Das Konzentrationslager Mauthausen in Österreich steht als düsteres Mahnmal der nationalsozialistischen Herrschaft im Zweiten Weltkrieg. Heute offenbart die Gedenkstätte die schreckliche Realität des Holocaust, bei dem mehr als 100.000 Insassen aus über 30 Nationen das Lager nicht überlebten.
Im August 1938 errichtet, avancierte das Konzentrationslager Mauthausen rasch zu einem der größten im Deutschen Reich. Ursprünglich für kriminelle Personen konzipiert, wurden die Häftlinge zur Zwangsarbeit in den nahegelegenen Granitsteinbrüchen gezwungen. Im Laufe der Zeit wurde das KL erweitert und verfügte bald über mehrere Außenlager in ganz Österreich.
Während des Zweiten Weltkriegs unterhielt das KZ Mauthausen mehrere Außenstellen, sogenannte Lagerkommandos. Diese waren überwiegend in Österreich und den besetzten Gebieten angesiedelt und eng mit der Rüstungsproduktion sowie mit militärischen Aktivitäten verbunden.
Gusen I und Gusen II entwickelten sich von ursprünglichen Außenlagern zu eigenständigen Konzentrationslagern. Gusen I wurde 1940 eröffnet, gefolgt von Gusen II im Jahr 1944. Das Lagerkommando Ebensee, welches im November 1943 eröffnet wurde, diente wiederum insbesondere der Rüstungsproduktion in unterirdischen Tunneln. Weitere bedeutende Außenlager waren in Melk, Linz, Wiener-Neudorf und Steyr-Münichholz angesiedelt.
Das Konzentrationslager Mauthausen wurde nicht vor der Zivilbevölkerung verheimlicht. Die Menschen in der Nähe des Lagers waren sich des Ortes bewusst. Sie sahen die Fußmärsche der neuen Häftlinge, von denen viele den Marsch nicht überlebten. Historische Aufzeichnungen belegen, dass die umliegende Bevölkerung flüchtige Häftlinge, die es schafften zu entkommen, oftmals an die SS meldete.
Der Alltag der Insassen im KZ Mauthausen war geprägt von Zwangsarbeit, Gewalt, Angst und Entbehrungen. Besonders die schwere körperliche Arbeit und unzureichende Ernährung machten den Gefangenen zu schaffen. Einigen Insassen wurde aufgetragen, bis zu 80 kg schwere Granitblöcke zu transportieren. Ohne angemessene Ausrüstung kam es zu häufigen Unfällen, die oft tödlich endeten. Gleichzeitig lebten die Insassen unter prekären hygienischen Verhältnissen in Baracken. Ansteckende und chronische Krankheiten breiteten sich leicht aus. Viele Überlebende litten auch Jahre nach der Befreiung unter Folgeerkrankungen wie Tuberkulose.
Das Lager beherbergte eine vielfältige Gruppe von Insassen. Neben Gegnern des Nationalsozialismus aus verschiedenen besetzten Ländern wurden auch Juden, sowjetische Kriegsgefangene und österreichische Widerstandskämpfer festgehalten. Die willkürlichen Inhaftierungen betrafen zudem Menschen mit abweichender Sexualität oder religiöser Ausrichtung. Obwohl Männer als Insassen dominierten, waren auch Frauen, Kinder und Jugendliche in beträchtlicher Zahl im Konzentrationslager vertreten. Den Insassen wurden sämtliche persönliche Gegenstände entzogen, die Haare abgeschnitten und sie mussten Uniform tragen, ohne Jacken oder festes Schuhwerk. Gewalt, Misshandlungen und Disziplinarmaßnahmen prägten den Alltag. Arbeitsunfähige Häftlinge hatten keine Überlebenschance.
In Mauthausen war nichts dem Zufall überlassen. Um den Schrecken aufrechtzuerhalten, setzte die SS auf sogenannte Funktionshäftlinge. Diese Häftlinge, unter den Insassen auch als Kapos bekannt, erhielten gewisse Privilegien. Im Gegenzug dafür waren sie jedoch gezwungen, den Befehlen der SS bedingungslos zu folgen. Eine schmerzhafte Ambivalenz zwischen Vorrecht und Unterwürfigkeit.
Unter der Maske der Kollaboration versteckten einige der Funktionshäftlinge jedoch auch Menschlichkeit. In ihrer heimlichen Rolle als Beschützer versuchten sie, die unmenschlichen Bedingungen für ihre Mitgefangenen zu mildern. In den finsteren Ecken wo Solidarität als Widerstand galt, wagten es diese heimlichen Helden, gegen die Grausamkeiten vorzugehen. Dabei riskierten diese stillen Widerstandskämpfer täglich ihr eigenes Überleben, um die Last ihrer Mitgefangenen zu erleichtern, sei es durch das Teilen von Lebensmitteln oder durch Warnungen vor drohenden Gefahren.
Ab dem Jahr 1944 setzte die SS auf gezielte Räumungsaktionen, die sich für unzählige Häftlinge als tödlich entpuppten. In einem makabren Schauspiel wurden nicht marschfähige Gefangene systematisch erschossen, während die SS versuchte, ihre Spuren zu verwischen. Das Ziel dieser Märsche war vielfach Mauthausen. Etwa 25.000 geschwächte und gebrochene Häftlinge wurden aus anderen Konzentrationslagern überstellt, wodurch es zu einer massiven Überlastung der ohnehin schon überfüllten Lagerkapazitäten kam. Das Lager platzte förmlich aus allen Nähten und das Massensterben erreichte seinen traurigen Höhepunkt. Bis zur Befreiung im Jahr 1945 durch die Alliierten war Mauthausen daher von Chaos und zunehmenden Leid geprägt. Die Unterernährung, die brutalen Bedingungen und die Vernachlässigungen erreichten zu dieser Zeit einen grausamen Höhepunkt.
Am 5. Mai 1945 durchbrachen US-Truppen unter der Führung von Generaloberst George S. Patton die Mauern von Mauthausen. Das laute Dröhnen der Panzer und das Knirschen der schweren Tore markierten einen Wendepunkt für die gepeinigten Menschen. Als die Alliierten das Areal betraten, bot sich ihnen ein Bild des Grauens, das selbst erfahrene Soldaten in ihren Grundfesten erschütterte. Das Szenario, das sich den Befreiern darbot, war verstörend. Tausende Insassen, zutiefst gezeichnet von den schrecklichen Erfahrungen, standen am Rande des Verhungerns, geschwächt durch jahrelange Zwangsarbeit, medizinische Experimente und Misshandlungen. Die physischen und psychischen Wunden, die sie davongetragen hatten, waren Zeugnisse der Brutalität, die im Herzen des nationalsozialistischen Terrors existierte.
Das Datum der Befreiung von Mauthausen markierte nicht nur das Ende der körperlichen Gefangenschaft, sondern auch den Beginn einer langen Reise der Heilung für diejenigen, die das Unvorstellbare erlebt hatten. Es war ein Akt der Barmherzigkeit in einer Zeit, die von Grausamkeit und Unmenschlichkeit geprägt war und gleichzeitig der Startpunkt für die Aufarbeitung der begangenen Gräueltaten.
Die im KZ Mauthausen begangenen Verbrechen gehören zu den schrecklichsten Gräueltaten der NS-Ära. Die Verantwortung liegt bei den nationalsozialistischen Führungspersonen, dem SS-Personal und den Lagerwächtern. Im Anschluss an die Befreiung Mauthausens im Jahr 1945 begann daher der juristische Aufarbeitungsprozess. Die Verantwortlichen wurden vor Gericht gestellt, um für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen zu werden. Dieser Schritt in Richtung Gerechtigkeit war nicht zuletzt den mutigen Bemühungen von Francisco Boix zu verdanken, einem spanischen Fotografen, der einst selbst inhaftiert war.
Boix gelang es, Tausende von Fotos aus dem Lager zu schmuggeln, die nicht nur die Taten der SS dokumentierten, sondern auch die Gesichter derjenigen, die sie begangen hatten. Diese Bilder dienten als entscheidende Beweismittel in den Gerichtsverfahren gegen die Täter von Mauthausen. Boix‘ heroischer Beitrag ebnete jedoch nicht nur den Weg für die Verurteilung der Schuldigen, sondern hinterließ auch eine visuelle Chronik des Grauens für die Nachwelt.
Die Gedenkstätte in Mauthausen erlaubt heute einen beklemmenden Einblick in die Schrecken der NS-Herrschaft. Todesstiege und Gaskammer sind zugänglich und das Mahnmal zeigt Fotos und Ausstellungsstücke. Die Überreste sind ein bewusstes Erinnerungszeichen, das die Schrecken authentisch vor Augen führt. So ist Mauthausen heutzutage nicht nur Ort des Gedenkens, sondern auch ein Ort der Bildung, um die Geschichte lebendig zu halten und die Erinnerung zu bewahren. Pädagogische Programme bieten die Möglichkeit, mehr über die Hintergründe der Verbrechen und die Bedeutung von Toleranz und Menschenrechten zu erfahren. Ein Ort der Reflexion und des Engagements für eine bessere Zukunft.
Literatur
Hans Maršálek: Mauthausen mahnt! Kampf hinter Stacheldraht. Tatsachen, Dokumente und Berichte über das größte Hitler’sche Vernichtungslager in Österreich. Hrsg. vom Mauthausen-Komitee des Bundesverbandes der österreichischen KZler und politisch Verfolgten. Wien 1950.
Hans Maršálek: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Dokumentation. 4. Auflage. 2006.
Gerhard Botz, Alexander Prenninger, Regina Fritz, Heinrich Berger (Hrsg.): Mauthausen und die nationalsozialistische Expansions- und Verfolgungspolitik. Böhlau, Wien u. a. 2021.
Alexander Prenninger, Regina Fritz, Gerhard Botz, Melanie Dejnega (Hrsg.): Deportiert nach Mauthausen. Böhlau, Wien u. a. 2021.
Österreichische Lagergemeinschaft Mauthausen, Hans Maršálek, Kurt Hacker (Hrsg.): Kurzgeschichte des Konzentrationslager Mauthausen und seiner drei größten Nebenlager Gusen, Ebensee, Melk. Wien 1995.
Website der Gedenkstätte