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Startseite > Geschichte Deutschlands > Drittes Reich > Die Gottbegnadetenliste
Geschrieben von: Redaktion Zukunft braucht Erinnerung | Erstellt: 12. März 2025

Die Gottbegnadetenliste

Die Gottbegnadeten: Künstler des Nationalsozialismus und ihr Erbe in Kunst und Kultur der Bundesrepublik

Die Gottbegnadeten-Liste im NS-Regime: Analyse der Privilegien und Konsequenzen für Künstler während der NS-Zeit und in der Nachkriegsära.

Einer der „Gottbegnadeten“: Arno Breker (1972), in seinem Düsseldorfer Atelier. The original uploader was Jos43 at Dutch Wikipedia., Arno Breker Atelier Duesseldorf (1972), CC BY-SA 2.5.

Im August 1944, als das „Dritte Reich“ bereits militärisch und politisch am Abgrund stand, unterzeichneten Adolf Hitler und Joseph Goebbels ein Dokument von paradoxer Symbolkraft: die sogenannte Gottbegnadeten-Liste. Diese 1.041 Namen umfassende Zusammenstellung von Künstlern, darunter 114 bildende Künstler wie Maler, Bildhauer und Architekten, sollte jene „unersetzlichen“ Schöpfer schützen, „denen Gott die Gnade“ verliehen habe, die deutsche Kultur zu verkörpern. Während der Bombenkrieg die Städte verwüstete, sicherte diese Liste ihrem Personenkreis nicht nur die Freiheit vom Fronteinsatz, sondern auch privilegierten Zugang zu Ressourcen und Aufträgen. Die Ambivalenz dieser Auszeichnung – zwischen künstlerischer Anerkennung und politischer Instrumentalisierung – prägte nicht nur die Biografien der Betroffenen während der NS-Herrschaft, sondern auch ihre Nachkriegskarrieren in der Bundesrepublik.

Die Entstehung und Struktur der Gottbegnadeten-Liste

Die Idee einer „Sonderliste“ für unverzichtbare Künstler reifte im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda bereits ab 1939, als der Bedarf an kultureller Legitimationsproduktion für das Regime stieg. Doch erst im Sommer 1944, angesichts des totalen Krieges, erhielt das Projekt Dringlichkeit. Unter der Aufsicht von Goebbels, der in seiner Eigenschaft als Präsident der Reichskulturkammer direkten Einfluss nahm, filterte eine Kommission aus 40.000 Mitgliedern der Reichskammer der bildenden Künste jene 378 Personen heraus, die als „Hauptrepräsentanten deutscher Kunst“ galten.

Unter ihnen befanden sich etablierte Größen wie der Schriftsteller Gerhart Hauptmann, der Dirigent Wilhelm Furtwängler und der Bildhauer Arno Breker, dessen monumentale Skulpturen Hitler persönlich als „Wiedergeburt des Heroischen“ pries5. Doch die Liste umfasste auch weniger bekannte Namen wie den Maler Paul Mathias Padua, dessen Öl auf Leinwand „Die Wacht am Rhein“ (1943) zum Symbol der Durchhaltepropaganda avancierte, oder den Architekten Hermann Giesler, der Hitlers megalomane Stadtumbaupläne entwarf. Bemerkenswert ist die Dominanz bildender Künstler: Von den 114 Malern und Bildhauern repräsentierten viele den von den Nationalsozialisten favorisierten neoklassizistischen Stil, der sich bewusst vom „entarteten“ Expressionismus oder Impressionismus abgrenzte.

Kunst im öffentlichen Raum: Die Ästhetik des Nationalsozialismus

Die Werke für den öffentlichen Raum bildeten einen Kernbereich der NS-Kunstpolitik. Arno Brekers überlebensgroße Bronzefiguren wie „Der Wächter“ (1939) oder Willy Mellers Reliefs am Olympiastadion Berlins sollten nicht nur ästhetische, sondern auch ideologische Botschaften transportieren. Wie der Kurator Wolfgang Brauneis in seiner Forschung betont, handelte es sich um eine „Ästhetik der Macht, die physische Präsenz mit politischer Symbolik verband“. Diese Kunst war omnipräsent: Hermann Kaspars Mosaike schmückten Parteigebäude, Adolf Wampers Skulpturen standen vor Verwaltungsgebäuden, und Werner Peiners Landschaftsgemälde hingen in Ministerien.

Doch die Privilegien der Gottbegnadeten waren an Bedingungen geknüpft. Joseph Goebbels formulierte in einer Rede auf der Kulturtagung 1943 unmissverständlich: „Der Künstler steht im Dienst der Volksgemeinschaft oder er steht im Abseits“. Wer sich den Erwartungen an „völkische“ Themen verweigerte, riskierte den Verlust seines Status – wie der Maler Otto von Kursell, der 1944 wegen „mangelnder Linientreue“ aus der Liste gestrichen wurde. Gleichzeitig bot die Liste Schutz: Der Bildhauer Richard Scheibe, dessen Werk teils moderat-modernistische Züge trug, entging trotz Anfragen der Gestapo der Verfolgung, solange er regimekonforme Porträts schuf.

Zwischen Anpassung und Überleben: Künstlerbiografien 1939–1945

Für viele der Gottbegnadeten wurde die Liste zur Lebensversicherung. Gerhart Hauptmann, seit den 1920er Jahren kritisch gegenüber dem Nationalsozialismus, nutzte seinen Status, um sich aus der direkten Propagandaarbeit herauszuhalten – eine Strategie, die ihm später den Vorwurf der Passivität einbrachte. Anders der Maler Paul Schultze-Naumburg: Als Chefideologe der „Entarteten Kunst“-Kampagne profilierte er sich durch die Diffamierung von Kollegen wie Ernst Barlach und sicherte sich so seinen Platz in der Hierarchie.

Doch die Liste schützte nicht vor inneren Konflikten. Der Komponist Richard Strauss, dessen Opern vom Regime vereinnahmt wurden, sah sich 1944 mit der Zerstörung deutscher Opernhäuser konfrontiert – eine ironische Pointe für einen Künstler, der einst behauptet hatte, „Kunst stehe über der Politik“. Der Bildhauer Josef Thorak wiederum, Schöpfer der „Kameraden“-Skulptur vor dem Reichsparteitagsgelände, nutzte seine Privilegien, um Material für private Aufträge abzuzweigen, was 1944 zu einem Streit mit Albert Speer führte.

Nachkriegskarrieren: Kontinuitäten in der Bundesrepublik

Der Zusammenbruch des „Dritten Reichs“ 1945 bedeutete für die meisten Gottbegnadeten keinen Bruch, sondern einen Neuanfang dank existenter Netzwerke. Arno Breker, dessen Atelier 1945 von US-Truppen beschlagnahmt wurde, fand bereits 1950 wieder Auftraggeber in der rheinischen Industrieelite. Seine Porträtbüsten von Konrad Adenauer oder Ludwig Erhard symbolisierten die Sehnsucht nach personeller Kontinuität. Ähnlich verlief die Karriere des Malers Werner Peiner, der in der Bundesrepublik als Spezialist für romantische Landschaftsdarstellungen reüssierte – nun ohne Hakenkreuzfahnen im Hintergrund.

Die Rezeption des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik der 1950er Jahre begünstigte solche Karrieren. Hermann Kaspar, dessen Mosaike einst NS-Verwaltungsgebäude schmückten, gestaltete 1964 das Deckengemälde im Bonner Bundestag – ein Zeichen für die ästhetischen Kontinuitäten trotz politischer Zäsur. Selbst Paul Schultze-Naumburg, dessen Schriften zur „Rassenkunst“ in Nürnberg als belastend galten, konnte sich als Architekturkritiker neu erfinden, indem er seine NS-Vergangenheit als „Irrtum“ relativierte3.

Ausstellungen als Aufarbeitung: Die Gottbegnadetenliste in der Bundesrepublik

Erst ab den 1980er Jahren begann eine kritische Auseinandersetzung mit der Kunst und Kultur des Nationalsozialismus. Die Ausstellung „Inszenierung der Macht“ (1987) im Deutschen Historischen Museum Berlin zeigte erstmals Werke von Gottbegnadeten im Kontext ihrer Propagandafunktion. Ein Schlüsselwerk war hier Brekers „Fackelträger“ (1936), dessen heroische Pose nun als Symbol für die Ästhetisierung von Gewalt interpretiert wurde.

Ein Durchbruch gelang 2021 mit der Ausstellung „Die Liste der ,Gottbegnadeten‘“ im DHM, kuratiert von Wolfgang Brauneis. Durch die Gegenüberstellung von NS-Kunstwerken mit Dokumenten ihrer Entstehungsgeschichte gelang es, „die Verstrickung von Ästhetik und Ideologie sichtbar zu machen“. Besonders eindrücklich war die Präsentation von Hermann Kaspars Entwürfen für die Münchner Residenz neben Fotografien ihrer Zerstörung 1944 – eine visuelle Demontage des Mythos von der „unpolitischen Kunst“.

Der lange Schatten: Nationalsozialismus in der Bundesrepublik

Die Biografien der Gottbegnadeten werfen ein Schlaglicht auf die Kontinuitäten des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik. Viele der einst protegierten Künstler profitierten von der Nachkriegserzählung, die Kunst und Politik trennen wollte. Der Kunsthistoriker Eduard Beaucamp kommentierte dies 1995 mit den Worten: „Man rehabilitierte die Hand, die den Pinsel führte, indem man den Kopf, der die Ideen lieferte, für irrelevant erklärte“.

Doch die Spuren ihrer Werke im öffentlichen Raum blieben umstritten. Brekers Skulpturen vor dem Berliner Olympiastadion wurden erst 1986 mit einer kritischen Tafel versehen, während Adolf Wampers „Schwertträger“ in Wuppertal bis 2018 unkommentiert stand. Die Debatten um den Umgang mit dieser Kunst – Abriss, Kontextualisierung oder Musealisierung – spiegeln bis heute die Ambivalenz im Umgang mit dem kulturellen Erbe des NS-Staates.

 

Fachliteratur und Quellen

BArch Berlin, NS 15/127: Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, Korrespondenz zur Gottbegnadeten-Liste 1944.

Brauneis, Wolfgang: Die Kunst der Gottbegnadeten. Propaganda im Nationalsozialismus. Berlin 2021.

Fest, Joachim: Das Gesicht des Dritten Reiches. Profile einer totalitären Herrschaft. München 1963.

Koonz, Claudia: Mütter im Vaterland. Frauen im Dritten Reich. Freiburg 1991.

Levi, Erik: Musik im Dritten Reich. Stuttgart 1994.

Mittig, Hans-Ernst: Kunst im Dritten Reich. Hitlers Künstler und die Weimarer Moderne. Köln 2015.

Prinz, Michael; Zitelmann, Rainer (Hrsg.): Nationalsozialismus und Modernisierung. Darmstadt 1990.

Schmölders, Claudia: Hitlers Gesicht. Eine physiognomische Biographie. München 2000.

Spotts, Frederic: Hitler und die Macht der Ästhetik. München 2003.

Westermann, Andrea: NS-Kunst im öffentlichen Raum. Symbolische Kontinuität und Wandel nach 1945. Göttingen 2018.

Online-Quelle: Lebendiges Museum Online (LEMO): „Gottbegnadeten-Liste 1944“, www.dhm.de/lemo (letzter Zugriff: 12.03.2025).

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