In den Jahren 1938/39 wurde die Anlage auf dem Gelände der heutigen Stadt Fürstenberg an der Havel errichtet. Der Lagerkomplex umfasste auch das unweit gelegene Männerlager, Industrieanlagen sowie das für Mädchen und junge Frauen errichtete Konzentrationslager Uckermark. Während des Zweiten Weltkrieges entstanden 45 Außenlager. So verrichteten in Eberswalde, Velten, Bad Belzig oder Grüneberg Männer und Frauen Zwangsarbeit für die Kriegsproduktion.
Im Mai 1939 wurden die ersten Häftlinge aus dem Konzentrationslager Lichtenburg nach Ravensbrück gebracht. Es handelte sich dabei um etwa 900 Frauen. Einen Monat später wurden 440 Sinti und Roma aus dem Burgenland dorthin deportiert. Darunter befanden sich auch Kinder. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden auch Frauen aus den besetzten polnischen Gebieten hierher gebracht. Im Dezember 1939 waren 4.200 Inhaftierte registriert. Diese verteilten sich auf 16 Baracken.
Bis zum April 1941 wuchs die Anzahl der Häftlinge im KZ Ravensbrück auf knapp 8.000 an. Während dieser Zeit sind 143 Erschießungen dokumentiert. Diesen fielen wahllos polnische Frauen und Mädchen zum Opfer. Während Anfang der 1940er Jahre vermehrt Insassen an umliegende Gärtnereien oder zu Straßenbauarbeiten herangezogen wurden, rückte ab 1942 die Kriegswirtschaft vermehrt ins Blickfeld.
Ab Juni 1942 wurden in unmittelbarer Nähe des Konzentrationslagers Fertigungsbaracken für die Rüstungsindustrie erbaut. Unter Federführung der Firma Siemens & Halske entstand das Siemenslager. Der Industriekomplex schloss das Werner Werk für Fernsprechgeräte, Radio und Messgeräte ein. Die Arbeit erfolgte in zwei Schichten. Am Wochenende war arbeitsfrei, da das Unternehmen auch zivile Arbeitskräfte aus Brandenburg und Mecklenburg beschäftigte.
Der Einsatz der Häftlinge wurde vom SS-Wirtschaftsverwaltungsamt, kurz WVHA, koordiniert. Als durchschnittliche Arbeitsfähigkeit der Inhaftierten wurden drei Monate angesehen. Anschließend wurden die entkräfteten Menschen getötet. Damit Arbeitswege eingespart werden konnten, entstanden neben verschiedenen Rüstungsbetrieben weiteren Außenlager.
Die SS-Ärzte unternahmen ab August 1942 vermehrt medizinische Experimente an gesunden Frauen. Das in Berlin ansässige Reichssicherheitshauptamt erließ den Befehl, die Einrichtung von Juden zu säubern. Daraufhin wurden im Oktober 1942 mehr als 600 jüdische Frauen nach Auschwitz deportiert. Gleichzeitig gelangten weitere Transporte mit jüdischen Frauen hierher, wonach sich die von Himmler geforderte „Judenfreiheit“ nicht umsetzen ließ.
Nachdem Reichsarzt Ernst-Robert Grawitz im September 1942 dem KZ einen Besuch abgestattet hatte, erließ er den Befehl, den Insassen Schussverletzungen zuzufügen. Bei einer weiteren Versuchsreihe wurden 24 polnischen Insassen bestehende Wunden mit Gasbrand-Erregern infiziert. Drei Frauen starben an den hervorgerufenen Infektionen. Im Dezember 1942 waren im Konzentrationslager Ravensbrück 10.800 Gefangene untergebracht.
Im Jahre 1944 stieß das Konzentrationslager Ravensbrück einmal mehr an seine Grenzen. In das ohnehin überfüllte Lager kamen weitere Häftlinge aus geräumten und evakuierten Haftanstalten des Deutschen Reiches und aus den besetzten Gebieten.
Aufgrund der Überfüllung der Baracken wurde im November ein zusätzliches Zelt aufgestellt. Dort pferchte man mehrere Tausend Häftlinge hinein. Das Zelt wurde zwischen den Blöcken 24 und 26 aufgebaut und besaß eine Länge von etwa 50 Metern. Trotz des beginnenden Winters gab es anfänglich nur etwas Stroh auf dem kalten Boden. Im Februar des Folgejahres sollen dreistöckige Betten aufgestellt worden sein. Viele Frauen und Kinder fanden im Winter 1944/45 in dieser dürftigen Notunterkunft den Tod.
Die Situation spitzte sich weiter zu, als der Warschauer Aufstand niedergeschlagen wurde und 12.000 Frauen und Mädchen aus Polen ins Lager deportiert wurden. Im Gegenzug wurden 1944 etwa 70.000 Insassen zur Zwangsarbeit in andere Lage überstellt.
Der Industriehof des Konzentrationslagers bestand im Jahre 1944 aus mehreren Schneidereien, einer Schuhmacherwerkstatt, Weberei und Spinnerei, einer Kürschnerei, einer Rohrmattenflechterei und einem Verwaltungstrakt und befand sich in ständigem Ausbau. Im Oktober 1944 soll Himmler Lagerkommandant Suhren befohlen haben, dass im Lager rückwirkend auf sechs Monate pro Monat 2.000 Insassen zu sterben hatten.
Die größte Solidaritätsaktion der Insassen des KZ ereignete sich Weihnachten 1944. Mit Erlaubnis des Lagerkommandanten organisierten die Insassen für die zirka 400 im Lager untergebrachten Kinder eine Weihnachtsfeier.
Im Januar 1945 waren im KZ Ravensbrück und den angeschlossenen Außenlagern etwa 46.100 Frauen und mehr als 7.800 Männer registriert. Auf der Fläche eines halben Quadratkilometers waren etwa 25.000 Häftlinge untergebracht. Im Februar kamen weitere 11.000 Insassen aus geräumten Lagern und Außenstätten dazu. Ende Januar 1945 wurden mehr als 2.000 Frauen aus Auschwitz evakuiert. Diese gelangten auf Umwegen wegen Überfüllung anderer Lager nach hierher. Dabei mussten die Frauen und Kinder etwa 300 Kilometer bei Dauerfrost zu Fuß zurücklegen.
In den letzten Kriegsmonaten war die Situation unerträglich geworden. Es wird berichtet, dass sich bis zu sechs Frauen ein Bett teilen mussten. Das angeschlossene Jugend-KZ Uckermark wurde geräumt und diente ab Januar 1945 als Sterbelager.
Ende Februar erließ Reichsführer Himmler den Befehl, alle kranken und marschunfähigen Insassinnen zu töten. Daraufhin wurde ein Richtplatz angelegt und eine provisorische Gaskammer erbaut. Bis Ende März 1945 fanden dort etwa 2.400 Häftlinge den Tod.
Als sich die Front ab Ende April unaufhaltsam näherte, räumte die SS das Konzentrationslager und schickte die weiblichen Häftlinge auf einen Todesmarsch. Etwa 3.000 Menschen blieben auf dem Gelände zurück, darunter schwerkranke Insassen und Pflegepersonal. Am 30. April 1945 wurden die verbliebenen Insassen von sowjetischen Truppen befreit. Dabei soll es auch zu Vergewaltigungen gekommen sein. Die auf dem Todesmarsch befindlichen ehemaligen Häftlinge wurden bis Anfang Mai 1945 von sowjetischen Truppen eingeholt und ebenfalls befreit.
Zwischen den Jahren 1939 und 1945 wurden im KZ Ravensbrück und dem Konzentrations- und späteren Vernichtungslager Uckermark 132.000 Frauen und Kinder, 20.000 männliche Insassen und etwa 1.000 Jugendliche registriert. Dabei handelte es sich um Menschen aus 40 verschiedenen Ländern und Volksgruppen. Hier waren etwa 15.000 Juden und zirka 4.000 Sinti und Roma inhaftiert. Für die Bewachung waren zirka 1.000 SS-Kräfte und über 500 Aufseherinnen zuständig.
Es wird davon ausgegangen, dass hier 28.000 Insassen ums Leben kamen. Im Gedenkbuch der Opfer werden im Zeitraum von 1939 bis 1945 die Namen von 13.161 Frauen, Männern und Kindern aufgeführt.
Als sich die Rote Armee dem Gelände näherte, wurden zahllose Gefangene getötet, um möglichst wenig Zeugen zurückzulassen. Laut britischen Schätzungen sollen beinahe 92.000 Frauen gestorben, vergast oder ermordet worden sein. Diese Zahlen wurden später durch verbesserte Quellen auf 25.000 bis 40.000 korrigiert. Seit dem Jahre 2008 werden 28.000 Opfer als offizielle Zahl genannt. Dabei finden allerdings die Opfer der Todesmärsche keine Berücksichtigung.
Seit dem Jahre 1959 existiert auf dem ehemaligen Lagergelände die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Die kleinste der als Nationale Mahn- und Gedenkstätte auf dem Areal der früheren DDR geplante Anlage umfasst eine Fläche von 3,5 Hektar. Bis 1993 richtet sich der Fokus auf das Gedenken an auf Grund der politischen Einstellung inhaftierten antifaschistischen Widerstandskämpfer.
Die Architekten bezogen mit dem Krematorium und den früheren Lagergefängnis auch außerhalb der Lagermauern gelegene Areale mit ein. Vor der westlichen Mauer des Lagers wurde 1959 ein Massengrab angelegt. Als Mittelpunkt der Anlage und zugleich Wahrzeichen gilt die von Will Lammert geschaffene Bronzeskulptur „Tragende“.
Auf dem eigentlichen Areal des Lagers bezog die sowjetische Armee zwischen 1945 und 1993 Stellung. Zunächst diente das Gelände als Repatriierungslager. Später wurde das frühere Konzentrationslager als Kaserne betrieben. Aus diesem Grund konnte das Lagerareal bis 1993 nicht von der Öffentlichkeit besucht werden. Auch Gedenkveranstaltungen an historischer Stelle waren nicht möglich.
Im Jahre 1993 wurde die Mahnstätte von der nach der deutschen Wiedervereinigung gegründeten Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten übernommen. Anlässlich des 50. Jahrestages der Befreiung konnte 1995 mit dem Eingangsbereich des früheren Areals der erste historische Teilabschnitt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Seit April 2013 kann die Dauerausstellung „Das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück – Geschichte und Erinnerung“ besucht werden.
Literatur
Helga Schwarz, Gerda Szepansky (Hrsg.): … und dennoch blühten Blumen. Frauen-KZ Rvbsbr. Dokumente, Berichte, Gedichte und Zeichnungen vom Lageralltag 1939–1945. Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung, Potsdam 2000, (politische-bildung-brandenburg.de [PDF; 1,6 MB]).
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück: Gedenkbuch für die Opfer des Konzentrationslagers Rvbsbr 1939-945.Wissenschaftliche Leitung: Bärbel Schindler-Saefkow, Monika Schnell, Metropol Verlag 2005.
Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 4: Flossenbürg, Mauthausen, Rvbsbr. C. H. Beck, München 2006, Konzentrationslager Ravensbrück, S. 471–608.
Alyn Beßmann, Insa Eschebach (Hrsg.): Das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. Geschichte und Erinnerung. Ausstellungskatalog (= Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Band 41). Metropol, Berlin 2013.