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Startseite > Rezensionen > Buchrezensionen > Vom Vorurteil zur Vernichtung – von Torsten Ripper
Geschrieben von: Wigbert Benz | Erstellt: 6. November 2004

Vom Vorurteil zur Vernichtung – von Torsten Ripper

Torsten Ripper: Vom Vorurteil zur Vernichtung. Hitler und die „Endlösung der Judenfrage“, Schwalbach am Taunus 2001.

Vielleicht darf man die Behauptung wagen, voluminöse Bände zum Themenkomplex Hitler und der Holocaust gibt es reichlich, prägnante Analysen des Forschungsstandes hingegen sind Mangelware. In dieser Situation stellt die quantitativ bescheidene, aber qualitativ anspruchsvolle Studie Torsten Rippers ein Desiderat dar. Sie versteht sich als aufklärerisches Element gegen einen immer noch virulenten Antisemitismus und als Einmischung in die wissenschaftliche Debatte über die Ursachen des Holocaust. Diese Ursachen sieht Ripper primär in den ideologischen Prämissen Hitlers, insofern wendet er sich gegen die bloß funktionalistische Vorstellung einer ungeplanten „kumulativen Radikalisierung“ (Hans Mommsen), die zur Vernichtung der europäischen Juden geführt habe. Der Autor insistiert auf der handlungsleitenden Bedeutung von Hitlers tief sitzendem biologischen Antisemitismus, „bei dem der ‚jüdische Rassefeind‘ als der oberste Gegner fungiert, der keine funktionale Rolle spielt und demgemäß nicht willkürlich durch ein anderes Objekt ersetzt werden kann“ (S. 8): In dieser Hinsicht spielte und spielt (?) Hermann Rauschnings aus seinen „Gesprächen mit Hitler“ dem ‚Führer‘ zugeschriebene Aussage von dem „Juden als vergleichsweise harmloses Objekt … Wenn es den Juden nicht gäbe müssten wir ihn erfinden“ (ebd.), eine fatale Rolle für die didaktische Vermittlung der „Sündenbockthese“ ausgerechnet am gänzlich verfehlten Beispiel von Hitlers Antisemitismus. Diese Aussage findet sich in nicht eben wenigen Schulgeschichtsbüchern, und es kann offensichtlich nicht oft genug betont werden, dass Rauschnings „Gespräche mit Hitler“ keinesfalls authentischen Charakter haben und als historische Quelle weder für Wissenschaft noch Unterricht tauglich erscheinen.

Die Studie weist überzeugend nach, dass das Fehlen eines umfassenden und konkreten Aktionsplans zur Judenvernichtung bei Teilen der Geschichtswissenschaft zu der kurzschlüssigen Fehleinschätzung geführt hat, das Verfolgungsgeschehen bis Kriegsbeginn habe lediglich die Qualität einer „Vorgeschichte“, ohne wirklich zu realisieren, was etwa die Entlassung aus dem Beamtenverhältnis, der Ausschluss aus dem kulturellen Leben, die alltäglichen Demütigungen und Schikanen und der Verlust der wirtschaftlichen Existenzgrundlage individuell wie kollektiv bedeutet haben. Die erzwungene Emigration etwa mit all ihren Widrigkeiten gewinnt – aus einer derart verharmlosenden und relativierenden Perspektive betrachtet – sogar den Zuschnitt einer neuen Chance. Ripper betont, „die radikale Absicht der genozidalen ‚Endlösung‘ darf nicht mit dem anderen, der anfänglichen Verlegenheit der leitenden Vollstrecker angesichts der ‚Größe der Aufgabe‘ (Himmler) verwechselt werden“ (S. 64). In Übereinstimmung mit dem überwiegenden Teil der Forschung sieht er die Lösung der vieldiskutierten Frage der Hitlerschen Befehlsgebung im Zusammenhang mit der Endlösung in einem zweigestuften Entscheidungsprozess: In einer ersten Etappe fällt der Entschluss zur Ermordung der osteuropäischen Juden in engem Kausalzusammenhang mit dem geplanten Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion – also etwa auf März 1941 datiert; in einer zweiten Phase erfolgt die Weisung, die mitteleuropäischen Juden zu deportieren und damit unumkehrbar in die „Endlösung“ einzubeziehen – hier wagt der Autor eine begründete Datierung auf Mitte September 1941. Zwar sei Hitler alles andere als der Alleinschuldige und der Kreis der aktiv am Holocaust Beteiligten auf mehrere hunderttausend zu veranschlagen, doch ohne Hitlers Befehlsgebung zur Vernichtung der europäischen Juden habe der Holocaust im „Führerstaat“ nicht realisiert werden können.

In diesem Zusammenhang übt Torsten Ripper erfrischende, weil notwendige und sachlich gerechtfertigte Kritik an einer kapitalen Fehlleistung der Zeitgeschichtskoryphäe Ian Kershaw. Dieser schreibt in seiner Biographie „Hitler 1936–1945“, S. 626 f., Hitlers Äußerung, der von Stalin am 3. Juli 1941 ausgerufene Partisanenkrieg habe einen Vorteil, „er gibt uns die Möglichkeit auszurotten, was sich gegen uns stellt“, dessen Vasall Heinrich Himmler zu. Zugegeben auch der Rezensent dachte zunächst an einen schlichten, vom Lektorat übersehenen Schreibfehler Kershaws. Doch eine Kontextanalyse der betreffenden Textpassage zeigt klar, dass der Hitler-Biograph tatsächlich Himmler als den Urheber dieser zentralen Aussage Hitlers vorstellt, und dies im 23. Kapitel der Biographie mit der bezeichnenden Kapitelüberschrift „Erfüllung der ‚Prophezeiung’“. Der Autor könnte wohl mit seiner Vermutung Recht haben, dass diese Fehlleistung Kershaws dessen Bemühen geschuldet ist, um jeden Preis „möglichst viele Belege für den Diensteifer der Hitlerschen Vasallen zu finden“ (S. 52).

Aus Sicht des Rezensenten ist diese Studie, die in einer klaren, schnörkellosen Diktion verfasst ist, für Studium und Schule gleichermaßen zu empfehlen.

Autor (Rezensent): Wigbert Benz
Erstveröffentlichung in: Informationen für den Geschichts- und Gemeinschaftskundelehrer. Wochenschau Verlag, Schwalbach am Taunus o. J.

Torsten Ripper: Vom Vorurteil zur Vernichtung. Hitler und die „Endlösung der Judenfrage“ (= Studien zu Politik und Wissenschaft). Wochenschau Verlag, Schwalbach am Taunus 2001, 71 S., ISBN 3-87920-470-5.

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