Berlinale 2025 Filmfestival – Internationale Filmfestspiele Berlin
Berlinale 2025: Das Programm der Internationalen Filmfestspiele Berlin ist auch dieses Jahr voller wichtiger Filme zu unserem Themenkreis. Das wichtigste Filmfestival im deutschsprachigen Raum zeigt jedes Jahr eine Vielzahl von Filmen – meist Welt- oder Europapremieren. Traditionell positioniert sich die Berlinale als politisches Festival, d.h. als Impulsgeber und grenzt sich damit deutlich und positiv von vergleichbaren Festspielen ab.
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Unsere wichtigsten Filmempfehlungen der Berlinale 2025. Im Rennen um den goldenen Bären werden eine breite Auswahl von Werken im Programm der Berlinale gezeigt.
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Shoah – von Claude Lanzmann
Von 1974 bis 1985 arbeitete Claude Lanzmann an seinem monumentalen Werk über den Holocaust. Der Film erzählt von der Vernichtung von sechs Millionen europäischen Jüdinnen und Juden während des Zweiten Weltkriegs und machte die hebräische Bezeichnung Shoa allgemein bekannt. Lanzmann nutzte kein historisches Filmmaterial, sondern besuchte die Orte der Verbrechen und führte Interviews mit Überlebenden, Zeug*innen und Tätern aus 14 Ländern. Der Film entstand aus seiner Befürchtung, dass der Völkermord 40 Jahre danach bereits aus dem Gedächtnis verschwunden sein könnte. Als Meilenstein der Filmgeschichte definierte er das Dokumentarfilmschaffen neu und beeindruckt in seiner Radikalität bis heute. mehr
Hell’s Angels – von Howard Hughes
Der Erste Weltkrieg offenbart beim Royal Flying Corps den unterschiedlichen Charakter zweier englischer Brüder. Während Roy Rutledge tapfer kämpft, erweist sich sein Bruder Monte als Feigling, der sogar eine Affäre mit Roys Freundin Helen beginnt. Als beide in deutsche Gefangenschaft geraten und Monte zum Verräter wird, stellt sich Roy gegen ihn. „Hell’s Angels“ wurde 1927 als Stummfilm begonnen und 1930 als Tonfilm mit spektakulären Farbsequenzen veröffentlicht. Bei den gefährlichen Flugaufnahmen saß Produzent Howard Hughes selbst am Steuer. Drei Piloten und ein Mechaniker verloren bei den Dreharbeiten ihr Leben. mehr
Bajo las banderas, el sol / Under the Flags, the Sun – von Juanjo Pereira
Nach dem Sturz der 35-jährigen Diktatur Alfredo Stroessners in Paraguay 1989 verschwanden die audiovisuellen Archive seines Regimes, die zur Machterhaltung und nationalen Identitätsstiftung gedient hatten. Jahrzehnte später wurde dieses vergessene Filmmaterial aus Paraguay und dem Ausland wiederentdeckt. Staatliche Nachrichtensendungen, Propagandafilme und geheime Dokumente enthüllen die Mechanismen von Stroessners Herrschaft: die Instrumentalisierung der Vergangenheit, die Schaffung nationaler Bildsprache und den Personenkult. Ausländisches Material dokumentiert die internationalen Allianzen des Kalten Krieges, die die Diktatur stützten – in einem Land, wo die Nachfahren der Machthaber noch heute regieren. mehr
Underground – von Kaori Oda
Holding Liat – von Brandon Kramer
Brandon Kramers Film dokumentiert das Schicksal einer Familie nach der Entführung ihrer Tochter Liat durch die Hamas am 7. Oktober 2023. Die Kamera begleitet die Eltern Yehuda und Tal in ihrer Angst und bei ihren Bemühungen um die Freilassung von Liat und ihrem Mann. Als US-Bürger reist Yehuda mit Liats Sohn und ihrer Schwester in die USA. Trotz seines persönlichen Traumas bleibt der Vater seiner pazifistischen Haltung treu und kritisiert Israels Rolle im Nahost-Konflikt. Gegen den Strom der Polarisierung hält er am Weg der Aussöhnung fest. mehr
Chas pidlotu / Time to the Target – von Vitaly Mansky
„Time to Target“ zeigt das Leben im westukrainischen Lviv während des russischen Angriffskriegs. In der Heimatstadt des Regisseurs Vitaly Mansky kämpfen die Menschen um Normalität, während der Krieg täglich neue Opfer fordert. Zwischen Berufsverkehr, Stadtführungen und Kaffeehauslärm brechen immer wieder Totenglocken und Gedenkminuten in den Alltag ein. Der städtische Friedhof füllt sich mit Flaggen und Holzkreuzen. Ein Jahr lang begleitet der Film Musiker eines Militärorchesters, Veteranen und Zivilisten – Menschen, die der gnadenlosen Realität mit Herz und Mut begegnen. mehr
Cadet – von Adilkhan Yerzhanov
In Kasachstans „bester Militärschule“ soll Alina Geschichte unterrichten, während ihr schüchterner Sohn Serik dort als Kadett aufgenommen wird. Trotz der Protektion durch Seriks einflussreichen Vater scheitert der Junge mit der auffälligen Frisur an der militärischen Disziplin. Als zwei Schüler unter mysteriösen Umständen sterben, beginnt ein städtischer Ermittler nachzuforschen. In Adilkhan Yerzhanovs „Cadet“ durchdringt der sowjetische Geist weiter Architektur, Rituale und Gewalt. Sein subtiler (Post-)Horror zeigt eine Erziehung zum Monster und fragt, wie in diesem System das Gute überleben kann. mehr
After Dreaming – von Christine Haroutounian
Khartoum – von Anas Saeed
The Narrow Road to the Deep North – von Justin Kurzel
In einem japanischen Kriegsgefangenenlager an der Thailand-Burma-Eisenbahn versucht Sanitätsoffizier Dorrigo Evans, Menschen am Leben zu erhalten. Dabei begleiten ihn Erinnerungen an seine verbotene Liebe zu Amy, der Frau seines Onkels, die in einem Buchladen begann. Diese Gedanken geben ihm sowohl Kraft als auch Qual. Die Verfilmung von Richard Flanagans preisgekröntem Roman folgt Dorrigos Leben über Jahrzehnte: vom Soldaten zum Kriegsgefangenen, vom heimgekehrten Helden zum angesehenen Chirurgen und unfreiwilligen Prominenten – während er in Gedanken stets bei Amy bleibt. mehr
Michtav Le’David / A Letter to David – von Tom Shoval
„Michtav Le’David“ ist Tom Shovals filmischer Brief an David Cunio, der am 7. Oktober 2023 von der Hamas aus dem Kibbuz Nir Oz entführt wurde. Vor zehn Jahren spielten David und sein Zwillingsbruder Eitan die Hauptrollen in Shovals Debütfilm „Youth“ (Berlinale 2013), der von der engen Beziehung zweier Brüder und einer Entführung handelte – eine tragische Vorausdeutung der Realität. Mit Behind-the-Scenes-Material und Casting-Aufnahmen des damaligen Films schafft Shoval einen vielschichtigen Dokumentarfilm über die mysteriösen Verbindungen zwischen Kino und Leben, Erinnerung und Wirklichkeit im Kontext des Krieges. mehr
Je n’avais que le néant – „Shoah“ par Lanzmann / All I Had Was Nothingness – von Guillaume Ribot
Zwölf Jahre arbeitete Claude Lanzmann an „Shoah“ (1985), einem bahnbrechenden Film über den Holocaust. Vierzig Jahre später untersucht Guillaume Ribot 220 Stunden unveröffentlichtes Material dieses Meisterwerks, das 2023 ins UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen wurde. Für seine beispiellose Suche nach der Wahrheit führte Lanzmann weltweit Interviews mit Opfern, Zeugen und Tätern, erlebte Zweifel, Rückschläge und Irrwege. Mit Lanzmanns eigenen Worten, Auszügen seiner Memoiren und bisher ungezeigtem Material würdigt Ribot das unermüdliche Streben des Regisseurs, das Unerzählbare zu erzählen. mehr
Das Deutsche Volk – von Marcin Wierzchowski
Der Dokumentarfilm folgt den Hinterbliebenen und Überlebenden des rassistischen Anschlags von Hanau 2020, bei dem ein Täter neun junge Menschen ermordete, weil er sie nicht als Deutsche ansah. Regisseur Marcin Wierzchowski begleitete die Betroffenen vier Jahre lang in ihrer Trauer und bei der Verarbeitung ihres Verlusts. Der Film zeigt ihren Kampf um Anerkennung in dem Land, das sie Heimat nennen, und ihre Frustration über Behörden und Politik. Während öffentlich Mitgefühl bekundet wird, müssen die Angehörigen selbst die Umstände der Tat aufklären – konfrontiert mit einem System, das auf rechten Terror unzureichend vorbereitet ist. mehr
Hintergrund: Jury, Sektionen, Regisseure und Leitung der Berlinale
Die Berlinale, 1951 als kulturelles Schaufenster des Westens gegründet, zählt zu den bedeutendsten Filmfestivals weltweit. 2025 feiert die 75. Ausgabe unter neuer künstlerischer Leitung: Tricia Tuttle, ehemalige Direktorin des London Film Festivals, übernimmt erstmals die Intendanz. Vom 13. bis 23. Februar präsentiert das Festival im Herzen Berlins eine Mischung aus etabliertem Autorenkino und experimentellen Formaten, betont gesellschaftliche Verantwortung und thematisiert Klimawandel, Migration und Diversität.Unter Tuttles Führung rücken langjährige Festivalverbindungen in den Fokus: Tilda Swinton erhält den Goldenen Ehrenbären, während Todd Haynes als Jurypräsident fungiert. Staraufgebote wie Timothée Chalamet (als Bob Dylan in „Like A Complete Unknown“), Jessica Chastain und Marion Cotillard locken Publikum und Medien. Der Wettbewerb umfasst 19 Filme, darunter Debüts und Werke von Richard Linklater („Blue Moon“) sowie Michel Franco („Dreams“).Mit dem Eröffnungsfilm „Das Licht“ von Tom Tykwer setzt die Berlinale 2025 auf lokale Verankerung und globale Strahlkraft. Neue Spielstätten am Potsdamer Platz und Schwerpunkte wie die Retrospektive zur „Neuen Welle des europäischen Kinos“ unterstreichen den Brückenschlag zwischen Tradition und Innovation. Als größtes Publikumsfestival der Welt bleibt die Berlinale ein unverzichtbarer Treffpunkt für Filmkunst, politischen Dialog und glamouröse Begegnungen.