Häftlinge für Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion, „fabrikmäßige“ Massenvernichtung im Zuge der „Endlösung der Judenfrage“, darum starke Expansion von „Nebenlagern“ (in der Nähe von Produktionsstätten) und reinen Vernichtungslagern.
Vergleicht man die dritte mit der ersten Phase, dann kann man nur staunen: Anfänglich galt, daß die KZs nur als „vorbeugende Maßnahme“ zu verstehen seien und die überfüllten Polizeigefängnisse entlasten sollten. Das traf sogar zu: Bis 1939 waren Entlassungen aus dem KZ so sehr die Regel, daß eine durchschnittliche Haftdauer etwa 12 Monate betrug. Erst mit der „großdeutschen“ Territorialerweiterung, die im Verlauf des Kriegs erfolgte und immer neue, immer größere und immer mehr „fremdvölkische“ Massen in die KZs brachte, hörte das auf: Man brauchte und baute größere Lager, in denen Menschen auf unbestimmte Zeit festgehalten wurden, weil sie für die Zwangsarbeit oder den Tod bestimmt waren – im Regelfall für beides, sobald sie für die Arbeit zu erschöpft waren.
Struktur und Aufbau der Konzentrationslager
Jedes KZ war ein äußerlich hermetisch abgeriegelter Komplex, dessen Existenz die Außenstehenden zwar wahrnahmen, von dessen Interna sie jedoch so gut wie nichts erfuhren. Das lag an der ausgeklügelten Organisation funktionaler Entmischung, die in den Lagern die Norm war. Die Lagerverwaltung hatte die von Eicke in Dachau geschaffenen fünf Abteilungen: I – Kommandantur (Dienst- und Personalangelegenheiten), II – Politische Abteilung (Gestapo, verantwortlich für Einweisungen, Entlassungen, Verhöre, Exekutionen etc.), III – Schutzhaftlager (innerer Dienstbetrieb, Arbeitseinsatz), IV – Verwaltung (ökonomisches Zentrum), V – Sanitätswesen. Darüber hinaus war ein KZ geradezu urban gegliedert: 1
Das Lagergelände wurde zoniert, in Regionen aufgeteilt. Ein Konzentrationslager besteht nicht nur aus einer Ansammlung von Holzbaracken. Je nach Ausbaustadium befanden sich auf seinem Areal Werkstätten, Fabrikhallen und landwirtschaftliche Betriebe, Heizwerk und Löschteich, Kasernen und Büros, Bordell und Kino, Kantinen, Lazarette, Gefängnis und Krematorium. Vollständig ausgebaut war es eine Ortschaft mit Straßennetz und Gleisanschluß, eine Stadt für Personal und Gefangene, in der Tausende, zeitweilig Zehntausende Menschen untergebracht waren. In einer modernen Standardform ist das Lager eine geschlossene Ortschaft mit Einrichtungen, die der Infrastruktur einer Stadt entsprechen.
Das Machtzentrum lag im Verwaltungsbezirk. Die Betriebe der Privatfirmen (…), die Steinbrüche, Ziegeleien, Textil- und Holzbetriebe lagen etwas weiter entfernt. (…) im KZ (herrscht) das Prinzip der verdichteten und segmentierten Masse. Der Raum ist nicht in kleine Zellen aufgeteilt, sondern in Felder und Blocks. Die Insassen wurden als kompakte Einheiten überwacht. Sie wurden so dicht zusammengepresst, daß persönliche Handlungsräume nahezu ausradiert waren. Das System der Felder war, sofern keine natürlichen Hindernisse im Weg standen, unendlich ausdehnbar“.
Hierarchien und Häftlinge der Lager
Israelische und andere Autoren haben mitunter die Fragen verständnisloser Nachfahren thematisiert, „warum habt ihr euch das alles im KZ gefallen lassen“. Die Frage erscheint berechtigt: Warum sind Millionen Juden und andere widerstandslos in Gaskammern gegangen und haben sich umbringen lassen? Die Antwort kann nur in genauerer Kenntnis KZ-interner Verhältnisse gegeben werden, und sie ist schmerzlich: Die SS hatte auch die größten Lager – Auschwitz, Majdanek – so lückenlos „im Griff“, daß sie zwar allgegenwärtig war, aber nicht immer präsent sein musste.
Beispielsweise war nachts kein SS-Mann in einem Lager. Das war auch nicht nötig, denn das „Erfolgsgeheimnis“ der KZ-Betreiber waren die zahlreichen Hierarchien, die die Häftlinge so auseinander dividierten, daß von ihnen keine kollektive „Gefahr“ mehr drohen konnte. Die wichtigsten Hierarchien waren:
- Soziopolitisch: Politische versus kriminelle Häftlinge, „rot“ gegen „grün“. Zwar wurden die „Grünen“ von der SS bevorzugt, aber die „Roten“ waren ihnen zumeist in Bezug auf Intelligenz und internen Zusammenhalt überlegen.
- Funktional: „Lageraristokratie“ (Capos, Älteste etc.) gegen den Rest der Häftlinge.
- Temporär: Neuankömmlinge („Zugang“) versus „alte Nummern“.
- Ethnisch: In absteigender Linie Deutsche, Nord-Europäer, West-Europäer, Ost-Europäer, Slaven.
- Rassistisch: Juden und „Zigeuner“ als verachtetste Gruppen.
Vor langen Jahren hatte der Verfasser Gelegenheit, anlässlich einer Tagung in Bad Boll den Vortrag eines ehemaligen Auschwitz-Häftlings anzuhören (der inzwischen in Österreich zum Leiter der dortigen KZ-Gedenkstätten avanciert war). Er berichtete, daß in Auschwitz seine Aufgabe gewesen war, Wände der einzelnen „Blöcke“ mit künstlerischen Malereien zu versehen – „und glauben Sie mir, ich habe mich mit allem Können bemüht, gut zu malen, denn nur wenn meine Arbeit den Capos, Blockältesten, SS-Männern gefiel, hatte ich wieder einen Tag heil herumgebracht, und nur darum ging es in Auschwitz“.
Nur darum ging es wirklich in Auschwitz, denn vor einem waren alle Häftlinge wieder gleich – vor dem Tod. Der Tod war allgegenwärtig, der langsame Tod durch Hunger und Erschöpfung, oder der rasche Tod durch Erschießen, Erschlagen etc.. Diesem Tod wieder einen Tag entkommen zu sein, war im Bewusstsein der Häftlinge eine große Tat. Und ein KZ gar überlebt zu haben, erschien ihnen als glänzendster Beweis von Widerstand. 2
Autor: Wolf Oschlies
Literatur
Benz, Wolfgang / Hermann Graml /Hermann Weiß: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, München 1997.
Benz, Wigbert / Bernd Bredemeyer / Klaus Fieberg: Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg. Beiträge, Materialien Dokumente. CD-Rom, Braunschweig 2004.
Gutman, Israel / Eberhard Jäckel / Peter Longerich (Hrsg.): Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. München 1998.
Orth, Karin: Die Konzentrationslager der SS. Sozialstrukturelle Analysen und biografische Studien. Göttingen 2000.
Orth, Karin: Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Hamburg 1999.
Schwarz, Gudrun: Die nationalsozialistischen Lager. Frankfurt am Main 1996.
Sofsky, Wolfgang: Die Ordnung des Terrors – Das Konzentrationslager, Frankfurt a.M. 1993.
Zdislaw Ryn, Stanislaw Klodzinski: Smierc i umiranie w obozie koncentracyjnym (Tod und Sterben im Konzentrationslager), in: Przeglad Lekarski – Oswiecim Nr. 1-3/1982, S. 56-90.
Sowie die Themenseite „Konzentrationslager“ des Bundesarchivs
Anmerkungen
1Nach Wolfgang Sofsky: Die Ordnung des Terrors – Das Konzentrationslager, Frankfurt a.M. 1993.
2Zdislaw Ryn, Stanislaw Klodzinski: Smierc i umiranie w obozie koncentracyjnym (Tod und Sterben im Konzentrationslager), in: Przeglad Lekarski – Oswiecim Nr. 1-3/1982, S. 56-90.
Liste wichtiger nationalsozialistischer Konzentrationslager
KZ Stutthof | KZ Ebensee | KZ Dachau | KZ Buchenwald | KZ Sachsenhausen | KZ Neuengamme | KZ Flossenbürg | KZ Groß-Rosen | KZ Mauthausen | KZ Ravensbrück | KZ Stutthof | KZ Bergen-Belsen | KZ Natzweiler-Struthof | KZ Auschwitz-Birkenau | KZ Hinzert | KZ Mittelbau-Dora | KZ Majdanek (Vernichtungslager) | KZ Moringen | KZ Sachsenburg | KZ Sobibor (Vernichtungslager) | KZ Chelmno (Vernichtungslager) | KZ Treblinka (Vernichtungslager) |
KZ Belzec (Vernichtungslager) | KZ Niederhagen | KZ Lichtenburg | KZ Breitenau | KZ Bad Sulza