Eva Braun – Hitlers Geliebte – eine „Braut des Bösen“?
Heute ist allgemein bekannt, wer Adolf Hitlers (1889 – 1945) vermeintliche Liebe war, die Frau an der Seite des Diktators. Nein, die Rede ist nicht von Schäferhund Blondi (1941 – 1945), sondern von Eva Braun (1912 – 1945). Doch Eva Braun bzw. kurz vor ihrem Tod dann doch Eva Hitler führte ein Schattendasein. In der Öffentlichkeit trat Hitler nie mit ihr in Erscheinung und das aus zwei Gründen: Zum einen wollte Hitler das Bild von sich als asketischem Mannsbild, das jeglichen irdischen Genüssen entsagte, festigen: keine Genussmittel und auch kein Sex. So trank Hitler so gut wie nie, und wenn nur im allerengsten Kreise Alkohol, war Vegetarier und rauchte nicht. Andererseits ernährte er sich allerdings extrem zuckerreich (er liebte Kuchen und was er dazu trank, war mehr Zucker mit Tee als Tee mit Zucker) und war methamphetaminsüchtig. Und er hatte eine Beziehung, die er aber wie gesagt geheim hielt. Der zweite Grund dafür war, dass während die Männer im Reich zu ihm aufsehen und so sein wollen sollten wie er, die Frauen ihn begehren sollten. Tatsächlich bekam Hitler tagtäglich Liebesbriefe von Verehrerinnen überall im Reich.
Aus kleinem Hause, aber bald mit dem großen „Führer“ bekannt
Eva Anna Paula Braun wurde am 6. Februar 1912 in München als Tochter des Gewerbestudienrats und Kunstschreiners Friedrich „Fritz“ Braun (1879 – 1964) und dessen Frau Franziska Katharina Braun (1885 – 1976; geb. Kronberger) geboren. Das Paar hatte zwei weitere Töchter: Ilse Braun (1908 – 1979) und Margarete „Gretl“ Braun (1915 – 1987). Eva Braun besuchte das Lyzeum (eine dem Gymnasium ähnliche Schule für Mädchen im Bayern des frühen 20. Jahrhunderts) und anschließend ab 1928 die Kloster-Handelsschule in Simbach am Inn.
Sie arbeitete zunächst als Sprechstundenhilfe und dann als Fotolaborantin für Heinrich Hoffmann (1885 – 1957). Hier lernte sie 1929 im Alter von 17 Jahren den 23 Jahre älteren Adolf Hitler kennen. Die Volljährigkeit erreichte man damals mit 21 Jahren. Hitler lud Braun gelegentlich zum Essen oder auf ein Getränk ein oder ging mit ihr ins Kino. Wirklich intensiv wurde die Beziehung zwischen Braun und Hitler nach dem Tod von Hintlers Nichte „Geli“ Raubal (1908 – 1931). Hitler war von ihre regelrecht besessen gewesen und hatte sie in einem goldenen Käfig gehalten, bis sie dann 1931 Selbstmord beging. Doch während Geli sich mit dem Suizid wohl schlicht ihrem pathologischen Onkel ein für alle Mal entziehen wollte, litt Eva Braun zeitlebens an schweren Depressionen.
Politik und Drama
So versuchte auch sie sich 1932 erstmals selbst umzubringen, indem sie sich mit der Pistole ihres Vaters in den Bauch schoss. Es ist allerdings gutmöglich, dass es ein Versuch war, Hitler dazu zu nötigen, ihr mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Da Hitler sie wegen des Wahlkampfs aus ihrer Sicht vernachlässigte, folgte nämlich noch im selben Jahr ein weiterer Suizidversuch. Diesmal durch einen Schuss in den Hals. Im Mai 1935 versuchte Braun ein drittes Mal, sich umzubringen, um Hitler dazu zu nötigen, sich mehr um sie zu kümmern – mit Erfolg: Der Diktator schenkte ihr eine Villa in München und eine Limousine samt Chauffeur und widmete ihr fortan mehr Aufmerksamkeit. Auch wenn Hitler sich von einem Arzt versichern ließ, der Suizidversuch mit Schlaftabletten sei keine Täuschung gewesen, geht die heutige Forschung von einem erneuten Appellationssuizid aus.
Eva Braun – Mit Familie unterwegs
1936 zog Hitlers Halbschwester Angela (1883 – 1949), Gelis Mutter, aus Hitlers Landsitz auf dem Obersalzberg aus und Eva Braun richtete sich dort ein. Offiziell war sie eine Angestellte des Berghofs, doch ihr und Hitlers Zimmer lagen nebeneinander und waren durch eine Tür miteinander verbunden. Der engste Kreis um Hitler wusste also sehr wohl, dass der Diktator mit Eva Braun liiert war. Braun lud oft Freunde und Verwandte auf das Anwesen ein, musste sich mit diesen bei offiziellen Besuchen von Personen, die nicht dem allerengsten Kreise angehörten, zurückziehen. Während Gretl Braun die Nähe zu ihrer Schwester und Hitler suchte und häufig Zeit auf dem Obersalzberg verbrachte, war Ilse Braun dem Nationalsozialismus gegenüber skeptisch bis ablehnend eingestellt. Am 3. Juni 1944 heiratete Gretl Braun SS-Gruppenführer Hermann Fegelein (1906 – 1945), einen Verbindungsoffizier des Reichsführers SS Heinrich Himmler (1900 – 1945). Die enge Verbindung zu Himmler war einer von zwei Faktoren, die Fegelein kurz vor Kriegsende das Leben kosten sollten.
Das Ende als Frau Eva Hitler
1945: Am 7. März verließ Eva Braun München und reiste nach Berlin, um bei Hitler zu sein, ehe die Rote Armee die Stadt einkesseln konnte. Die letzten Tage ihres Lebens verbrachte Eva Braun im Führerbunker, in den sie am 15. April einzog. Als Hitler erfuhr, dass Himmler den Alliierten mit Berufung auf Hitlers Tod Verhandlungen angeboten hatte, ließ er Fegelein suchen. Eva Braun versuchte zunächst, sich für ihren Schwager zu verwenden, bis sie erfuhr, dass dieser seine Frau bestohlen und im schwangeren Zustand im Stich gelassen hatte. Hitler ließ Fegelein am 29. April 1945 hinrichten. In derselben Nacht heirateten Adolf Hitler und Eva Braun kurz vor Mitternacht im Führerbunker mit Joseph Goebbels (1897 – 1945) und Martin Bormann (1900 – 1945) als Trauzeugen, wobei „arische Abstammung“ und „keine Erbkrankheiten“ in der Heiratsurkunde vermerkt wurden. Am 30. April begingen Eva Hitler und ihr frischgebackener Ehemann mit Zyankali Selbstmord. Hitlers letzter Befehl war die Verbrennung der Leichen, welche von Bormann, Hitlers Kammerdiener, SS-Obersturmbannführer Heinz Linge (1913 – 1980) und Hitlers Adjutant, SS-Hauptsturmführer Otto Günsche (1917 – 2003) vorgenommen wurde.
Und bis heute Thema für Historiker
Der Historiker Joachim Fest (1926 – 2006) schrieb über die Beziehungen Hitlers: „Im Unterschied zu ihrer Vorgängerin war Eva Braun lediglich Geliebte Adolf Hitlers, mit allen Ängsten, Demütigungen, die diese Stellung im Gefolge hat.“ In der Tat war die Beziehung von Hitler und Braun das, was man heute als toxisch bezeichnen würde. Sie stritten häufig. Hitler war – wenig überraschend – besitzergreifend, herrisch und fordernd. Braun andererseits versuchte Hitlers Aufmerksamkeit und Zuwendung durch autoaggressives Verhalten zu erzwingen. Inwieweit es überhaupt eine sexuelle Komponente gab, ist auch fraglich. Hitlers Monorchie (Fehlen eines Hodens) ist in der Tat nicht nur britische Propaganda oder ein Witz aus der „Harald Schmidt Show“, sondern vom Gefängnisarzt, der ihn 1923 bei seiner Haft untersuchte, belegt. Ferner weisen Berichte von Soldaten, mit denen Hitler im Ersten Weltkrieg kämpfte, auf einen deformierten Mikropenis des Diktators hin. Andere zeitgenössische Quellen legen Impotenz nahe. Auffällig ist auch, dass alle Frauen, zu denen Hitler sich hingezogen gefühlt haben mag, erheblich jünger, oft minderjährig waren. Was Brauns Verhältnis zu den Verbrechen ihres Partners angeht, ist es überaus wahrscheinlich, dass sie diese verleugnete. Sie redete sich Hitler schön und kreierte eine Scheinwelt, in der sie lebte.
Literatur
Heike B. Görtemaker: „Eva Braun – Leben mit Hitler“, Beck, München 2010; ISBN: 978-3-406-58514-2
Spiegel Dokumentation: Leben und Sterben als Frau des Führers