Brekers Aufstieg im NS-Staat: vom Avantgardisten zum Staatsbildhauer

Arno Breker (1972), in seinem Düsseldorfer Atelier. The original uploader was Jos43 at Dutch Wikipedia., Arno Breker Atelier Duesseldorf (1972), CC BY-SA 2.5.
Arno Breker (1900–1991) zählt zu den umstrittensten Künstlergestalten des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Als „Hitlers bevorzugter Bildhauer“ prägte er die offizielle Kunst im Dritten Reich maßgeblich mit. Seine monumentalen Skulpturen idealisierter „„arischer““ Körper galten dem NS-Regime als Verkörperung ihrer rassistischen Ideale. Doch die glänzende Karriere, die Breker im Nationalsozialismus machte, wirft einen dunklen Schatten: War sein künstlerischer Erfolg untrennbar verknüpft mit moralischer Verstrickung in das verbrecherische Regime? Dieser Frage geht der folgende kritische Blick auf Brekers Wirken im Dritten Reich nach – von seinen Werken und Verbindungen zu Albert Speer und Adolf Hitler bis hin zu seinem Werdegang nach 1945.
Arno Breker begann seine Laufbahn zunächst unverdächtig: In den 1920er Jahren lebte er als talentierter junger Bildhauer in Paris und ließ sich von der Avantgarde inspirieren. Er studierte die klassischen Formen Auguste Rodins und der antiken Skulptur, zeigte aber auch „modernistische“ Ansätze. Seine Rückkehr nach Deutschland 1934 – kurz nach Hitlers Machtübernahme – markierte einen Wendepunkt. Breker suchte bewusst die Chancen, die sich im neuen Reich für ihn boten. Zunächst galten seine Arbeiten den Nationalsozialisten als zu stark von „Frankreich“ geprägt und „dekadent“. Er erhielt in dieser Phase Aufträge vor allem von Privatleuten – Porträtbüsten für Industrielle oder Militärs. Doch 1936 sollte sich Brekers Schicksal grundlegend ändern.
Der „Durchbruch“ kam mit einem Wettbewerb im Vorfeld der Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Breker präsentierte zwei großformatige Figuren – den „„Zehnkämpfer““ und eine Siegerin – die durch ihre heroische Nacktheit und perfekte Körperlichkeit auffielen. Sie passten ideal zu der von Hitler gewünschten Rückbesinnung auf die „Antike“ als ästhetisches Vorbild der „arischen Herrenrasse“. Tatsächlich erregten Brekers Skulpturen Hitlers Aufmerksamkeit: Er gewann eine Silbermedaille im olympischen Kunstwettbewerb, doch viel wichtiger – er gewann die Gunst des „Führers“. „Adolf Hitler“ selbst soll dem damals 36-jährigen Künstler bei einer Begegnung 1936 begeistert zugerufen haben, von nun an solle dieser „nur noch für mich“ arbeiten. Ob wörtlich so gesagt oder Legende – fest steht, dass Breker ab diesem Zeitpunkt steil aufstieg. Bereits 1937 wurde er auf persönlichen Wunsch Hitlers mit dem Professorentitel geehrt (obwohl er nie eine Lehrtätigkeit an einer Hochschule ausübte) und – rückdatiert zum 1. Mai 1937 – in die NSDAP aufgenommen. Mit der Protektion durch die oberste Machtelite wandelte sich Brekers Stil schnell: Aus dem experimentierfreudigen Bildhauer wurde ein „Staatskünstler“, der sich ganz auf monumentale, heroische Formen im Dienste der NS-Ideologie verpflichtete.
Breker passte sich willfährig den Vorgaben an. „Seine Ausdrucksform wurde zur gestalteten Gesinnung, formgewordenen Weltanschauung“, lobten Propagandisten im NS-Kunstbetrieb Brekers neu erschaffene „Riesenmenschen aus Stein“. Fortan galt er offiziell als „bedeutendster deutscher Bildhauer der Gegenwart“. In München war Breker Jury-Mitglied der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ 1937, mit der das Regime alljährlich seine linientreuen Künstler präsentierte – und alle Vertreter der als entartet diffamierten Kunst ausgrenzte. Breker zeigte dort selbst vier Plastiken; bis 1944 waren es insgesamt 42 Werke, die in der Münchner Ausstellung zu sehen waren – eine beeindruckende Präsenz, die kein anderer Bildhauer erreichte. „Seine Kunst wurde zum Inbegriff der NS-Ästhetik:“ muskulöse Aktfiguren als Symbole von „Kraft“ und „Schönheit“, die Überlegenheit demonstrieren sollten. Breker orientierte sich an der griechischen Klassik, was Hitler und seinen Ideologen gerade recht kam: In den makellosen, athletischen Körpern sahen sie das Idealbild der „arischen Rasse“ verkörpert. Brekers bedeutendste Skulpturen tragen bezeichnende Titel wie *Die Partei* und *Die Wehrmacht* – zwei fünf Meter hohe Standbilder, die 1939 den Ehrenhof der neuen Reichskanzlei flankierten. Hitler persönlich hielt diese Werke für „wohl zum Schönsten, was in Deutschland je geschaffen wurde“. Mit solchen Aufträgen war Breker endgültig im innersten Machtzirkel angekommen.
Hitlers Lieblingsbildhauer im Zweiten Weltkrieg
Spätestens ab 1938 zählte Arno Breker zu den engsten künstlerischen Vertrauten Hitlers. „Albert Speer“, Hitlers Architekt und Rüstungsminister, wurde zum wichtigsten Förderer und Freund des Bildhauers. Speer plante die gigantische Umgestaltung Berlins zur „Welthauptstadt Germania“ – Breker sollte die neuen Monumentalbauten mit seinen Plastiken schmücken. Dafür richtete man ihm ein enormes Atelier in Berlin-Dahlem ein, finanziert vom Staat. Schon „1939“ erhielt Breker den Auftrag, an die zukünftige Prachtstraße in Berlin monumentale Reliefs zu setzen – mit pathetischen Titeln wie *Fackelträger*, *Rächer* oder *Wächter*. Breker entwarf zudem Skulpturen für die von Speer geplante „Soldatenhalle“ und den gewaltigen Triumphbogen. Die Größenordnung sprengte alles bisher Dagewesene: Einige Figuren sollten 20 oder 30 Meter Höhe erreichen. Dazu brauchte es industrielle Produktionsweisen – und Breker bekam sie. 1940 wurde in Wriezen (Brandenburg) eigens die „Steinbildhauerwerkstätten Arno Breker GmbH“ aufgebaut: eine Fabrik für Kunst, mit eigenem Bahnanschluss und Hafen, in der tonnenschwere Marmorblöcke verarbeitet wurden. Dort arbeiteten zeitweise bis zu 180 Leute, darunter auch „Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter“, an Brekers Projekten. Dass der Bildhauer von diesem System profitierte, ist unbestreitbar: Er konnte so viele Großaufträge parallel ausführen, wie kein anderer Künstler. Die Finanzierung war üppig – allein zwischen 1940 und 1943 erhielt Breker für geplante Berliner Skulpturen rund 3,5 Millionen Reichsmark Honorar, eine für damalige Zeiten astronomische Summe.
Neben Berlin arbeitete Breker auch für andere prestigeträchtige Orte des NS-Staates. Für das Propagandaministerium schuf er die Großplastik *Prometheus*, für das Wehrmachtgelände in Dessau eine Gruppe von „Rossebändigern“, für den Maschsee in Hannover monumentale Löwenfiguren. Seine Werke waren überall dort gefragt, wo das Regime Macht demonstrativ in Marmor und Bronze gießen wollte. Hitler überhäufte den Künstler mit Ehrungen und Geschenken. 1940, zu Brekers 40. Geburtstag, schenkte er ihm ein ganzes Landgut östlich von Berlin, inklusive Schloss, Park und neu erbautem Atelier. Breker durfte sich an Luxus erfreuen, den im kriegsgeplagten Deutschland kaum jemand anders genoss: Ein von den Nazis „“arisierter”“ Pariser Prachtwohnsitz (die frühere Wohnung der jüdischen Kosmetik-Unternehmerin Helena Rubinstein) wurde ihm 1940 zur Verfügung gestellt, als er im Gefolge Hitlers bei der Siegesparade in Paris dabei war. Göring, Goebbels und andere Spitzenfunktionäre machten ihm wertvolle Geschenke. Vor allem aber sorgte Hitler persönlich dafür, dass Breker finanziell abgesichert war: Er ordnete an, dass der Bildhauer ein jährliches Einkommen von mindestens einer Million Reichsmark erhalten und nur minimal besteuert werden solle, um seinen Wohlstand nicht zu schmälern. Breker war faktisch ein „Hofkünstler mit Sonderstatus“ – 1944 wurde er auf die sogenannte „Gottbegnadeten-Liste“ gesetzt, die ihn als für die Kultur unersetzlichen Künstler von jeglichem Kriegsdienst freistellte. Während andere an die Front mussten oder in Trümmern ausharrten, konnte Breker ungestört weiter modellieren.
Doch der Glanz seiner privilegierten Stellung konnte die grausame Realität des Regimes nicht verdrängen. Breker erlebte aus nächster Nähe, wie ehemalige Freunde und Kollegen ins Exil gingen oder in Konzentrationslagern verschwanden. Schon früh hatte er jüdische Künstlerfreunde; in Paris zählte Pablo „Picasso“ zu seinem Bekanntenkreis. Breker behauptete später, er habe sich für einige Verfolgte eingesetzt – tatsächlich ist belegt, dass er 1944 dem inhaftierten Verleger „Peter Suhrkamp“ zur Entlassung verhalf, indem er bei Speer und sogar Hitler persönlich intervenierte. Auch Picasso, der als Sympathisant der Kommunisten gefährdet war, blieb dank Brekers Protektion unbehelligt von der Gestapo. Solche Taten zeigen, dass Breker durchaus wusste, welches Unrecht um ihn herum geschah. Dennoch ließ er sich von den Verbrechen des NS-Staates nicht von seiner Laufbahn abbringen. „Er profitierte und schwieg.“ Während Millionen Menschen litten, genoss er Ruhm und Reichtum – und distanzierte sich zu keiner Zeit öffentlich vom Regime, das ihm diese Karriere ermöglichte. Im Gegenteil: Er nahm bereitwillig den Titel eines „„Politischen Führers““ der NSDAP an, der ihm das Tragen der braunen Parteiuniform erlaubte, und zeigte sich bis zuletzt an Hitlers Seite. Selbst 1944, als die Niederlage bereits absehbar war, wirkte Breker noch in Propagandafilmen mit, die ihn als unbeirrten Schöpfer „harter Zeit, starker Kunst“ glorifizierten. Zahlreiche seiner Skulpturen wurden zwar im Bombenkrieg zerstört oder nach 1945 eingelagert – doch das ideologische Monument, das Breker gemeinsam mit Hitler und Speer errichtet hatte, war bis zuletzt intakt.
Nachkriegszeit: Arno Breker-Gesellschaft und umstrittenes Erbe
Im Frühjahr 1945 endete Brekers beispiellose NS-Karriere abrupt. Als das „Tausendjährige Reich“ in Trümmern lag, zog der Bildhauer sich nach Bayern zurück. Dort geriet er zunächst in amerikanische Gefangenschaft. In der folgenden Entnazifizierung wurde erstaunlich milde mit ihm umgegangen: 1948 stufte die Spruchkammer Arno Breker – trotz seines offensichtlichen Engagements für das NS-Regime – lediglich als „„Mitläufer““ ein. Ausschlaggebend war, dass ihm seine Hilfe für Picasso und Suhrkamp zugutegehalten wurde. Breker gab sich überzeugend als unpolitischer Künstler, der nur seiner Kunst wegen mit den Machthabern kooperiert habe. Dabei zeigte er keinerlei Schuldbewusstsein. Als ein amerikanischer Vernehmer ihn aufforderte, Reue zu zeigen und sich vom Nationalsozialismus zu distanzieren, soll Breker geantwortet haben: *„Können Sie mir sagen, wie ich diese Reue definieren soll? Ich habe keinerlei politische Ämter bekleidet … sondern ich war Bildhauer.“* Für ihn selbst war die Sache damit erledigt – eine tiefergehende Aufarbeitung oder gar öffentliche Entschuldigung suchte man bei Breker vergeblich. Dieser Mangel an Einsicht und Reue haftete ihm fortan an.
Trotz der moralischen Hypothek gelang es Breker nach 1945, wieder Fuß zu fassen. In der jungen Bundesrepublik war man bald bereit, begabten Köpfen von gestern eine neue Chance zu geben – zumal wenn sie weltanschaulich nicht allzu offen kompromittiert erschienen. Breker nutzte sein noch immer klingendes Renommee als „großer Bildhauer“ und knüpfte an alte Kontakte an. Ab 1950 lebte er in „Düsseldorf“, wo sich zufällig etliche ehemalige Architekten und Funktionäre aus Speers Planungsstab versammelt hatten, die nun am Wiederaufbau mitwirkten. Breker bekam zwar kaum staatliche Aufträge – zu offensichtlich war seine NS-Vergangenheit in der öffentlichen Wahrnehmung –, aber in der „Wirtschaft und High Society“ war er durchaus gefragt. Er fertigte Porträtbüsten für prominente Industrielle wie Hermann Josef Abs (Bankier), Hugo Henkel, die Quandt-Familie (Großindustrielle) oder Rudolf-August Oetker. Selbst führende Politiker ließen sich in Stein verewigen: Der erste Bundeskanzler „Konrad Adenauer“ saß ihm Modell, ebenso Wirtschaftsminister Ludwig Erhard. Offenbar nahm man Breker in konservativen Kreisen seine Nazi-Nähe nicht übel oder blendete sie aus – wichtiger war vielen sein handwerkliches Können und die prestigeträchtige Aura als „Hitlers Bildhauer“, die im Kalten Krieg durchaus wieder salonfähig wurde. International suchten ebenso einige das Bündnis mit dem einstigen Star: „Spaniens“ Diktator Franco ehrte ihn, Marokkos König Hassan II. beauftragte Breker 1970 sogar mit einem monumentalen „Afrika-Befreiungsdenkmal“ (das Projekt scheiterte allerdings nach einem Attentat auf den König 1971). Künstlerkollegen wie „Salvador Dalí“ und Ernst Fuchs hofierten Breker und schätzten ihn persönlich; Dalí lobte ihn überschwänglich und behauptete, Breker habe seine Seele „eingefangen“. So entstand um Breker ein Netzwerk von Bewunderern, das seine Vergangenheit entweder als verjährt betrachtete oder aktiv umdeutete.
Gleichwohl blieb Brekers öffentliches Ansehen in Deutschland zeitlebens zwiespältig. Für viele, vor allem ehemals Verfolgte und Kritiker des NS, war er das Paradebeispiel eines Künstlers, der sich willig mit der Diktatur eingelassen hatte – „ein Mahnmal der Verstrickung von Kunst und Macht“. Entsprechend heftig fielen die Reaktionen aus, als seine Werke wieder gezeigt werden sollten. 1981 in Berlin führte eine der ersten größeren „Breker-Ausstellungen“ seit Kriegsende zu Protesten und Demonstrationen. Empörte Bürger und Kunstschaffende wandten sich dagegen, einem „Nazi-Künstler“ öffentliche Ehren zuteilwerden zu lassen. Brekers Anhänger hingegen – darunter alte Freunde und neue Verehrer – insistierten, er sei „nie Mitglied der SS“ gewesen und habe die NS-Ideologie nicht verinnerlicht, sondern nur Aufträge erfüllt. Die Debatte spitzte sich auf die Grundsatzfrage zu: Sollte „Kunst aus der NS-Zeit“ ins Museum, losgelöst von der Politik betrachtet – oder darf man die Urheber für immer ächten? Breker selbst fühlte sich als verkanntes Genie. Er beklagte in Interviews, man habe ihn seit 1945 mit Ausstellungsverboten belegt und seine Kunst „begraben“ wollen. Tatsächlich taten sich etablierte Museen lange schwer mit seinem Werk; kaum ein Haus wollte die kompromittierten Statuen ankaufen oder zeigen. Stattdessen entstand „privat“ ein Refugium für Breker-Fans: 1979 gründeten Bewunderer – unter ihnen die Publizistin „Marie-Luise Bodenstein“ – die *Arno Breker Gesellschaft 1979 e.V.* in Bonn. Dieser Verein setzte es sich zum Ziel, Brekers Leben und Werk „in kunstgeschichtlicher und historischer Sicht“ zu bewahren. In Schloss Nörvenich (Nordrhein-Westfalen) richteten die Unterstützer ein privates „Museum Arno Breker“ ein, wo bis heute zahlreiche seiner Plastiken ausgestellt sind. Die Arno Breker-Gesellschaft betreibt dort einen „Freundeskreis“, der mit Publikationen, Filmprojekten und Veranstaltungen das Erbe des Bildhauers pflegt. Auch international fanden sich Gleichgesinnte – in den USA existiert eine *Arno Breker Society International*, die in den 1980er Jahren in New York Ausstellungen organisierte.
Die Tätigkeit dieser Gesellschaften ist nicht unumstritten. Kritiker werfen ihnen vor, Brekers Rolle im Dritten Reich zu verharmlosen und sein künstlerisches Schaffen losgelöst vom historischen Kontext zu verklären. Tatsächlich betonen seine Verteidiger gern die „„Widersprüche““ in Brekers Biografie: Einerseits der enge Kontakt zur NS-Führung, andererseits seine Freundschaften mit jüdischen Künstlern; einerseits gigantomanische Auftragskunst für Hitler, andererseits die Behauptung, er habe nie an die Ideologie geglaubt. Doch für unabhängige Historiker überwiegen die Fakten: Breker habe seine Begabung willentlich in den Dienst eines verbrecherischen Staates gestellt – „aus Ehrgeiz und Opportunismus“. So resümiert etwa der US-Historiker Jonathan Petropoulos, Breker habe sein Leben lang *„in Verleugnung“* seiner Verantwortung gelebt. In der Tat blieb Arno Breker bis zu seinem Tod 1991 dabei, dass man ihm keinen Vorwurf machen könne. Eine Aufarbeitung im Sinne einer echten Vergangenheitsbewältigung fand durch ihn nie statt. Stattdessen erlebte er noch, wie sein Werk langsam wieder ans Licht der Öffentlichkeit trat – jedoch stets begleitet von hitzigen Debatten.
Arno Breker starb 1991 im Alter von 90 Jahren in Düsseldorf. Zur Beerdigung erschien eine große Trauergemeinde aus dem In- und Ausland, darunter auch prominente Personen der Nachkriegsgesellschaft. „Sein künstlerischer Nachlass“ ist heute gespalten: Einige seiner Skulpturen stehen bis heute an öffentlichen Orten – etwa die steinernen Löwen in Hannover – ohne dass vielen Betrachtern bewusst ist, wer der Urheber war. Andere Werke lagern in Depots oder werden in seinem privaten Museum gezeigt. Brekers Name jedoch bleibt ein Synonym für die Frage, wie Deutschland mit der Kunst und den Künstlern seiner dunkelsten Vergangenheit umgeht. Die Diskussion um sein Wirken im Dritten Reich – Genie oder Handlanger? Mitläufer oder Mittäter? – ist bis heute nicht verstummt. Sie mahnt, dass ästhetischer Glanz und humaner Anspruch einer Gesellschaft nie losgelöst von der politischen Moral betrachtet werden können.
Literatur
Jürgen Trimborn: *Arno Breker. Der Künstler und die Macht. Die Biographie.* Aufbau Verlag, Berlin 2011.
Jonathan Petropoulos: *The Faustian Bargain: The Art World in Nazi Germany.* Oxford University Press, New York 2000.
Jonathan Petropoulos: *Artists Under Hitler: Collaboration and Survival in Nazi Germany.* Yale University Press, New Haven 2014.
Birgit Bressa: *Nachleben der Antike. Klassische Bilder des Körpers in der NS-Skulptur Arno Brekers.* Dissertation, Universität Tübingen 2001.
Rainer Hackel (Hrsg.): *Im Irrlicht. Arno Breker und seine Skulpturen.* Büchse der Pandora, Wetzlar 2013.
Patrick Neuhaus: *Die Arno-Breker-Ausstellung in der Orangerie Paris 1942. Auswärtige Kulturpolitik, Kunst und Kollaboration im besetzten Frankreich.* Neuhaus Verlag, Berlin 2018.
Fides Krause-Brewer: *„Als Hitler kam…“: Erinnerungen von Arno Breker, Manfred von Ardenne u. a.* Herder Verlag, Freiburg 1982.