A. Einleitung
Nachdem Adolf Hitler Ende Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde und die NSDAP einen großen Sieg bei der Reichstagswahl im März 1933 verzeichnen konnte[1], stieg auch die Zahl der Mitglieder* der österreichischen NSDAP. Der österreichische Bundeskanzler Engelbert Dollfuß sah darin sein austrofaschistisches Regime gefährdet und verhing am 19. Juni 1933 ein Betätigungsverbot für die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Österreich[2], welches viele österreichische Nationalsozialisten zum Anlass nahmen in das Deutsche Reich zu flüchten. Dort wurden die Österreicher zunächst in Bayern stationiert, ausgebildet und ausgerüstet. Nach dem gescheiterten Juliputsch 1934 wurden Legionslager im nördlichen Reichsgebiet errichtet, darunter auch im Bocholter Stadtwald.
Die Österreicher waren aber nicht überall gerne gesehen und daher wurden Konflikte mit der hiesigen Bevölkerung unausweichlich. Wie es zu diesen Konflikten gekommen ist, soll in dieser Bachelorthesis dargestellt werden. Dabei soll vor allem aufgezeigt werden, in welchem politischen und historischen Kontext die Legion entstanden ist, warum sich die Österreichische Legion überwiegend in Deutschland aufgehalten hat und welche Rolle die Legionäre in der damaligen Gesellschaft einnahmen.
Eine herausragende Bedeutung hat in diesem Zusammenhang das Selbstverständnis der Legionäre, welches umfassend erläutert werden muss, um die gesetzeswidrigen Handlungen der Legionäre nachvollziehen und einordnen zu können. Von besonderem Interesse ist dabei die Frage wie es aus einer sicherheitspolitischen Perspektive möglich war, dass eine ausländische paramilitärische Einheit in fremdem Territorium stationiert war und scheinbar unbegrenzte Handlungsfreiheit genoss.
Wie Aufzeichnungen belegen, war die Legion eine große Herausforderung für die lokale Gesellschaft und damit verbunden ebenfalls für die Sicherheitspolitik. Würde sich ein solches Szenario in der heutigen Zeit vorgestellt, wäre dies unmöglich, der folgende Vergleich zu aktuellen Organisationen, wird dies herausstellen.
Ausschließlich die Polizei des Bundes, die Polizeien der Länder, der Zoll und in Ausnahmefällen auch die Bundeswehr üben die staatliche Waffengewalt in Deutschland aus. Eine Österreichische Legion würde in diesem Zusammenhang eine erhebliche Diskrepanz darstellen. Zusätzlich unterliefe dies den Grundgedanken eines Rechtsstaates und der damit verbundenen Staatsgewalt. Dieser zentralen Fragestellung nachgeordnet ist zusätzlich die Frage, welches Selbstverständnis die Legionäre von sich hatten und wie diese von der allgemeinen Bevölkerung wahrgenommen wurden. Darüber hinaus gilt es die Frage zu klären, wie sich derart viel Aggression innerhalb der Legionäre ansammeln konnte, sodass diese gegen die Bevölkerung entladen wurde.
Der nachfolgenden Arbeit wird daher die Arbeitshypothese zugrunde liegen, dass die Legion in Deutschland nur geduldet wurde, da es sich bei ihren Legionären um Mitglieder der österreichischen NSDAP handelte und Hitler dementsprechend Handlungsbedarf für seine „österreichischen Kameraden“ bzw. eine Pflicht zur Aufnahme in Deutschland sah, nachdem die Partei in Österreich verboten wurde. Darüber hinaus ist es naheliegend, dass von Seiten der nationalsozialistischen Führung eine Einbindung der Legionäre in die hiesige Bevölkerung nicht gewünscht war, weshalb eine Stationierung in eigens installierten Lagern erfolgte. Zusätzlich erscheint es angesichts steigender Konflikte mit der deutschen Bevölkerung gar so, als würde Hitler die Österreicher lediglich aushalten wollen, bis es zum „Anschluss“ Österreichs kommen würde und die Legionäre in ihre Heimat zurückkehren könnten. Kurzfristig wurde kaum Bedarf zur Konfliktprävention bzw. für entsprechende Sanktionen gesehen. Weitergehend könnte eine Erklärung für die Aggressionen der Legionäre gegenüber der Zivilbevölkerung sein, dass diese schlichtweg frustriert waren, da sie mehr oder minder zwangsweise im Deutschen Reich „Asyl“ suchen mussten. Verbunden mit ihrem besonderen Selbstverständnis, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Aggressionen entladen würden.
B. Aktueller Forschungsstand
Bezüglich der Österreichischen Legion ist der Stand der Wissenschaft übersichtlich. Einschlägige Literatur mit konkretem Fokus auf die Legion wurden von Hans Schafranek, Michael Holzmann, Kurt Bauer und Marius Lange verfasst. Während die Ausarbeitungen von Schafranek, Holzmann und Bauer das Phänomen der Legion ganzheitlich betrachten, verfasste Lange mit seiner Dissertation 2021 einen bedeutenden Beitrag zur Legion im Münsterland. Wie Lange bereits feststellte, war die ganzheitliche Betrachtung der Ausarbeitungen von Schafranek, Holzmann und Bauer zwangsläufig, da sie die ersten Werke zur Legion vor dem Einfall des Dritten Reichs in Österreich verfassten.[3] Somit erschien es ihm als notwendig die Legion in eine regionale Betrachtung einzubeziehen und dabei die Konflikte mit der Bevölkerung und den lokalen NS-Instanzen zu verdeutlichen.[4] Dabei war es sein Anspruch insbesondere regionale Quellen der beteiligten Personen und Institutionen in seine Arbeit einzupflegen. Dementsprechend basieren seine Ausarbeitungen auf einer umfassenden Quellenbasis aus dem Bundesarchiv Berlin, dem Landesarchiv Nordrhein-Westfalen und diversen Stadt-, Kreis- und Kirchenarchiven[5], sodass die Dissertation von Lange für die Thematik besonders mit Blick auf das Münsterland und Bocholt den größten Quellenwert bietet.
Trotz der umfänglichen Ergänzungen Langes zur Thematik erscheint eine weiterführende Bearbeitung im Rahmen der vorliegenden Thesis als sinnhaft. Jedoch versteht sich diese Arbeit nicht als eine historische Ergänzung der vorangegangenen Veröffentlichungen, vielmehr soll die Historie der Legion in Bocholt zusammenfassend dargestellt werden und um weitere Aspekte, insbesondere aus einer sicherheitspolitischen und staatsrechtlichen Perspektive ergänzt werden. Ein öffentlicher Diskurs zu der Thematik ist lokal an den jeweiligen Legionsstandorten gegeben. Dort setzt sich die hiesige Bevölkerung zunehmend mit der Thematik auseinander.[6] Mit Blick auf Bocholt wird versucht die Thematik weiter in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Auf dem ehemaligen Lagergelände wurden Tafeln ihrer Geschichte installiert und es werden kostenlose Führungen angeboten, die die Österreichische Legion in Bocholt näherbringen sollen.[7] Somit wird in Bocholt aktiv versucht, die lokale Bevölkerung auf die Geschichte der Stadt hinsichtlich der Österreichischen Legion aufmerksam zu machen.
C. Historischer Kontext
Der eigentlichen Gründung der Österreichischen Legion sind komplexe bilaterale Konflikte insbesondere zwischen Österreich und dem Deutschen Reich vorgeschaltet. Somit müssen zunächst diese Konflikte, sowie der geschichtliche Rahmen vorweg darlegt werden, um die Gründung der Österreichischen Legion nachvollziehen zu können. Die massenhaften Flüchtlingsbewegungen 1933 und die nachfolgende Gründung der Legion sind kein in sich geschlossenes Ereignis und bedürfen daher einer historischen Einordnung.
Als erstes Glied in einer Reihe von Verkettungen, die schlussendlich in der Gründung der Legion münden sollten, steht die sogenannte „Machtergreifung“ Hitlers. In der Rhetorik der Nationalsozialisten noch „Machtübernahme“ genannt, um keine Zweifel an der Legalität des Prozesses entstehen zu lassen[8], kann heute zweifelsfrei, angesichts der nachfolgenden historischen Ereignisse, von einer „Machtergreifung“ Hitlers gesprochen werden.[9]
Am 30. Januar 1933 legte Hitler unter dem amtierenden Reichspräsidenten Paul von Hindenburg seinen Eid auf die Weimarer Verfassung ab und wurde damit zum neuen Reichskanzler ernannt.[10] Die Ernennung Hitlers wird als einer der zentralen Gründe angeführt, weshalb die NSDAP bei den nachfolgenden Reichstagswahlen am 05. März 1933 den höchsten Stimmenanteil in der gesamten Parteigeschichte einfuhr[11] – sofern man lediglich die Ergebnisse einbezieht, welche die Partei in demokratischen Wahlen erzielte.[12] Dieser Erfolg für Hitler und seine NSDAP schlug sich auch in seinem deutschsprachigen Nachbarland nieder, „in den 18 Monaten, die Hitlers Machtantritt folgten, verdoppelte sich die Mitgliederzahl seiner Parteigenossen in Österreich“[13] und dies trotz des bereits am 19. Juni 1933 verhangenen Betätigungsverbots für die österreichische Partei.[14]
Am 04. März 1933 hatte der damalige Bundeskanzler Österreichs, Engelbert Dollfuß, ein Verfahren in Gang gesetzt, was rückblickend als die „Selbstausschaltung des Parlaments“ bekannt werden sollte. Demnach gelang es Dollfuß eine aus heutiger Sicht eingetretene Geschäftsordnungskrise im österreichischen Nationalrat auszunutzen. Dies gab Dollfuß und seinem Justizminister, Kurt Schuschnigg, die Möglichkeit einen juristischen Staatsstreich durchzuführen und mündete schlussendlich in der Demontierung der parlamentarischen Demokratie und der Überführung Österreichs in eine halb-faschistische Diktatur unter der Christsozialen Partei mit einem parlamentarischen System nach dem berufsständischen Vorbild. Mit Unterstützung der Heimwehren – paramilitärische Verbände – gelang es Dollfuß so die übrigen Parteien samt ihrer Amtsträger von der politischen Bildfläche verschwinden zu lassen.[15]
Dieses Unterfangen sollte jedoch nicht ohne Reaktion der restlichen Bevölkerung und insbesondere der politischen Gegner Dollfuß‘ bleiben. So waren es schließlich die österreichischen Nationalsozialisten, welche „auf Neuwahlen pochten und eine Regierungsbeteiligung forderten, um Österreich letztlich ‚gleichzuschalten‘“[16]. Die Nationalsozialisten wussten die Ablehnung der Dollfuß’schen Regierung zu nutzen. Wie Lange aus Quellen des Bocholter Stadtarchivs feststellte, würdigte Fritz Albrecht noch 50 Jahre nach den Geschehnissen die außergewöhnliche Mobilisierungskraft der damaligen Zeit.[17] Die NSDAP Österreich schlug zum offenen Kampf los, um eine Neuwahl zu erzwingen. So wurden zunächst recht friedlich Flugblätter gegen die Regierung verteilt, diese wurden abgelöst von Hackenkreuzschmierereien an Schornsteinen, Kirchtürmen und Felswänden. Im Rahmen dessen sind die Nationalsozialisten in Kirchen eingedrungen und haben Hackenkreuzfahnen auf deren Türmen gehisst.[18] Es zeigt sich bereits eine Abneigung gegenüber der Kirche und ihren Einrichtungen, welche sich später auch im Münsterland niederschlagen sollte. Bei solchen vergleichsweise harmlosen Protestaktionen blieb es nicht. So spricht Schafranek von „eine[r] beispiellose[n] Terror- und Anschlagswelle […], in die auch zahlreiche spätere Angehörige der Österreichischen Legion involviert waren“[19], die das Land und die Regierung heimsuchte. Am 19. Juni 1933 versuchte Dollfuß den Aktionen entschlossen entgegenzutreten und verhing ein Parteiverbot für die NSDAP Österreich und schob damit das gesamte Handeln ihrer Mitglieder in die Illegalität. Angesichts der Beteiligung an dem vorangegangenen Terror und der Befürchtung von Repressalien aufgrund der schlichten Mitgliedschaft in der NSDAP Österreich, sahen sich viele Nationalsozialisten gezwungen in das Deutsche Reich zu flüchten. Dort tat sich ein Auffangbecken für die Nationalsozialisten auf, welches kurze Zeit später unter dem Begriff „Österreichische Legion“ seine Bekanntheit finden sollte.[20]
Wider Erwarten hatte das Parteiverbot nicht die gewünschte Wirkung; für die Nationalsozialisten galt es nichts mehr zu verlieren, „Bombenattentate [und] Anschläge […] waren an der Tagesordnung“[21]. Dollfuß reagierte einerseits mit der Installation von „Anhaltelagern“ – Internierungslager für politische Gegner –, welche Lange als „Inbegriff des Schreckens für Nationalsozialisten, […] Sozialdemokraten und Kommunisten“[22] beschreibt. Dort war es Dollfuß möglich seine politischen Gegner verhaften zu lassen und ohne ein Gerichtsverfahren einzusperren.[23] Andererseits veranlasste Dollfuß eine Gesetzesverschärfung, nach welcher die Verübung von Terroranschlägen und der alleinige Besitz von Sprengstoff die Todesstrafe nach sich ziehen konnten.[24] Hier kann davon ausgegangen werden, dass diese Verschärfung der innerpolitischen Situation Österreichs zu einer Intensivierung der Flüchtlingsströme in das Deutsche Reich und damit in die Österreichische Legion führte.
D. Gründung und Selbstverständnis der Legion
Eine offizielle Datierung der Legionsgründung wurde nicht überliefert. In Bokischs und Zirbs‘ Ausarbeitungen findet sich eine Fotographie. Dort abgelichtet ist eine Gruppe von Legionären, welche mit einem Schild mit der Aufschrift: „100 Tage Österreichische Legion 7. Juni – 15. September“ posieren.[25] Somit scheint der 07. Juni 1933 ein mögliches Gründungsdatum zu sein. Holzmann hingegen weist auf nationalsozialistische Flüchtlinge bereits Ende Mai hin.[26]Jedoch kann davon ausgegangen werden, dass nicht mit dem Grenzübertritt des ersten österreichischen Nationalsozialisten in das Deutsche Reich, die Legion konstituiert wurde.
I. Anfänge in Bayern
Unabhängig vom Gründungsdatum der Legion ist hingegen bekannt, dass die erste Anlaufstelle für die Flüchtlinge ein SA-Heim in München war, dieses jedoch infolge der zunehmenden Flüchtlingsbewegungen schnell keine ausreichenden Unterbringungskapazitäten mehr bot. Daher fand eine erste Umstationierung der Legionäre in die Baracken des Truppenübungsplatzes Lechfeld im Landkreis Augsburg statt.[27] Dort erhielten die Legionäre eine erste paramilitärische Ausbildung, die gemäß einer Zeitzeugenaussage aus „Exerzieren, Gewehrübungen, Ausbildung in Straßenkämpfen, Werfen von Attrappen, Schießübungen mit Gewehren und Maschinenpistolen“[28] bestand. Damals noch unter der Bezeichnung „Sportschule Fischer“ sollten die Legionäre so zu einer „potenzielle[n] Bürgerkriegsarmee auf einen militärischen Einsatz in Österreich vorbereitet“[29] werden.
Gerhard Jagschitz konnte dabei zwei Zwecke identifizieren, zu denen die Legion im Sinne Hitlers genutzt werden sollte; einerseits sollte die Legion ein politisches Drohinstrument darstellen, welches Hitler gegen sein Heimatland nutzen konnte, andererseits sollten die Legionäre den illegalen SA-Untergrund in Österreich unterstützen.[30] Schafranek wiederum identifizierte insgesamt vier Funktionen. Über allem schwebte die Legion als „‚permanenter Faktor der Bedrohung und Verunsicherung‘“[31] gegenüber der österreichischen Regierung, nicht zuletzt dadurch getragen, dass die bewaffnete und militärisch ausgebildete Legion für den österreichischen SA-Untergrund eine immense psychologische Bedeutung entfaltete und sich zu einem Hoffnungsträger entwickelte. Zusätzlich half die Legion bei dem Ausbau geheimer Kommunikationsnetzwerke zwischen dem illegalen Untergrund und der österreichischen SA-Führung in München. Zuletzt waren die Legionäre ein hervorragendes Mittel, um den nationalsozialistischen Untergrund mit Waffen zu versorgen, indem Legionäre verdeckt die Grenze überschritten und dabei Waffen und Sprengmittel mit sich führten.[32] Unterdessen vermutete Holzmann eine weitere Funktion der Legionäre, die aus heutiger Sicht darin bestand, zu erkunden, wie weit man Provokationen und Zwischenfälle in Österreich zuspitzen könne, ohne in eine direkte Konfrontation mit Österreich oder weiteren Ländern Europas zu geraten.[33]
Aufgrund der innerpolitischen Situation Österreichs fand der Flüchtlingsstrom gen Norden kein Ende, so wuchs die Legion innerhalb der ersten zwei Monate nach ihrer Gründung auf insgesamt 3.500 Legionäre an.[34] Bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1938 sollte die Legion noch auf insgesamt 14.945 Mitglieder anwachsen.[35]
I. „Die schwarze Front, schlagt sie entzwei“
Abhängig davon, welcher Auffassung gefolgt wird, treffen unterschiedlich viele der zuvor angeführten Funktionen schlussendlich auf die Legion zu. Zweifelsfrei konnte jedoch das Selbstverständnis der Legionäre ermittelt werden, welches im Folgenden dargelegt wird.
„Die schwarze Front, schlagt sie entzwei“ entstammt einem Marschlied der Legionäre, welches in sich selbst einem Kampflied der SA entstammt.[36] Durch die Legionäre entsprechend umgedichtet, zeigt dies, in welcher Rolle sie sich selber sahen. Beginnend mit „Nach Österreich marschieren wir, Für Adolf Hitler kämpfen wir“ zeigt die „Befreiung“ Österreichs als oberstes Ziel der Legion, welches auch durch Gewaltanwendung erreicht werden soll. Auch die Zugehörigkeit zu Adolf Hitler und damit die Identifizierung als Nationalsozialist wird hier bekundet. Als „schwarze Front“ wurde von den Legionären die Österreichische Regierung unter Dollfuß und seiner Christsozialen Partei bezeichnet, welche gewaltsam gestürzt werden müsse. Jedoch kann diese „schwarze Front“ gleichermaßen auf die katholische Kirche und deren Milieu projiziert werden. Das Marschlied schließt mit dem Vers „Legion marschiert, Achtung! Die Straße frei!“[37]. Abschließend soll hier der Machtanspruch, den die Legionäre geltend machen wollen, manifestiert werden; als wären sie in der Lage über den Gegner hinweg marschieren zu können.[38] Diese Gesinnung sollte sich folglich auch in Bocholt niederschlagen. Lange macht zusätzlich darauf aufmerksam, dass der Liedtext nicht dazu verleiten soll, zu denken, dass die Legionäre sich selbst als skrupellose Unruhestifter sahen. Vielmehr beanspruchten sie die Rolle der selbstlosen Befreiungskämpfer.[39]
Auch Bokischs und Zirbs‘ Ausarbeitungen ist ein deutlich positiveres Bild der Legionäre zu entnehmen. Rückblickend hätten diese fünf Jahre für die Befreiung der Heimat „von Knechtschaft und volksfremder Schergenmacht“[40] gekämpft. Ein weiterer Legionär fasste zusammen; für ihn waren die Legionäre „junge Menschen, welche hoher Ideale wegen ihre Heimat verlassen mußten“[41]. Somit ist hier erneut eine Glorifizierung des eigenen Handelns erkennbar.
Dollfuß sah angesichts der Intensivierung von Ausschreitungen in Österreich nur noch die Verschärfung von Strafen, bis hin zur Verhängung der Todesstrafe, als einzig geeignetes Mittel der Abschreckung. Aus heutiger Perspektive zeigt sich, dass er damit den Legionären in die Karten gespielt hat. So beschreibt es Lange als ein Leichtes für die Legionäre, sich aufgrund der erheblich angehobenen Strafen als Opfer des Austrofaschismus darzustellen. Die politische Emigration sei aufgrund des Parteiverbots erzwungen worden und viele Legionäre mussten das Land und damit verbunden Freunde und Familie, sowie Eigentum zurücklassen. Dem gegenüber hält Lange die Tatsache, dass viele Legionäre keiner tatsächlichen Verfolgung ausgesetzt waren und die Emigration in das Deutsche Reich lediglich aus wirtschaftlichen Gründen erfolgte.[42] Jagschitz widerspricht; nach seinen Untersuchungen sollen lediglich zehn Prozent der Legionäre wirtschaftliche Fluchtmotive bewegt haben.[43] Bauer pflichtet Lange bei, für ihn hatten viele der Legionäre wirtschaftliche Interessen im Sinn, als sie den Weg gen Nazideutschland antraten. Sie begingen – selbst im Kontext der damaligen Zeit – leichte Vergehen, um so ein Argument für eine Emigration in das Deutsche Reich und damit in ein besseres Leben zu haben.[44]
Lange stellte ebenfalls fest, dass der bestehende Opfermythos, den die SA aufgebaut hatte, auch von der Österreichischen Legion genutzt wurde, waren ihre Legionäre doch zugleich SA-Männer.[45] Zuletzt kann herausgestellt werden, dass der parallele Kampf der Sozialdemokraten und ihre eigenen Putschversuche gegen die Dollfuß‘sche Regierung – waren sie doch eigentlich politische Feinde der NSDAP – zugleich den österreichischen SA-Untergrund, sowie ihre Legionäre darin beschwichtigten den Kampf gegen den Austrofaschismus als legitimen Widerstand anzusehen. Sie sahen sich in ihrer Opferrolle bestätigt, handelte es sich bei ihnen in Wahrheit um Täter.[46]
E. Der Juliputsch und das „Hilfswerk Nord-West“
„Die nationalsozialistische Dynamik der Jahre 1933/34 mündete schließlich in einem gewalttätigen Ausbruch: dem Putschversuch vom 25. Juli 1934“[47]. Nach dem Vorbild des Hitler-Ludendorff-Putsches im November 1923 beabsichtigten nun die österreichischen Nationalsozialisten eine gewaltsame Machtergreifung und die Beseitigung des austrofaschistischen Dollfuß Regimes.[48]
An besagtem Tag versammelte sich die Wiener Standarte der Schutzstaffel[49], rüstete sich mit Waffen aus und kostümierte sich als Soldaten des österreichischen Bundesheeres und Polizisten.[50] Ziel war es, dass österreichische Bundeskanzleramt zu besetzen und die dortige Regierung während einer Ministerratssitzung unter Arrest zu stellen. So sollte eine neue Regierung unter Anton Rintelen eingesetzt werden, welcher dem Nationalsozialismus deutlich positiver gegenüberstehen würde, um einen „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich einleiten zu können. Bauer beschreibt Rintelen als „ebenfalls christsozialen, aber NS-kompatibleren“[51] Kandidaten.
Der Plan scheiterte kläglich, als bei einem Fluchtversuch der Regierung aus dem Kanzleramt Dollfuß von zwei Pistolenkugeln getroffen wurde und unmittelbar vor Ort verstarb. Die übrige Regierung konnte fliehen, die Wiener Putschisten wurden noch am gleichen Tag verhaftet.[52]
Bauer beschreibt die Geschehnisse im Kanzleramt leicht abgewandelt; demnach sei Kanzler Dollfuß von einem Verräter unter den Putschisten über den bevorstehenden Putsch informiert worden. Aus diesem Grund habe er die Ministersitzung vorzeitig unterbrochen und seine Minister entlassen. Den Putschisten war es dennoch möglich, Zugang zum Kanzleramt zu bekommen. Dort hielt sich weiterhin der Kanzler, vermutlich aus Leichtsinnigkeit, auf und wurde infolge einer versuchten Festnahme von den Putschisten erschossen.
Bis heute konnten die genauen Umstände seiner Tötung nicht geklärt werden. Ohne ihre bedeutendste und zugleich einzige Geisel, blieb den Putschisten kein anderer Ausweg als sich gegen Abend zu ergeben.[53]
Zeitgleich zu der Erstürmung des Kanzleramtes war laut Putschblaupause vorgesehen, die Rundfunkgesellschaft RAVAG von SS-Männern überfallen zu lassen, um von dort die Falschmeldung zu verkünden, die Dollfuß‘sche Regierung sei zurückgetreten. Dies sollte ein Signal für den SA-Untergrund auf dem Land sein, auch dort den Kampf gegen die Staatsmacht anzutreten.[54] Bauer beschreibt derartige Ausschreitungen dezidierter. Nach der Rücktrittsverkündung über das Radio begann der SA-Untergrund mit Aktionen „in Form von ‚friedlichen‘ Demonstrationen und Propagandamärschen, um dann überraschend zum Angriff überzugehen und Amtsgebäude, Gendarmerieposten und alle übrigen neuralgischen Punkte zu besetzen“[55]. Am 26. und 27. Juli kam es zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen in den einzelnen Bundesländern, welche laut Bauer binnen weniger Tage niedergeschlagen wurden und mehrere Hundert Todesopfer forderten.[56] Andere Quellen sprechen von Kämpfen bis zum 05. August, wobei sich zumindest die Anzahl der Todesopfer deckt.[57]
Nicht nur aufgrund der fehlenden Koordination von zeitgleichen Aktionen – denn bei Beginn der Aktionen auf dem Land, waren die Wiener Putschisten längst festgenommen – sondern ebenfalls die unbeabsichtigte Ermordung Dollfuß‘, welche den „Grundstein für den Heldenmythos“[58] rund um ihn legen sollte, erwiesen sich als zentrale Faktoren für das Scheitern des Juliputsches. In der Tat war der Mord an Dollfuß unbeabsichtigt und lediglich „eine unglückliche Verkettung der Umstände“[59], wie Bauer erstmalig ermitteln konnte.[60] So sahen sich Teile des Bundesheeres und der Polizei, welche zuvor von Nationalsozialisten unterlaufen waren, um sich während der Ausschreitungen auf die Seite der Putschisten zu schlagen, nicht mehr bereit, die Seite der nunmehrigen Kanzlermörder einzunehmen.[61] Nach Auswertung von Bauers Ausarbeitungen konkretisiert Lange den Fehlschlag des Putsches auf „Selbstüberschätzung, Fehlkalkulation, dilettantische Planung und Durchführung […] wie der Unwille, für einen bereits gescheiterten Putsch noch alles zu riskieren“[62].
Während die Berliner Regierung nach dem Scheitern des Putsches versuchte jegliche Verantwortung von sich zu weisen und mögliche Verbindungen zu kappen, kann rückblickend eine eindeutige Verbindung des Putsches nach Berlin ermittelt werden.[63] Auch wenn in der damaligen Zeit auf Seiten Berlins eine Fassade vollkommener Ahnungslosigkeit aufgebaut werden konnte, war es Hitler dennoch zu risikobehaftet die noch zuvor als Drohinstrument genutzte Österreichische Legion unweit der österreichischen Grenze stationiert zu lassen.[64] Dem zunächst gefassten Auflösungsentschluss konnte Legions-„Chef“ Reschny ausreichend entgegenwirken, sodass Hitler den Auftrag erteilte die Legion kleiner zu gliedern, gen Norden und dort in „Arbeitsdienstlager“ zu verlegen.[65] Eine simple Umverlegung der Legion wäre gegenüber Österreich nicht zu rechtfertigen gewesen, sodass die Auflösungsbemühungen gegenüber dem Ausland zum Schein aufrecht erhalten wurden.[66]
Lange erläutert, dass die OSAF am 07. Januar 1935 den Befehl erteilte die Österreichische Legion in „Hilfswerk Nord-West“ umzubenennen.[67] Holzmann ermittelt eine Umbenennung bereits am 06. November 1934.[68] Des Weiteren beabsichtigte man fortan die Legionslager als „SA-Hilfswerklager“ zu bezeichnen. Diese Bezeichnung war bereits für die Lager zur Unterbringung von arbeitslosen SA-Männern genutzt worden und so ein weiteres Mittel, um die Verschleierung gegenüber dem Ausland auszubauen.[69] Wie es nun mit der Legion weitergehen soll, konnte Reschny bereits am 18. Dezember 1934 darlegen. Demnach beabsichtige der Führer die Errichtung von Unterbringungsmöglichkeiten für die Legion „im Rheinland, in der Nähe der belgischen Grenze [,um] für den Fall der Fälle“[70] bereit zu stehen. Reschny beabsichtigte zwölf Lager im Rheinland bauen zu lassen. Für deren Errichtung fehlten jedoch die finanziellen Mittel, sodass Reschny in den unterschiedlichen Instanzen auf Mittelzuteilung pochte.[71] Um die Unterkünfte errichten zu können war darüber hinaus geeignetes Land notwendig. Holzmann ermittelte, dass SA-Stabschef Lutze bereits im Oktober 1934 Befehle erteilt hatte, sich nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten für die Legionäre bei den norddeutschen SA-Gruppen zu erkunden. Dort stünden Unterbringungsmöglichkeiten für zirka 1.000 Legionäre und 450 Legionsfamilien zur Verfügung.[72] Zusätzlich wurde Aufklärung hinsichtlich geeigneter Grundstücke am Niederrhein und in Westfalen betrieben, bis schließlich „geeignetes Terrain zum Bau von Barackenlagern ‚bei Bocholt und Borken‘“[73]ermittelt werden konnte.
Nachdem ein Gesandter Österreichs Berlin mitteilte, dass es Gerüchte zu konkreten Putschplänen innerhalb der Legion gebe und dies in Wien für äußerst nervöse Gemüter sorgte, sah sich Außenminister Konstantin von Neurath gezwungen mit Nachdruck die Umverlegung der Legion aus dem Süden des Reiches gegenüber SA-Stabschef Lutze zu fordern. Für ihn musste eine Eskalation der deutsch-österreichischen Beziehungen definitiv verhindert werden.[74] Lutze war sich seiner Chance bewusst und begründete die schleppende Umstationierung der Legionäre auf unzureichende finanzielle Unterstützung. Er versicherte von Neurath, dass er ausschließlich „die Verlegung der Lager in die Zone ungefähr von Borken/Westf. südwärts bis in die Gegend von Wesel und Kleve“[75] beabsichtige und nicht, wie von Neurath befürchtet hatte, in das Rheinland. Von den Ausführungen Lutzes überzeugt, wandte sich von Neurath umgehend an den Reichsfinanzminister, der einer Mittelzuteilung zustimmte. Gegen Ende Januar gingen 2,5 Millionen Reichsmark zum Lagerbau beim Schatzmeister der NSDAP ein. Weitere 3 Millionen sollten folgen.[76]
So kam es, dass zwischen Februar und Juni 1935 die Lager Wöllershof, München, Grasslfing, Reichersbeuren, Egmating und Augsburg durch die OSAF geräumt werden konnten.[77] Lange stellte weiterhin fest, dass zusätzliches Interesse an der Umstationierung der Legionäre von Seiten der Wehrmacht bestand. Diese nutzten, nach dessen Räumung, das Lager Wöllershof zu eigenen Zwecken.[78] Ob dies von der österreichischen Regierung negativ oder positiv aufgenommen wurde, bleibt fraglich, schließlich erscheint es logisch, dass die Vielzahl der abgezogenen Legionäre die Stationierung der Wehrmacht an einem Standort überschatten.
Entgegen allen Erwartungen verkündete Legions-„Chef“ Reschny, dass die Legionäre anstatt mit Arbeitsdienst, mit sozialer Arbeit und militärischer Ausbildung in den Lagern beschäftigt werden sollten.[79] Lange sieht darin besonders Reschnys eigenes „Selbstverständnis als paramilitärischer Befehlshaber“[80], sodass angenommen werden kann, dass Reschny die Verlegung der Legion zwecks Verrichtung von Arbeitsdiensten niemals in Betracht gezogen habe.
Bei genauerer Betrachtung der geplanten Legionsstandorte konnte Lange nun erstmalig feststellen, dass die Umstationierung scheinbar einem System folgte. Die neuen Lager bildeten einen Korridor, welcher laut Lange vermutlich als Sperrriegel zum Schutz des Ruhrgebiets als wirtschaftlich bedeutungsvolle Zone fungierte. Lange unterstellt außerdem eine militärische Funktion des Sperrriegels gegen einen Einmarsch von französischen oder belgischen Truppen.[81] Unabhängig davon, ob die militärische Verwendung der Legion tatsächlich gewollt war, oder die Stationierung der Legionäre schlichtweg auf Pragmatismus beruhte, ist auch hier eine deutliche militärische Intention zu erkennen, welche vermutlich ganz in Reschnys Sinne stand.
F. Die Legion im Münsterland
Nachdem die entsprechenden finanziellen Mittel zur Verfügung standen und alle anderweitigen Hürden beseitigt werden konnten, wurden die ersten Lager in Bocholt und Dorsten erbaut. Diese wurden im Laufe des Jahres 1935 durch die Legionäre bezogen. Im folgenden Kapitel sollen die lokalen Umstände der Stationierung der Legionäre in Bocholt dargelegt, und die Konflikte mit der Bevölkerung auszugsweise dargestellt werden, um einen Eindruck über Ausmaß und Intensität der Ausschreitungen zu bekommen. Zuletzt sollen Erklärungsansätze für die aggressiven Handlungen formuliert werden.
I. Neue Heimat im Bocholter Stadtwald
Eine erste Kontaktaufnahme hinsichtlich einer Stationierung der Legionäre im Bocholter Stadtwald lässt sich auf November 1934 datieren.[82] Die Bocholter OSAF habe damals den amtierenden Oberbürgermeister Fritz Emil Irrgang gebeten „‚den sogen. Rennplatz im Stadtwald als Standort für eine Truppe von ca. 750 SA-Männern zu überlassen‘“[83]. Die konkreten Gründe, weshalb der Bocholter Stadtwald als geeignetes Gelände auserkoren wurde, sind nicht bekannt.[84] Der Bau des Bocholter Lagers begann am 11. März 1935[85] und mit ihm nahmen die ersten Legionäre Einzug in Bocholt, wobei es sich lediglich um legionseigene Bautrupps handelte.[86]
Da sich an anderen Standorten näher nicht genannte Probleme entwickelten, musste eine Notlösung her, die schließlich in Bocholt gefunden wurde. Das Bocholter Gelände verfügte über ausreichend Raum, weshalb Ende Mai 1935 beschlossen wurde ein zweites Lager am dortigen Standort zu bauen. Wurde anfangs noch von 750 Männer gesprochen, die es unterzubringen galt, wurde die Zahl verdoppelt.[87] Ob diese, verglichen mit anderen Standorten, hohe Konzentration von österreichischen SA-Männern in Bocholt zu einer Steigerung der Qualität und Quantität von Konflikten führen würde, liegt nahe.
Unterdessen schien man die Legionäre bestmöglich von der Gesellschaft fern halten zu wollen. So beschreibt Lange die Bocholter Lager „als eigene Mikrokosmen“[88] mit eigener Krankenstation, einer Schreinerei, einer Schusterwerkstatt und einem Friseur[89], wohlgemerkt neben den notwendigen Unterbringungsgebäuden. Dass die Legionäre „später vielfältige Beziehungen nach außerhalb“[90] pflegen würden, schien jedoch unvermeidbar, zumal den Legionären in ihrer regelmäßigen Tagesgestaltung Freigang zugestanden wurde.[91]
Während die Legion bislang in „zumeist leerstehende[n] Gebäude[n]“[92] untergebracht wurde, war der vollständige Neubau von Lagern, wie es in Bocholt und Dorsten geschah, besonders. Basierend auf den genormten Reicharbeitsdienst-Baracken wurden sie speziell für die Legionäre weiterentwickelt.[93] Allein an der Realisation der Bocholter Lager waren zwölf Unternehmen beteiligt. Somit war die Umstationierung der Legionäre neben der Lösung für die deutsch-österreichische Beziehung zugleich ein wirtschaftlicher Aufschwung für die lokalen Unternehmen.[94] Auch Oberbürgermeister Irrgang sah in der Legion eine Bereicherung für die lokalen Gewerke.[95] Die lokale Presse schrieb von einer „wirtschaftliche[n] Bereicherung, die von den neuen Bürgern ausgeht“[96]. Die Beschreibung der Legionäre als „Bürger“ lässt darauf schließen, dass deren Stationierung in Bocholt durchaus positiv wahrgenommen wurde.
Neben dem wirtschaftlichen Aufschwung brachte die Legion auch Herausforderung mit in das Münsterland. Eine Stationierung von 1.500 Männern in Bocholt machte bei der damaligen Bevölkerungszahl einen Zuwachs von mehr als vier Prozent aus. Entsprechend viele Personen galt es nun mehr zu versorgen. Im hessischen Friedberg konnte man bereits beobachten, dass eine Stationierung von allein 700 Männern zu „‚eine[r] Verknappung in Margarine und Fetten‘“[97] führte. Vergleichbares, wenn nicht sogar Schlimmeres, wurde ebenfalls in Bocholt befürchtet, sollten hier doch 1.500 Männer stationiert werden.
Die Fertigstellung der Bocholter Lager erfolgte am 28. Mai 1935. Die Legionäre sollten nach ursprünglicher Planung drei Wochen später einziehen.[98] Mit leichtem Verzug traf die erste Lagerbesatzung am 24. Juni 1935 in Bocholt ein. Dabei handelte es sich zunächst um 560 Mann, die mit einem Sonderzug eintrafen.[99] Neben Parteimitgliedern und Teilen der Bocholter Verwaltung, wurde die Legion ebenfalls von „‚einer zahlreichen Menschenmenge‘“[100] empfangen. Ein erneuter Indikator, dass „die Österreicher“, wie sie künftig von der hiesigen Bevölkerung genannt wurden, gern gesehene Neuankömmlinge waren.
Neben zusätzlichen Lagern im Kreis Borken, sollten bis September 1936 noch weitere Legionäre in das Bocholter Lager folgen, sodass in der Spitze eine Belegung von 1.400 Mann erreicht wurde.[101] Dass diese Konzentration von jungen, nationalsozialistischen Männer in Bocholt, aber auch in anderen Kreisstädten, einer der Gründe für die Aggressionen gegen die dortige Bevölkerung war, wird im Folgenden aufgezeigt.
II. Konflikte mit der hiesigen Bevölkerung
Da sich die vorliegende Arbeit vorwiegend mit der Legion in Bocholt befasst, werden im nachfolgenden Abschnitt lediglich Konflikte im Untersuchungsgebiet, sowie Konflikte ausgelöst durch Bocholter Legionäre dargestellt, um einen Einblick in die Eskalation im Münsterland zu bekommen. Eine vollumfassende Darstellung der Konflikte im Rahmen dieser Arbeit wäre nicht zu leisten, jedoch, um die von Lange beschriebene „wahre Welle der Gewalt“[102] zu verstehen, wünschenswert.[103]
Denn, dass die Gewalt der Legionäre im Münsterland ihren Anfang hatte, ist aus heutiger Sicht nicht zu bestätigen. Vielmehr handelt es sich um eine Fortsetzung von Ausschreitungen und Gewalttaten, wie sie vorher in Süddeutschland bereits auftraten und im Münsterland nur intensiviert wurden. Lange spricht davon, dass sich „die Gewalt der Legion von Beginn an wie ein roter Faden durch ihre Geschichte zog“[104]. Laut Schafranek herrschte bereits in Süddeutschland „eine sehr gereizte Atmosphäre unter den Lagerinsassen, und Schießereien waren bald an der Tagesordnung“[105]. Er berichtete jedoch seinerzeit von geringen Überlieferungen von Ausschreitungen der Legionäre aus Nordwestdeutschland.[106] Lange sollte nun erstmalig diese Quellenlage deutlich erweitern.
1. Störung einer Veranstaltung des Rheder Jungmännervereins
Bei einer Aufführung von Fausts‘ „Im Glauben standhaft“ des Rheder Jungmännervereins am 24. März 1935 beabsichtigten zwei Legionäre ebendiese zu stören. Noch vor Umsetzung der Tat wurden sie von der, durch den dortigen Hausmeister, gerufenen Polizei aufgehalten. Zeitgleich wurden durch die Legionäre 20 weitere SA-Männer hinzugerufen. Sowohl lokale Nationalsozialisten wie auch Legionäre sollen sich unter ihnen befunden haben. Zu weiteren Ausschreitungen kam es nicht und so zogen die SA-Männer unverrichteter Dinge davon, schworen jedoch zurückzukehren.[107] Am Folgetag wurde ein Mitglied des Vereins „mit einem Holzschuh blutig ins Gesicht geschlagen“[108]. Auch an diesem Tag wurden erneut weitere österreichische SA-Männer, sowie die Polizei hinzugerufen. Letztere konnten weitere Ausschreitungen erneut verhindern. Infolgedessen wurde eine angesetzte Neuaufführung von Fausts‘ Stück kurzfristig abgesagt.[109]
2. Überfall auf den Rheder Arbeiterverein St. Joseph
Am 31. März richtete der Katholische Arbeiterverein St. Joseph in ihrem Rheder Vereinsheim eine Monatsversammlung aus.[110] Bei Beginn der Veranstaltung sei bereits ein Legionär als Späher vor Ort gewesen, bevor kurze Zeit später zirka 20 Legionäre das Gebäude betraten. Im dortigen Vorraum begannen die Österreicher Personen zu schlagen.[111]Einer der Legionäre soll: „Ihr schwarzen Hunde“ gerufen haben.[112] An diesem Ausruf deutlich erkennbar; die Parallele zum Hass gegen die österreichischen Christsozialen („Die schwarze Front“). Im Anschluss begannen die Legionäre Stühle in den angrenzenden Sitzungssaal zu werfen und die dortigen Personen ebenfalls anzugreifen.[113] Mehrere Zeugen gaben an, von einem Legionär mit einem Dolch bedroht worden zu sein.[114] Zu diesem Zeitpunkt befanden sich „etwa 80 Männer[…] und 120 Frauen und Mädchen“[115] in dem Saal. Die Folge war eine Massenpanik.[116] Die Bilanz des Abends waren zirka 40 verletzte Personen, davon mussten die meisten mehrere Tage in stationärer Behandlung verbringen. Einigen wurde zeitweilige Arbeitsunfähigkeit attestiert.[117]
In Folge des Abends getätigte Aufklärungsabsichten, von offizieller Seite, wurden schnell verworfen. Zwar wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, dieses jedoch vom zuständigen Oberstaatsanwalt kurzfristig eingestellt, da laut ihm keine Täter ermittelt werden konnten.[118] Diese Aussage erscheint nicht glaubhaft, hatten doch mehrere Zeugen ihre Bereitschaft erklärt den Anführer des Legionärtrupps – welcher nachweislich zum Tatzeitpunkt vor Ort festgestellt werden konnte – wiedererkennen zu können.[119]
Schlussendlich wurde keiner der beteiligten Legionäre für diese Tat strafrechtlich belangt. Legionsinterne Sanktionen sind nicht überliefert.[120]
3. Angriffe auf katholische Arbeitervereine
Am 11. April sollen Legionäre in Velen auf einer Kegelbahn der katholischen Gesellschaft eine Kolpingbüste zerstört haben.[121] Norbert Fasse fand zudem heraus, dass aus diversen Häusern Kreuze entfernt wurden. Für die zutiefst katholische Mehrheit der Westmünsterländer stellten solche Aktionen eine „bislang ungekannte Provokation religiöser Gefühle und eine unerhörte Entweihung kirchlicher Symbole dar“[122]. In Bocholt begannen Legionäre im April „Versammlungen der katholischen Arbeitervereine zu stören“[123]. Die hiesige Kolpingfamilie berichtet in den 60er Jahren, dass damals Transparente ihres Gesellenhauses mehrfach von Legionären zerstört wurden.[124] Diese Taten sollten jedoch nur Vorboten sein, für das, was der Bocholter Bevölkerung noch bevorstehen würde.
4. Gemener Synagogenüberfall
Am Morgen des 04. Mai desselben Jahres machten zirka 100 Legionäre im Rahmen eines 25km-Gepäckmarsches vor der Gemener Synagoge Rast.[125] Zu diesem Zeitpunkt hielten sich Jüdinnen und Juden in der Synagoge auf. Eine Quelle spricht von genau sechs Frauen und acht Männern, eine andere Quelle hingegen beschreibt nur wage die Anwesenheit von 15 Männern und „einige[n] Frauen“[126].
Der Ausruf eines Legionärs „Drüben beten die Juden“[127] veranlasste einige Legionäre dazu, die Synagoge zu betreten, durch den Vorraum bis an die Tür zum Innenraum heranzutreten und diese ebenfalls zu öffnen. Angesichts der sie musternden Legionäre brach eine Unruhe unter den Jüdinnen und Juden aus, die einige sogar zu fluchtartigem Verhalten veranlasst habe. Die Legionäre blieben allerdings untätig und verließen die Synagoge. Intuitiv reagierten die Juden, indem sie die Außentüren verschlossen. Einige Legionäre nahmen dies zum Anlass, die Außentüren gewaltsam aufzubrechen und bis an den Innenraum heranzustürmen. Von dort beleidigten sie die Anwesenden als „Saujuden“ und spuckten in den Innenraum. Ein Legionär bewarf die Jüdinnen und Juden mit Kieselsteinen, wodurch der Gemeindevorsteher eine „stark blutende Wunde“ im Gesicht erlitt.
In der Zwischenzeit hatte der Marschleiter Kenntnis von dem Vorfall erlangt, weshalb er frühzeitig zum Weitermarsch rief. So konnten weitere Eskalationen der Legionäre verhindert werden.[128]
Auch in diesem Fall nahmen die Beamten der Gestapo Ermittlungen auf und anders als in den vorangegangenen Fällen konnten sie bereits am 08. Mai erfolgreich vier Legionäre als Tatverdächtige ermitteln. Ein Strafverfahren gegen die Personen wurde eingeleitet.[129]
Bereits zu diesem Zeitpunkt sprachen sie einige offizielle Stimmen für eine Verlegung der Velener Lagerbesatzung aus, jedoch musste es erst zur Borkener Kirchenbrandstiftung am 25. Juni 1935 kommen, ehe dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt wurde.[130]
5. Aggressionen gegen Bischof von Galen
Im Jahr 1937 fanden die Aggressionen der Legionäre gegenüber der katholischen Kirche, beim Besuch des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen, ihren Höhepunkt.
Am 28. Februar 1937 traf von Galen in Bocholt ein. Er beabsichtigte für einige Tage dort zu bleiben und Firmungen abzuhalten.[131] Lange stellt zutreffend fest, dass Ausschreitungen der Legionäre nahezu unausweichlich blieben, da von Galen „die Symbolfigur des von ihnen verhassten Katholizismus“[132] gewesen sei.
Die ersten zwei Tage von von Galens Aufenthalt blieben ohne Zwischenfälle. Am Abend des 02. März hatte sich eine Menschenmenge vor der St. Georg-Kirche versammelt, in der Hoffnung ihren Bischof sehen zu können. Als dieser sich den Anwesenden von einem Fenster aus zeigte, sollen ihn Legionäre, die sich unter die Menge gemischt hatten, mit dem „Hitlergruß“ begrüßt haben und damit den Zorn der umstehenden Gläubigen auf sich gezogen haben, sodass es bereits zu kleineren Ausschreitungen kam. Im weiteren Verlauf besuchten einige Legionäre eine Wirtschaft, in welcher sie abfällig über den Bischof sprachen. Die anderen Anwesenden, sowie der Gastwirt wiesen die Legionäre daraufhin verbal zurecht und wurden infolgedessen von diesen angegriffen. Die Polizei musste zur Beseitigung der Auseinandersetzung hinzugerufen werden.
Außerdem bedrohten die Legionäre einen Geschäftsinhaber, der mittels eines Bildes des Bischofs im Schaufenster seine Sympathie für ebendiesen ausdrückte. Hier soll die Legion derart unnachgiebig aufgetreten sein, sodass den Polizeibeamten nur die Entfernung des Bildes aus dem Schaufenster als einzig geeignete Maßnahme erschien.[133]
Am Folgetag, den 03. März, hatten sich erneut zahlreiche Menschen zur Abfahrt des Bischofs auf dem Platz der St. Georg-Kirche versammelt. Erneut hatten sich Legionäre unter die Menschenmenge gemischt. Diese begegneten dem Bischof bei dessen Auftreten nun mit „Pfui“-Rufen, wodurch sich vereinzelt Auseinandersetzungen mit anwesenden Gläubigen entwickelten. Es endete schließlich in dem Versuch der Legionäre die Abfahrt des Bischofs zu verhindern. Dazu hatten sie von Galens Kraftwagen umringt, welcher erst durch eingesetzte Polizeibeamte und anschließend mit Polizeischutz die Stadt verlassen konnte. Von offizieller Seite hieß es zunächst, dass keine Angriffe gegen den Bischof selbst erfolgt waren.[134] Andere Quellen hingegen sprechen davon, dass Legionäre „bei der Abfahrt des Bischofs diesen tätlich anzugreifen [versuchten], was aber durch die Bevölkerung und Polizei verhindert werden konnte“[135]. Wie Lange formuliert, war dies der skandalöse Höhepunkt, den die Eskalation der Legionäre gegenüber dem westmünsterländischem Katholizismus erreichen sollte.[136] Dieser Vorfall sollte sich noch bis in das gegenwärtige kollektive Gedächtnis brennen.[137]
Auch nach diesen Ereignissen wurden nicht näher bezeichnete Maßnahmen gegen die Legionäre getroffen.[138] Das diese jedoch nicht zu einer Eindämmung der Aggressionen der Legionäre führten, zeigt Lange.[139]
III. Erklärungsansätze
Das nachfolgende Kapitel soll mögliche Erklärungsansätze für die Aggressionen der Legionäre formulieren. Dabei ist es abschließend nicht möglich einen entscheidenden Faktor herauszustellen. Vielmehr handelte es sich um ein Zusammenspiel aus unterschiedlichen Faktoren; Selbstverständnis, aber auch der Lageralltag, führten zu Eskalationen im Münsterland.
Die frühere Ursachenforschung nationalsozialistischer Gewalt formulierte nur zu oft das Argument der ideologischen Indoktrination. Doch bereits Christopher Browning konnte diesen Faktor als alleinige Tatsache für Gewaltausübung von Nationalsozialisten widerlegen.[140] Zumal viele österreichische NSDAP-Mitglieder nicht der Ideologie wegen den Beitritt zur Legion erwägten. Wie bereits in Kapitel C. II. dargestellt, führten viele der Österreicher monetäre Absichten in die Legion. Wobei genau Zahlen nicht näher bekannt sind.[141]
Da sich die Österreichische Legion ihrem Selbstverständnis entsprechend als paramilitärische Organisation verstand, liegt es nicht fern Erklärungsansätze für Gewaltausübung von Wehrmachtsoldaten auf die Legionäre zu projizieren. Ferner lassen dieselben äußeren Umstände – „Kasernierung im reinen Männerverband, die militärische Ausbildung […] Entindividualisierung durch einheitliche Uniformierung, die Entwicklung eines alles bestimmenden Feindbildes und letztlich als Ziel der bewaffnete Kampf gegen eine wie auch immer definierte andere Gruppe“[142] – diesen Schluss zu. Ebenfalls aus dieser Perspektive verwehrt sich ein ideologischer Hintergrund für die Gewaltausübung. Sönke Neitzel und Harald Welzer stellten fest, dass Wehrmachtsoldaten weniger aufgrund ihrer Ideologie handelten und vielmehr „so, wie sie glauben, dass es von ihnen erwartet wird. […] mit ganz konkreten Einsatzorten, -zwecken und -funktionen und vor allem mit den Gruppen, von denen sie ein Teil sind“[143]. Somit müssen andere Umstände zur Erklärung der Gewalt gesucht werden.
Wird die Struktur der Legionäre betrachtet, fällt besonders deren junges Alter ins Auge. Auch in der Gegenwart beziehen sich gängige Kriminalitätsentstehungstheorien auf das junge Alter der Täter. So ist weiterhin eine besonders hohe Konzentration von Kriminalität bei den Tätern unter 21 Jahren ersichtlich.[144] Die Jugendlichkeit antisemitischer Täter stellt zusätzlich Christoph Kreutzmüller heraus, „weil sie damit [mit ihren Taten, Anm. des Verf.] Männlichkeit demonstrieren und […] angeben konnten“[145]. Diese Jugendlichkeit reicht jedoch nicht allein aus, um die gewalttätigen Ausschreitungen erläutern zu können.
Dazu muss man sich zunächst vergegenwärtigen, welche Rolle Gewalt im Nationalsozialismus eingenommen hat. Denn „Gewalt [war] integraler Bestandteil nationalsozialistischer Kultur. In ihr galt Gewalt als Selbstzweck“[146]. Zusätzlich zählte für die Nationalsozialisten „die Tat und nicht das Wort“[147], weshalb ihnen die Verachtung demokratischer Systeme zugeschrieben werden kann, in denen Reden im Parlament mehr zählen als tatsächliche Handlungen. Somit war für die Legionäre Gewalt „das legitime Mittel zur politischen Kommunikation“[148]. Michael Wildt schrieb: „Der pausenlose faschistische Aktionismus suggerierte [den jungen SA-Männern, Anm. des Verf.] die aktive Gestaltbarkeit einer Gesellschaft“[149]. Dies ist konkret an den Aggressionen der Legionäre gegenüber dem Ladenbesitzer erkennbar. Mittels ihrer Gewaltausübung konnten sie das Entfernen des Bischofbildes aus dem Schaufenster bewirken.
Lange führt außerdem an, dass Gewalt gegen Nicht-Nationalsozialistische „common sense“[150] gewesen und somit die Gewalt gegen die münsterländischen Katholiken und Juden die unausweichliche Konsequenz sei. Zusätzlich bestätigt sahen sich einige Legionäre durch die Annahme „der ‚Führer‘ [selbst habe sie] ins Münsterland geschickt“[151], sodass einige Legionäre diese Umstationierung als Auftrag verstanden haben könnten. Mitunter schuf der Staat aufgrund der staatlichen Ungleichbehandlung von Menschen ein Klima, dass die Legionäre dazu verleitete anzunehmen Gewalt gegen Katholiken und Juden sei legitim, da es sich um die „faktische Umsetzung staatlicher Propagandaforderungen“[152] handelte. Dies wird verstärkt durch die Tatsache, dass solche Gewalt bereits in Österreich „geübt“ wurde. Denn der „Gegner“, das katholische Milieu, war sowohl in der Heimat, in Form der Dollfuß’schen Regierung, aber auch im Münsterland durch die erzkatholische Bevölkerung gegeben. Somit nahmen die Legionäre an, werde „der Kampf gegen die ‚schwarze Brut‘ im Münsterland [lediglich] fortgeführt“[153]. Der noch tiefer in der münsterländischen Bevölkerung als in der Österreichischen verwurzelte Katholizismus, intensivierte die Eskalation zusätzlich.[154] Es erfolgte keine Differenzierung zwischen der austrofaschistischen Regierung und der münsterländischen Bevölkerung, was sich zugleich in dem Verhältnis zur Polizei zeigt. Kriminalrat Tenholt schrieb seinerzeit: „daß die aus Österreich nach sehr vielen bösen Erfahrungen mit der dortigen Polizei geflüchteten SA-Männern zu leicht dazu neigen, anzunehmen, daß die preußische Polizei aus demselben Holze geschnitzt sei, wie die Österreichische“[155]. So wurden Polizisten mehrfach angegriffen und sogar Pläne zur Stürmung der Bocholter Polizeiwache geschmiedet.[156] Sobald die Polizei „gegen etwas war“, gab dies den Legionären Anlass zu glauben auf der richtigen Seite zu stehen und somit ihr eigenes Handeln als legitim ansehen zu können.[157]
Abseits davon kann insbesondere das Phänomen der „shifting baselines“ angeführt werden. Für die Legionäre hatte sich, bis auf die Örtlichkeit, nichts geändert und so ergab sich auch kein Grund ihr eigenes Handeln moralisch zu überdenken.[158]
Auch im Selbstverständnis der Legionäre lässt sich ein Erklärungsansatz finden. Für sie war der Gebrauch von Gewalt „Grundüberzeugung“[159], eine „Befreiung“ Österreichs, wie sie sich im Selbstverständnis manifestiert hatte, war ausschließlich militärisch möglich und die „Aufgabe von Soldaten […] ist die Ausübung von Gewalt“[160]. Dass sich Mitglieder des Rheder Arbeitervereins beim Überfall durch die Legionäre wehrten, bestätigte sie in ihrem „Freund-Feind-Denken“[161] und bekräftigte die Legionäre in dem Gedanken, sich in einer Kampfsituation zu befinden.
Ein weiterer grundlegender Faktor für die Aggressionen ist schlichtweg Frustration. Wie Schafranek bereits ausführte, waren „die ‚beengten räumlichen Verhältnisse, der spärliche Sold […], die strenge militärische Zucht und persönliche Spannungen‘“[162] keine Fördermittel für ein friedliches Zusammenleben. Zusätzlich erschwert aufgrund der „‚desolaten sanitären Verhältnisse‘, der Mangel an Ausstattungsgegenständen […] sowie die Isolation im Mikrokosmos Lager neben den unzureichenden Schlafmöglichkeiten“[163]. Grundlegende Gefühle wie Heimweh gefüttert mit den ständigen Versprechen auf eine baldige Rückkehr in die Heimat trotz zunehmend schlechteren Chancen auf ebendiese, befeuerten die Wut der Legionäre.[164] Nicht zuletzt Zukunftsängste untermauerten dies, zumal „die Zukunft der Legionäre […] lange Zeit mehr als ungewiss [war]“[165].
Zum Schluss offenbarte sich den Legionären „die Sinnlosigkeit des eigenen Lager-Lebens“[166] war doch das einzige Ziel im Lageralltag, das Erlangen des SA-Sportabzeichens[167], nur ein kleiner Trost im Vergleich zur „Befreiung“ Österreichs.
Zudem trat ein gewisser Spiraleneffekt ein; mit jedem neuen Vorfall, gab es heftige Kritik an der Legion. Diese Kritik veranlasste die Legionäre sich immer mehr abzuschotten, der Korpsgeist wurde gestärkt. „Die Wichtigkeit der Kameradschaftsgruppe für die eigenen Orientierungsbedürfnisse wächst mit der Bedrohlichkeit der Situation, in der man sich gerade befindet.“[168]
Ein gemeinsamer Nenner der überwiegenden Ausschreitungen ist die Alkoholisierung der Legionäre. Es reicht ein oberflächlicher Blick über alle Vorfälle, um festzustellen, dass diese häufig in Wirtschaften zustande kamen. Der Gedanke, dass dies auf „übermäßigen Alkoholkonsum“[169] zurückzuführen ist, wird von unterschiedlichen Zeitzeugenaussagen bestätigt.[170]
Letztendlich sind dies nur einige der Faktoren, die zur Eskalation im Münsterland geführt haben. Eine abschließende und finale Erläuterung erscheint angesichts der komplexen Prozesse der damaligen Zeit als unmöglich. Lange bezeichnet es abschließend als „das verhängnisvolle Versagen von Staat und Partei, das letztlich Katholik*innen und Jüdinnen und Juden leidvoll zu spüren bekamen.“[171]
G. Das Ende des Exils
Der lang ersehnte Traum schien in Erfüllung zu gehen; während sich im März 1938 der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich anbahnte, keimte in vielen Legionären die Hoffnung, bald wieder österreichischen Boden betreten zu können. Angesichts des bevorstehenden Anschlusses hielt die Bocholter NSDAP bereits am 12. März eine „würdige Feierstunde aus Anlaß der Befreiung der österreichischen Brüder“[172] ab, verbunden mit einem Fackelzug durch die Innenstadt. Gefolgt von der offiziellen Rückbenennung in „Österreichische Legion“ einen Tag später durch Legions-„Chef“ Reschny.[173] Zudem wurde zu Ehren der Legionäre die Straße, welche zum Legionslager führte in „Wiener Allee“ unbenannt.[174] Der Straßenname findet sich heute noch an ebendieser Stelle im Bocholter Stadtwald.
Da Racheaktionen der Legionäre gegen ehemalige Mitglieder des Dollfuß Regimes befürchtet wurden[175], titulierte SA-Stabschef Lutze die Teilnahme am Einmarsch als „technisch leider nicht möglich“[176]. Somit wurde der „propagandistisch inszenierte[…] Einmarsch der Legion in Wien für den 2. April 1938 verfügt“[177].
Am Abend des 30. März marschierten die Bocholter Legionäre gen Bahnhof. Dort wurden sie von vielen hundert Bocholtern verabschiedet, wie es die Presse später schreiben sollte. Oberbürgermeister Irrgang und Kreisleiter Upmann wohnten der Veranstaltung nicht bei.[178] Lediglich „kleine Rücklasskommandos und […] Legionsfamilien“[179] blieben noch einige Wochen vor Ort, ehe sie ebenfalls nach Österreich überführt wurden.
Die Legionäre konnten offiziell am 02. April 1938 – für diesen Anlass wurde der Tag zum „Tag der Legion“ erklärt – in Wien einmarschieren.[180] Jagschitz beschreibt dieses Ereignis zutreffend: „ein theatralischer ‚Tag der Österreichischen Legion‘ […] sollte nur mit äußerem Spektakel die militärische Bedeutungslosigkeit und die Sinnlosigkeit einer jahrelangen Vorbereitung auf ein irreales Ziel verdecken.“[181]. Denn die Legion war nie ihrem Selbstverständnis nach zur „Befreiung“ Österreichs militärisch eingesetzt worden. Umso größer darf der Frust für die Legionäre gewesen sein, als sie erkannten, dass die letzten fünf Jahre bedeutungslos waren. Den meisten Legionären blieben die erhofften Karrierechancen und wirtschaftliche Vorteile, welche sie sich im Rahmen des „Anschluss“ Österreichs erhofft hatten, verwehrt.[182] Dies zeigt sich ebenfalls in der Beziehung zur österreichischen SA. Während sich die Legionäre selbst die absolute Aufopferung für das Heimatland beurkundeten, sahen ihre in Österreich gebliebenen Kameraden in den Legionären Feiglinge, welche die Flucht in das Deutsche Reich und damit den einfacheren Weg gewählt hätten.[183]
Am folgenden Tag, den 03. April trat die Legion zur Unterstützung einer Propagandaaktion bezüglich der bevorstehenden Volksabstimmung letztmalig öffentlich auf. Anschließend wurde die Legion zunehmend aufgelöst und ihre Mitglieder in das Zivilistendasein überführt.[184] Hier endet die Geschichte der Legion.
H. Staatsrechtliche Beurteilung der Legion
Abschließend soll die Österreichische Legion einer staatsrechtlichen Beurteilung unterzogen werden. Dazu versucht die vorliegende Arbeit eine rechtliche Bewertung auf Basis des aktuellen Staatsrechts, insbesondere hinsichtlich des aktuell gültigen Gewaltmonopols des Staates, durchzuführen und damit verbunden die Konkurrenz zur Polizei darzustellen. Des Weiteren soll ein Blick auf die Staatsangehörigkeit der Legionäre geworfen werden.
In Artikel 20 Absatz 2 des Grundgesetzes heißt es u.a. „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus“. Dies ist unmissverständlich und schreibt die Volkssouveränität fest. Das Gewaltmonopol des Staates ergibt sich daraus, dass das Volk einen Teil ihrer Souveränität aufgibt und die Verantwortung auf den Staat überschreibt.[185] Die Polizei als Teil der Exekutive und des Staates ist wiederum ermächtigt das Gewaltmonopol im Rahmen der Gesetze zu nutzen und damit physische Gewalt als eine von wenigen Behörden anzuwenden (neben Bundeswehr und Zoll).[186] Dies geschieht jedoch nicht ohne Weiteres. Jeder Polizist, ist Angehöriger einer Profession, welche von spezifischen Normen und Wertvorstellungen geprägt ist und deren Mitglieder sich ein hohes fachliches Wissen angeeignet haben.[187]
Eine erste Diskrepanz zwischen der staatlichen Gewalt und der Legion ist erkennbar; während die Polizei hochprofessionalisiert auftritt und entsprechende „Zugangsvoraussetzungen und Einstellungsverfahren“[188] dem Eintritt in die Organisation vorgeschaltet sind, fehlen vergleichbare Mechanismen bei der Legion. Bei ihren Mitgliedern handelte es sich ausschließlich um österreichische NSDAP-Mitglieder, die schlichtweg aufgrund dieser Tatsache in die Legion berufen worden.
Riepl bezeichnet die Gruppe Wagner als eine Organisation, welche sich nicht bestimmbar auf dem Spektrum zwischen bewaffneten Streifkräften und Söldnern befindet.[189] Ähnlich kann die Legion verortet werden.
Angenommen, es würde eine weitere bewaffnete Instanz neben der Polizei existieren, welche darüber hinaus ausschließlich aus Personen österreichischer Staatsangehörigkeit bestünde, wäre das Gefahrenpotential enorm, wie die bereits geschilderten Konflikte aufzeigen. Bereits im Rahmen ihrer paramilitärischen Ausbildung in Süddeutschland wurden die Legionäre mit Schusswaffen bewaffnet. Laut Holzmann war die Legion zwischen dem Juliputsch 1934 und März 1938 nahezu vollständig entwaffnet[190], Lange bezweifelt diese Tatsache, liegen ihm Fotographien aus besagtem Zeitraum vor, in denen Legionäre mit Kriegswerkzeug abgebildet sind.[191] Bislang weisen keine Quellen auf Konflikte hin, in denen Schusswaffen involviert waren, sodass diese Zweifel entschärft werden können. Jedoch ist es unverkennbar, welch enormes Gefahrenpotential von bewaffneten Legionären hätte ausgehen können.
Diverse Vorfälle, bei denen Weisungen von Polizeibeamten nicht befolgt oder Polizisten sogar angegriffen wurden, verdeutlichen welche Gefahr die Legionäre für das Gewaltmonopol des Staates bedeuten würden.[192]
Abschließend lässt sich nur vermuten welche Auseinandersetzungen es zur Folge hätte, würde eine Österreichische Legion in der heutigen Zeit konstituiert werden. Jedoch ist gewiss, dass das Grundgesetz, konkret Artikel 20 diesen Prozess verhindern würde.
Abseits davon ist in einem staatsrechtlichen Kontext ebenfalls der Umgang mit der Staatsangehörigkeit der Legionäre eine Betrachtung wert. Bauer fand heraus, dass die Legionäre mit der Flucht in das Deutsche Reich „in einem formellen Verfahren ausgebürgert“[193] wurden und damit ihre österreichische Staatsangehörigkeit verloren. Möglich war dies aufgrund der Ausbürgerungs-Verordnung vom 16. August 1933. Mit ihr wurde das bereits geltende österreichische Staatsbürgerschaftsgesetz dahingehend ergänzt, dass die Ausbürgerung einer Person möglich war, wenn diese „im Ausland offenkundig, auf welche Weise auch immer, Österreich feindliche Handlungen unterstützt, fördert oder an derartigen Unternehmungen teilnimmt“. Gleiches galt für Personen, die sich ohne „Ausreisebewilligung“ in das Ausland begeben haben.[194] Es wird deutlich, dass Dollfuß dieses Gesetz seinen politischen Gegnern und insbesondere den Legionären gewidmet hat. Auf Basis dieser Rechtsgrundlage wurde – laut offiziellen Zahlen – bis zu 15.000 Legionären die österreichische Staatsbürgerschaft aberkannt.[195] Bauer konnte ermitteln, dass überwiegend das Argument der fehlenden „Ausreisebewilligung“ vorgebracht wurde. Allerdings konnte er lediglich 3.879 Legionäre ausmachen, welche rechtskräftig ausgebürgert wurden. Weiterhin macht er auf erhebliche Diskrepanzen bei den Zahlen aufmerksam, die sich bereits bei anderen Historikern ergeben haben. Demnach gehen selbst die großzügigsten Schätzungen von maximal 10.000 Legionären aus.[196] Jedoch kann davon ausgegangen werden, dass die Ausbürgerung nicht bei allen Legionären umgehend umgesetzt werden konnte. Bauers Ausarbeitungen ist zu entnehmen, dass ein nicht unerheblicher Teil der Legionäre nach 1912 geboren waren[197], somit zum Zeitpunkt der Verordnung noch unter 21 Jahre alt und damit noch minderjährig gewesen waren. In diesen Fällen war zunächst keine Ausbürgerung möglich, es wurde trotzdem ein Ausbürgerungsverfahren eingeleitet und bei Vollendung des 21. Lebensjahres der betroffenen Person erneut geprüft und anschließend ausgebürgert.[198]
Der Quellenlage sind unterschiedliche Auffassungen zu entnehmen, wie konkret mit den ausgebürgerten Legionären im Deutschen Reich umgegangen wurde. Ilse Reiter-Zatloukals und Christiane Rothländers Ausführungen nach wurde ein Großteil der Ausgebürgerten als staatenlos behandelt.[199]
Lange hingegen konnte für die Bocholter Legionäre ermitteln, dass die meisten von ihnen zwischen 1935 und 1937 eingebürgert worden waren.[200]
Spätestens mit dem „Anschluss“ Österreichs und der „Verordnung über die deutsche Staatsangehörigkeit im Lande Österreich“ vom 03. Juli 1938 erfolgte eine Harmonisierung der Staatsbürgerschaften. Alle Personen im Geltungsbereich erhielten nur die deutsche Staatsangehörigkeit bzw. die Reichangehörigkeit. Nach § 2 der Verordnung, wurden außerdem die Ausbürgerungen von österreichischen Staatsbürgern auf Grundlage der Verordnung vom 16. August 1933 – deren Betroffene überwiegend Legionäre waren – für nichtig erklärt.[201]
Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ergaben sich Probleme für die ehemaligen Legionäre. Sie beabsichtigten gegen die Ausbürgerung von 1933 Widerspruch einzulegen, dieser konnte jedoch von den österreichischen Behörden nicht akzeptiert werden, da die deutsche Staatsangehörigkeit weiterhin gültig war.[202] Sie waren somit „Ausländer*innen ohne gültige Papiere“[203]. Erst im Rahmen eines Amnestiegesetzes wurde das Staatsbürgerschafts-Überleitungsgesetz dahingehend geändert, dass die Ausgebürgerten bis zum 31. Dezember 1958 ihre Ausbürgerung widerrufen konnten.[204]
I. Fazit
Die zu Beginn der Thesisarbeit aufgestellte Arbeitshypothese kann nun wie Folgt aufgeklärt werden; dass Hitler allein aufgrund von Sympathie gegenüber seinen österreichischen Kameraden diese im Deutschen Reich geduldet hat, geht aus der Quellenlage nicht hervor. Vielmehr versprach sich Hitler die Legion zu instrumentalisieren und als Drohwerkzeug gegenüber der Dollfuß’schen Regierung zu verwenden. Auch wenn sich dies im „Anschluss“ Österreichs nicht bewahrheitet hat, kann trotzdem unterstellt werden, dass zumindest bei Beginn der Stationierung der Österreicher beabsichtigt wurde, diese beim „Anschluss“ einzusetzen. Die Legion durfte letztendlich erst zwei Wochen nach Einmarsch der Wehrmacht ebenfalls in Österreich einmarschieren. Jedoch offenbarte sich mit zunehmender Zeit immer mehr, welch hohes Konfliktpotential und hohe Gewaltbereitschaft die Legion besaß, sodass nach dem gescheiterten Juliputsch zunächst eine Umstationierung aus dem Süden des Deutschen Reichs heraus, unternommen wurde.
Die Nichteinbindung der Legion in die hiesige Bevölkerung, lässt sich nur teilweise bestätigten. Insbesondere nach dem Juliputsch und damit auch in Bocholt, wurden die Legionslager als Mikrokosmen erbaut, sodass in der Theorie die Legion, abgesehen von Lebensmitteln, vollkommen autark existieren konnte. Der Kontakt zu der hiesigen Bevölkerung wurde möglichst minimiert. Jedoch widerspricht die Tatsache, dass die Legionäre in ihrem Alltag feste und regelmäßige Ausgangszeiten hatten, sodass ein Kontakt mit der hiesigen Bevölkerung unvermeidbar war. Auch zeigen die Konflikte auf, welche oftmals inmitten der Gesellschaft stattfanden, dass nicht davon gesprochen werden kann, dass beabsichtigt wurde, die Legionäre vollständig von der Bevölkerung fernzuhalten.
Insbesondere von Seiten der OSAF und den lokalen Instanzen wurde nach besonders öffentlichkeitswirksamen Vorfällen versucht, sowohl präventiv wie auch repressiv, gegen die Legionäre vorzugehen. Es kann nicht von einer Duldung gesprochen werden. Trotz vielversprechender Präventivmaßnahmen sollten diese schlussendlich wirkungslos bleiben. Eine effektive Zusammenarbeit der Verantwortungsträger und damit erfolgreiche Sanktionierung der identifizierten Täter erfolgte nur unregelmäßig. Eine finale Verfolgung und Verurteilung durch die letztlichen Entscheidungsträger waren scheinbar nicht beabsichtigt, sodass weitere Eskalationen der Legionäre unvermeidbar waren.
Die Aggressionen der Legionäre sind nur schwer erklärbar, viele Faktoren führten zu den Auseinandersetzungen.
Zum einen ist die bedeutsame Rolle des Selbstverständnisses der Legionäre angeführt worden, darüber hinaus steigerte die Demographie der Legionäre die Gewaltbereitschaft.
Genauso sind die äußeren Umstände in diesem Zusammenhang anzuführen; in der Tat Frustration und fehlende Zukunftsperspektive, die mit der Umstationierung nach dem gescheiterten Juliputsch einhergingen, sowie physische Erschwernisse, alsbald in die Heimat zurückkehren zu können, trugen zur Eskalation bei. Vorstellungen mit denen die Österreicher in die Legion eingetreten sind, konnten größtenteils nicht erfüllt werden, was die Frustration nicht sonderlich schmälerte. Obwohl sich genau das Gegenteil erhofft wurde, förderte das Sanktionieren der Ausschreitungen durch die lokalen Instanzen letztlich die Aggressionen.
Schlussendlich fällt eine exakte Benennung der Ursachen für die Eskalation der Legionäre schwer, möglichst viele Faktoren müssen in die Beurteilung eingezogen werden.
Abschließend ist festzuhalten, dass es auf der Einzigartigkeit der Legion beruht, was eine Erklärung nicht vollständig ermöglicht. Daher sollte weiterhin versucht werden, das Phänomen der Legion zu erläutern.
Wie es so oft mit den Geschehnissen des Nationalsozialismus ist, sollte aus diesen gelernt und verhindert werden, dass solche Vorfälle erneut auftreten.
Autor: Felix Rulofs. Gekürzte Version der gleichnamigen Bachelorarbeit an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen, Abteilung Münster, Fachbereich Polizeivollzugsdienst, August 2022
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Anmerkungen
[1] Statistisches Bundesamt (2000): Ergebnisse der Reichstagswahlen in der Weimarer Republik (Deutsches Reich) in den Jahren 1919 bis 1933.
* In dieser Arbeit wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.
[2] Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich vom 20.06.1933. Jahrgang 1933, 74. Stück, S. 569.
[3] Lange, 2022, S. 15.
[4] A.a.O., S. 19.
[5] Ebd.
[6] A.a.O., S. 15.
[7] Stadt Bocholt (28.11.2022): Führung zum Stadtwaldlager: Neue Termine für 2023. https://www.bocholt.de/:https://www.bocholt.de/neuigkeiten/stadtgeschichte/fuehrung-zum-stadtwaldlager_-neue-termine-fuer-2023 (abgerufen am 10.05.2023).
[8] Frei, 1983, S. 142.
[9] A.a.O., S. 140 f.
[10] Sturm, 2011, Kapitel Regierungsübertragung auf die NSDAP, Abs. Hitler wird Reichskanzler.
[11] Statistisches Bundesamt (2000): Ergebnisse der Reichstagswahlen in der Weimarer Republik (Deutsches Reich) in den Jahren 1919 bis 1933.
[12] Wildt, 2012, S. 42.
[13] Schafranek, 2011, S. 29.
[14] Klösch, zitiert nach Lange, 2022, S. 26; Bauer, 2014, S. 12 f.
[15] Lange, 2022, S. 26.
[16] Ebd.
[17] Stadtarchiv Bocholt (StaB): Sammlung Stadtwaldlager 15, „Beitrag zum Thema ‚Stadtwaldlager‘“ von Fritz Albrecht, ohne Datum (1985), zitiert nach Lange, 2022, S. 27.
[18] Lange, 2022, S. 27.
[19] Schafranek, 2011, S. 18.
[20] Lange, 2022, S. 28.
[21] Schafranek, 2011, S. 16.
[22] Lange, 2022, S. 29.
[23] Grüne Bildungswerkstatt Kärnten, 2003 a, Abschnitt Anhaltelager.
[24] Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich vom 11.11.1933. Jahrgang 1933, 162. Stück, S. 1395.
[25] Bokisch / Zirbs, zitiert nach Lange, 2022, S. 28.
[26] Holzmann, 2018, S. 79 f.
[27] Lange, 2022, S. 29.
[28] Schafranek, 2011, S. 37.
[29] Bokisch / Zirbs und Vogel, allesamt zitiert nach Lange, 2022, S. 30.
[30] Jagschitz, 1976, S. 36.
[31] Schafranek, zitiert nach Lange, 2022, S. 31.
[32] Ebd.
[33] Holzmann, zitiert nach Lange, 2022, S. 31.
[34] Schafranek, 2011, S. 40.
[35] Schafranek, zitiert nach Lange, 2022, S. 39.
[36] Lange, 2022, S. 34.
[37] Gesamter Liedtext: Ordelt, zitiert nach Lange, 2022, S. 34.
[38] Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Westfalen, Münster (LAV NRW W): K 751, Politische Polizei „Drittes Reich“, 434, Lagebericht der Staatspolizeistelle Recklinghausen an Gestapa Berlin für den Monat Mai 1935 vom 06.06.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 35.
[39] Lange, 2022, S. 35.
[40] Bokisch / Zirbs, zitiert nach Lange, 2022, S. 36.
[41] Pahr, zitiert nach Lange, 2022, S. 36.
[42] Lange, 2022, S. 36.
[43] Jagschitz, 1976, S. 36.
[44] Bauer, 1998, S. 57 f.
[45] Lange, 2022, S. 36 f.
[46] Bokisch / Zirbs und StaB: Sammlung Stadtwaldlager 15, „Beitrag zum Thema ‚Stadtwaldlager‘“ von Fritz Albrecht, ohne Datum (1985), allesamt zitiert nach Lange, 2022, S. 37.
[47] Bauer, 1998, S. 79.
[48] Grüne Bildungswerkstatt Kärnten, 2003 b.
[49] Lange, 2022, S. 31.
[50] Jagschitz, 1976, S. 102.
[51] Bauer, 2011, S. 193.
[52] Lange, 2022, S. 32.
[53] Bauer, 2011, S. 193.
[54] Ebd.; Lange, 2022, S. 32.
[55] Bauer, 2011, S. 193.
[56] Bauer, 2008, S. 250.
[57] Grüne Bildungswerkstatt Kärnten, 2003 b.
[58] Lange, 2022, S. 32.
[59] A.a.O., S. 34.
[60] Bauer, 2011, S. 227.
[61] Lange, 2022, S. 32.
[62] Ebd.
[63] Bauer, 2011, S. 227.
[64] Bundesarchiv Berlin (BA): R 30406, Bülow an Reichsminister vom 01.08.1934, zitiert nach Lange, 2022, S. 49.
[65] A.a.O., Aufzeichnung Dr. Hüffer vom 29.08.1934, zitiert nach Lange, 2022, S. 50; Holzmann, 2018, S. 184; Schafranek, 2011, S. 134.
[66] Lange, 2022, S. 50.
[67] BA: NS 23, 207, überliefert in Abschrift HWNW an OSAF vom 29.04.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 50.
[68] Holzmann, 2018, S. 369.
[69] Zum Begriff der SA-Hilfswerklager siehe Humann, 2010, S. 426 f.
[70] BA: R 30406a, Aufzeichnung Renthe-Fink vom 20.12.1934, zitiert nach Lange, 2022, S. 51.
[71] Ebd.
[72] Holzmann, 2018, S. 365.
[73] Lange, 2022, S. 51. Hervorhebung im Original.
[74] BA: R 30406a, Reichsminister des Auswärtigen von Neurath an Lutze vom 11.01.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 53.
[75] A.a.O., Lutze an Reichsminister des Auswärtigen von Neurath vom 15.01.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 53 f. Hervorhebung im Original.
[76] A.a.O., Aufzeichnung Renthe-Finke vom 29.01.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 54.
[77] BA: R 30406a, Aufzeichnung Dr. Altenburgs vom 27.02.1935; Ebd., OSAF an Reichs- und Preußischen Minister des Innern vom 21.02.1935; BA: R 30407, Aufzeichnung Renthe-Fink an Dr. Altenburg vom 13.04.1935, allesamt zitiert nach Lange, 2022, S. 55.
[78] A.a.O., OSAF an Reichs- und Preußischen Minister des Innern vom 21.02.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 55.
[79] Lange, 2022, S. 56.
[80] Ebd.
[81] A.a.O., S. 57.
[82] StaB: Bauakte Wiener Allee Bundeswehr, Kostenaufstellung der Städt. Licht- und Wasserwerke Bocholt über Wasserleitung zur Rennbahn vom 23.11.1934, zitiert nach Lange, 2022, S. 60.
[83] A.a.O., Oberbürgermeister Bocholt an Reit- und Fahrverein Bocholt vom 01.02.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 60. Hervorhebung im Original.
[84] Lange, 2022, S. 61.
[85] StaB: SBOH 2, 2026, Bericht Oberbürgermeister Bocholt über „Errichtung eines Lagers durch das Hilfswerk ‚Nord-West‘“, o.D., zitiert nach Lange, 2022, S. 63.
[86] U.a. Stadtarchiv Rhede (StaRh): C-56-16.3, Oberstaatsanwalt an Vikar Schöne vom 18.06.1835, zitiert nach Lange, 2022, S. 63.
[87] U.a. BA: R 2, 27690, HWNW an Reichsminister des Innern vom 28.05.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 65.
[88] Lange, 2022, S. 65.
[89] Stadtarchiv Dorsten (StaD): SBS 499, ohne Seiten, zitiert nach Lange, 2022, S. 65.
[90] Lange, 2022, S. 65.
[91] Necak, zitiert nach Lange, 2022, S. 79.
[92] Lange, 2022, S. 67.
[93] A.a.O., S. 67 f.
[94] A.a.O., S. 69 f.
[95] StaB: SBOH 2, 2026, Bericht Oberbürgermeister Bocholt über „Errichtung eines Lagers durch das Hilfswerk ‚Nordwest‘“ o. D., zitiert nach Lange, 2022, S. 70.
[96] Zeno-Zeitung / Volksblatt für Bocholt und den Kreis Borken (Zeno / Bocholt) vom 04.07.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 70. Hervorhebung im Original.
[97] Stadtarchiv Friedberg (StaF): VIIII 215, Bürgermeister an Fachgruppe Nahrungs- und Genussmittel vom 17.10.1936, zitiert nach Lange, 2022, S. 71.
[98] BA: R 2, 27690, HWNW an Reichsminister des Innern vom 28.05.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 71.
[99] Zeno / Bocholt vom 25.06.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 73.
[100] Ebd.
[101] LAV NRW W: Gauleitung Westf.-Nord, Gauinspekteure 77, Kriminalrat Tenholt, Gelsenkirchen vom 04.09.1936, zitiert nach Lange, 2022, S. 76.
[102] Lange, 2022, S. 106.
[103] Für eine nahezu vollständige Auflistung der Konflikte im Münsterland und insbesondere in Bocholt siehe Lange, 2022, S. 105 – 162.
[104] Lange, 2022, S. 103.
[105] Schafranek, 2011, S. 40.
[106] Schafranek, 2011, S. 205.
[107] Historisches Archiv des Erzbistums Köln (AEK): Gen. I 23,2.7, Bischöfliches Generalvikariat Münster an Regierungspräsidenten Münster vom 04.04.1935; u.a. StaRh: A-501, Polizeibericht vom 31.03.1935, allesamt zitiert nach Lange, 2022, S. 107.
[108] AEK: Gen. I 23,2.7, Bischöfliches Generalvikariat Münster an Regierungspräsidenten Münster vom 04.04.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 107.
[109] Ebd.
[110] StaRh: C-56-16.4, Einladung, Pater Hermann Fischer an Vikar Schöne von 25.03.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 108.
[111] A.a.O., Bericht „betr. Den Überfall auf das Arbeitervereinshaus“, zitiert nach Lange, 2022, S. 108.
[112] AEK: Gen. I 23,2.7, Bischöfliches Generalvikariat Münster an Regierungspräsidenten Münster vom 04.04.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 108.
[113] StaRh: C-56-16.3, Aussage Johann Bislich vom 11.04.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 109.
[114] U.a. a.a.O., Aussage Wilhelm Tekampe vom 07.04.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 110.
[115] Lange, 2022, S. 108.
[116] StaRh: C-56-16.3, Aussage Bernhard Niewerde vom 09.04.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 109.
[117] A.a.O., Aussage Albert Bösing vom 07.04.1935; a.a.O., Aussage Anna Schlütter vom 31.03.1935, allesamt zitiert nach Lange, 2022, S. 110.
[118] A.a.O., Oberstaatsanwalt an Vikar Schöne vom 18.06.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 111.
[119] A.a.O., Aussagen vom 24.06.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 112.
[120] Lange, 2022, S. 112.
[121] Ebd.
[122] Fasse, 1997, S. 471.
[123] LAV NRW W: Gauleitung Westf.-Nord, Gauinspekteure 77, Bericht Oberbürgermeister Bocholt vom 16.04.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 116. Hervorhebung im Original.
[124] Archiv des Kolpingwerks des Diözesanverbandes Münster (AKWM): Brief Kolpingfamilie Bocholt-Zentral an Generalsekretär des Kolpingwerkes Köln vom 27.04.1961 (unbek. Sign.), zitiert nach Lange, 2022, S. 116.
[125] LAV NRW W: Oberlandesgericht Hamm 451, Gerichtsurteil vom 27.09.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 125.
[126] Lange, 2022, 126.
[127] Ebd.
[128] LAV NRW W: Oberlandesgericht Hamm 451, Gerichtsurteil vom 27.09.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 126.
[129] BA: NS 23, 1173, Staatspolizeistelle für den Regierungsbezirk Münster an Geheimes Staatspolizeiamt Berlin vom 08.05.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 127.
[130] Ebd., zitiert nach Lange, 2022, S. 128.
[131] Lange, 2022, S. 155.
[132] Ebd. Hervorhebung im Original.
[133] LAV NRW W: Oberpräsidium 5041, Geheime Staatspolizeistelle Münster an Oberpräsidenten Westfalen vom 08.03.1937, zitiert nach Lange, 2022, S 155 f.
[134] Ebd., zitiert nach Lange, 2022, S. 156 f.
[135] Bistumsarchiv Münster (BAM): Generalvikariat, Neues Archiv, A 101-4, Blatt 55, Kath. Pfarramt Heilig Kreuz Bocholt vom 22.11.1946, zitiert nach Lange, 2022, S. 157.
[136] Lange, 2022, S. 156.
[137] Walber und Plassmann, allesamt zitiert nach Lange, 2022, S. 158.
[138] LAV NRW W: Oberpräsidium 5041, Oberpräsident Westfalen an Reichs- und Preußischen Minister des Innern vom 22.03.1937, zitiert nach Lange, 2022, S. 159.
[139] Zu weiteren Vorfällen im Anschluss siehe Lange, 2022, S. 159 – 162.
[140] Browning, 2020, S. 233 – 241.
[141] Lange, 2022, S. 36.
[142] A.a.O., S. 164.
[143] Neitzel / Welzer, 2011, S. 15.
[144] Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI), 2023, S. 40.
[145] Kreutzmüller, 2017, S. 85.
[146] Lange, 2022, S. 165.
[147] Ebd.
[148] Lange, 2022, S. 166. Hervorhebung im Original.
[149] Wildt, 2007, S. 91.
[150] Lange, 2022, S. 166. Hervorhebung im Original.
[151] Reichspost (RP) vom 10.08.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 166.
[152] Lange, 2022, S. 166.
[153] RP vom 10.08.1935, zitiert nach Lange, 2022, S. 173. Hervorhebung im Original.
[154] A.a.O., zitiert nach Lange, 2022, S. 175.
[155] LAV NRW W: Gauleitung Westf.-Nord, Gauinspekteure 77, Kriminalrat Tenholt, Gelsenkirchen, vom 04.09.1936, zitiert nach Lange, 2022, S. 150.
[156] Lange, 2022, S. 152.
[157] A.a.O., S. 173.
[158] Neitzel / Welzer, 2011, S. 26, 33.
[159] Lange, 2022, S. 167.
[160] Ebd.
[161] Ebd.
[162] Schafrenk, zitiert nach Lange, 2022, S. 170.
[163] Schafrenk, zitiert nach Lange, 2022, S. 170.
[164] Lange, 2022, S. 170 f.
[165] A.a.O., S. 171.
[166] Ebd.
[167] A.a.O., S. 86.
[168] Neitzel / Welzer, 2011, S. 34.
[169] Lange, 2022, S. 176.
[170] U.a. Holzmann, zitiert nach Lange, 2022, S. 176; Schafranek, 2011, S. 203 f.
[171] Lange, 2022, S. 181.
[172] Zeno / Bocholt vom 14.03.1938, zitiert nach Lange, 2022, S. 313.
[173] Bokisch / Zirbs, zitiert nach Lange, 2022, S. 311.
[174] Zeno / Bocholt vom 16.03.1938, zitiert nach Lange, 2022, S. 314.
[175] Lange, 2022, S. 312.
[176] OSAF, zitiert nach Lange, 2022, S. 315. Hervorhebung im Original.
[177] Lange, 2022, S. 316.
[178] Zeno / Bocholt vom 31.03.1938, zitiert nach Lange, 2022, S. 316.
[179] Lange, 2022, S. 316.
[180] Bokisch / Zirbs, zitiert nach Lange, 2022, S. 318.
[181] Jagschitz, 1976, S. 183.
[182] Schafranek / Hurton, 2008, S. 203 – 205.
[183] Schafranek, 2011, S. 359 f.
[184] A.a.O., S. 362-367; Bokisch / Zirbs, zitiert nach Lange, 2022, S. 319.
[185] Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), o.D.
[186] Winter, 1998, S. 42.
[187] Wilz, 2012, S. 114.
[188] A.a.O., S. 121.
[189] Riepl, 2022, S. 301.
[190] Holzmann, zitiert nach Lange, 2022, S. 84.
[191] Lange, 2022, S. 84.
[192] Zu den Konflikten siehe bspw. Lange, 2022, S. 126 f., S. 149 f., S. 152.
[193] Bauer, 1998, S. 58 f.
[194] Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich vom 19. August 1933. Jahrgang 1933, 112. Stück, S. 886; Reiter-Zatloukal / Rothländer, 2010, S. 137 f.
[195] A.a.O., S. 137.
[196] Bauer, 1998, S. 59.
[197] A.a.O., S. 104.
[198] Reiter-Zatloukal / Rothländer, 2010, S. 150.
[199] A.a.O., S. 141.
[200] StaB: SBOH 3, 1752, Ordnungsamt Bocholt an die Regierung von Oberbayern vom 06.11.1953, zitiert nach Lange, 2022, S. 288.
[201] Reichsgesetzblatt vom 06. Juli 1938. Jahrgang 1938, Teil I, Nr. 104, S. 790 f.
[202] StaB: SBOH 3, 1753, Franz Unterdorfer an Innenministerium NRW vom 03.02.1951, zitiert nach Lange, 2022, S. 290.
[203] Lange, 2022, S. 291.
[204] Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich vom 29. März 1957. Jahrgang 1957, 24. Stück, S. 618.