Vorwort
Ab Ende 1990 forschte ich, im Rahmen meiner Promotion als Historiker, am Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin zu den Ursachen und zum Verlauf von Neofaschismus, Antisemitismus und Rassismus in der DDR, anhand von Quellenmaterialien aus dem Jugendarchiv, dem ehemaligen Archiv der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und aus dem ehemaligen Zentralen Parteiarchiv der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Die ersten Forschungsergebnisse wurden 1996 veröffentlicht und sie belegen Verlauf und Ursachen neofaschistischer, rassistischer und antisemitischer Vorgänge in der SBZ/DDR.[1] Leider sind die zu Tage geförderten historischen Fakten kaum öffentlich diskutiert worden. Doch ihre Authentizität ist nicht wirklich angreifbar und sie sind für eine kritisch-historische Diskussion der Geschichte der DDR zu berücksichtigen. Das vorliegende Material zum Antisemitismus bzw. Antizionismus habe ich neu überarbeitet und in einen interpretatorischen Rahmen gesetzt, der sowohl die Vorgeschichte der SED berücksichtigt, als beitragen soll eine inhaltliche und organisatorische Formierung zu bilden, die für die antagonistische Linke in Deutschland notwendig geworden ist.[2]
Traditionelle Linke heben hervor, der Staat der DDR sollte einen Versuch darstellen, ein besseres Deutschland hervor bringen zu wollen. Ich möchte mit dieser Arbeit einen Anteil dazu leisten, wo genau und wie en détail dieses Experiment gescheitert ist, und was wir daraus lernen können und müssen.
Voraussetzungen
Antisemitismus in der DDR erscheint auf einer gesellschaftlichen als auch auf einer staatlichen Ebene und er erscheint sowohl in der Innen als auch in der Außenpolitik. Einer meiner Beiträge zur Diskussion um den Antisemitismus in der DDR, liegt in der Offenlegung der empirischen Fakten zum gesellschaftlichen Antisemitismus und der damit einhergehenden Sichtbarmachung der dialektischen Beziehung zwischen den antisemitischen Potentialen in der Gesellschaft und der antizionistischen Außenpolitik einerseits und mit der gescheiterten Denazifizierung andererseits.
Die SED, als alles dominierende Staatspartei, trägt die Verantwortung für die Entwicklung sublimierter antisemitischer Potentiale, nicht nur durch ihre im wesentlichen antisemitisch begründete antizionistische Außenpolitik gegenüber dem Staat Israel, sondern auch durch ihre antisemitische Innenpolitik gegenüber den Vertretern der Juden und ihrer Institutionen. In Anbetracht der wenigen hundert im Land verbliebenen, offiziell gemeldeten Jüdinnen und Juden, gab es letztlich so gut wie keine jüdische Bevölkerung mehr und man kann von einem Antisemitismus ausgehen, der im eigenen Land so gut wie keine Juden mehr benötigte, um sich entfalten zu können.
Sie (die SED) setzte auf den Begriff Antizionismus und auf die damit verbundenen Bewertungen des Staates Israel, die synchron einherging mit der Politik gegenüber den arabischen Staaten und der PLO. In der westdeutschen Linken, gab es deckungsgleich dazu, so gut wie keine Partei oder Gruppe der außerparlamentarischen Linken, die nicht eine antizionistische Politik betrieben hat. Dieser Antizionismus wurde verbunden mit der nationalistischen Ideologie der Befreiung von imperialistischer und kolonialistischer Herrschaft, die im Bündnis der RGW-Staaten mit den Arabern und den arabischen Staaten zu Tage trat.[3] Mit dieser antizionistischen Argumentation verbindet sich eine unvollständige, weil ideologische Aufarbeitung des NS-Faschismus in West und Ostdeutschland.
Die Ideologie des Antizionismus als sublimierter, weil gesellschaftlich latent vorhandener Antisemitismus trat bei der staatskapitalistischen und Neuen Linken in den 1960er Jahren offen zu Tage. Haury und andere mehr haben das mittlerweile in mehreren Veröffentlichungen detailliert aufgelistet und belegt.[4] Davon betroffen sind alle relevanten legalen oder subversiven Organisationen der leninistischen, bzw. autoritären deutschen Linken in beiden deutschen Staaten.[5] Ihnen gemein ist der Versuch, die Deutschen und Deutschland von der psychischen Last der NS-Verbrechen zu entlasten, ja zu befreien. Sie entfalten durch ihre Ideologie eine Massensuggestion in der Weise, das sie die Israelis zu Tätern, ja zu faschistischen Verbrechern erklären und damit suggerieren wollen, seht her, die Juden sind entweder genau so wie es die Nazis waren oder vielleicht noch schlimmer.
Dieser antisemitische Antizionismus zeigt Einstellungen und Befindlichkeiten, die entweder in der Arbeiterbewegung zu Hause waren oder die aus der Ideologie des bürgerlichen Deutschland aufgenommen worden sind.
Diese historische Untersuchung über den Zusammenhang von Entnazifizierung und Neofaschismus in der SBZ/DDR, fragt nach Funktionen von Faschisten in ostdeutschen Institutionen, sowie nach ihrem Einfluss auf das Bewusstsein der ostdeutschen Bevölkerung. Generell ist die Frage nach der Form und dem Inhalt der Abwehr neofaschistischer Gefahren verbunden mit Problemen, die im politisch-psychologischen Bereich angesiedelt sind. Diese gehen zurück auf das nicht verarbeitete Trauma der Niederlage der bürgerlichen und proletarischen Kräfte gegen den Hitler-Faschismus im (Dritten) Deutschen Reich. Die kollektiven und individuellen traumatischen Erfahrungen dieser historischen Niederlage bestimmen Form und Inhalt der wissenschaftlichen und politischen Auseinandersetzung mit dem Neofaschismus bis in die Gegenwart. Die in der Geschichte der Deutschen begründeten mentalen und emotionalen Unsicherheiten über den Misserfolg ihrer antifaschistischen Anstrengungen ist, neben der faschistischen Gefahr an sich, das Hauptproblem.
Einen gescheiterten Versuch diese Probleme zu lösen, stellt der (nationalkommunistische) Antifaschismus dar, der die Analyse der Ursachen des Hitler-Faschismus allein auf den politisch-ökonomischen Sektor reduzierte (Dimitroff-These). Auch deshalb wurden nach 1945 die Großindustrie, der Großgrundbesitz, die Banken und Handelskonzerne verstaatlicht. Das Ergebnis war nicht die Befreiung der ostdeutschen Bevölkerung von faschistischen Überzeugungen, sondern die Konstituierung einer kleinbürgerlichen Gesellschaft, in der Angehörige der ehemaligen faschistischen Eliten funktionaler Bestandteil der von den Kommunisten dominierten Eliten wurden. Diese Entwicklung hatte für das gesellschaftliche und individuelle Bewusstsein der Masse der Ostdeutschen tiefergehende Folgen und die SED versuchte dieses Bewusstsein insofern zu transformieren, als sie die (ostdeutsche) Bevölkerung an die Seite der siegreichen UdSSR stellte, und suggerierte, sie seien die Sieger und legitimen Erben der Geschichte der deutschen Nation. In diese nationalistische Konzeption, wurde das antifaschistisch-demokratische Modell eingebettet und bildete so die Grundlage und das politische Umfeld auch für ehemalige NS-Funktionäre. Die partiellen ideologischen und politischen Übereinstimmungen bzw. Schnittstellen mit nationalkommunistischen Vorstellungen haben ihre eigene Geschichte, sowohl in den zugrunde liegenden Gemeinsamkeiten der deutschen Kultur (Antisemitismus, Autoritarismus, etc.), als auch in ihrer antidemokratischen Theorie und Praxis. Sie weisen auf gemeinsame politische Aktivitäten zwischen der NSDAP und der KPD während der Weimarer Republik und führen bis zum Hitler-Stalin-Pakt und schließlich bis zu den Geheimverhandlungen der FDJ mit illegalen Nazi-Gruppen in Westdeutschland.
In diesen Schnittstellen verbinden sich nationalistische und völkische Ansprüche der deutschen Faschisten und nationalbolschewistische, also stalinistische Ideologie und Praxis. Vergleiche zwischen diesen beiden extremen Formierungen sind mit politischen und parteipolitischen Vorgaben belastet, und es muss betont werden, dass es bei den Vergleichen zwischen diesen politischen Bewegungen darauf ankommt, entlang des Faktischen zu argumentieren das gebietet die Verpflichtung zur historischen Wahrheit. Insofern ermöglichen die historischen Erfahrungen mit der DDR, nicht nur theoretische und konkrete Lehr und Lernprozesse über den fehlgeschlagenen Versuch, Ursachen und Folgen des NS aufzuarbeiten, sondern eben auch über den Verlauf und das Scheitern des deutschen Kommunismus.
In und mit der Pseudotheorie des Marxismus-Leninismus in der SBZ/DDR gab es kaum ein kritisches Verhältnis von Wissenschaft und Politik, also von Theorie und Praxis, als Ausdruck eines dialektischen Bewusstseins der Aufklärung, deren elementarer Bestandteil Vorstellungen über Demokratisierungsprozesse im Produktions bzw. Reproduktionsbereich bilden. Insbesondere wäre es hier um den Abbau von Herrschaft, ihrer Strukturen und Ideologien, also um Demokratisierungen der politischen und sozialen Organisationen und Strukturen, gegangen. Parteipolitisch domestizierte Wissenschaftler und pseudowissenschaftliche Parteipolitiker hatten außerhalb ihrer autoritären Grundeinsichten keine Konzepte für die Aufhebung des Antisemitismus, denn „Seine Zweckmäßigkeit für die Herrschaft liegt zutage. Er wird als Ablenkung, billiges Korruptionsmittel, terroristisches Exempel verwandt“, soweit die treffende Einortung des Antisemitismus in der „Dialektik der Aufklärung“ von Horkheimer/Adorno.[6]
Auf der Grundlage der Erkenntnisse über antisemitisch und rassistisch motivierte Übergriffe in der DDR ergibt sich die Frage nach den historischen Ursachen, die für die neofaschistische Ideologisierung verantwortlich gemacht werden können.[7] Im Laufe ihrer Sozialisation sind diese Antisemiten und Rassisten mit Vorurteilen beeinflusst worden, und nach allem was wir über die Bedingungen von Sozialisationsprozessen wissen, sind Inhalte und Formen der politischen und sozialen Kultur, verantwortlich für neofaschistische Einstellungen und Verhaltensweisen.
Die Führer der SED waren in der Regel ehemalige Häftlinge der Nazis oder sie waren aus der Emigration zurückgekehrt. Diesen wenigen Frauen und Männern (Gruppe Ulbricht)[8], denen die Führung der DDR übergeben wurde, standen Millionen ehemaliger Parteimitglieder und Sympathisanten der Hitler-Faschisten gegenüber. Um den Staat etablieren zu können, brauchte die nationalkommunistische Führung, mit dieser historisch und politisch mit dem Nazi-Faschismus kontaminierten Masse der Ostdeutschen, einen Modus vivendi. Viele Funktionsträger die im Nationalsozialismus aktiv waren, z. B. in den Sozial- bzw. Naturwissenschaften, in den Staats- und Wirtschaftsverwaltungen oder in den bewaffneten Kräften, wurden auch im neuen Staat dringend benötigt. Ihr Wissen sollte genutzt werden für die Erfüllung der staatlichen und politischen Ziele der SED. Mit dieser Übereinkunft der Eliten in der DDR wurde informell vereinbart, ab Anfang der 1950er Jahre die juristische Auseinandersetzung um die Aufarbeitung der NS-Geschichte einzustellen, und die Bevölkerung blieb daraufhin weitgehend von selbstkritischen Tönen und Inhalten verschont.[9] Unterhalb dieser obersten Führungsebene agierten jedoch ehemalige NS-Funktionäre in leitenden Stellungen auf gesellschaftlichen und staatlichen Führungsebenen. Diesen ehemaligen NS-Funktionären in der SBZ/DDR wird unterstellt, analog zu den Erkenntnissen über Neofaschismus in Westdeutschland, für die Überlieferung faschistischer Inhalte und Einstellungen mit verantwortlich zu sein.
Wie in Westdeutschland, so wurden auch in Ostdeutschland die von den alliierten Siegermächten durchgeführten Denazifizierungen Anfang der 1950er Jahre von den Deutschen hauptsächlich als juristisch definiert übernommen und für beendet erklärt.[10] Die Analysen über den Prozess der Entnazifizierung für die SBZ/DDR zeigen, dass es die Stunde Null in Wirklichkeit auch nicht gab.[11] Die auf dem Territorium der SBZ/DDR befindlichen NS-Funktionäre blieben, bis auf einige wenige Ausnahmen, künftig von politischer oder juristischer Verfolgung unbehelligt. Dazu war erforderlich, die ehemaligen Nazis in die Kategorie von „nominellen“ NS-Parteimitgliedern (Pg) einzuordnen, und das betraf die überwältigende Anzahl von Tausenden ehemaliger Nazi-Faschisten. Wenn sie erklärten, sie würden sich für die Ziele des neuen Staates einsetzen, stand ihren Karrieren nichts mehr im Weg. Es muss davon ausgegangen werden, dass sich unter diesen als „nominell“ eingestuften NS-Parteigenossen (Pg), in der Regel waren es Männer, ehemalige NS-Funktionäre aus den Bereichen NSDAP, SS, Staatsverwaltung oder Wehrmacht befanden. Ihnen wurden, trotz ihrer Beteiligung am nationalsozialistischen System, Karrieren ermöglicht, ohne dass sie zuvor politisch oder juristisch zur Verantwortung gezogen worden waren. „Selbst der SED gehörten zu jener Zeit zirka 175.000 ehemalige Offiziere, Oberfeldwebel, Feldwebel sowie Angehörige der NSDAP oder ihrer Gliederungen an, von denen sie erst 1951 rund 16.000 ausschloss“.[12]
Ein anderer Ansatz zur Erforschung dieser Problematik könnte aus Akten des Bundeskanzleramtes entnommen werden, bei denen es um Gespräche zwischen Adenauer und von Manteuffel ging. Von Manteuffel war bis 1945 Generalleutnant der Wehrmachtsdivision Großdeutschland und danach Angestellter des Bankhauses Robert Pferdmenges in Köln. Außerdem war er für die FDP Mitglied des Bundestages (MdB) und zusammen mit Alfred Franke-Gricksch, einer der Sprecher, der verdeckt operierenden Gemeinschaft ehemaliger Wehrmachts-, NSDAP-, SS- und HJ-Angehöriger (Spinne, Odessa, Bruderschaft, usw.). Ende der 40er, Anfang der 50er Jahre, hatte von Manteuffel der Bundesregierung zwei komplette, kriegsstarke Kampfdivisionen angeboten, deren Mitglieder aus allen vier Besatzungszonen bzw. aus beiden deutschen Staaten rekrutiert sein sollten.[13]
Über ehemalige NS-Funktionäre in verantwortlichen Funktionen der SBZ/DDR wurden bisher noch keine systematischen Forschungen angestellt. Es liegen lediglich Dokumentationen mit Kurzbiographien vor.[14] Diese dokumentarischen Hinweise belegen jedoch, dass NS-Funktionäre in leitenden Funktionen und in beinahe allen ideologisch wichtigen, weil massenwirksamen Bereichen (z. B. Volkskammer, ZK, Armee, Politik, Medien) aktiv sein konnten. Auch muss die Frage beantwortet werden, ob und wie das geheime Treffen im Januar 1951 in Gelsenkirchen zwischen Abgesandten der FDJ (damals unter der Führung von E. Honecker) und Vertretern der ehemaligen Reichsführung der HJ in Westdeutschland (A. Axmann), in den gesamten thematischen Komplex eingeordnet werden kann.[15]
Mit ihrer zugleich zielgerichteten und zutiefst widersprüchlichen Politik, protegierte die SED eine antisemitische und rassistische Atmosphäre, die in der Gesellschaft Spuren hinterlassen hat. Diese Erkenntnis ist anscheinend so störend, dass sie bis heute verdrängt werden muss. Das Bild der DDR als kommunistischer Frontstaat, mit allen Implikationen die mit dem Begriff Kommunismus verbunden waren und sind, verharrt so im Kontext seiner ideologischen Struktur. Der geläufige westliche Blick auf die DDR war ein Blick durch die ideologisch gefärbte Brille, war also der Blick auf einen Staat und eine Gesellschaft unter Leitung einer kommunistischen Partei.
In einem besonderen politischen Klima wurden diskriminierende faschistische Einstellungen, wie Hass auf Fremde oder Vorurteile gegenüber Juden konserviert und erlebten immer wieder heftige Ausbrüche. Die Führungen der Deutschen Volkspolizei (DVP) oder des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) konnten die historischen und politischen Ursachen dieser Entwicklung nicht einordnen und waren deshalb auch nie in der Lage die Entwicklung einer militanten antisemitischen Szene zu unterbinden. Bis 1988 war das zentrale Motto bei der Bekämpfung des Antisemitismus: Repression durch die Justizbehörden. Im Februar 1988 hielt Erich Honecker eine Rede vor den 1. Kreissekretären der FDJ und er erinnerte seine Zuhörer dabei an die historische Zusammenarbeit der jungen Deutschen nach dem 8. Mai 1945, die unabhängig von ihrer ideologischen oder politischen Herkunft gemeinsam angepackt, die Trümmer des Krieges beseitigt und den Wiederaufbau durchgeführt hatten. Die Jugendlichen, so fuhr Honecker weiter, aus den ehemaligen NS-Organisationen wie HJ und BDM wären von den Nazis lediglich missbraucht worden und sie fänden nun wieder zu ihren wahren Idealen zurück. Soweit die ernüchternde Botschaft von Honecker an die Jugend. Mittlerweile hatten offene Straßenschlachten mit faschistischen Banden stattgefunden, bei denen auch die DVP eingreifen musste. Honecker, wie die SED insgesamt, wollte nicht wissen, was nicht sein durfte und wenn es sein musste, dann fälschten sie einfach und kontinuierlich die Justiz-Statistik über jugendliche Straftäter. In ihrer Welt waren die Bösen, also die Nazis, im Mai 1945 besiegt worden und überlebten noch im Westen, dank der Unterstützung durch die westdeutschen Regierungen.
Die Ursachen der Entwicklung antisemitischer und auch rassistischer Potentiale in der ostdeutschen Gesellschaft, sind auch darauf zurückzuführen, wie im Staat und in der Gesellschaft der DDR mit Begriffen wie Deutsch, Staat, Volk und Nation umgegangen wurde, wie sie von wem verstanden wurden, welche Assoziationen vorgegeben waren und wer, wann und wo damit öffentlich sein durfte. Ein weiteres ursächliches Feld ist die instrumentalisierte Aufarbeitung des Nazi-Faschismus und dessen Folgen für die Nachkriegszeit. Dort wurden sozialpsychologische Verdrängungen durchgesetzt, die heute noch gültig sind, allein schon deshalb, weil sie offiziell nie in Frage gestellt wurden. Die Grundlagen sind insgesamt auch zu verorten in einem anscheinend grenzenlosen Autoritarismus und seinen sozialpsychologischen Grundlagen, so wie sie Adorno in der Einleitung zum Problemaufriss des autoritären Charakters beschrieben hat. Ein Zentrum in diesem verfremdeten Kosmos stellte die militaristische Politik und Propaganda dar, wie sie von der SED üblicherweise nach innen wie nach außen betrieben wurde (DDR 1953, 1961; CSSR 1968; Polen 1980/81).[16]
Bei der Betrachtung der Geschichte der DDR kann, nach dem was wir jetzt wissen, nicht mehr davon ausgegangen werden, dass Chauvinismus, Rassismus und Antisemitismus bewältigt worden wären. Der Nestor der westdeutschen DDR-Historiographie Hermann Weber hatte in seiner neuen Einleitung zum Standardwerk Geschichte der DDR 1999 ex kathedra die DDR von diesen Anfechtungen frei gesprochen.[17] Ebenfalls unterliegt Angelika Timm, aus deren Studie Hammer Zirkel Davidstern, ich einiges wertvolles entnehmen konnte, dem Zwang die Bevölkerung von antisemitischen Gefühlen frei zu sprechen.[18]
Nachfolgend belege ich antisemitische Erscheinungen anhand einiger Beispiele aus Archivunterlagen.
Gesellschaftlicher Antisemitismus (Empirische Ergebnisse)
1947 wurde der jüdische Friedhof in Chemnitz geschändet und Ende Mai ein großer Teil des jüdischen Friedhofes in Zittau zerstört. Auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee wurden im selben Jahr „Grabdenkmäler beschädigt, beschmiert und umgeworfen“ es wurden keine Täter belangt.[19]
In Berlin (DDR) wurde 1953 der jüdische Friedhof an der Schönhauser Allee von Unbekannten entweiht.[20]
1956 wurden in Calbe (Bezirk Magdeburg) antisemitische Äußerungen bekannt, die in den Aussagen gipfelten „Die Juden sind an allem schuld. Hitler hätte noch mehr vergasen sollen“. Auch in Rostock und in Cottbus gab es antisemitische Aussagen, die jeweils im Bezug zum Suezkrieg standen.
1959 wurden in einer Oberschule im Stadtbezirk VI von Karl-Marx-Stadt Hakenkreuze angebracht und mehrere Schüler spielten ein Spiel, das sie „SS und Juden“ nannten.[21]
Im Januar 1960 wurden im Kreis Sonnenberg (Bezirk Suhl) antisemitische Parolen entdeckt. Im Glaswerk Haselbach wurde ein Abzeichen mit Hammer und Sichel mit Hakenkreuzen und mit „Juden raus“ versehen.
Anfang 1960 wurden in der Oberschule (OS) Lodersleben (Kreis Querfurt) antisemitische Parolen entdeckt.
Im Lehrlingswohnheim des Fischkombinats Saßnitz (Bezirk Rostock) kam es im Verlauf einer Diskussion zu antisemitischen Äußerungen.
Im März 1960 wurden in Eberswalde (Bezirk Frankfurt/O.) in den Toilettenräumen des Jugendclubs Parolen wie „Juden raus“ und „Heil Hitler“ angebracht.[22]
Im Februar 1960 wurden in Berlin (DDR) im Kantinengebäude eines Elektrokohlebetriebes antisemitische und profaschistische Hetzparolen gefunden. Gleiche Parolen wurden im Ort Treuenbritzen (Kreis Jüterbog) gefunden.
Im Kraftwerk Lübbenau (Bezirk Cottbus) wurde ein Arbeiter jüdischer Herkunft mehrere Tage als „Judenlümmel“ beschimpft. Ebenso erging es einem Arbeiter im Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) in Cottbus.[23]
Im Dezember 1960 wurden in Magdeburg und Umgebung antisemitische Hetzparolen geäußert. Im Ort Wanzleben wurden Hakenkreuze angemalt.[24]
1960 wurden in einem Betrieb in Eberswalde (Bezirk Frankfurt/Oder) auf einer Plattform im Kranbau und in den Toiletten des Jugendclubhauses Hakenkreuze gemalt und es wurde „Juden raus“ und „Heil Hitler“ geschrieben.[25]
Nach dem Protokoll der Sitzung des Politbüros der SED vom 11. Juli 1961 registrierte das Ministerium des Innern (MdI) für das Jahr 1960 insgesamt 595 Vorfälle mit antisemitischer Hetze und 2.977 neofaschistische Vorfälle.[26]
Die Schülerin Christa K. sagte ihren Pädagogen und Funktionären: „Eichmann hat die Juden umgebracht. Das sagt ihr. In Westdeutschland sind diese und jene Zustände. Das sagt ihr. Ob dies aber wirklich so ist, kann ich nicht einschätzen“.[27]
Im November 1961 wurde im Fischkombinat Rostock eine Toilette mit „Juden raus“ und mit Hakenkreuzen beschmiert. Der Täter behauptete „die Juden sind selbst schuld an ihrem Schicksal“.[28]
Im Juli 1966 kam es in Ballenstedt (Kreis Quedlinburg) zu antisemitischen Ausschreitungen. Ungefähr 20 Jugendliche grölten Parolen wie „Juden raus“ und „Jude verrecke“. Es wurde der Hitlergruß gezeigt und einige trugen faschistische Orden. Beteiligt daran waren Studenten aus dem Institut für Lehrerbildung und Lehrlinge aus mehreren Betrieben.[29]
An der POS Wingwitz (Kreis Freital) äußerten Ende 1966 Schüler faschistische Lieder und Parolen wie „Welcher Führer ist der Beste?“ und „Die Juden sind nichts wert“ und „Schmiert die Guillotine ein mit Judenfett“.
An der POS Bannewitz (Kreis Freital) äußerten sich zwei Schüler einer 10. Klasse antisemitisch, sie waren Mitglied der FDJ, über den Schauspieler Gerry Wolf, „Judengerry“ und „Judenschwein“. Auch sie sangen das Lied „Schmiert die Guillotine ein mit Judenfett“.
Im Dezember 1966 wurde Schülern einer 10. Klasse im Ortsteil Särka der Gemeinde Kotitz der Zutritt zu einem Fest verwehrt. Daraufhin sangen sie „Schmiert die Guillotine ein mit Judenblut“.
In der Oberschule (OS) in Hochkirch (Bezirk Dresden) sangen Schüler ein Lied mit antisemitischem Inhalt.[30]
Der Direktor der 17. Oberschule in Berlin-Lichtenberg im Ortsteil Biesdorf fand im November 1966 in der Mappe eines Schülers einer 10. Klasse schriftlich festgelegte Satzungen einer faschistoiden Gruppe, zu der noch drei Schüler der Klasse gehörten. Durch diese Ermittlungen wurde eine andere Gruppe, zu der sechs Schüler gehörten, ausfindig gemacht, die sich „Bund Deutscher Jugend“ nannte und die einen nationalsozialistischen Staat errichten wollten. Diese Schüler waren der Klassenlehrerin aufgefallen, weil sie bei der Erörterung von politischen Tagesfragen ablehnende Haltungen über die DDR äußerten. Mitglied dieses Bundes konnten nur Arier sein, Juden oder anderen Nicht-Ariern wurde die Mitgliedschaft verboten. Symbole der Gruppe waren das germanische Runenkreuz und der Hitlergruß. Ihre Vorbilder waren die ehemaligen Führer des Nazi-Faschismus, mit deren Namen sie sich ansprachen. Interessant ist hier der familiäre Hintergrund der meisten der betroffenen männlichen Jugendlichen. Unter den Vätern befanden sich Offiziere der NVA und der DVP.[31]
Untersuchungen der FDJ (Bezirk Dresden) ergaben 1966 in 32 Schulen von 12 Kreisen, dass rund 50 Schüler einzeln oder in Gruppen unmittelbar an „faschistischen Provokationen“ beteiligt gewesen waren.
Es handelte sich um Schüler aus Dresden-Ost, Pirna, Freital und Görlitz die mit faschistischen Losungen und Symbolen agierten. Schüler der EOS Reichenbach und der POS Wingwitz waren aufgefallen, weil sie jüngere Schüler mit faschistischen Methoden terrorisierten.[32]
Im Ort Dömitz, Kreis Ludwigslust, wurde 1968 eine Gruppe mit zehn Jugendlichen aufgedeckt. Einer der Jugendlichen stellte sich als „SS-Sturmbannführer“ Hacker vor. Mehrere Väter oder Mütter waren Mitglieder der SED, Offiziere der DVP oder der NVA.[33]
Auf die Synagoge und den Friedhof der Jüdischen Gemeinde Berlin (DDR) hatten Jugendliche Anfang Dezember 1971 drei Anschläge verübt. Zweimal hatten sie zahlreiche Grabsteine und Gräber auf dem Friedhof in Berlin-Weißensee umgeschmissen und sie zerstörten in der Synagoge in der Rykestraße wertvolle Fensterscheiben, Bänke, Gesangbücher und Mauerwerk.[34] Schändungen jüdischer Friedhöfe mit antisemitischen Inhalten gab es 1973 in Dresden und in Bleicherode, 1974 in Zittau, 1975 in Potsdam und 1977 wieder in Dresden.[35] In Görlitz (Bezirk Dresden) kam es 1975, während einer Filmvorführung zu Sympathiebekundungen für bekannte nationalsozialistische Führer. Es wurde Beifall beklatscht für Dokumentarszenen mit A. Hitler, mit Panzerfahrzeugen der Wehrmacht und bei Folterungen sowjetischer Frauen. Die anwesenden Funktionäre und Pädagogen unternahmen nichts gegen dieses Verhalten ihrer Schüler.[36] In einer Analyse, wie meistens als vertraulich deklariert, über „Besondere Vorkommnisse unter der Jugend“ (1974 1976) der FDJ (Bezirk Dresden), stellten die Funktionäre fest, dass sich die Zahlen für die neofaschistischen Vorkommnisse erhöht hatten.[37]
An der Betriebsberufsschule des VE Baukombinates Dresden kam es Anfang 1976 in einer Klasse für Bauarbeiter des ersten Lehrjahres zu antisemitischen Angriffen: „Judenschwein“ oder „Juden raus“.[38]
In zwei Kreisen (Bezirk Dresden) hatten sich 1977 Jugendliche in Gruppen organisiert und es wurden faschistische Symbole getragen. Sie sahen ihre Vorbilder in der SS und der Wehrmacht, deren militärische Rangabzeichen sie übernommen hatten.[39]
In einer 8. Klasse der 4. OS in Meissen wurden im April 1976 antisemitische Texte gefunden.[40]
Ende November 1977 gab es in Potsdam ungefähr 40 Fälle bei denen Jugendliche (Schüler und FDJ-Mitglieder) aus Polytechnischen Oberschulen den Hitlergruß zeigten und antisemitische Texte hergestellt und verbreitet haben.[41]
Ende 1977 erhielt der Vorsitzende des Freundschaftsrates der POS Marksuhl (Bezirk Erfurt) eine schriftliche Drohung mit folgendem Inhalt: „1945 haben Dich die alten Konti bei der Judenvergasung vergessen. Hast Glück gehabt, doch wir werden es nicht übersehen. Du bist doch die führende Kraft in der PestalozziUnterschule. Adolf Hitler“.[42]
Im März 1978 wurden Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee in Berlin-Prenzlauer Berg mit Hakenkreuzen geschändet.[43]
In der POS Hartha (Kreis Freital) äußerte sich ein Schüler einer 9. Klasse im April 1981 wie folgt: „Die restlichen Juden muss man auch umbringen“.[44]
In der Goethe-OS Großenhain (Bezirk Dresden) hatte ein Schüler einer 9. Klasse ein Bild in einem Buch so verändert, dass es Hitler ähnlich sah. Dazu schrieb er: „Natürlich, mein Judenschwein, morgen gibt es Gas und Stromstuhl. Wenn du willst, kannst Du auch durch Säurebecken schwimmen“.[45]
1982, bei einem Aufenthalt einer FDJ-Reisegruppe in Bulgarien, erklärten zwei mitreisende Jugendliche, sie würden in der DDR wegen ihrer jüdischen Herkunft ungerecht behandelt.[46]
Im April 1982 wurde der jüdische Friedhof in Karl-Marx-Stadt geschändet.
Im September 1983 wurde ein Arbeiter verurteilt, der auf dem jüdischen Friedhof in Eisleben sieben Grabsteine umgeworfen und beschädigt hatte.
Im selben Jahr, im Juli, wurde der jüdische Friedhof in Erfurt geschändet.
Die Jüdische Gemeinde in Berlin-Prenzlauer Berg erhielt 1983 antisemitische Drohanrufe bei denen „Judas verrecke“ und „Juden raus“ geäußert wurde. Es kam auch eine schriftliche Bombendrohung die mit „Deutschland erwache“ überschrieben war. Der Brief war adressiert „An die Judenschweine“ und im Text wurde „die Liquidierung und Ausrottung aller Juden“ sowie die „Befreiung Deutschlands“ von allen Ausländern angedroht. Der Brief war unterschrieben mit „Heil Deutschland“ und „Judas verrecke“.[47]
In Berlin (Ost) trafen sich am 17. Oktober 1987 bereits am Nachmittag ungefähr 80 bis 100 Neofaschisten in einer Gaststätte. 30 von ihnen, darunter Skinheads, machten sich auf den Weg um die Besucher des Rockkonzertes in der Zionskirche zu überfallen. Unterwegs wurde ein Mädchen brutal zu Boden gestoßen und ein Jugendlicher wurde verprügelt. Mit Sprüchen wie „Deutschland, Sieg Heil“ oder „Judenschweine“ stürmten die Neofaschisten die Zionskirche. Unter den angreifenden Neo-Nazis befand sich ein Jugendlicher, dessen Vater als Major für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) u.a. für die Bekämpfung der Neo-Nazis zuständig war. Dieser Neo-Nazi war nach dem Fall der Berliner Mauer Mitglied der Nationalen Alternative (NA) und organisierte das neofaschistische Zentrum in der Weitlingstraße in Berlin.[48]
Im Zeitraum von Januar bis März 1988 schändeten 5 Jugendliche über 200 Grabmale auf dem Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee in Berlin (DDR).[49]
Im Jahr 1988 wurden in Ober- und Berufsschulen sowie in Lehrwerkstätten an Tafeln, Wandzeitungen, am Mobiliar, in Büchern und an Arbeitskleidern von Lehrlingen profaschistische und antisemitische Symbole und Parolen gefunden. Es gab schriftliche und mündliche Losungen wie „die Mauer muss weg“ und „Auschwitz muss her“.[50]
Jüdische Friedhöfe wurden 1988 in Potsdam, Mühlhausen und in Berlin (DDR) geschändet.[51]
Ende Dezember 1988 wurde die Volkspolizei-Inspektion Berlin-Weißensee informiert, dass auf dem Friedhof der Adass-Jisroel-Gemeinde sieben Grabsteine umgestoßen wurden.[52]
Im Oktober 1989 wurde dieser Friedhof erneut geschändet. Die Friedhofsmauer war mit faschistischen Parolen versehen und auf dem Gelände des Friedhofes lag ein mit Maden durchsetztes Stück Schweinefleisch.[53]
Das MfS und die DVP leiteten vom Oktober 1987 bis zum Januar 1988, 40 Ermittlungsverfahren gegen über Hundert Neofaschisten ein. 94 von ihnen wurden inhaftiert. Offiziell wurden im Jahr 1987 über 800 Neo-Nazis in der DDR registriert. Im Jahr 1989 waren in allen Bezirken Skinheads beobachtet worden, wobei es in Berlin (Ost) und in Potsdam regionale Schwerpunkt gab. Insgesamt wurden über 1000 Skinheads in ungefähr 40 Gruppen republikweit gezählt.
Staatlicher Antisemitismus
Vor dem Holocaust lebten auf dem Territorium der DDR bzw. der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) ca. 85.000 Menschen jüdischer Herkunft.[54] Nach 1945 waren nur wenige tausend Juden übrig geblieben, die entweder in den faschistischen Lagern überlebt hatten oder die aus der Emigration nach Deutschland zurückgekehrt waren. Eine Volkszählung in der SBZ ergab 1946 eine Zahl von 4.500 Juden und einigen tausend Personen jüdischer Herkunft, die sich jedoch nicht zum jüdischen Glauben bekannten.[55] 1949 gab es jüdische Gemeinden in Brandenburg/Havel (68 Mitglieder), Chemnitz (49), Dresden (188), Halle (95), Leipzig (338) Magdeburg (167), Schwerin (81) und Thüringen (264) mit insgesamt 1.250 Mitgliedern. 124 der Mitglieder waren Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Hinzu kamen ca. 2.500 Juden in Berlin (Ost), die der Gesamtberliner Jüdischen Gemeinde angehörten.[56]
Nach einer Erhebung der jüdischen Gemeinden in der DDR, wurden 1950/51 nur noch 1.244 Mitglieder gezählt.
Nach einer staatlichen Information zur Lage der jüdischen Gemeinden befanden sich 1975 noch 813 Juden in der DDR, von denen ca. 65 % über 60 Jahre alt waren.[57]
Im Jahre 1976 wurden noch 710 in der DDR gezählt.[58]
Bei der Beurteilung des Antisemitismus in der DDR, muss von einem Antisemitismus ausgegangen werden, der gleichsam ohne Juden auskommt.
Die Lage der Juden und der Jüdischen Gemeinden wurde weitgehend bestimmt durch Maßnahmen der alles beherrschenden SED. Noch im Februar 1949 hatte sich das Politbüro mit den in Berlin und in der Partei grassierenden antisemitischen Stimmungen beschäftigt. Im November desselben Jahres jedoch, begannen bereits die „Säuberungsaktionen der Zentralen Parteikontrollkommission“. In Sachsen wurde in den Akten nach „jüdischer und jüdischbürgerlicher Herkunft“ unterschieden, obwohl offiziell (von Mielke) nach „kleinbürgerlichen Feiglingen“ gefahndet wurde. Von diesen Säuberungen waren leitende kommunistische und jüdische Journalisten und Funktionäre der elektronischen Medien sowie der Printmedien betroffen (Leo Bauer, Bruno Goldhammer, Lex Ende, Wolfgang Langhoff, Leo Zuckermann u.v.a.m.[59] In der Regel waren ehemalige Emigranten betroffen, die aus dem Westen in die SBZ/DDR zurückgekehrt waren.
Im Januar 1952 hatte die sowjetische Besatzungsmacht die Parteiführung der SED aufgefordert alle Juden in einer speziellen Kartei zu registrieren. Im Juli 1952 wurde das gesamte jüdische Eigentum aufgehoben und in Volkseigentum überführt.[60]
Im Zusammenhang mit dem antisemitisch geführten Slansky-Prozess in Prag Anfang 1953, flüchteten über 400 Juden vor der staatlichen Repression in den Westen.[61]
1948 wurde Erich Nehlhans, der erste Präsident der Jüdischen Gemeinde Berlin, vom sowjetischen Geheimdienst NKWD verhaftet und, wegen angeblicher Begünstigung sowjetischer Deserteure jüdischer Herkunft, zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt.[62]
Bei einem Treffen Anfang 1973 zwischen Funktionären der SED und Repräsentanten der Jüdischen Gemeinden in der DDR ging es u.a. um das Thema Zionismus, und alle anwesenden jüdischen Repräsentanten vertraten, mehr oder weniger, moderate Positionen zur Politik des israelischen Staates. Nur Karin Mylius, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Halle, nahm eine „eindeutige Verurteilung der israelischen Aggression“ vor und regte an, solche Konflikte mit Hilfe des „Marxismus/Leninismus“ zu lösen; und deshalb sollten alle jüdischen Gemeinden den „MarxismusLeninismus“ propagieren. Diese Ansicht wurde jedoch von keinem der anderen Vorsitzenden geteilt.[63]
Im August 1975 wurde auf Staatssekretariatsebene erneut über die Situation und die Zukunft der jüdischen Gemeinden beraten und es wurde beschlossen, dass aus „politischen und vor allem außenpolitischen Erwägungen (…) alle 8 Gemeinden“ bestehen bleiben sollten.[64]
Weil einige Vorsitzende der jüdischen Gemeinden wegen Alters und Krankheit zurücktreten mussten, wurden im SED-Apparat Überlegungen angestellt, wie, d. h. mit wem, diese frei werdenden Posten neu besetzt werden könnten. Es wurde dabei auch die Frage erörtert, ob der Sitz des Verbandes weiterhin in Dresden bleiben sollte. In „Übereinstimmung“ mit der Arbeitsgruppe Kirchenfragen beim ZK sollte untersucht werden, ob geeignete jüdische SED-Mitglieder, sie sollten auch Mitglied einer jüdischen Gemeinde sein, als neue Vorsitzende zu gewinnen wären. Weil an diese, für die Parteifunktionäre primär als politische Ämter verstandenen Posten internationale Beziehungen gebunden waren, sollte der neue Vorsitzende des Verbandes auf jeden Fall ein „Genosse“ sein. Zur Realisierung dieses Vorhabens sollten eine politische „Linienführung und die Kaderauswahl für eine mittel bzw. langfristige Konzeption“ erarbeitet werden.
Zusätzlich legitimiert wurde diese Einmischung in die inneren Angelegenheiten der jüdischen Gemeinden mit der Begründung, der Staat stelle „jährlich erhebliche finanzielle Mittel“ zur Verfügung für die Begleichung von Verwaltungskosten, Veranstaltungen sowie für die Pflege und Erhaltung der jüdischen Friedhöfe. Außerdem, so die paternalistische Rhetorik, werde der Synagogalchor in Leipzig finanziell unterstützt, obwohl der überwiegende Teil der Sänger keine Juden seien bzw. keine jüdische Herkunft hätten. In Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Kultur sollte dem Verband der jüdischen Gemeinden sein Weiterbestehen auch deshalb garantiert werden, weil die Pflege des sogenannten jüdischen Kulturguts auch ein bedeutendes Gewicht darstelle für die Interessen der Außenpolitik der DDR.[65]
Auf Staatssekretariatsebene wurde 1975 erörtert, ob und wie zwei Vertreter der Juden in der DDR, Aris und Kirchner wurden genannt, zum Kongress der europäischen Juden nach London reisen sollten. Die zuständigen Bearbeiter beim Staatssekretär für Kirchenfragen hatten erwogen, beide reisen zu lassen, jedoch mit der Auflage, sich weder als Delegierte noch als Beobachter nominieren zu lassen. Dazu wurde telefonisch mit dem sowjetischen Funktionär V. Titow, Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates für religiöse Angelegenheiten beim Ministerrat der Sowjetunion, die Situation beraten. Titow hatte sich dazu positiv geäußert, weil er glaubte, dadurch Informationen zu erhalten; und da das SED-Mitglied Aris beteiligt sein sollte, hatte er nur mäßige Bedenken gegen eine Reisegenehmigung.[66]
Anfang 1976 sprachen die Vorsitzenden der jüdischen Gemeinden mit dem Staatssekretär für Kirchenfragen über „Eckpunkte sozialistischer Außenpolitik“; dabei wurden besonders das Verhältnis von Juden und jüdischen Organisationen zur DDR einerseits und zum Staat Israel andererseits thematisiert. Die Bereitschaft der SED-Funktionäre zu einem solchen Gespräch basierte eben nicht auf einem öffentlichen, gesellschaftlichen Einfluss der jüdischen Gemeinden, sondern ergab sich für die SED-Funktionäre aus ihrer gemeinsamen Leidenszeit während der nationalsozialistischen Verfolgung und dem Holocaust. Die daraus resultierende erneute „jüdische Frage“ nach 1945 sei nur deshalb entstanden, weil angeblich imperialistische Kreise im Westen die Diskriminierung der Juden in den realsozialistischen Staaten für ihre Zwecke „missbrauchten“.[67] In der DDR hingegen würden Juden, wenn schon nicht als „Opfer des Faschismus“, so doch wenigstens als „Verfolgte des Nationalsozialismus“ anerkannt und einige Juden seien sogar Mitglieder der SED und empfänden die DDR als „ihren Staat“.
Gollomb, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig (1967-1988) und ehemaliger Auschwitzhäftling verteidigte das Recht der Juden im Allgemeinen und des Jüdischen Weltkongresses im Besonderen, immer und überall gegen jeglichen Antisemitismus aufzutreten. Für ihn war es kein Geheimnis, dass es auch in den RGW-Staaten Antisemitismus gab.[68] Nachdem weitere Debatten um die Einschätzung Israels und seiner Politik geführt worden waren, stellte Gollomb die rhetorische Frage, weshalb es jedem ehemaligen Nationalsozialisten ermöglicht werde, als Rentner in die BRD zu fahren. Er, ehemaliger Partisan und Kämpfer gegen den Faschismus, erhalte keine Erlaubnis seinen einzigen noch lebenden Bruder in Israel zu besuchen. Schließlich war er der Ansicht, dass auch bestimmte Ostdeutsche als Touristen nach Ägypten fahren würden; ihm selbst war vom Auschwitz-Komitee eine solche Reise angeboten worden.[69]
Danach folgte ein politisches Streitgespräch über den Zionismus, bei dem besonders die Wirkungen auf die Sowjetunion thematisiert wurden. Für die Parteifunktionäre wurde aus diesen Gesprächen mit den Vertretern der Jüdischen Gemeinden sichtbar, dass diese ihre vermeintlich widersprüchlichen Argumente und Meinungen über den Zionismus ausschließlich auf emotionaler Basis aufbauten und sie deswegen nach unwissenschaftlichen Prinzipien entwickelten. Ihre emotionale Priorität hindere die jüdischen Leitungsvertreter daran, ihre Tätigkeit mit einer eindeutigen politischen Konzeption zu begründen!
Der widerständige Gollomb wurde einer groben Kritik unterzogen, weil er durch seine erheblichen „zionistischen Tendenzen“ die Situation immer wieder belaste. Als besonders unangenehm wurde registriert, dass er auch in Gesprächen mit Ausländern klar und deutlich seine Meinung vertrat.
Die Vereinigung der Jüdischen Gemeinden in der DDR erhielt 1980 eine Einladung zur Siebten Vollversammlung des Jewish World Congress (JWC), der im Januar 1981 in Jerusalem abgehalten werden sollte. Daraufhin fragte Aris, Vorsitzender der Vereinigung der Jüdischen Gemeinden in der DDR, bei R. Bellmann, Staatssekretär für Kirchenfragen, an, ob die Beteiligung einer Delegation aus der DDR für opportun gehalten werde. Bellmann teilte daraufhin der SED-Abteilung Internationale Verbindungen mit, dass eine Teilnahme einer DDR-Beobachtungsdelegation am Tagungsort Jerusalem aus politischen Gründen nicht möglich sei. Der stellvertretende Abteilungsleiter war ebenfalls der Ansicht, eine Teilnahme von jüdischen Vertretern aus der DDR in Jerusalem sei nicht möglich, weil der Aufenthalt von ostdeutschen Juden in Jerusalem einer Unterstützung der „israelischen Okkupationspolitik“ gleich kommen würde. Auch nicht durch die bloße Anwesenheit dürfe der israelischen Politik „Vorschub“ geleistet werden. Schließlich stimmte auch Klaus Gysi, neuer Staatssekretär für Kirchenfragen, diesem Verbot zu, und die ostdeutsche Delegation fuhr nicht nach Jerusalem.
Der SED war es gelungen, die letzten noch verbliebenen Juden zu instrumentalisieren. Versuche ihnen ihre Würde zu nehmen scheiterten auch an tapferen Männern, wie Gollomb einer gewesen war.
Staatlicher Antizionismus
Heinz Galinski, Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Westdeutschland, wurde 1988 von Honecker zu einem eineinhalbstündigen Gespräch empfangen, bei dem unter anderem über den Ablauf der Gedenkfeierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Pogromnacht vom 9. November 1938 gesprochen wurde. Die Führung der DDR erklärte nun zum ersten Mal in ihrer Geschichte, sie sei für eine Wiedergutmachung „gegenüber jüdischen Bürgern“ bereit und wolle außerdem humanitäre Hilfe leisten für „notleidende jüdische Opfer in anderen Ländern“.[70] Dieser Ansatz symbolisiert eine Abkehr von den bisherigen antizionistischen Positionen gegenüber Juden und Israelis. Doch trotz dieser neuen offiziellen politischen Bewertung wurden die traditionell positiv gestalteten Beziehungen zwischen der DDR und den arabischen Staaten fortgesetzt. So wurde noch 1988 ein Programm für Jugendaustausch mit Jugendorganisationen aus arabischen Ländern vereinbart. Die FDJ hatte Kontakte mit dem tunesischen Jugendverband JSD und mit der Jugendorganisation UNJA aus Algerien aufgenommen. Mit JSD wurde der Austausch von Delegationen vereinbart, und Nachwuchspolitiker aus Tunesien sollten an der Jugendhochschule „Wilhelm Pieck“ ausgebildet werden. Mit der GUPS, dem Allgemeinen Verband Palästinensischer Studenten, wurde zusätzlich vereinbart, GUPS-Kader in der DDR medizinisch zu versorgen. Die Delegation der FDJ wurde bei ihrem Besuch von Yasser Arafat empfangen, der den jungen Funktionären auftrug, Honecker die herzlichsten Grüße zu übermitteln.[71]
Besonders seit der militärischen Invasion der ČSSR durch Truppen des Warschauer Vertrages, mit der besonderen, auch militärischen Unterstützung durch die staatlichen Autoritäten in der DDR und seit dem so genannten Sechs-Tage-Krieg 1967 hatte sich eine antizionistische Propaganda entwickelt, in der schon von Anfang an eine Gleichsetzung Israels mit den Nazi-Faschisten vorgenommen wurde.[72] Diese Ereignisse waren die Voraussetzung dafür, dass die antizionistische Propaganda gegen das „imperialistische Israel als aggressiver Juniorpartner des Imperialismus“ nach außen und als Antisemitismus gegen die Juden im Land selbst, entfacht werden konnte. Diese Entwicklung eskalierte in Vereinbarungen mit Ägypten oder Syrien über die Lieferung von Flugzeugen und militärischer Ausrüstung durch die DDR. Als braves Pendant der Politik der Sowjetunion, hat die Führung der DDR mit ihrer Außenpolitik einen öffentlichen Raum geschaffen, in den, die in der ostdeutschen Gesellschaft virulenten antisemitischen Vorurteile, einfließen konnten. Für Albert Norden, Mitglied des Politbüros der SED, waren die in den Zeitungen der DDR veröffentlichten Berichte über den Krieg im Nahen Osten zu wenig zugespitzt und er forderte deshalb in einem internen Schreiben an Werner Lamberz, Leiter der Agitationsabteilung im SED-Zentralkomitee, dass die israelischen Militäroperationen in der Öffentlichkeit der DDR so dargestellt werden, dass der Vergleich mit dem Überfall der Nazi-Wehrmacht auf die Sowjetunion nahe liege.[73]
Zu Beginn der 1970er Jahre wurden Meinungen festgehalten, bei denen über angebliche Reparationsverpflichtungen gegenüber Israel spekuliert wurde. Sibyllinisch wurde auf bestimmte Länder angespielt, die anscheinend nur deshalb die DDR diplomatisch anerkannt hätten, weil sie sich damit ebenfalls Wiedergutmachungsleistungen erhofften.[74] Im Hinblick auf die politische Situation im Nahen Osten, mussten Funktionäre Meinungen von Bürgern der DDR feststellen, die sich auf die „Judenfrage“ insgesamt bezogen und bei denen Funktionäre feststellen mussten, dass wichtige Probleme des Klassenhintergrundes nicht erkannt wurden.[75] Es muss hier unterstellt werden, dass mit dem vagen Begriff von der „Judenfrage“ antisemitische Stereotypen verknüpft waren, da bei der Benennung der Ursachen der Probleme im Nahen Osten oft „Rassenprobleme und die unterschiedlichen Religionen“ genannt wurden.[76]
Die SED musste also konstatieren, dass nicht alle sich gleichermaßen eindeutig mit den arabischen Staaten solidarisch erklärten. Als Einwand wurde das „kleine Israel“ genannt, das sich gegen die arabische Übermacht wehren müsse. Die Bevölkerung bemerkte die widersprüchlichen Argumente der DDR-Führung und es wurde gefragt, warum sind „wir gegen Israel, wo wir doch sonst an jeder Stelle gegen Judenverfolgung auftreten?“. Solche Fragen in der ostdeutschen Bevölkerung wurden auf das Wirken der „gegnerischen Propaganda“ aus dem Westen zurückgeführt, was einem üblichen Stereotyp entsprach, wenn es galt unangenehme Vorgänge dem Feindbild „Westen“ zuzuordnen.[77]
Bezüglich der UNO-Resolution vom Jahr 1975 über die Konflikte zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn wurden Aussagen zitiert, bei der die israelische Politik ebenfalls mit der Politik der Nationalsozialisten verglichen wurde. Nach dem Einmarsch der israelischen Armee in den Libanon wurde ein Lehrling des Baukombinats Altmark in Stendal folgendermaßen zitiert, der die Meinung äußerte, dass die „menschenfeindliche und auf Ausrottung des palästinensischen Volkes zielende Politik Israels von allen friedliebenden Menschen auf das Schärfste zu verurteilen“ sei. Was dort geschehe, würde alle angehen und man könne nicht tatenlos zusehen „wie der israelische Aggressor brutal und nach der Taktik der verbrannten Erde in den Libanon“ einzieht.[78]
In Diskussionen wurden 1982 die „faschistische Aggression Israels gegen das palästinensische und libanesische Volk“ und das Vorgehen der „faschistischen BeginClique“ und deren Unterstützung durch die USA verurteilt.[79] Auch in Cottbus wurde die „barbarische Aggression Israels und die Unterstützung durch die USA“ verurteilt.[80] Mit Protestresolutionen und Spenden wurde für die Palästinenser Partei ergriffen, und die „Aufnahme verwundeter Patrioten“ aus Palästina wurde ebenso begrüßt, wie Ferienaufenthalte libanesischer oder palästinensischer Kinder und Jugendlicher in Ferien- oder Erholungslagern.[81] Der Krieg im Libanon wurde als „verbrecherischer Krieg“ Israels eingestuft, und auch hier herrschte wieder Unverständnis darüber, wieso „Juden überhaupt so grausam handeln können, wo diese doch selbst einmal fast ausgerottet“ worden sind.[82]
Die Verbindungen der obersten politischen Führung der SED mit Yasser Arafat und den weiteren Vertretern der PLO bestanden seit den 60er Jahren und sie wurden kontinuierlich von Erich Honecker ab den 70er Jahren ausgebaut. Es wurden Vereinbarungen getroffen, die u.a. umfangreiche Waffenlieferungen zum Inhalt hatten.[83]
Es ist offensichtlich, dass die Führung der SED den Konflikt im Libanon dafür nutzen wollte, ostdeutsche Jugendliche durch die Bewertung ihrer Politik im Nahen Osten an sich zu binden, denn die „breite Empörung über das grausame Massaker in Westbeirut, die unsere Freunde erfasste“, sollte jetzt noch stärker in „Hass gegen das imperialistische System münden“. Dazu sollte der Zusammenhang zwischen den Merkmalen des Imperialismus, seiner aktuellen Politik und der von ihm begangenen „Grausamkeiten“ anhand des israelischen Einmarschs in den Libanon erklärt werden. Jetzt kam die Direktive von A. Norden aus dem Jahre 1973 wieder zur Geltung, in der er die Gleichsetzung der faschistischen Militäroperation der Nazi-Wehrmacht mit den Aktivitäten des israelischen Militärs für Presse und Medien der DDR angeordnet hatte. Es ist eindeutig, dass diese Stimmungsmache den offenen und den latenten Antisemitismus in der ostdeutschen Bevölkerung angefacht hat.
So setzten, im Jahr 1988, immer noch viele ostdeutsche Jugendliche die angeblich im Libanon „begangenen Verbrechen“ der israelischen Armee gleich mit denen der faschistischen Wehrmacht. Häufig wurde gefragt, ob die „Juden im II. Weltkrieg nicht selbst genug gelitten und daraus Schlussfolgerungen für ihr eigenes Handeln“ gezogen hätten.[84]
Mit den Gedenktagen zur 50. Wiederkehr der so genannten Pogromnacht Ende 1988 ebbte die offizielle widersprüchliche antiisraelische Außenpolitik ab und in den Beschreibungen des Nahost-Konflikts wurden die Begriffe insofern ausgetauscht, als nun nur noch allgemein von „Terror“ gesprochen wurde. Der Konflikt im Nahen Osten war jedoch weiterhin ein gewichtiger Teil der aktuellen Auseinandersetzungen, und der Schwerpunkt der Äußerungen galt nun eben dem „Terror der israelischen Okkupationstruppen gegen die Bevölkerung in den besetzten palästinensischarabischen Gebieten“.[85]
Die antizionistische Außenpolitik der DDR bis 1988 hat den Versuch unternommen, die kriegerischen Auseinandersetzungen in Israel und Palästina zu ihren Gunsten auszunutzen, und gleichzeitig sollte die Erinnerung an die Vergangenheit insofern entsorgt werden, als der Versuch unternommen wurde, die Israelis und die Juden insgesamt in neue NS-Verbrecher zu verwandeln. Dieses antisemitische Stereotyp erscheint bis in die heutigen Tage und war letztlich der Auslöser für die Karsli/Möllemann-Affäre. Bei diesen desavouierenden Gleichsetzungen von Überlebenden des Holocaust mit den nationalsozialistischen Verbrechern, handelte es sich um den Versuch, auch der Linken in West- als eben auch in Ostdeutschland zugleich, sich selbst nachträglich politisch und moralisch von den Auswirkungen der jüngsten deutschen Geschichte zu „entlasten“ durch eine Politik der Relativierung, die überall und in allem den Vergleich mit Hitler bzw. den NS-Massenmorden sucht und findet.
Nationalismus/Chauvinismus/Militarismus oder die Erziehung zum Hass
Wurde noch unter Ulbrichts Führung an der Politik der Wiedervereinigung festgehalten, so setzte unter Honecker eine deutliche Verschiebung der politischen und ideologischen Grundaussagen ein. Die Schwerpunkte lagen nun bei einer Propaganda für die „sozialistische Nation in den Farben der DDR“. Nun sollten, besonders die Jugend war hier der Adressat der Botschaft, Nation, Heimat und Vaterland geliebt, geachtet und verteidigt werden. Die nationalistische Propaganda der Partei und Staatsführung wurde in den Krisenjahren der zweiten Hälfte der achtziger Jahre verstärkt eingesetzt, um der auseinanderdriftenden ostdeutschen Gesellschaft sozusagen von innen Halt zu geben. Doch muss gesagt werden, dass es in der deutschen Arbeiterbewegung mindestens seit 1914 immer solche nationalistischen Orientierungen gegeben hat und nach wie vor gibt. Aus historischer Sicht betrachtet müssen diese als integrale Bestandteile von Theorie und Praxis der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung angesehen werden, die es zu überwinden gilt.[86] Die Notwendigkeit der Konstitution einer Nation DDR wurde mit den „egoistischen Klasseninteressen“ der Herrschenden in der BRD begründet, die letztlich nach 1945 die Spaltung Deutschlands verursacht und somit eine einheitliche deutsche Nation verhindert hätten. Die nationalen Interessen Gesamtdeutschlands seien durch eine „Politik des nationalen Verrats“ aufgegeben worden und die Auflösung des einheitlichen deutschen Staates sei so von den Kommunisten nicht mehr zu verhindern gewesen. Demgegenüber sollten die wahren Interessen der gesamten deutschen Nation in der DDR beheimatet und gepflegt werden. Deshalb, so die SED auf ihrem VIII. Parteitag 1971, sei die deutsche Frage bereits entschieden und es gebe keine so genannte offene deutsche Frage mehr. Ziel der DDR sei es nun, alle Klassen und Schichten zu einer „nationalen Gemeinschaft“ zusammenzuschließen, wie es A. Kosing, der Chef-Ideologe für nationale Fragen vorgegeben hatte.
Den Jugendlichen wurden diese besonderen Vorstellungen einer (ost)deutschen Gemeinschaft des Volkes in allen Varianten und auf allen öffentlichen Ebenen gefühlsduselig entgegen gehalten. Die umfassende Mobilisierung zur Verteidigung der „humanen und sozialen Errungenschaften der Nation“ sollte bereits Kinder im Kindergartenalter bis hin zu Absolventen der Ober- und Hochschulen erfassen. Der Autor solcher und ähnlicher Thesen war auch hier A. Kosing. Als Leiter eines Forschungsbereiches am Institut für marxistisch-leninistische Philosophie der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED, war er auch zuständig für die Klärung von Fragen, die sich mit dem Begriff „Nation“ auseinandersetzten. In einem Interview mit der Jungen Welt, am 12.04.1988 erklärte er die offiziell gültigen Differenzierungen zur „Nation DDR“, im Gegensatz zur „Nation BRD“.[87] Helmut Meyer, stellvertretender Direktor des Instituts für Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED, ein weiterer ideologischer Regulator, wurde am 22.12.1988 zum Thema „Vaterland“ und seiner Bedeutung für die DDR befragt. Seine Erklärungen in der Jungen Welt, waren ein weiterer Versuch, den gesellschaftlichen Erosionsprozess mittels nationalistischer Propaganda zu stoppen. Dieser Mobilisierungsdruck wurde im wesentlichen von der FDJ und der Pionierorganisation sowie der „Gesellschaft für Sport und Technik“ (GST) entfaltet. Einerseits sollte dadurch die Erziehung zur „Liebe für die Heimat“ praktiziert werden und andererseits wurde von den Jugendlichen eine militaristische Ausrichtung verlangt, die sie zur Verteidigung der DDR und zum „Hass auf die imperialistischen Feinde“ erziehen sollte. Dieser ideologische Zangengriff auf das Bewusstsein mehrerer Generationen bleibt bis in die Gegenwart nicht ohne Folgen.[88] Doch die Bemühungen der SED trafen auf Ansichten und Meinungen von Schülern und Lehrlingen, die ihrer offiziellen Propaganda entgegenstanden. Und obwohl es gegen diese Positionierung immer wieder kritische Stimmen gab, ist diese Orientierung auf nationalistische und militaristische Ziele nicht ohne Konsequenzen geblieben. Die Anfang 1979 durchgeführten FDJ-Versammlungen zum Thema: „Die DDR mein sozialistisches Vaterland“ stellten für Funktionäre eine problematische Herausforderung dar. Von vornherein wurde angenommen, dass die ideologischen Befindlichkeiten zum Begriff „Vaterland“ problematisch besetzt seien und es daher zu so genannten schwierigen Auseinandersetzungen mit der „bürgerlichen Ideologie“ kommen könnte.[89] Zu Beginn des Jahres 1984 entwickelte die FDJ-Führung eine neue Variante der politischen Indoktrination „ihrer“ Jugend; ab sofort stand die Verbandsarbeit nun unter dem Motto die „Liebe und Treue jedes Jugendlichen zu seinem Vaterland zu festigen“. Diese vaterländisch ausgerichteten Parolen lösten die militärischen Losungen von 1982 ab, wie z.B. „Der Frieden muss verteidigt werden der Frieden muss bewaffnet sein“.[90] So bewegte sich die politische Führung in Berlin (DDR) auf einem Weg der nationalen Orientierung bis hin zur „rückhaltlosen Liebe“ für Heimat und Vaterland. Die positiv gesetzte emotionalisierende Ansprache sollte die abdriftende Jugend enger an die DDR binden und abseits stehende Jugendliche wieder „zurückholen“. Die bisherige Herangehensweise wurde als zu defensiv kritisiert zur Bewältigung der „negativen“ Kräfte seien aber nun offensive und lebendige Diskussionen nötig. Jugendliche wurden befragt: „Warum bist du stolz auf deine Heimat? Was gefällt Dir an deiner Heimat?“. Die Ergebnisse dieser Gespräche zeigten den Funktionären dann erwartungsgemäß, dass Jugendliche einen gewissen Stolz auf das „sozialistische Vaterland“ und dessen Errungenschaften im „harten Klassenkampf“ zeigen, und sie würden sich dazu bekennen, die Errungenschaften des „realexistierenden Sozialismus“ militärisch zu verteidigen.[91] Die FDJ-Pionierorganisation organisierte 1983 das Ferienspiel „Meine Heimat DDR“. Damit sollten Kinder und Jugendliche „ihr sozialistisches Vaterland“ besser kennenlernen, und die Parteifunktionäre erhofften sich dadurch eine politische Stärkung und Sicherung der DDR. Diese politische Indoktrination diente dem Zweck der Herausbildung „grundlegender Überzeugungen“ und sollte den Verstand und die Gefühle der Kinder und Jugendlichen gleichermaßen ansprechen. Die Inhalte dieser im Spiel vermittelten Positionen waren im wesentlichen die „Aneignung revolutionärer und humanistischer Traditionen der Arbeiterklasse, das Werden und Wachsen der DDR, die Leistungen der SED, die unzerstörbare Freundschaft zur Sowjetunion und der Kampf um den Frieden sowie die internationale Solidarität mit allen um ihre Freiheit kämpfenden Völkern“.[92] Es ist leicht zu verstehen, dass ein solches Erziehungsprogramm nicht vollständig verstanden werden konnte.
Anhand der ansonsten geheim gehaltenen Umfrageergebnisse des Zentralinstituts für Jugendforschung (ZIJ) wusste die politische Führung, dass nennenswerte Teile der Jugend sich bereits seit längerer Zeit von den legitimatorisch wichtigen Inhalten der offiziell gültigen Geschichtsschreibung und der herrschenden Politik distanziert hatten und nationalistische oder profaschistische Einstellungen und Strömungen nicht mehr zu übersehen waren. In diese brisanten Widersprüche hinein setzte die SED auf eine Emotionalisierung der Beziehungen der Jugendlichen zu Heimat und Vaterland; den „imperialistischen und neofaschistischen Einflüssen aus dem Ausland“ wurde die „realsozialistische Sicherheit und Geborgenheit“ gegenüber gestellt.[93] Die Losung der FDJ für das 40. Jubiläum der Staatsgründung lautete: „All‘ unsere Liebe und Treue und unsere Tat gehören unserem sozialistischen Vaterland, der Deutschen Demokratischen Republik! Stärken und schützen wir es mit unseren Taten!“ Mit diesem pompösen Ideenprojekt wurde Jugendliche insgesamt als integraler Bestandteil der Gesellschaft dargestellt. Welche voluntaristischen Verrenkungen die Funktionäre dabei begehen mussten, zeigt der Inhalt eines Aufrufs in dem vorab beschrieben wurde, wie die „Kampfdemonstration als leidenschaftliches Bekenntnis der Jugend zu ihrem sozialistischen Vaterland gestaltet wird. Geprägt wird sie vom offensiven und optimistischen Auftreten der Teilnehmer, von einer einheitlichen Gestaltung des politischen Inhaltes, der Musik, des Gesanges, der Sprache und vielfältigen optischen Gestaltungsmitteln“.[94]
In „Der eindimensionale Mensch“ hat H. Marcuse den Charakter der beiden Seiten des Kalten Krieges wie folgt beschrieben: „Freie Institutionen wetteifern mit autoritären darum, den Feind zu einer tödlichen Kraft innerhalb des Systems zu machen. Und diese tödliche Kraft regt Wachstum und Initiative an nicht infolge der Größe und ökonomischen Auswirkung des Verteidigungssektors, sondern der Tatsache, dass die Gesellschaft als Ganzes zu einer Verteidigungsgesellschaft wird. Denn der Feind ist permanent. Er existiert nicht in einer Notsituation, sondern im Normalzustand. Er droht im Frieden wie im Krieg (und vielleicht mehr noch im Frieden; er wird so ins System als eine Bindekraft eingebaut. (…) Der Feind ist der gemeinsame Nenner alles Tuns und Lassens. Und der Feind ist nicht identisch mit dem gegenwärtigen Kommunismus oder gegenwärtigen Kapitalismus er ist in beiden Fällen das reale Gespenst der Befreiung.“[95] Rosa Luxemburg, auf einige ihrer Texte hat sich die SED zuweilen bezogen, hat im Aufsatz „Zur russischen Revolution“ beinahe prophetisch beschrieben, welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen autoritäre Vorstellungen über den Sozialismus zur Folge haben: „Ohne allgemeine Wahlen, ungehemmte Presse und Versammlungsfreiheit, freien Meinungskampf erstirbt das Leben in jeder öffentlichen Institution, wird zum Scheinleben, in dem die Bürokratie allein das tätige Element bleibt. Das öffentliche Leben schläft allmählich ein, einige Dutzend Parteiführer von unerschöpflicher Energie und grenzenlosem Idealismus dirigieren und regieren, und eine Elite der Arbeiterschaft wird von Zeit zu Zeit zu Versammlungen aufgeboten, um den Reden der Führer Beifall zu klatschen, vorgelegten Resolutionen einstimmig zuzustimmen, im Grunde also eine Cliquenwirtschaft eine Diktatur allerdings, aber nicht die Diktatur des Proletariats, sondern die Diktatur einer Handvoll Politiker.“[96] An dieser Stelle konnte ich die analytische Klarheit der Luxemburg, dieser Meisterin der Theorie und Praxis des Sozialismus, übernehmen, und war damit in der Lage, die politischen Verhältnisse in der DDR, wie sie mir in der Forschungsarbeit begegnet sind, zu charakterisieren.
Abschluss
Die autoritäre SED war ein Hauptquartier, und nicht das Schwächste, der deutschen Linken und ihr Untergang hat die objektiven Bedingungen für eine tiefgreifende Veränderung verbessert. Mit ihrer Macht und mit ihrem Geld konnte sie, direkt, und indirekt durch die DKP in Westdeutschland und die SEW in Berlin (West), erheblichen materiellen und finanziellen Einfluss nehmen auf alle relevanten politischen und ideologischen Abläufe und Konflikte der Linken. Wie wir gesehen haben, war sich die SED mit den allermeisten Parteien und Gruppen der Linken in der BRD einig darin, den Staat Israel als faschistischen Staat zu denunzieren. Was ist daran antisemitisch? Antisemitisch ist in diesem Fall letztlich die Gleichsetzung des Vernichtungs-Antisemitismus der NS-Faschisten mit dem politischen und militärischen Vorgehen Israels gegen die Palästinenser. Diese Gleichsetzung dient, dass habe ich bereits weiter oben angemerkt, der Verharmlosung der Massenmorde der NS-Barbaren und soll damit der psychischen und emotionalen Entlastung der Deutschen insgesamt dienen. Linke, also Sozialisten oder Kommunisten als Wegbereiter der Verharmlosung der Shoah!? Diese Linken, ansonsten historisch und politisch zersplittert und zerstritten bis zur Selbst-Unkenntlichkeit, waren sich von den 1950er Jahren bis quasi in die Gegenwart hinein, trotz aller Zwistigkeiten hinweg darin einig, den Staat Israel als faschistischen und rassistischen Staat der Juden zu verleumden! Eine Neu-Konstituierung der Linken muss einhergehen mit einer Kritik des Antisemitismus der Linken und damit auch einer Kritik der „sozialistischen“ Verhältnisse in der DDR. Die DDR war ein Staat der traditionellen deutschen Kommunisten und ihr deutscher „Sozialismus“ war und ist, besonders auch von Linken, zu kritisieren. Erst damit wird es möglich sein, glaubwürdige Perspektiven für einen internationalen Sozialismus zu entfalten, der ohne Rassismus oder Antisemitismus auskommt.
Autor: Dr. Harry Waibel. Erstveröffentlichung bei: Stiftung Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts.
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Reinhard Opitz: Faschismus und Neofaschismus, Bonn 1996.
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Anmerkungen
[1] Waibel.
[2] Agnoli, S. 81.
[3] Claußen, 1992, S. 15f.
[4] Haury 1998 und 2001.
[5] Haury, 2001, S. 1; raf, S. 422435.
[6] Horkheimer/Adorno, S. 153.
[7] Waibel, S. 188211.
[8] Vgl. Leonhard, S. 411f.
[9] Vgl. Joseph.
[10] Vollnhals, S. 4355; Werkentin, S. 168197.
[11] Rößler, S. 15f, S. 168, Otto, S. 67, Streim, S. 587591.
[12] Otto, (S. 19f).
[13] Opitz, S. 191.
[14] Vgl. UFJ, Benedict, Herbst u.a., Cerný.
[15] Aktennotiz an Erich Honecker über die Besprechungen von Vertretern des ZR der FDJ mit ehemaligen HJ-Führern, 27.01.1951, ZPA IV 2/16/166.
[16] Gutsche, S. 166179
[17] Weber, S. 14.
[18] Timm, S. 220.
[19] Der Weg, Zeitschrift für Fragen des Judentums, zit.: Deutschkron, 1970, 27 und Timm, S. 103.
[20] Die Zeit v. 04.09.1953.
[21] Kurzinformation über Feindtätigkeit, FDJ Abtg. OrganisationInstrukteure, Vertrauliche I/13 Verschlußsache, Berlin, den 21.01.1960, JA IZJ A 3.725.
[22] Kurzinformation I/60 über Feindarbeit, FDJ Abtg. Org.Instr., Vertrauliche I/13 Verschlußsache, Berlin, den 08.01.1960, JA, IZJ A 3.725; Vertrauliche I/13 Verschlußsache der FDJ Abtg. Org.Instr., Kurzinformation über Feindtätigkeit, Berlin, den 18.03.1960.
[23] Vertrauliche I/13 Verschlußsache der FDJ Abtg. Org.Instr., Kurzinformation über Feindtätigkeit, Berlin, den 18.02.1960, JA, IZJ, A 3.725. Die Welt v. 05.02.1960.
[24] NachtDepesche v. 12.01.1960.
[25] Kurzinformation, Berlin, den 18.03.1960, JA, IZJ, A 3.725.
[26] Timm, S. 422.
[27] Aktennotiz über Maßnahmen zur Verbesserung der Erziehungsarbeit an der Jugendhochschule Wilhelm Pieck, Ja, IZJ, A.3.844.
[28] Vertrauliche I/13 Verschlußsache der FDJ Abtg. Org.Instr., Informationen über Feindtätigkeit und Besondere Vorkommnisse aus Informationen der Bezirksleitungen, Berlin, den 26.02.1962, JA, IZJ, A 3.726.
[29] Aktennotiz der FDJ Arbeitsgruppe Gesellschaftliche Kontrolle, Berlin, 20.07.1966, JA, IZJ, E 4.127 und FDJ Abtg. Org.Kader, Betr.: Ballenstedt, Berlin, den 25.07.1966, JA, IZJ, E 4.119; Mitteilungen über Besondere Vorkommnisse der FDJ Abtg. Schuljugend v. 08.11.1966 im Kreis Freital, POS Wurgwitz, JA, IZJ, E 4.126.
[30] Informationen der FDJ BL Dresden an den Zentralrat der FDJ Abtg. Information, Berlin, den 14.12.1966, JA, IZJ, E 4.126.
[31] Vertrauliche Dienstsache v. 11.11.1966, JA, IZJ, E 4.126 und Informationen über Besondere Vorkommnisse in Berlin, FDJ Abtg. Wohngebiete, Jugend und Staat, Vertraulich, Berlin, den 11.11.1966, JA, IZJ, E 4.126.
[32] Informationen über Besondere Vorkommnisse in Berlin, FDJ Abtg. Wohngebiete, Jugend und Staat, Vertraulich, Berlin, den 11.11.1966, JA, IZJ, E 4.126.
[33] Fakten und Tendenzen v. 27.09.1968, JA, IZJ, E.6152.
[34] Die Welt v. 23.12.1971; Der Tagesspiegel v. 24.12.1971; Berliner Zeitung v. 24.12.1971.
[35] SED-Information, NfD, Abteilung I des ZK der SED, Berlin, den 28.02.1973, IfGA ZPA, IV B 2/14/174; Mertens, S. 125 159.
[36] Informationen über Besondere Vorkommnisse unter der Jugend vom 01.10.1975 bis zum 30.11.1975, FDJ Abtg. Verbandsorgane, Vertraulich, Berlin, den 08.12.1975, JA, IZJ, A 9.636.
[37] Analyse der Besonderen Vorkommnisse unter der Jugend aus den Jahren 1974, 1975 und vom 1. Halbjahr 1976. Vertraulich. FDJ Abtg. Verbandsorgane, Berlin, den 04.08.1976, JA, IZJ, A. 9.246 und Persönliche Information Juni 1977, FDJ BL Dresden, 07.07.1977, JA, IZJ, A.9.300.
[38] Informationen über Besondere Vorkommnisse unter der Jugend im Zeitraum vom 01.12.1975 bis 28.01.1976, FDJ Abt. Verbandsorgane, Vertraulich, Berlin, 11.02.1976, JA, IZJ, A 9.636.
[39] Analyse der Besonderen Vorkommnisse unter der Jugend aus den Jahren 1974, 1975 und vom 1. Halbjahr 1976. Vertraulich. FDJ Abtg. Verbandsorgane, Berlin, den 04.08.1976, JA, IZJ, A. 9.246 und Persönliche Information Juni 1977, FDJ BL Dresden, 07.07.1977, JA, IZJ, A.9.300.
[40] Informationen über Besondere Vorkommnisse unter der Jugend im Zeitraum vom 05.05.1976 bis 30.06.1976, Vertraulich, FDJ Abtg. Verbandsorgane, Berlin, den 13.07.1976, JA, IZJ A 9.246.
[41] Informationen der FDJ BL Potsdam, JA, IZJ, A.9.308.
[42] Monatliche Persönliche Information der FDJ BL Erfurt an den Zentralrat der FDJ, Genosse Egon Krenz, Erfurt, den 09.01.1978, JA, IZJ, A 9.621.
[43] Galinski, 1978. Galinski nimmt Stellung zum latenten Antisemitismus und zu rassistischen Angriffen in der DDR. Er verbindet diesen Antisemitismus und Rassismus mit der antizionistischen Außenpolitik der SED, danach trage sie nicht dazu bei den Antisemitismus in der DDR einzudämmen.
[44] Informationen über ein Besonderes Vorkommnis, FDJ BL Dresden, 24.06.1981, JA, IZJ, A 10.823.
[45] Ebenda.
[46] Information über Besondere Vorkommnisse III. Quartal 1982, Direktion Jugendtourist, Berlin, den 13.10.1982, JA, IZJ, A 10.632 und Information/BV der Direktion Jugendtourist, Berlin, 29.09.1982, JA, IZJ, A 10.632.
[47] Der Generalstaatsanwalt der DDR, Der Stellvertreter an das ZK der SED, Leiter der AG Kirchenfragen, Genossen Bellmann, Berlin, den 01.06.1983, Anlage, IfGA, ZPA, IV B 2/14/56.
[48] Junge Welt v. 04.12.1987 und v. 12./13.12.1987.
[49] Neues Deutschland v. 28.06.1988; Junge Welt v. 28.06.1988 und 07.07.1988; Neue Zeit v. 07.07.1988
[50] Vorlage zur 122. Sitzung des Sekretariats von der FDJ Abtg. Staat und Recht, Berlin, den 10.06.1988, JA, IZJ, A 11.462.
[51] Timm, S. 310.
[52] Der Generalstaatsanwalt der DDR, Entscheidung zu, durch Dr. Mario Offenberg (Berlin-West) bzw. in seinem Auftrag erstattete Anzeigen, 1989, IfGA, ZPA, IV B 2/14/180.
[53] Der Tagesspiegel v. 02.11.1989.
[54] Ministerium der Finanzen. Begründung über eine einmalige Beihilfe an den Landesverband der Jüdischen Gemeinden in der DDR, Berlin, März 1950, IfGA, ZPA, IV 2/14/239.
[55] Timm, S. 60.
[56] Timm, S. 405.
[57] Information zur Vorlage an die Dienstbesprechung: Zur Situation, Struktur usw. in den jüdischen Gemeinden in der DDR, Abtg. I des Staatssekretariats für Kirchenfragen, Berlin, den 19.08.1975, IfGA, ZPA, IV B2/14/174.
[58] SED-Vorlage für die Dienstbesprechung, Information zur Situation der jüdischen Gemeinden in der DDR, NfD, Abteilung I, Berlin, 02.06.1976, IfGA, ZPA, IV B 14/174.
[59] Timm, S. 113.
[60] Groehler, S. 14.
[61] Mertens, 1993, S. 91ff; Die Neue Zeitung v. 18.01.1954; Die Welt v. 19.01.1953.
[62] Groehler, S. 5 31.
[63] FDJ-Umlaufvorlage an das Sekretariat Nr. 13/16/88, Berlin, 25.02.1988, JA, IZJ, A 11.439, S. 8.
[64] Informationen zur Vorlage an die Dienstbesprechung: Zu einigen Fragen der Situation, Struktur, usw. in den jüdischen Gemeinden der DDR, Abteilung I des Staatssekretariats für Kirchenfragen, Berlin, 19.08.1975, IfGA, ZPA, IV B 2/14/174, S. 2.
[65] Ebd., S. 35.
[66] Aktennotiz der AG Kirchenfragen v. 30.10.1975, IfGA, ZPA, IV B 2/14/174.
[67] Vorlage für die Dienstbesprechung, Information zur Situation der Jüdischen Gemeinden in der DDR, NfD, Abtg. I, Berlin, 02.06.1976, IfGA, ZPA, IV B 2/14/174, S. 12.
[68] Ebd., S. 2.
[69] Ebd., S. 4.
[70] junge welt v. 09.06.1988.
[71] Information des ZR der FDJ v. 16.02.1988, JA, IZJ, A 11.435, S. 19.
[72] Timm, S. 209.
[73] Timm, S. 219.
[74] Zu einigen Fragen der Führungstätigkeit im Monat Februar, FDJ BL Gera, 07.03.1973, JA, IZJ, A 9.140.
[75] Persönliche Information, FDJ BL Erfurt, 06.11.1973, JA, IZJ, A 9.147.
[76] Monatliche Persönliche Information, FDJ BL Erfurt, 06.11.1973, JA, IZJ, A 9.147.
[77] Monatseinschätzung, FDJ BL Berlin Träger des Ordens: Banner der Arbeit, Berlin, 19.11.1973.
[78] Persönliche Information, NfD, FDJ BL Magdeburg, 31.03.1978, JA, IZJ, A 9.627.
[79] Berichte zur Führungstätigkeit der FDJ BL Berlin, 05.08.1982, JA, IZJ, A 10.587.
[80] Bericht, FDJ BL Cottbus, 07.09.1982, JA, IZJ, A 10.588.
[81] Persönliche Information, FDJ BL Neubrandenburg, 07.09.1982, JA, IZJ, A 10.597.
[82] Persönliche Information für den Monat August 1982, FDJ BL Frankfurt/Oder, JA, IZJ, A 10591.
[83] Timm, S. 279.
[84] FDJ-Umlaufvorlage an das Sekretariat Nr. 20/16/88, Berlin, 18.04.1988, JA, IZJ, A 11.452.
[85] FDJ-Umlaufvorlage an das Sekretariat Nr. 13/16/88, Berlin, 25.02.1988, JA, IZJ, A11.439.
[86] Vgl. Kratz, S. 89118.
[87] Alfred Kosing, Argumentation zur persönlichen Verwendung, Sozialistische Gesellschaft und Nation in der DDR, o.J., JA, IZJ, A 11.625, S. 110.
[88] Persönliche Information Monat Februar 1978, FDJ BL Frankfurt/Oder, JA, IZJ, A 9.622, S. 4.
[89] Schwerpunkte und Probleme aus den Persönlichen Information der Ersten Sekretäre der FDJ BL an den Ersten Sekretär des ZR der FDJ über den Monat März 1979, FDJ Abtg. Verbandsorgane, Persönlich Vertraulich, Berlin, 18.04.1979, JA, IZJ, A 9.634, S. 4.
[90] Persönliche Information, FDJ BL Gera, JA, IZJ, A 10.592; Information, FDJ BL Leipzig, JA, IZJ, A 10.377.
[91] Persönliche Information, FDJ BL Potsdam, den 08.01.1980, JA, IZJ, A 9.629, S. 56.
[92] Monatliche persönliche Information, FDJ BL Erfurt, v. 08.09.1983, JA, IZJ, A 10.373, S. 7f.
[93] Monatliche persönliche Information, FDJ BL Erfurt, v. 07.11.1979, JA, IZJ, A 9.301, S. 3f.
[94] Vorlag an das FDJ-Sekretariat Nr. 18/10/88, den 15.02.1988, JA, IZJ, A 11.436, S. 1.
[95] Marcuse, S. 71f.
[96] Luxemburg, S. 362.