Hitlers Sekretär Martin Bormann. Der Mann der Hitler beherrschte?
Frühe Jahre und Aufstieg in der NSDAP
Martin Bormann wurde am 17. Juni 1900 in Wegeleben bei Halberstadt als Sohn eines Postbeamten geboren. Bereits in jungen Jahren seiner Biographie zeigte sich seine Neigung zu radikalen und militanten Organisationen. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs wurde er in ein Artillerie-Regiment eingezogen, doch der Krieg endete, bevor er an die Front kam. Nach dem Krieg begann Bormann eine Landwirtschaftslehre und wurde anschließend Gutsinspektor in Mecklenburg. Seine politische Karriere begann in der Zeit der Weimarer Republik, als er Mitglied des Freikorps Roßbach wurde, einer paramilitärischen Gruppe, die an rechtsradikalen Aktivitäten beteiligt war.
Der Weg zur NSDAP
1924 wurde Bormann wegen seiner Beteiligung am Parchimer Fememord zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr verurteilt. Während seiner Haftzeit lernte er Rudolf Höß kennen, den späteren Kommandanten des Konzentrationslagers Auschwitz. Nach seiner Entlassung im Jahr 1926 zog Bormann nach Weimar, wo er in den nationalsozialistischen Wehrverband „Frontbann“ unter Ernst Röhm eintrat und verschiedene Funktionen innerhalb der NSDAP übernahm.
Aufstieg innerhalb der NSDAP
1928 übernahm Bormann die „SA-Versicherung“ in der Münchner Parteizentrale, die unter seiner Leitung zur „Hilfskasse der NSDAP“ ausgebaut wurde. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde er Stabsleiter bei Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß. Im Oktober desselben Jahres erhielt er den Titel eines Reichsleiters der NSDAP und wurde im November Mitglied des Reichstags.
Machtzentrale und Hitlers Vertrauter
Von diesem Zeitpunkt an war Bormann im Zentrum der nationalsozialistischen Macht und befand sich in unmittelbarer Umgebung Hitlers. Als Stabsleiter von Heß baute er den „Stab des Stellvertreters des Führers“ zu einer wichtigen Dienststelle aus, die sowohl Partei- als auch Staatsangelegenheiten regelte. Bormann übernahm zunehmend die Kontrolle über den Zugang zu Adolf Hitler und begann, in dessen Namen Entscheidungen zu verkünden. Besonders bemerkenswert war seine Rolle in der Verwaltung von Hitlers Privatvermögen und beim Ausbau des Obersalzbergs, wo er als eine Art Majordomus fungierte.
Sekretär des Führers und Machtzuwachs
Nach dem mysteriösen Flug von Rudolf Heß nach Schottland im Mai 1941 stieg Bormanns Macht weiter an. Der „Stab des Stellvertreters des Führers“ wurde in Parteikanzlei umbenannt, und Bormann wurde deren Leiter. Er erhielt den Rang eines Reichsministers und festigte seine Vormachtstellung innerhalb der verschiedenen Kanzleien und Adjutanturen des nationalsozialistischen Regimes. Im April 1943 wurde er offiziell zum „Sekretär des Führers“ ernannt.
Brutale Durchsetzung rassistischer Politik
Bormann war als Reichsleiter maßgeblich an der Umsetzung der rassistischen Politik des Dritten Reiches beteiligt. In den besetzten Gebieten Polens und der Sowjetunion setzte er sich für die harte Behandlung der einheimischen Bevölkerung ein, trennte sie strikt von den Deutschen und versuchte, ihre Geburtenrate zu senken. Er trieb die Zwangsarbeitsprogramme voran und führte einen erbitterten Kampf gegen die Kirchen. Besonders aktiv war er in der Verfolgung der Juden. In staatlichen Bereichen beteiligte er sich an der antisemitischen Gesetzgebung und in der NSDAP trieb er die Parteibasis zu immer neuen antijüdischen Maßnahmen an.
Letzte Tage und das Ende
In der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs versuchte Bormann, seine Machtposition zu sichern. Nach Hitlers Selbstmord im Mai 1945 war er einer der letzten hochrangigen NS-Funktionäre, die im Führerbunker verblieben. Er war Trauzeuge bei Hitlers Hochzeit mit Eva Braun und beobachtete den Selbstmord von Joseph Goebbels und dessen Familie. Nach Hitlers Tod informierte er Admiral Karl Dönitz über dessen Ernennung zum Nachfolger. Trotz der ausweglosen Lage versuchte Bormann, Verhandlungen mit den Sowjets einzuleiten, scheiterte jedoch und gab schließlich den Befehl zur Flucht.
Das Rätsel um sein Verschwinden
Am 2. Mai 1945 verschwand Martin Bormann spurlos. Sein Schicksal war lange ungewiss und es kursierten zahlreiche Gerüchte, dass er nach Südamerika entkommen sei. Erst 1972 wurden bei Bauarbeiten in der Nähe des Lehrter Bahnhofs in Berlin zwei Skelette gefunden, von denen eines nach gründlicher Untersuchung Martin Bormann zugeordnet wurde. Ein gerichtsmedizinischer Experte stellte 1973 fest, dass eines der Skelette mit großer Sicherheit das von Martin Bormann war, und er wurde offiziell für tot erklärt.
Nachkriegszeit und Nürnberger Prozesse
Bormann wurde in Abwesenheit vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg angeklagt und am 1. Oktober 1946 zum Tode verurteilt. Seine Rolle als Architekt und Vollstrecker der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft wurde umfassend dokumentiert. Er war ein zentraler Akteur in der Durchführung des Holocaust und der brutalen Besatzungspolitik in den eroberten Gebieten.
Privates Leben und Familie
Martin Bormann war mit Gerda Buch, der Tochter des Obersten Walter Buch, verheiratet. Das Paar hatte zehn Kinder, darunter Martin Bormann junior, der später Priester wurde. Die Familie lebte während des Krieges zeitweise am Obersalzberg und in Berchtesgaden. Bormanns Frau Gerda starb 1946 in den Nachkriegswirren.
Fazit
Martin Bormann war eine der zentralen Figuren im Machtapparat des Dritten Reiches. Seine Fähigkeit, sich in Hitlers Nähe unentbehrlich zu machen und seine brutale Durchsetzung der nationalsozialistischen Ideologie machen ihn zu einem der berüchtigtsten Akteure dieser dunklen Epoche. Sein Leben und seine Taten stehen exemplarisch für die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes und die schrecklichen Konsequenzen der totalitären Herrschaft.
Literatur
Benz, Wolfgang / Graml, Hermann / Weiß, Hermann (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. München 1997.
Gutman, Israel / Jäckel, Eberhard (Hrsg.): Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. 4 Bände. 2., Auflage. München 1998.
Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt a, Main 2003.
Lang, Jochen von: Der Sekretär. Martin Bormann: Der Mann, der Hitler beherrschte. Frankfurt am Main 1980.
ARD Beitrag (Video): Nürnberger Prozess: Suche nach NS-Verbrecher Martin Bormann.