Adler, Hakenkreuz, schwarze Sonne, Sigrune, Wolfsangel, Totenkopf, Odal-Rune
Die Nationalsozialisten haben seinerzeit eine Vielzahl von Symbolen für sich beansprucht, einige wenige auch selbst entwickelt. Viele dieser einst wertneutralen Symbole, Figuren aus der Heraldik oder Runen, die von den Nazis instrumentalisiert wurden, sind bis heute mit dem Rechtsextremismus verbunden und in Deutschland teilweise strafbar.
Der Adler
Beginnen wir aber mit der heraldischen Figur, die bis heute Teil des Hoheitszeichens der Bundesrepublik Deutschland ist: dem Adler. Der Adler im deutschen und österreichischen Wappen ist das älteste Hoheitszeichen Europas und eines der ältesten der Welt. Seinen Ursprung hat er noch im Römischen Reich, wo er die Standarten der römischen Legion zierte. Der Aquila (lateinisch für Adler) war aber nicht nur Feldzeichen der Legion, sondern später auch Hoheitszeichen des Kaisers. Greifvögel wurden in vielen Kulturen mit dem höchsten Gott in Verbindung gebracht: Der Falke etwa war im Alten Ägypten sowohl mit Ra (Schöpfergott) als auch mit Horus (Herrscher Ägyptens) verknüpft. Der Adler begleitete sowohl den höchsten nordischen Gott Odin (bzw. germanisch Wotan), als auch den griechischen Göttervater Zeus und dessen römisches Äquivalent Iupiter. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nationen übernahm den Adler auf goldenem Grund (Gold = Kaiser) als Reichsbanner. Mit einer kurzen Unterbrechung zwischen 1867 – 1871, als der Norddeutsche Bund auch heraldisch Distanz zu Österreich-Ungarn aufbauen wollte, ziert der Adler seither das deutsche Wappen – so auch in der Zeit des Nationalsozialismus. Doch wurde der Adler etwas martialischer ausgestaltet und in seinen Fängen hielt er …
Das Hakenkreuz
Das Hakenkreuz oder Swastika ist wegen seiner drehsymmetrischen Form seit der Antike ein beliebtes Motiv als Ornament oder Glückssymbol, weshalb es sehr schwierig ist, mit bestimmter abschließender Gewissheit zu sagen, wo die Nationalsozialisten die Inspiration herhatten. Die wahrscheinlichste Hypothese führt die Verwendung auf die Begründerin der modernen Theosophie und russlanddeutsche Okkultistin Helena Petrovna Blavatsky (1831 – 1891) zurück. Die erschuf die Lehre von den „Wurzelrassen“, von denen die Arier die aktuell höchstentwickelte wären. Blavatsky ordnete den einzelnen Wurzelrassen esoterische Symbole zu, die sie großteils entweder wie die Swastika aus Hinduismus und Buddhismus oder aus Alchemie und Okkultismus entlehnte. So enthielt das Emblem der Theosophischen Gesellschaft von 1891 einen Ouroboros (Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt), ein Hexagramm, ein Ankh oder Henkelkreuz, das Sanskritschriftzeichen für Om und eine Swastika. Von da an tauchte die Swastika als Sonnen- und Glückssymbol, aber eben auch als Symbol für die Arier in verschiedenen Kontexten auf. Neben der völkisch-rassistischen Auslegung der Theosophie, der Ariosophie von Guido von List (1848 – 1919; eigentlich: Guido Karl Anton List), war die Swastika auch mit Reformbewegungen oder der Freikörperkultur verbunden. Vermehrt tauchte sie aber in anderen okkultistischen und eben ariosophischen Kontexten auf, etwa auf der Flagge des Neutemplerordens von von Lists Schüler Jörg Lanz von Liebenfels (1874 – 1954; eigentlich: Adolf Joseph Lanz) oder in abgerundeter Form im Wappen der Thule-Gesellschaft von Rudolf von Sebottendorf (1875 – 1945; eigentlich: Adam Alfred Rudolf Glauer). Diese beiden Geheimbünde hatten massiven Einfluss auf die nationalsozialistische Ideologie und ihre Symboliken. Von Sebottendorf war auch Initiator des Freikorps Oberland, welcher der Vorläufer der Sturmabteilung SA war und schon 1918 die spätere Hakenkreuzflagge nutzte. Heute ist das Hakenkreuz als verfassungsfeindliches Symbol außerhalb eines dokumentarischen, künstlerischen oder antithetischen Kontexts verboten.
Schwarze Sonne
Der Reichsführer SS Heinrich Himmler (1900 – 1945) hatte einen persönlichen Okkultismusberater, den SS-Standartenführer Karl Maria Wiligut (1866 – 1946). Dieser war maßgeblich an der Gestaltung der Ordensburg der Schutzstaffel (SS), der Wewelsburg, beteiligt und erschuf auch zahlreiche Insignien der SS. Im ehemaligen Obergruppenführersaal der Wewelsburg befindet sich auf dem Boden ein von Wiligut geschaffenes Ornament: Zwei konzentrische Kreise mit zwölf einen rechtwinkligen Knick machenden Speichen, die wie drei erweiterte Hakenkreuze oder zwölf invertierte Siegrunen aussehen und auf die zwölf Säulen im Saal weisen. Die Zahl Zwölf taucht als Anzahl von Personen nicht nur bei den zwölf Aposteln der Bibel auf, sondern auch bei den zwölf Göttern auf dem Olymp ebenso wie bei den Asen der Edda, den zwölf Rittern der Tafelrunde, den Rittern des leitenden Konvents des Deutschen Ordens und eben auch bei den zwölf Hauptmännern der SS. Heute ist die Schwarze Sonne, wie das Symbol nachträglich benannt wurde, in der rechtsextremen Szene noch immer weit verbreitet.
Die Sigrune oder Wolfsangel
Die Sigrune oder Siegrune soll Guido von List als Teil des Armanen-Futharks im Traum erschienen sein. Ein Futhark ist eine Runenreihe, vergleichbar mit dem Alphabet der Griechen und dem lateinischen ABC. Von List hielt hierzu fest: „sal und sig (Heil und Sieg)! Dieser vieltausendjährige urarische Gruß- und Kampfruf […] ist in der ‚Sig-Rune‘ (Siegrune), dem elften Zeichen des Futharks zum Symbol geworden: Der Schöpfergeist muss siegen!“ Der Grafiker Walter Heck griff die Sigrune, welche sowohl an die alte Rune Ihwa (ᛇ), die neuere Rune Sowilo (ᛊ oder ᛋ) als auch an ein S erinnert, auf: Zwei Sigrunen nebeneinander bildeten fortan das Zeichen der SS. Gleichzeitig stimmt die Form der Sigrune mit der des zur Jagd auf Wölfe benutzten Werkzeugs Wolfsangel überein, die als heraldische Figur in vielen Stadtwappen aus dem Mittelalter wie dem von Katzweiler oder Halberstadt auftaucht. Die Nazis verglichen sich nicht zuletzt wegen Hitlers Spitznamen „Wolf“ gerne mit Wölfen. Auch dieses Symbol ist in Deutschland heute verboten.
Totenkopf
Der Totenkopf als Insigne der SS-Division Totenkopf in Form eines Ringes, als Kragenspiegel oder Symbol auf den Mützen der Offiziere geht auf Karl Maria Wiligut zurück. Dass die Division von General Theodor Eicke (1892 – 1943) offenbar so stolz auf ihre Effektivität beim Morden war, dass sie sich den Totenkopf als Symbol erwählte, sorgt bis heute für Irritation und Spott. Andere SS-Divisionen hatten ihre eigenen Truppenkennzeichen. Die 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“ etwa nutzte die Odal-Rune, die 17. SS-Panzergrenadier-Division „Götz von Berlichingen“ die Eiserne Hand (Gottfried „Götz“ von Berlichingen zu Hornberg (1480 – 1562) war für seine Hand aus Eisen bekannt) und die 5. SS-Panzer-Division „Wiking“ ein abgerundetes Hakenkreuz. Heute ist das Symbol als verfassungsfeindlich eingestuft, wobei dies nicht ein Totenkopfsymbol als solches, sondern nur explizit den Totenkopf der SS betrifft.
Odal-Rune
Ähnlich wie die Sigrune ist auch die Odal-Rune eine der Runen von Guido von List und entspricht in einem klassischen Futhark Othala (ᛟ), welche als heraldisches Symbol etwa im Wappen von Klein Oschersleben auftaucht. Als Wort kann die ursprüngliche Rune für „Abstammung“, „Art“, „Herkunft“ und „Adel“ stehen. Neben der 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“ nutzen auch Hitler-Jugend (HJ) und Rasse- und Siedlungshauptamt die abgewandelte Odal-Rune mit „Füßen“ von von List. Da die 1952 gegründeten Wiking-Jugend und die 1956 gegründeten Studentenorganisation Bund Nationaler Studenten (BNS) das Symbol verwendeten und der BNS 1961, die Wiking-Jugend 1994 gemäß § 3 Vereinsgesetz verboten wurde, gilt dies nach § 9 Vereinsgesetz auch für ihre Symbole.