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Startseite > Rezensionen > Filmrezensionen > Khartoum – von Anas Saeed
Geschrieben von: Redaktion Zukunft braucht Erinnerung | Erstellt: 18. Februar 2025

Khartoum – von Anas Saeed

Khartoum. Land: SDN, GBR, DEU, QAT 2025. 
Regie: Anas Saeed, Rawia Alhag, Ibrahim Snoopy, Timeea M Ahmed, Phil Cox. Majdi. 
Sektion: Panorama 2025
Datei: 202504921_1. © Native Voice Films

Khartoum. Land: SDN, GBR, DEU, QAT 2025. Regie: Anas Saeed, Rawia Alhag, Ibrahim Snoopy, Timeea M Ahmed, Phil Cox. Majdi. Sektion: Panorama 2025. Datei: 202504921_1. © Native Voice Films

 

Ein kollektives Porträt der Resilienz im Schatten des Krieges

In einer Zeit, in der der Sudan unter der Last eines der verheerendsten Konflikte des 21. Jahrhunderts ächzt, setzt der Dokumentarfilm Khartoum (2025) unter der Co-Regie von Anas Saeed, Rawia Alhag, Ibrahim Snoopy Ahmad, Timeea Mohamed Ahmed und Phil Cox ein kraftvolles Zeichen gegen das Vergessen. Das Werk, das im Januar 2025 beim Sundance Film Festival uraufgeführt und im Februar 2025 im Panorama der Berlinale gezeigt wurde, ist weit mehr als eine Chronik des Bürgerkriegs – es ist ein filmisches Mahnmal der Erinnerung, ein Labor der kollektiven Traumabewältigung und ein Beweis dafür, wie Kunst selbst unter apokalyptischen Bedingungen entstehen kann.

Ursprünglich als vielstimmiges Porträt des urbanen Lebens in Khartum konzipiert, verwandelte sich das Projekt ab April 2023 in ein seismografisches Dokument der Flucht. Die Regisseure, selbst Vertriebene des Konflikts zwischen Sudanesischer Armee (SAF) und der paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF), schufen unter improvisierten Bedingungen in Nairobi und Kairo eine hybriden Formensprache, die Archivmaterial aus der Vorkriegszeit mit Greenscreen-Rekonstruktionen, animierten Traumsequenzen und meta-filmischen Interventionen verwebt.

Im Zentrum stehen fünf Protagonisten, deren Lebenswelten die gesellschaftliche Bandbreite Sudans spiegeln: Khadmallah, die als Teeverkäuferin an ihrem improvisierten Stand politische Debatten befeuerte39; Jawad, der Sufi-Rastafari und Widerstandsaktivist; Majdi, der beamtete Taubenzüchter; sowie die Straßenkinder Lokain und Wilson, deren kindlicher Blick auf die Katastrophe besonders verstört. Das Geniale an der Erzählstrategie liegt darin, dass jeder Figurenstrang von einem anderen Teammitglied verantwortet wird – eine polyphone Struktur, die der Fragmentierung des Landes entspricht und doch stets die verbindende Kraft der gemeinsamen Erfahrung spürbar macht.

Was Khartoum von konventionellen Kriegsdocumentaries abhebt, ist sein radikal subjektiver Zugang. Anstatt mit Archivbildern von Kampfhandlungen zu operieren, lässt der Film die Protagonisten ihre Erinnerungen vor Greenscreens re-inszenieren – ein Verfahren, das an Kaouther Ben Hanias Four Daughters (2023) erinnert, hier aber durch interaktive Animationen und direkte Einbeziehung des Filmteams erweitert wird. Wenn Khadmallah etwa ihren Teestand detailgetreu nachbaut, während im Hintergrund die RSF-Milizen digital hinzugefügt werden, entsteht ein surreales Zwischenreich aus persönlichem Gedächtnis und kollektivem Trauma.

Besonders bewegend geraten die Szenen, in denen die Regisseure die vierte Wand durchbrechen: Als Jawad beim Rekonstruieren seiner Verhaftung in Tränen ausbricht, tritt Anas Saeed ins Bild, umarmt ihn und diskutiert offen über die Ethik der Darstellung. Diese selbstreflexiven Momente, fern jeder Ausbeutungsästhetik, machen den Film zu einem seltenen Beispiel wahrhaft partizipativen Storytellings. Die Kamera wird hier zum therapeutischen Instrument, der Greenscreen zum Schutzraum, in dem selbst die grausamsten Erlebnisse durch künstlerische Agency überwunden werden können.

Visuell oszilliert der Film zwischen den poetischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus der Vorkriegszeit – etwa majestätische Taubenschwärme über Khartums Dächern – und den grellbunten Digitalcollagen der Exilphase. James Prestons Score, der traditionelle Sufi-Gesänge mit elektronischen Drones verschränkt, unterstreicht diese Dialektik von Tradition und erzwungener Modernität. Herausragend ist die Entscheidung, die Straßenkinder Lokain und Wilson nicht nur als Opfer, sondern als co-kreative Kraft zu inszenieren: In einer Schlüsselszene dirigieren sie die Crew bei der Erschaffung einer Fantasiewelt, in der Erwachsene verboten sind – eine bitter-süße Rebellion gegen die Verantwortungslosigkeit der Machthaber.

Kritisch könnte man anmerken, dass die politischen Ursachen des Konflikts etwas unterbelichtet bleiben. Doch genau hier liegt die Stärke des Ansatzes: Indem er sich konsequent auf die Mikroebene der Erlebnisse konzentriert, vermeidet Khartoum die Fallstricke westlicher „Erklär-Dokus“ über Afrika. Die Komplexität sudanesischer Politik – das Erbe des Omar-al-Bashir-Regimes, die Rolle internationaler Akteure, die ökonomischen Interessen hinter den RSF – schimmert stets durch die persönlichen Erzählungen hindurch, ohne je didaktisch zu werden.

Technisch setzt der Film Maßstäbe für low-budget filmmaking unter Krisenbedingungen. Editor Yousef Jubeh meistert die Herausforderung, heterogenes Material (Handyaufnahmen, Drohnenvideos, Greenscreen-Sessions) zu einem organischen Ganzen zu verschmelzen. Die Entscheidung, auf Voice-over-Kommentare zu verzichten und stattdessen auf die rohe Kraft der Protagonistenstimmen zu vertrauen, verleiht dem Werk eine unmittelbare Intensität.

Was Khartoum letztlich so essenziell macht, ist sein zeitdiagnostischer Impetus: In einer Ära, in der laut UN über 10 Millionen Sudanesen vertrieben sind und die Medienberichterstattung versiegt, bewahrt der Film nicht nur individuelle Geschichten, sondern die kollektive DNA einer Stadt. Die letzte Einstellung – ein von Lokain und Wilson animierter Löwe, der durch die Ruinen Khartums streift – wird zur vielschichtigen Metapher: Symbol der zerstörten Kindheit, der ungebrochenen Hoffnung und des kulturellen Gedächtnisses, das selbst Bomben überdauert.

Anas Saeed und sein Kollektiv haben mit Khartoum einen Dokumentarfilm geschaffen, der genretypische Grenzen sprengt. Zwischen performativer Rekonstruktion und dokumentarischer Dringlichkeit, zwischen persönlichem Leid und politischer Anklage entsteht hier ein neuer afrikanischer Kino-Kosmos. Der Film ist kein leichtes Werk – die Szenen sexualisierter Gewalt gegen Frauen, die apokalyptischen Bilder geplünderter Krankenhäuser und die Verzweiflung geflüchteter Kinder bleiben lange im Gedächtnis. Doch gerade in seiner kompromisslosen Ehrlichkeit wird Khartoum zum Manifest einer Generation, die sich weigert, ihre Geschichte den Nachrichtenzyklen zu überlassen. Als die Protagonisten im Abspann ihre Familienmitglieder nennen, die im Krieg starben, realisiert man: Dies ist kein Film über den Sudan, sondern ein Stück sudanesischer Seele, gerettet auf Zelluloid.

Khartoum – von Anas Saeed (Regie), Rawia Alhag (Regie), Ibrahim Snoopy (Regie), Timeea M Ahmed (Regie), Phil Cox (Regie, Buch) / mit Khadmallah, Majdi, Jawad, Lokain, Wilson / 80′ / Sudan, Vereinigtes Königreich, Deutschland, Katar 2025 / Farbe / Arabisch
Berlinale 2025 – Sektion Panorama Dokumente

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