Pfarrer und Kämpfer für den Nationalsozialismus
Vortrag zum Thema Geschichte und Kultur der Juden in Schwaben anläßlich der 14. wissenschaftlichen Tagung der Heimatpflege des Bezirks Schwaben in Zusammenarbeit mit der Schwabenakademie Irsee am 29./30. November 2002 in Irsee.
Philipp Haeuser – „Mein Werden“
Philipp Haueser wurde am 23. April 1876 in Kempten geboren. Sein Vater war Rechtsanwalt und Redakteur der Kemptener „Neuesten Nachrichten“, der durch ultramontane Haltung Unwillen erregte. Seine Mutter Adolphine Spitzel stammte aus adeligem Hause. Er hatte einen Bruder und drei Schwestern. Äußerungen des Pfarrers gegenüber seinen Gemeindemitgliedern, daß seine Geschwister unverheiratet geblieben sind, „um das hochwertige Blut in ihren Adern nicht weiter zu vermischen“, lassen eine elitäre, standesbewußte Gesinnung in der Familie vermuten.
Haueser besuchte das Humanistische Gymnasium in Kempten und von 1897 bis 1899 das Georgianische Klerikal-Seminar in München. Dort lernte er auch den späteren Weihbischof und Generalvikar der Diözese Augsburg, Dr. Eberle als Studienfreund kennen. Am 20. Juli 1899 wurde er in der Hauskapelle des Georgianums im kleinsten Familienkreis zum Pfarrer geweiht und trat am 16. August eine Kaplanstelle in Bertoldshofen an. In der Zeit vom 1. September 1900 bis zum 30. Dezember 1909 war er Studienpräfekt am Königlichen Studienseminar in Neuburg/Donau. In Neuburg hatte er große erzieherische Schwierigkeiten, denn die Zöglinge lebten nicht in streng klösterlicher Ordnung. „Statt Erziehung zum frohen und reinen Erleben Gottes, fand ein ekelhaftes Wühlen im Sündenschmutz statt; mit Pharisäermethoden“, schreibt er als Erzieher.
Schon während der Studienzeit lehnt Haeuser die Beichte ab, sie erschien ihm als Zeichen der Minderwertigkeit. Er kritisiert die Abhaltung der täglichen Breviergebete, die starre Regel entfremde von Gott. Wie reagiert Haeuser? Er macht sein Leben zum Gebet, denn „wer sein Leben zum Gebet gemacht hat, kann nicht anders als mit ständiger freudiger Ergebenheit an seinen Herrgott denken“. Er sammelt immer mehr Erkenntnisse, die ihn zu einem „eigenartigen selbständigen Werden“ führten. Es war für ihn „ein Hochgefühl“ einer Gemeinde etwas sagen zu dürfen und ihr etwas geben zu können.
Kaum in Ettal bei den Benediktinern, wieder als Präfekt, Erzieher, sieht Haeuser ein Eindringen jesuitischer Strukturen bei den Benediktinern, wo, nach seiner Auffassung, der Augsburger Bischof Lingg ihn nicht gerne sah.
Konsequenz ist, daß Haeuser sich um die Pfarrstelle mit 350 Seelen in Straßberg bei Augsburg bewirbt. Er findet hier genügend Zeit zur eigenen Arbeit neben der einfachen Verwaltung und hebt hervor, daß er die Gemeinde ganz nach seiner Eigenart und seinem Wollen beeinflussen könne, da er hier allein sei. „Ich hatte hauptsächlich Industriebevölkerung, also Leute, die sich in aufgeregten politischen Zeiten leicht beunruhigen und verwirren ließen. Aber: nur wer eine Jesusnatur kennt, weiß was Pharisäertum ist und daß Jesus und seine Jünger niemals Pazifist, sondern nur Kämpfer sein kann. Ich lief nie Gefahr, Pazifist zu werden. Mein Werden verlief in ganz anderer Richtung“.
Schon als Präfekt, mehr noch als Pfarrer, setzte Haeuser seine wissenschaftlichen Arbeiten fort, vertiefte sich in die altchristliche Literatur und studierte Bardenhewer und Harnack.
Am 7. Juli 1911 promovierte Haeuser in Freiburg an der Albert-Ludwig-Universität zum Doktor der Theologie mit der Arbeit über den Barnabas-Brief, die vom Kirchenhistoriker und Universitätsprofessor Ehrhard in Straßburg und Professor Kirch in Freiburg (Schweiz) in die „Forschungen zur christlichen Literatur und Dogmengeschichte“ aufgenommen wurden. Widerspruch regte sich sofort bei Jesuitenpater Michael d‘ Herbigny, Professor am theologischen Institut in Enghien in Belgien, später Präfekt des orientalischen Instituts in Rom. Dem Barnabasbrief wird eine scharfe Opposition gegen das Judentum zugeschrieben. Barnabas will beweisen, daß das Christentum dem Judentum gegenüber die wahre Religion sei. Der Alte Bund habe nie Gültigkeit gehabt, das Judentum habe nicht auf göttlicher Anordnung beruht. „Jesus wurde verwundet aufgrund der jüdischen Gesetzlosigkeit“.
Im Anschluß daran veröffentlichte Haeuser mehrere theologische Werke, vor allem den Galaterbrief 3.10.12 „Gesetzes Fluch und Ohnmacht“ während der Zeit des I. Weltkrieges. Diese Studie des Paulus nennt Haeuser als Vorbild für seine Haltung und sie gab ihm „Energie zu manch kühnem Wagnis der kommenden Jahre … – wenn Bischöfe mich später oftmals warnten und mit Rede- und Schreibverbot straften“. Meinertz, Universitätsprofessor und Bischof Henle von Regensburg, lobten die Arbeit, Haeuser wollte Pacelli die Schrift widmen, dieser lobte den „Beweis des exegetischen Könnens, dankte für die Aufmerksamkeit“ und lehnte ab, da „Bischof Maximilian Lingg ihn davon abhalte“. Jeder der Domherren in Augsburg sandte sein überreichtes Exemplar der Paulus-Schrift wieder zurück.
Haeuser veröffentlichte weitere Schriften und übersetzte die Hieronymus-Enzykliken des Papstes Benedikt XV. ins Deutsche. Auch Übersetzung und Deutung des Justinus-Dialoges mit Typhon dem Juden, zeigt den haßerfüllten Christen, der den Juden ihre Sünden vorwirft. Er nennt sie ein hartherziges, streitsüchtiges, unvernünftiges, blindes, lahmes und seelenkrankes Volk. Besonders tadelt er ihre Unbußfertigkeit und Gehässigkeit, sie seien für die Ungerechtigkeit der Menschheit verantwortlich.
1928 übernimmt Haeuser die Bearbeitung der „Griechischen Kirchengeschichte des Eusebius“, die 1932 gedruckt wird, später aber von Hauptschriftleiter Professor Zellinger in für ihn „beleidigender Weise“ derartig verändert wird, daß er seine weitere Mitarbeit in der „Bibliothek der Kirchenväter“ einstellt.
Es schmerzt ihn, daß wieder ein Band der Verbindung mit der Katholischen Kirche zerrissen war. Schon längst hatte ihn „katholische Politik, katholische Presse, das katholische Vereinsleben und verschiedene Seiten der Katholischen Aktion derart angeekelt“, daß er davon nichts mehr wissen wollte. Haeuser fragte sich erschrocken: „Warum zerstört mir das böse Schicksal auch diese Verbindung“. Er kann nicht aus seiner ideologischen Sichtweise heraus und wendet sich deshalb neuen Lebensaufgaben zu.
„Meine weltanschauliche Entwicklung“
„Immer mehr fühlte ich mich von der kirchlichen Politik angeekelt … immer mehr fühlte ich mich zu Hitler hingezogen, dem großen Führer, dessen ganzes Wesen und Handeln auf Ehre und Naturverständnis aufgebaut war. Mein Leben zerfällt in zwei Abschnitte … Im ersten suchte ich Wissen und Erkenntnis. Im zweiten Abschnitt wurde ich seelisch und geistig ein ganz neuer Mensch auf Grund gewaltigster persönlicher Erlebnisse – Mit der Kriegserklärung August 1914 begann ganz allmählich mein neues Werden“.
Je mehr Haeuser in die christliche Materie eindringt, meinte er zu erkennen: „ … daß nicht alles Gold ist, was als christlicher Wert angepriesen wird. Der christliche Humanist war mir das Ideal, der Übermensch“. Sein „Ehrgefühl“ verbindet ihn immer enger mit Hitler.
„Die furchtbaren Schicksale und Katastrophen seit 1914 wurden zur Korrektur an meinem Lebensweg. Es war etwas Licht und sehr viel Finsternis, etwas Wahrheit und sehr viel Täuschung … Wir brauchen das Leid, um zu neuer Erkenntnis emporzusteigen … es hat uns göttliche Wahrheiten geoffenbart, welche durch jüdischen Lügengeist Jahrtausende niedergehalten waren … Die Wahrheit: die Naturgesetze sind noch heute Gottes reinste Gedanken. Zu diesen Naturgesetzen oder Gottesideen gehört das völkische Gesetz, das Gesetz der Arbeit, das Gesetz des Kampfes. Jüdisch-christliche Weltanschauung erklärt Arbeit und Kampf als Folgen der Sünde. Verschiedenheit von Völkern und Rassen wurden von den jüdisch-christlichen Kreisen in gotteslästerlicher Weise verteufelt“. Dies zeigt den Pfarrer fest auf sozial-darwinistischem Boden stehend und vorbereitend für den weiteren Weg der rasseideologischen faschistischen Ideen.
Haeusers Erkenntnis gipfelt in der Feststellung: „In seiner schwersten Aufgabe fragt der Führer Hitler nicht: Was taten andere vor mir ? Welche Wege sind sie gegangen, damit ich sie auch gehen kann ? Nicht griff er wie etwa sein Zeitgenosse Mussolini hinein in die Rumpelkammer der Geschichte, um längst ausgetretene Wege zu beschreiten und verrostete und verfaulte Mittel zu holen … Hitler, der einzigartige Prophet und Gottesmann, griff hinein in die Natur, in das herrliche Gotteswerk und holte sich hier zum Aufbau das völkische Gesetz. In frischer mutiger Tat, allerdings auch in harter, schmerzhafter Operation machte er das verseuchte, überwucherte vergiftete deutsche Volk wieder zu einem echten Volke, um schließlich die Rasse, diese gottgewollte Grundlage der Menschheit, vor der Zerstörung durch eine jüdisch christliche Kultur zu bewahren. Er rettete damit deutsches Leben und deutsche Ehre … Er gab damit auch dem Schöpfer wieder die ehrende Rolle eines aufbauenden Geistes … In dem ganzen Zweitausendjährigen christlichen Zeitalter ist Hitler der erste, der das Leben eines Volkes wieder auf den Naturgesetzen … aufbaut. Es ist darum begreiflich, daß gewisse christliche Kirchen ihn fürchten und hassen …. Aus seiner Persönlichkeit strömte mir Kraft zu. In schweren, kritischen Stunden war seine, mir immer gegenwärtige Persönlichkeit nach Jesu die größte Kraftquelle. Eine äußere Verbindung mit Hitler durch Eintritt in seine Partei war mir nicht möglich, da die Kirche die schärfsten Bestimmungen gegen die Anhänger Hitlers erließ“.
Haeuser wettert gegen die Kirche, die die Sünde als kostbares Gut der Macht benutzt und setzt dagegen die Arbeit und ehrlichstes sittliches Streben als Grundlage des Lebens, nicht das Geld oder den Mammon. „Wie spottet man doch in christlichen Kreisen über die nationalsozialistische Idee ohne Geld Arbeit zu schaffen und nur auf der Arbeit das Leben aufzubauen“. Ebenso beschwört er das „Gesetz des Kampfes, Feuer und Licht, den Mord und Totschlag in der Pflanzenwelt … Gott denkt in den Gesetzen der Arbeit und des Kampfes und wir Nationalsozialisten tun das Gleiche. Dies ist unsere Religion … Wir erleben Gott unmittelbar, die anderen nur auf dem Umweg über Sünde und kirchliche Hilfe. Unser Gott ist jung und mächtig, der der anderen alt und gebrechlich“. Die kirchlichen Kreise … suchten in solch unehrlicher, unwürdiger Weise von den neuen Wegen abzuschrecken, daß ehrliche, aufrichtige Menschen sich mit Gewalt auf die Wege Hitlers getrieben fühlten. Mir persönlich wurde die Entscheidung durch das kränkende, verletzende unaufrichtige Verhalten meiner vorgesetzten kirchlichen Behörden ganz besonders leicht gemacht …. Wenn mir Bischöfe fluchten, mir drohten, Verweise erteilten, Maulkörbe anlegten, empfand ich auf meinem Weg zu Hitler den Segen des Märtyrers, der für die Wahrheit und Ehre ringt“. Haeuser weiter … „mit Recht schreibt Dr. Joseph Goebbels in dem Vorwort seines Buches: Vom Kaiserhof zur Reichskanzlei: „Aus der Glut und Begeisterung, mit der sich die Millionenmassen des Volkes Hitler und seiner Idee hingaben, meinte man den Schrei heraus zu hören: … Gott will es … „. Haeuser weiß weiter: “… Die Feinde des heiligen Vaterlandes standen nicht nur draußen im Felde, sie stehen, auch auf den Kanzeln und Altären … Ich empfand es immer mehr als Torheit, in schwierigen Verhältnissen für die Kirche einzutreten“.
Haeuser meint aufgrund dieser Erkenntnisse, sich mit ganzer Kraft dem neuen Erleben opfern zu müssen, auf die lieb gewordenen wissenschaftlichen Arbeiten zu verzichten, bei denen er kirchliche Engherzigkeit zu verspüren glaubte und sich tief enttäuscht fühlte. Wohl liegt hier auch ein Schlüssel zum Verständnis der gesamten Persönlichkeitsentwicklung und –veränderung. Den bitteren Schmerz darüber verschweigt er „den nehme ich mit ins Grab. Nicht bitte ich in Demut, daß die Erstarrten nach meinem Tode für mich beten. In Stolz aber erwarte ich auch nach meinem Tode das Vertrauen und den Glauben der ehrlich Werdenden. Die einen werden mich betend verdammen, die anderen kämpfend mich segnen“.
1939 schreibt Haeuser: „Ich muß Gott danken … damit ist aber auch bitterer Schmerz verbunden. Es tritt da und dort einen Entfremdung zur Umwelt ein, ein Gegensatz, eine Spannung … Daß kirchliche Führer, selbst ehemals befreundete Kollegen mich nicht verstanden, war peinlich, aber konnte ertragen werden. Aber was mir Tag und Nach weh tat, ist die Erfahrung des Jesuswortes: Der Prophet (Verkünder der Wahrheit) gilt nichts bei den Seinen“. Er schließt: „die Kraft der Verantwortung gibt mir in den letzten Jahren meines tiefsten Schauens und höchsten Steigens vor allem mein Wandern in den Allgäuer Bergen mit meinem besten Allgäuer Kameraden, (Josef Roth) in dem ich mich seelisch wieder erlebe“.
Von der „Pflicht zum reinen Schauen der Natur“ als des Schöpferwerkes schreibt er in seinem Buch „Angst vor dem Körper“, das er 1928 unter dem Pseudonym „Dr. Justin“ im Verlag Karl Haug, Stuttgart, erscheinen läßt. „Im Gegensatz zu einer von minderwertigen Religionen und Rassen verkündeten Körperangst und Körperverachtung fordere ich heilige Ehrfurcht vor dem menschlichen Körper und auch seinen geschlechtlichen Trieben, da sie Schöpfergedanken und Schöpferwerkzeuge sind“. Meine selbständige kritische Stellung der eigenen Kirche gegenüber verrät mein anonym 1931 veröffentlichtes Schriftchen: „Irrwege der katholischen Kirche. Herausgegeben von einem katholischen Historiker“.
Nachdem ihm vom Bischof auch der Besuch von Stahlhelm-Versammlungen verboten wurde, blieb Haeuser: „nichts anderes mehr übrig, als in Zeitungen anonym und pseudonym für die große Sache Hitlers zu wirken. Untätig durfte ich nicht sein … „. Anonym schreibt Haeuser weiter … „Unser Kampf ist wertlos und ohne Erfolg, wenn er sich nur gegen die Sozialdemokratie, nicht aber zugleich auch gegen ihre seelisch und geistig verwandten Brüder richtet (Zentrum und Bayer. Volkspartei) … es gibt ja keine köstlichere Freude als diese Angst der schwarzen Parteien und ihrer unwürdigen Führer“.
Ebenso veröffentlicht der Pfarrer im „Völkischen Beobachter“ wahlkämpferische Artikel (1933, Nr. 46):“… eine der kostbarsten Waffen in der Rüstkammer der schwarzen Parteien ist das … aufhetzende Wort Kulturkampf … Wiederum sind sie jetzt daran, dieses garstige, heuchlerische Teufelsspiel zu treiben … Das Volk ist erwacht, das Volk sieht es ein, daß die, die sich jahrelang aus niederster Macht– und Habgier den roten Revolutionären in schmutzigster Inbrunst in die Arme geworfen haben … deutsche Kultur schänden“. Dies verdeutlicht Haeusers abgrundtiefen Haß auf das angeblich deutschnationale Internas verratende Zentrum.
Haeuser dichtet für eine NS-Weihnachtsfeier in Augsburg 1932:
„Ihr Kämpfer Hitlers, Männer deutschen Mutes !
Noch lastet schwer auf deutschem Volk bittere Not
Wer rettet uns ? Nur Männer deutschen Blutes,
Nur unser Hitler und der liebe Gott“.
Schon am 26. Mai 1933 sollte auf der Zugspitze eine Schlageter-Mahntafel (Bomben-Attentäter bei der Rheinlandbesetzung durch die Franzosen) angebracht werden. Haeuser wurde ersucht, die Weiherede zu halten. Auf weitere Vorstellung des Innen-Ministeriums Esser (München) wurde ein Verbot durch Kardinal Faulhaber erteilt.
Am 5. Februar 1934 hebt die Diözese Haeusers Redeverbot auf! Gezeichnet Generalvikar Dr. Eberle.
Eberle riet Haeuser zur Vorsicht, besonders gegenüber Kardinal Faulhaber, der ihn wiederholt exkommunizieren lassen wollte, was nur durch Eberles Fürsprache verhindert werden konnte. Über den Bischof von Augsburg sagte Eberle, lt. Haeuser noch: „NS-Führern gegenüber schmeichelt er jetzt, aber wenn er sie entlassen hat, schimpft er über Hitler“. „Gerne wäre ich nun in die Partei Hitlers eingetreten und trat deshalb in Beziehung zu Rudolf Heß. Dieser aber riet mir, am 15. Sept. 33 auf Weisung Hitlers selbst, ich solle mich mit Rücksicht auf meine Kirche „aus formellen Gründen“ zurückhalten. Zum großen Reichsparteitag Nürnberg 1933 ließ mich Hitler durch seinen Stellvertreter Heß als Ehrengast einladen …. Zur Erinnerung erhielt ich vom Führer das Gedenkzeichen in Silber“!
1937 folgt die Schrift: „Der Kämpfer Jesus. Für suchende und ringende deutsche Menschen“. Haeuser stellt hier Jesus nicht als den Pazifisten, das Lamm vor, sondern den kämpfenden Jesus, Vorbild für die kampfesfrohe, völkische und nationale Bewegung. Die Schrift erscheint unter dem Pseudonym P. Willibald im Schöberl-Verlag in Stuttgart.
In der NS-Landpost veröffentlicht Haeuser seit 1931 regelmäßig unter dem Pseudonym „Siegfried“ für den Abschnitt „In der Dorfkirche“. Hier zeichnet er „Jesus als den unerschrockenen Kämpfer, der mit Todesverachtung für eine Geistesreligion gegen die jüdische kirchliche Gesetzesweisheit auftrat“.
„Letzte Konsequenz“ zog er 1938 unter dem Pseudonym „Gottschalk“ in der Kritik über Judentum und Paulus und über protestantische und katholische Kirche. Sie wurde gedruckt unter dem Titel: „Die deutsche Weltanschauung der Freude im schwersten Kampf mit dem jüdisch-kirchlichen Pessimismus. Er gab die Schrift keinem Verlag, sondern benutzte sie als Geschenk für befreundete Kreise. Haeuser hofft: „ sie möge Klarheit und Festigung dem deutschen Volke geben zur Unterstützung seines Führers, der im Wahlkampf einmal erklärte: „Noch nie stand ein Sterblicher vor so harten Aufgaben wie ich“. Haeuser weiß, “daß Hitler schon in „Mein Kampf“ die Ziele angegeben hat und daß die Erziehung zum Hitlermensch viel Zeit und Mühe erfordert“. Er betont besonders in Schulungen, also politischer Erziehung, “… das Rassengesetz lehrt, daß die Menschheit keine Einheit ist und rassische Eigenheiten geschützt und gepflegt werden …„ Haeuser ist überzeugt, „ … daß mein Wirken für den Führer auf meinen unbeobachteten Gebieten mich und andere besser gemacht hat. Am besten gelang mir diese Aufgabe in meinem stillen Wirken für den Führer“. Seinen Ausführungen hierzu enden mit den Bemerkungen: „Ich brauche keine Kirche zum Sterben und noch viel weniger zur Beerdigung. Mein toter Körper soll einmal nicht durch Weihrauch und Weihwasser eingesegnet werden. Im Feuer, dieser göttlichen Urkraft, soll das Krankhafte und Verwesende meines rein bewahrten Körpers zur heiligen Asche werden“.
Der politische Pfarrer
Mit „großer Begeisterung hing ich an meinem deutschen Vaterland. Als Deutschland am Ende des Weltkrieges zusammenbrach und der Marxismus alles deutsche Wesen zu vernichten drohte, hielt ich mich verpflichtet, deutsches Selbstbewußtsein, deutsches Ehrgefühl, deutsche Treue zu wecken. Ich dachte zunächst daran, außer in meiner Pfarrei, in kleinstem, vertrauten Kreise das Notwendige zu sagen“.
Bald wird Haeuser von vaterländischen Kreisen eingeladen, tritt in der Deutsch-nationalen Volkspartei und der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei auf.„Als sich Ende 1918 das Zentrum, um sein parteipolitisches Geschäft zu fördern, auf den Boden der marxistischen Revolution stellt, hielt ich das vom christlichen Standpunkt aus gesehen, für ein Verbrechen“, äußert der Pfarrer hierzu.
Haeuser politisiert 1921 in der Broschüre „Wir deutschen Katholiken und die moderne revolutionäre Bewegung oder Los vom Opportunismus und zurück zur Prinzipientreue“ (Regensburg, Manz-Verlag). Diese Schrift erregte Aufsehen. „Ich fand ebensoviel Beifall und Anerkennung, als Schimpf und Verfolgung“. Nationale Kreise waren begeistert, die Kirche weniger. Kardinal Faulhaber bezeichnete die Schrift als „Gewissensforschung“, aber Bischof Henle von Regensburg bedankte sich für die Ausführungen! General Ludendorff schrieb am 9. Februar 1922 „Mein Freund … gab mir ihre Schrift … ich las sie sofort und kann Ihnen heute nicht genug danken …. Ich würde es begrüßen, wenn ihre Gedanken in katholischen Kreisen, aber auch in protestantischen die Beachtung finden würden, die ich ihnen zuspreche. Ganz besonders würde ich es als ein Glück für das Vaterland und unser zerrissenes Volk betrachten, wenn nationale Katholiken und positive Protestanten zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit kämen“.
Haeuser zitiert: „Als ich nach dem Hitler-Prozeß bei Ludendorff eingeladen war, war sein Urteil bereits wesentlich schärfer auf Grund seiner bitteren Erfahrungen. Auch Ludendorff war ein stets werdender Geist“.
Haeuser erhielt große Unterstützung von dem bayerischen Volkspartei-Abgeordneten Dr. Zahnbrecher. Dieser schreibt: „Daß man endlich im Volke den Schwindel von Parlamentarismus kennen lernt. Unsere katholische Presse, die Preßvereine wissen gar nicht, wie es der katholischen Sache schadet, daß alle unsere Parteizeitungen unseren sogenannten katholischen Führern nachlaufen, den Parteibonzen, Ministersesseljägern und sonstigem Gelichter …. Als die Rätezeit war, ich in das bedrohte Gebiet ging, Kahr (nach) keine(r) Stunde München verließ, da konnte man sehen, was es heißt, seine Haut zu Markte zu tragen. Aber danach ging Held nach Wiesbaden, Schlittenbauer verduftete … und dieser Pfeiffer, Gesandter in Wien, ein Judenfreund! Schlittenbauer, der mit dem Juden Neurath die Vollsozialisierung betrieb … wird nicht als erledigt betrachtet … jeden Dienstag verkehrt er in einer jüdischen Familie, deren Mitglieder reiche Sozialisten sind. Pfui Teufel …“ (die erwähnten Männer waren Führer der Bayer. Volkspartei).
Der päpstliche Prälat und General-Präses der katholischen Arbeitervereine, Walterbach, verfaßt im Sommer 1922 gegen Haeuser eine Broschüre mit dem Titel „Katholiken und Revolution“ und wird von Haeuser als „Pazifist und Verleumder“ dargestellt. Das führt zur Beurteilung durch Haeuser: „die giftigen Waffen Walterbachs hatten Erfolg in der Katholischen Aktion ! Walterbach ist im Mai 33 nicht nur von der nationalen Welle weggespült worden. Diese Welle hat ihm auch den Schafspelz vom Leibe gerissen und ihn in seiner ganzen Häßlichkeit und Minderwertigkeit vor aller Welt bloßgestellt“ (Konkurs des Münchner Leohauses, Hauptgeschäftsstelle katholisch-sozialer Vereine; die Intrigen hierzu können an dieser Stelle nicht bearbeitet werden).
Bischof Lingg macht Haeuser den Vorwurf: „Sie werfen mit Steinen“.
Universitätsprofessor Max Buchner verteidigt Haeuser, indem er Walterbach unterstellt, dieser habe ihn nicht verstanden.
Der Antisemitismus Haeusers steigert sich in seinen autobiografischen Aufzeichnungen stetig.
„Wer dem deutschen Volk in der Zeit der tiefsten Erniedrigung geistig und seelisch helfen wolle, mußte auch an das Judenproblem herantreten“. Haeuser veröffentlicht Weihnachten 1922 die Schrift: „Jud und Christ oder Wem gebührt die Weltherrschaft ?“ (Regensburg, Manz-Verlag). Der katholische Kaufmannsverein Lätitia in Augsburg ersuchte Haeuser um einen Vortrag über das Verhältnis von Judentum und Christentum aufgrund der „Lehren von Bibel und Geschichte“. Am Tag davor erhielt Haeuser vom Generalvikar Müller in Augsburg die briefliche Mitteilung, daß Bischof Lingg „auf Wunsch des jüdischen Justizrates Dr. Eppstein und des Rabbiners Dr. Grünfeld, verbiete, über das Thema Jud und Christ zu sprechen“. „Da mir der Bischof im schwersten christlichen Kampf im Namen der Synagoge verbot, ein christliches Thema zu behandeln, ließ ich die beabsichtigte Rede drucken“.
Haeuser sandte ein gedrucktes Exemplar an das Ordinariat und erklärte in einem Begleitschreiben: „Furchtlos kämpfe ich weiter für Gott, Wahrheit und Vaterland, selbst wenn irgend eine Obrigkeit es für gut finden sollte, gegen mich einzuschreiten. Mein Lebensgrundsatz ist das Wort des Apostels Paulus in Gal. 1.10: „Wenn ich noch Menschen gefallen würde, wäre ich Gottes Diener nicht“ !
Die unterschiedliche Haltung der bayerischen Diözese, in Regensburg, erklärt sich aus einer veröffentlichten Kritik des Domdekans dort selbst, der verlauten ließ: „Die vorliegende Arbeit ist ein Volltreffer der Haeuserschen Feder. Daß die Judenfrage heute, wo die Revolution unleugbar als Werk der Juden dasteht, eine brennende geworden ist, unterliegt keinem Zweifel. Haeusers Schrift ist keine antisemitische Hetzschrift … Der Verfasser geht einen ganz neuen Weg“. Der neue Weg führte Haeuser 1923 in eine größere Versammlung im Cafe Kernstock in Augsburg. „Für Hitler im damals schwarzen Augsburg aufzutreten, war für mich als Priester eine sehr gewagt Sache“.
Kardinal Faulhaber erläßt ein Verbot jeden Auftretens in seiner Diözese. Redeverbote wurden von Haeuser ignoriert, ja er äußerte: „Ich lernte es, daß zur Pflichterfüllung auch das Opfer gehört“. Er zitiert weiter: “Als ich später die Bedeutung des Rassengesetzes besser kennenlernte, habe ich das Judentum, sein Wesen und seine Gefahr für deutsche wie echt christliche Entwicklung noch besser verstanden“.
So führt Haeuser dementsprechend aus: „Das Judentum erstrebte seit Urzeiten für sich eine ausgesprochen völkische und nationale Bewegung … Sein Kampf hatte in der Zeit nach dem Weltkrieg in gewissen deutschen Kreisen besten Erfolg, da es als Friedensprediger auftrat und Pazifismus verkündete“. Weiter führt er aus: „Als wir durch den schmachvollen Versailler Frieden geknechtet wurden und unsere vollständige Vernichtung beschlossene Sache war, predigte man in Kreisen des Zentrums und der Bayer. Volkspartei den Pazifismus als göttliche Weisheit und herrlichste Forderung der kirchlichen Moral, auf daß wir ja nie mehr den Weg zur Selbstbestimmung, Wiedergeburt und zu neuem deutschen Aufstieg fänden. Mit der Parole Frieden suchte man die betörte Masse des deutschen Volkes zum ewigen Schlummer einzusegnen“.
Haeuser wendet sich gegen den Pazifismus, schreibt einen Aufsatz über Jeanne d‘ Arc, Frankreichs Nationalheilige und stöhnt über den „furchtbaren Eindruck, den das harte Schicksal der im Jahre 1924 gerichtlich verfolgten und in kirchlicher Presse so schmählich beschimpften deutschen Männer Ludendorff und Hitler“. Er wollte Trost geben in dem Gedanken: „wie aus dem bitteren Schicksal der Jeanne d‘ Arc ihre Auszeichnung und Ehre wuchs, so wird auch aus den harten Kämpfen eines Ludendorff und Hitler einmal Sieg und Lohn entstehen. Für die deutschen Helden hoffte ich schon damals trotz einer trostlosen Lage. Ich glaubte an sie. Für die Katholische Aktion hoffte ich sehr wenig trotz ihrer glänzenden Friedenssprache. Der Glaube an sie schwand immer mehr“ ….
Haeuser will eine gerichtliche Aburteilung der unterlegenen Kampfverbände vor der Feldherrnhalle verhindern. Er erhielt einen Brief von Sanitätsrat Dr. Pittinger, dem Vertrauten des Staatskommissars Dr. Kahr. Haeuser sollte in einer Broschüre das Volk aufklären. Er legte diese nach wenigen Tagen vor. Sie entsprach jedoch nicht den Vorstellungen Kahrs. Haeuser nennt Paragraphen als nicht maßgeblich, versucht Kahr und Hitler wieder zu einen. Die Wünsche gingen nicht in Erfüllung, eine deutsche Einheitsfront bildete sich nicht.
Haeuser agitiert 1925 weiter im Organ des Jungdeutschen Ordens mit einem Text über den Dominikanerpater Franz Maria Stratmann und dessen Buch: „Weltkirche und Weltfriede. Katholische Gedanken zum Kriegs- und Friedensproblem“. Er schreibt: „In dem Werke wird der Pazifismus, der doch mit französischer Brutalität den deutschen Geist so rauflustig zu vernichten strebe, von einem führenden Vertreter des Dominikanerordens unter offizieller Gutheißung der bischöflichen Behörde, als kirchliche Lehr- und Weltanschauung bestätigt …. Wegen der großen Gefahr des Buches kritisierte ich es sehr gründlich, da es ein Hohn auf unsere Soldaten war und Aufforderung zur Verweigerung des Kriegsdienstes enthielt … Militärischen Schutz hält Stratmann für überflüssig, da die Friedensbewegung in Genf und im Völkerbund bereits Fortschritt machen würde … „
Auch Professor Fr. W. Förster kommt in diesem Buch gegen Haeuser zu Wort: “… es muß von Menschen und Mächten hoher moralischer Geltung, besonders von der Kirche, dieser Art Patrioten gesagt werden, daß sie Falschmünzer, Umkehrer und Vernichter der Vaterlandsliebe sind … auch heute noch würden Exkommunikation, Suspension und Interdikt, von der Weltwarte Roms verhängt, ungeheure Wirkung tun“.
Lapidar bemerkt Haeuser in „Mein Werden“: „Das neue Reich hat 1933 den streitsüchtigen Pazifisten Stratmann und sein Buch ausgeschaltet. Dem approbierenden Augsburger Bischof hätte ich die Schmach ersparen können und gern erspart. Aber !! Wer anderen …..“
Seine Ausführungen steigern sich zu einem glühenden Antikommunismus und sind gegen Demokratie und Parlament gerichtet … „das deutsche Volk steht auf zwei morschen Säulen … Versailler Friede und Weimarer Verfassung“.
Am 25. Januar 1924 hielt Haeuser in Rosenheim eine Rede, die die Putschisten Ludendorff und Hitler auf eine gerechte moralische Grundlage stellte, ja den Putsch geradezu bejubelte. Die Versammlung des Bayer. Heimat- und Königsbundes war von vielen Nationalsozialisten besucht. Formulierungen wie: „das Vaterland ist mehr wert als die Parlamente, mögen die Parteien zugrunde gehen, wenn nur das Vaterland neu ersteht“, etc., erregten starken Beifall bei den Nationalsozialisten und wurden später in der Presse entrüstet zitiert. Hitler und Ludendorff wurden gezeichnet als Männer die nur das Beste wollten. Dies führte dann zu Redeverbot und Abmahnungen durch den Bischof von Augsburg und Kardinal Faulhaber in München. Rechtsanwalt Georg von Heeg schrieb Haeuser: „die Hitler-Bewegung ist Katholikenfeindlich. Hitler selbst und Ludendorff haben sich in Wort und Tat als Gegner unseres katholischen Glaubens bekannt“. Heeg: „Ich war unglücklich … insbesondere nachdem diese Worte von einem katholischen Priester gesprochen wurden“.
Die Bayerische Volkspartei veranlaßte Presse und Bischof Lingg, wie auch Kardinal Faulhaber in München, gegen Haeuser einzuschreiten.
Haeuser will einen kanonischen Prozeß gegen sich, den er nicht erhält!
Am 10. März erklärt das Ordinariat „daß wir bei einem neuerlichen derartigen Verstoße Ihnen das weitere politische Auftreten verbieten müßten“. Haeuser schrieb zurück: „ … daß für den Verweis die Voraussetzungen fehlen“, sowie „daß die über mich verhängte Strafe und Strafandrohung kein Geheimnis sind“, damit im Bekanntenkreis darüber berichtet werden könne. Die bischöfliche Antwort darüber lautete: „Wir haben von unserer Entschließung vom 10. März niemandem Kenntnis gegeben“. Haeuser gab dies bekannt!
Universitätsprofessor Buchner schrieb anerkennende Worte über die Rede in Rosenheim an Haeuser. „Viele unter den Anhängern Hitlers sind heute Gegner unserer Kirche – größtenteils durch die Schuld unserer katholischen Führer! Es ist zum Heulen! … Von der Verurteilung Hitlers bis zu seinem Siege war ein weiter dornenreicher Weg“.
Haeuser war nicht in die NSDAP eingetreten, „worüber ich Hitler persönlich informierte. Wegen meines Wirkens für Hitler und seine Sache galt ich in weitesten kirchlichen Kreisen als suspekt. Meine Lage wäre noch schlimmer gewesen, wenn ich nicht da und dort hätte erklären können, daß ich der Partei gar nicht als Mitglied angehöre. Um mit einigem Erfolg für die Sache weiter arbeiten und kämpfen zu können, durfte ich meine ohnedies schwierige Lage nicht durch die Mitgliedschaft noch mehr verschlimmern. Die Bewegung hatte von mir mehr, wenn ich ihr nicht formell angehörte“. Die Nichtmitgliedschaft in der NSDAP schützte Haeuser später im Spruchkammerverfahren und wurde von ihm zur Entschuldigung seiner Tätigkeiten bewußt eingesetzt.
Haeuser spricht 1924 vor der Ortsgruppe Augsburg der DNVP über: „Pazifismus und Christentum“. Mehr und mehr tritt er als Redner auf, genießt den Haß …“ in der Not zu sprechen ist schön, noch schöner in der Gefahr“. Bald nach dem Hitlerprozeß war Haeuser bei Ludendorff mit seinen Freunden Abt Schachleiter und Professor Buchner als Gast zu Abend eingeladen. Ludendorff beklagte sich, „daß die katholische Kirche ihn als Feind sehe und daß er nur die vatikanische Politik kritisiere. Haeuser antwortet: „Exzellenz, die kirchliche Erziehung des Volkes ist nicht konsequent. In der kirchlichen Kritik werden viele Fehler gemacht. Auch Ihnen geschieht Unrecht“.
Kaum gesehen wurde bisher die Verbindung zwischen Abt Schachleiter und Pfarrer Dr. Haeuser. Im Nachlaß des Abtes im Hauptstaatsarchiv München liegen Briefe, die eine enge geistige Verbindung deutlich dokumentieren. Verbindungsglied war wohl auch hier Kaplan Josef Roth, der Haeuser öfter vom „bitteren Schicksal“ des Abtes berichtete. An Abt Schachleiter, schreibt Haeuser 1932: „Glaube(n) ferner, innerhalb der NS-Partei den Kampf gegen das Zentrum so führen zu können, daß die Bischöfe keinen Anstoß nehmen könnten … Und endlich das Wichtigste! Die weitere Entwicklung der nationalsozialistischen Bewegung erfolgt auf jeden Fall unter schwersten Erschütterungen und Krisen … Wir können zunächst nur an Opfer denken, an Opfer bis zum Grabe … Bitte gütigst dafür zu sorgen, daß dieser Brief nie in falsche Hände gelangen wird!“ Ein halbes Jahr später zeigt sich Haeuser überzeugt: „ … Wenn Jesus heute wieder unter uns erscheinen würde, die Bischöfe und Rom selbst würden ihn mit allen möglichen Kirchenstrafen belegen, sie würden auf seinen Untergang hinarbeiten und nach seinem Tode ihm das kirchliche Begräbnis verweigern. Kein Priester dürfte an seinem Grabe stehen!! … in aufrichtiger Verehrung Herrn Prälaten treu ergebenster Dr. Haeuser“. Im März 1933 stellt Haeuser in einem Brief an Abt Schachleiter fest, daß „vor kurzem Freund Roth mitteilte, daß Sie innerlich sehr gefaßt sind … mag auch das Pharisäertum Sie bis in die Hölle verdammen … Gerade nehme ich wieder einen Brief in die Hand, den Sie mir 1925 geschrieben haben. Der Schluß lautet: Verlieren Sie ja den Mut nicht!“
Schachleiters Betreuerin, Giselda Engelhard, verwertete Haeusers Briefe in einem 1942 veröffentlichten Werk: „Abt Schachleiter, der deutsche Kämpfer“. Sie bemerkte auf dem Brief vom März 1933 zu Haeuser: „Katholischer Geistlicher, alter Kämpfer für N.S.D.A.P.“
Weiter hat Haeuser auch bei der Einwohnerwehr Augsburg, beim Heimat- und Königsbund in München, Augsburg und anderen Orten, beim Stahlhelm und am 14. Dezember 1929 im Kulturvereinssaal in Nürnberg die Festrede bei der Weihnachtsfeier des Stahlhelm gehalten. Im Anschluß an seine Rede sprach noch Prinz August Wilhelm von Preußen einige Worte an die Stahlhelm-Kameraden. Oberstleutnant Braun, Führer der Nürnberger Frontsoldaten, schreibt nach der Feier an Haeuser: „Millionen deutscher Menschen ohne Ansehen von Geburt, Stand und Konfession stehen treu und kampfesfreudig hinter Ihnen und bitten Sie, auf dem bitteren und steinigen Weg, den wir wandeln müssen, weiterhin als Vorbild und Führer im Glauben, Hoffen und Wollen voranzugehen“.
Haeuser sprach beim „Weiß-blauen Tag“ in Donauwörth am 1.9.29 im Beisein des Kronprinzen Rupprecht von Bayern und betonte in seiner Rede „vor allem die Pflicht zur deutschen Bewegung“.
Die Unterstützung der Deutschnationalen verteidigt Haeuser mit der Äußerung „es geschah nur um der deutschen Sache willen. Auch Admiral Tirpitz stellte sich ihnen damals zur Verfügung mit der ausdrücklichen Bemerkung, er komme nicht aus engen Parteiinteressen, sondern als deutscher Mann. Und Professor Hilpert, der Parteivorsitzende in Bayern versicherte mir, der deutsche Gedanke steht mir höher als meine Partei; wenn es im Interesse der deutschen Sache und Einheit wäre, meine Partei zusammenzuschlagen, würde ich es tun“.
So kandidierte Haeuser an vierter Stelle für Oberbayern/Schwaben bei der Reichstagswahl 1924. Die Kandidatur führte zu schweren Auseinandersetzungen mit Bischof Lingg. Die Schrift über diese Vorgänge übergab Haeuser 1937 am 8. Februar dem Stellvertreter des Führers, Reichsminister Rudolf Heß. Zur Reichspräsidentenwahl am 26. April 1925 erschien ein Wahlaufruf Haeusers für Hindenburg, gegen den Zentrumsführer Marx. Ende April 1928 beabsichtigte Haeuser im Wahlkreis Düsseldorf-West zur Reichstagswahl zu sprechen, was jedoch der Augsburger Bischof per Telegramm verhinderte. Seine Reaktion: „Ich fuhr nach Hause und setzte für eine politische Versammlung in Bayern einen Vortrag fest mit dem Thema: Lettow-Vorbeck und seine Heldentaten in Ostafrika, der mir ebenfalls verboten wurde“. Letztlich war Haeuser froh, nicht gewählt worden zu sein, aus Bedenken vor Reaktionen seines Augsburger Bischofs.
Das Volksbegehren gegen die Kriegsschuldlüge und gegen die Reparationen vom 16.–29. Oktober 1929 führte zu einem politischen Aufruf Haeusers in der München-Augsburger Abendzeitung. Gegen die Fuldaer Bischofskonferenz und Kardinal Bertram von Breslau wettert Haeuser gegen Reparationen, Steuerlast, Elend und Unterdrückung, Entwertung, Arbeitslosigkeit, Verlust der Ehre der Gefallenen, Unfreiheit des deutschen Volkes und Sklaverei.
Haeuser schreibt: „wollt ihr aber immer mehr auf eine Stufe mit der goldenen und roten Internationale gestellt werden, dann bleibt weg vom Unterzeichnen … Im Namen zahlreicher vaterländisch gesinnter Katholiken, Dr. theol. Haeuser“. Kurz darauf sendet er an Dr. Traub, den Schriftleiter der München-Augsburger Abendzeitung noch einen Aufruf. „An die hochwürdigsten deutschen Bischöfe“, die dieser jedoch nicht veröffentlichte. Haeuser weiß: „dies war gut so, denn es hätte mich meine kirchliche Stellung gekostet“.
Zum Erdrutschsieg der NS bei der Reichstagswahl 1932 schrieb Haeuser an Geheimrat Hugenberg, den Reichsführer der DNVP …“Höflichst und dringend möchte ich Herrn Geheimrat ersuchen, in dem Kampf um die Regierung die mächtige deutsche Bewegung unter Hitler zu unterstützen … Unterstützen wir jetzt nicht kraftvoll und opferbereit die deutsche Bewegung unter Hitler, dann wird die Deutschnationale Partei noch viel schwereren Schaden nehmen, als seinerzeit durch die Stellung zum Dawesplan“. Die Antwort, die Hugenberg ihm gab … „ließ den Blick in die Zukunft vermissen“. Haeuser wendete sich von der DNVP, in der es auch anti-hitlerische Kräfte gab, zunehmend ab.
Trotzdem hielt er am 4. Dezember 1930 in Augsburg eine Festrede bei der Weihnachtsfeier der NSDAP mit dem Titel „Christliche Botschaft an das erwachende Deutschland“.
Diese Rede war in kirchlichen Kreisen höchst umstritten. Haeuser ahnt: „… daß Bischof Kumpfmüller, den Geist der Zeit und die Forderungen der deutschen Bewegung nicht versteht“ und fürchtet: „Daß er engherzig und kurzsichtig als einseitig nur in Rom geschulter, argwöhnischer Kirchenmann … in mir … einen frechen deutschen Ketzer sehen möchte“.
Noch vor der Rede, jedoch zu knapp für bischöfliches Handeln, schreibt er einen Brief zur Rechtfertigung an den Bischof. Der „römische Zentrumsgeist des Bischofs ließ sich nicht überzeugen“ notiert der Pfarrer. Haeuser liebt das Vaterland, „die schwer geschmähten Soldaten, die auf Heimat, Weib und Kind verzichtet haben, Weihnachten sei das Fest des Friedens, aber nicht eines pazifistischen Friedens, der den Untergang mehr liebt als den Kampf.“ Diese Pharisäer, wie Haeuser sie nennt, „predigen gerne Demut und Kreuz, um ungestört die Welt in ihre unheiligen Hände zu bekommen … Das Kreuz, dieser Galgen der Schmach, sollte den Kämpfer Jesus in dauernde Schande und Entehrung stürzen …. Daß diese Leute das Hakenkreuz nicht verstehen, kann man ihnen – meine ich – verzeihen. Aber unverzeihlich ist es, daß sie für das Kreuz Jesus so wenig Verständnis haben, da sie es zum gemeinen Geschäftsmittel erklären … Im deutschen Krieger sieht er darum nicht „wie ein Mönius Mörder und Rohlinge, sondern Helden. Unsere Krieger waren Männer des Opferns und wie sie wollen wir auch opferbereit sein“. Der Pfarrer fährt weiter fort: „Wäre Jesus ein Pazifist … kein Mensch hätte ihn verfolgt, kein Jude ein Härchen gekrümmt … und wenn Jesus heute in Deutschland erschiene, würde er wieder als Kämpfer auftreten – man würde ihm natürlich das Reden verbieten … man würde ihm natürlich Versammlungen untersagen … ihn würde in unserem Reich das gleiche Schicksal treffen, das so viele gerade, ehrliche, kampfmutige deutsche Männer ereilt“.
Die Auseinandersetzungen mit der Kirche erhellt folgender Dialog Haeusers mit Generalvikar Eberle:
E: „Der Bischof ist über dich sehr verbittert, weil Du ihn nicht längere Zeit vor Deiner Rede über Deine Absichten unterrichtet hast“
H: „ … wenn er erbittert ist, dann aber nur deshalb, weil ich ihm keine Gelegenheit gegeben habe, mir das Reden noch rechtzeitig zu verbieten.
E: „Die Nationalsozialisten sind Kirchenfeinde und verwerfen das Alte Testament. Sie sind gefährlich, vor allem Rosenberg und Dinter.“
H: „Ist das Zentrum nicht gefährlich?“
E: „Ich treibe keine Politik“.
H: „ und ich habe nur einen Jesurede gehalten“
E: „Wenn du auch eine Jesurede gehalten hast, bist du dadurch, daß Du sie bei den Hitlerleuten gehalten hast, für den Wotanskult und das Heidentum eingetreten“.
H: „Verzeihe. Ich komme im Denken nicht mehr mit. Wiederhole den Satz“.
E: Wiederholt zum dritten Male
H: „Wenn Du solche Behauptungen aufstellst, können wir uns nicht mehr unterhalten und nicht mehr verstehen. Ich gehe“.
E: „Du kannst meinetwegen bei der NS weiterreden aber Du hast in Zukunft gegen ihren Führer Stellung zu nehmen“.
H: geht
E: ruft ihm nach: „Nicht wahr, wir wollen trotz allem noch Freunde bleiben“.
„Aus religiösen und deutschen Gründen hatte ich dem dringenden Ersuchen zu reden, endlich nachgegeben. Meine eigene kirchliche Behörde aber bedrohte mich mit Absetzung und Exkommunikation, da ich durch die Weihnachtsrede die Person Jesu verachtet hätte“. Dem ehrlichen Auftreten des Generalvikars und späteren Weihbischof Dr. Eberle verdanke ich es, daß ich gegen diese Verleumdung geschützt und vor der Kirchenstrafe bewahrt wurde.
Nach der Rede begegnete Haeuser dem neuen Bischof Josef Kumpfmüller, der ihn mit den Worten empfing: „Sie sind der Schatten meiner Diözese ! Sie sind der Schatten des deutschen Klerus überhaupt“. Haeuser antwortete: „Ich verstehe Sie nicht“, ging davon und bestellte sich eine Schiffskarte für eine größere Ozeanreise. „Dort vergaß ich dann alles Unrecht“. Die Weihnachtsrede wurde von der NSDAP als Flugblatt im ganzen Reich verbreitet und in der „Kölnische(n) Volkszeitung“ kritisiert, wie auch in der „Augsburger Postzeitung“ (1930, Nr. 291) kritisch rezensiert. “… mehr als ein Christ wird glauben, daß der völkische Rassenmythos ja doch eigentlich christlich sei … Ist das nicht Mißbrauch der Religion?“
Die „Neue Augsburger Zeitung“ verkündete am 20. Dezember 1930: „Das schwarze Kleid des Pfarrers Haeuser wird der Mantel sein, mit dem die romfeindlichen und antikirchlichen Schriften Rosenbergs und seiner Gesinnungsgenossen in katholischen Gegenden umhüllt werden“.
Weitere Klarheit in der Beurteilung der Wirksamkeit der Rede Haeusers zeigt, neben der Herausgabe von zigtausend Flugblättern mit der Rede, im Reich, der „Völkische Beobachter“ 1930, Nr. 305:
„Nicht verboten wird, wenn ein Dr. Mönius unter den Augen der kirchlichen Obrigkeit die deutschen Soldaten des Weltkrieges als Altar- und Hostienschänder verleumdet. Nicht verboten wird, wenn Dr. Mönius offen erklärt, Deutschland sei schuld am Krieg, der Artikel 43.1 des Versailler Vertrages bestehe zu Recht. Nicht verboten wird es, wenn ein Pfarrer Vörs in Baden sagt, es habe keine belgischen Franktireurs (bewaffnete Zivilisten) gegeben, viel mehr haben die Deutschen ihre Kameraden selbst erschossen, um einen Vorwand für die Verfolgung der Belgier zu haben …
Das Zentrum hat nicht verhindert, einen prominenten Bekenner der Talmud-Religion als Reichtagskandidaten den deutschen Katholiken vorzusetzen, den Präsidenten der jüdischen Kultusgemeinde, der Ostjude und Zionist zugleich ist, … der Mönius frei, der Pfarrer Haeuser mundtot gemacht ! Gibt es etwas moralisch Verwerflicheres für Sie als diese Tatsache, Herr Bischof von Augsburg, Herr Kardinal Faulhaber?“
Haeuser erweitert im Januar 1931 im Völkischen Beobachter: „… Gefahr soll meine Rede bedeuten für die rot-schwarze Verbrüderung. Vielleicht darf ich aber (trotz Redeverbot) beichten und bekennen was ich mir gedacht hatte. Zweck meiner Rede war, die katholische Kirche in der beginnenden deutschen Bewegung vor schwerer Krise zu bewahren …“. Dies äußert ein Pfarrer, der doch schon als Student gegen die Beichte war.
Die Reaktion des Generalvikars Eberle und des Bischofs Lingg war eine Aufforderung dies zu unterlassen und ein komplettes Veröffentlichungsverbot.
Haeuser reagiert mit „größter seelischer Erschütterung“, sein Vertrauen zum Bischof, der Glaube an die kirchliche Obrigkeit kommt völlig zum Wanken. „Um seelisch noch mehr zu werden, mußte ich diesen harten oder vielleicht großen Tag erleben“. Haeuser geht in den Wald, findet hier „göttlichen Trost und göttliche Kraft. Ich wurde ruhig und zufrieden bei dem Gedanken: Schicksal und Kampf sind die von Gott gegebenen Gesetze“. Am 29. Januar teilt Eberle Haeuser mündlich mit, daß er … „im Namen des Bischof handeln mußte, obwohl er nicht einverstanden sei … daß der Bischof ihn erledigen wolle“. Haeuser antwortete: „Wenn Du hier, in der bischöflichen Behörde nicht ehrlich handeln darfst, bist Du moralisch verpflichtet, zurückzutreten“.
Eberle: „Der Bischof ist ein Werkzeug des Zentrums und der Bayer. Volkspartei. Als Römling kann er die deutsche Bewegung nicht verstehen“. Das Ordinariat mit Ausnahme Eberle‘s hatte beschlossen, Haeuser habe Jesu verachtet. Eberle gelang es in einer zweiten Sitzung nur eine Verwarnung für Haeuser aussprechen zu lassen. Haeuser schreibt: „Eberle hatte mich in meinem Eintreten für Jesus und Hitler noch gerettet“.
„Von 1933 an wurde ich von Hitler jedes Jahr zum Reichsparteitag als sein Ehrengast geladen. Ich nahm auch immer daran teil. Diese Einladung durch den Führer war mir der schönste Lohn für meine mühsame Tätigkeit in der geistigen Revolution des deutschen Volkes“.
Hier traf er Josef Roth und Abt Schachleiter, der schon 1923 in München mit Hitler zusammentraf, dem er in einem freundschaftlichen Verhältnis verbunden blieb.
1933 sprach Haeuser auf Ersuchen von Gauarbeitsführer Schinnerer regelmäßig in Markt Oberdorf, Memmingen und Burtenbach zu den dort ausgebildeten Führern des Arbeitsdienstes über weltanschauliche Fragen. Im gleichen Jahr trat er auf in fränkischen Arbeitsdienstlagern in Treuchtlingen, Weißenburg, Wernfels, Roth, Schmiegling-Doos, Markt Redwitz, Wunsiedel, bei Coburg, Gemünden, Rothenfels, Klingenberg. 1934 in Neubrunn, Arnstein, Schweinfurt, Coburg, Lichtenau.
Ebenso wirkt Haeuser bis August 1936 auf allen Schulungskursen der BdM-Führerinnen in Unterschondorf am Ammersee. „Durch zahlreiche Vorträge gewann ich Einfluß auf die Hitlerjugend in Schwaben“. Wiederholt konnte er diese in Augsburg, Kempten, Mindelheim usw. in die „optimistische, natur- und kampfesfrohe Weltanschauung des Nationalsozialismus“ einführen. Im August 1933 wendete er sich in Weißenburg i.B. an die im dortigen staatspolitischen Schulungskurs versammelten Volksschul- und Mittelschullehrer. Weiter war Haeuser bei der NSV Schwaben, auf der Gauschule Blaichach (Allgäu) und auf der Bauernführerschule Mindelburg bei Mindelheim.
Da kam es gerade recht, wenn die NSV in seiner Pfarrei auf dem Schloß Straßberg 1935 ein Mütterheim errichtete. Hier konnte er die Mütter seelisch und geistig beeinflussen. „Ich hatte herrliche Erfolge. Wie viele Mütter versicherten mir mündlich und schriftlich … Wir haben uns … nicht nur körperlich erholt, sondern sind auch seelisch andere Menschen geworden“. Reichsleiter der NSV Hilgersfeld drückte bei persönlichen Besuchen 1937 seine Freude aus.
Im Juli 1938 kam es zu schweren Differenzen zwischen Haeuser und der Gauamtsleitung (Hellebrand und Bauer). Haeuser: „ … ein NS-Heim darf nicht bloß füttern, sonder muß durch Wohltätigkeit erziehen. So will es der Führer. Das Ziel darf nicht materialistisch sein, sonder muß die Sache packen. Ich hatte mich in Hellebrand, in dem ich einen Kameraden zu finden glaubte, getäuscht. Auch durch lügenhafte, schmutzige Vorwürfe kann meine Ehre nicht genommen werden, Hunderte von Müttern des Heimes und die ganze weibliche Heimleitung sind und bleiben meine Verteidigung“.
Haeusers Rechtfertigung:
„wer dem Führer folgen will, muß etwas ertragen können. Der Führer selbst lehrte es am verhängnisvollen 30. Juni 1934 (Röhm-Affäre), daß der ehrlichste Mensch auch in der Partei nicht vor Feinden sicher ist“. Im Mai 1935 kommt es zu neuen Auseinandersetzungen mit dem Augsburger Bischof und dem Kardinal von München. Staatsrat Dr. Boepple, Leiter des bayer. Staatsministeriums für Unterricht und Kultus wollte Haeuser zum Lehrer für katholischen Religionsunterricht an der Lehrerhochschule in Pasing ernennen. Der Vertreter von Kardinal Faulhaber gab im Ministerium die Erklärung ab, Haeuser käme für die Professur in Pasing nicht in Betracht, da er „verrückt“ sei.
1935/36 fuhr er dann einmal wöchentlich nach Feldafing, um an der dortigen Nationalsozialistischen Deutschen Oberschule, wo auch Josef Roth als Lehrer wirkte, katholischen Religionsunterricht zu erteilen, bis Kumpfmüller und Faulhaber auch dies verboten.
Als er am 23. April 1936 seinen 60. Geburtstag feiert, beglückwünscht ihn Hitler telegrafisch. Sein Stellvertreter Rudolf Heß telegrafiert: „Dem verdienten Kämpfer für die Wahrheit sende ich zum 60. Geburtstag aufrichtige Glückwünsche zugleich im Namen der nationalsozialistischen Bewegung“. Auch Reichsarbeitsführer Hierl dankt mit einem Telegramm.
Meine Reisen
Haeuser suchte stets die Erfahrung der Natur, liebte seine Allgäuer Berge. War jedoch der Druck durch die kirchliche Obrigkeit zu groß, flüchtete er in weite Reisen, insbesondere Dampferfahrten auf den Ozeanen der Welt: „… es trieb mich darum Wochen und monatelang hinaus auf die See, um dort in diesem großen Sakrament der Natur Gott zu erleben und von ihm Erkenntnis und Kraft zu holen“. Wie ablehnend Haeuser der Kurie gegenüberstand, zeigt sich auch in dieser Abhandlung im Bericht über eine Romreise, wenn er äußert: „Für manche bedeutet Rom ein religiöses Werden … , die einen wachsen, die anderen aber entfernen sich, wenn sie Rom erfahren haben, immer mehr der Kirche … Für mich war der Aufenthalt in der ewigen Stadt ein unterhaltendes Sehen und Hören, eine gemütliche Erholung“.
1926 bereiste Haeuser das Mittelmeer, 1927 Konstantinopel, 1928 Madeira und die Kanarischen Inseln. 1929 folgte eine Polarfahrt, 1930 Hamburg-Genua, 1934 Bremerhaven-Venedig, 1937 Irland, Januar bis Februar 1938 und 1939 Amazonas und Westindienfahrt. „Trotz aller paradiesischen Herrlichkeiten hatte ich das Empfinden, daß ich nicht das Paradies, sondern den Norden brauche. Das Paradies gibt vorübergehend Anregung, aber im Norden muß ich leben und kämpfen. Nicht Sünde und Eva treiben mich aus dem Paradies, sondern die Sehnsucht nach dem nordischen Erlebnis“. 1938/39 bereiste Haeuser noch Afrika vom 9. Dezember bis 3. März 1939. Dort besuchte er die Kolonien in Südwestafrika und Ostafrika. „Körperlich und seelisch verjüngt kehrte ich von jeder Seereise zurück. Alle Reisen beging er allein, „niemand sollte mich stören, wenn ich mich dem Einfluß der ewigen gewaltigen Natur hingab. Die Schöpfung sprach zu mir. In Stürmen der Meere lernte ich es, wie der Sturm zum Meer gehört als sein ewiges Gesetz, so gehört er zu mir, zu meinem deutschen Volk; Sturm ist Naturgesetz und Gottesgedanke“.
Ihre unglücklichen Kirchenführer, die nur an ihr eigenes Geschäft denken und die Kirche „zum Herrschen brauchen, sollten eigentlich … das Reden und Schriftstellern untersagen, … vor allem auch das Reisen …. Denn da werden diese Menschen noch selbständiger … und gefährlicher … „
Weihnachten 1938 auf hoher See. Mit einem Dampfer der Woermann-Linie fährt Haeuser um Afrika: „die Jahre vorher waren eine Zeit gewaltiger vaterländischer aber auch seelischer und geistiger Bewegung. Persönlich war ich mit dieser Bewegung eng verbunden … die Bewegung war meine Freude, aber ich litt auch unter dem gewaltigen Sehnen und Streben … und es war klar, diesem stürmischen Sehnen werden weltbewegende Stürme folgen … Der Sturm in mir und die drohenden Stürme außer mir trieben mich mit innerer Gewalt auf die See … „
Die Menschen auf dem Reisedampfer wußten nichts, „von all den Spannungen, welche die Welt bereits erregten, und welche zu furchtbaren Ausbrüchen drängten … seelisch verbittert verließ ich in aller Stille die Festversammlung“. Haeuser ging allein auf das Deck des Schiffes, um ihn nichts als Meer, über ihm die Sterne. „Erst um Mitternacht verließ ich diese große heilige Einsamkeit. Im Geist sah ich über meiner Heimat bereits Gewitterwolken und schon einzelnes Wetterleuchten. Werde ich wohl nach Hause kommen, bevor der Sturm losbricht ? Doch diese Frage quälte mich nicht, obwohl ich noch Monate auf der See sein wollte … Als ich wieder zu Hause war, brach das Gewitter los. Das deutsche Volk hat ehrlich das Beste gewollt, aber es wurde zu Boden getreten“. Diesen Text verfaßte Philipp Haeuser am 21. Dezember 1954!
Verbindungen Haeusers zur katholischen Elite der NSDAP
Gerade in der Zeit nach dem gescheiterten Hitler-Putsch rücken die Männer der völkisch gesinnten Bewegung unter dem Druck ähnlicher Erfahrungen enger zusammen.
„Josef Roth, damals Kaplan in Indersdorf, später in St. Ursula in München erlebte ebenso die als undankbar und feindselig apostrophierte Kirche“. Am 8. September 1923 wurde er vor Generalvikar Dr. Buchberger (dem späteren Bischof von Regensburg) zitiert. Er empfing ihn mit den Worten: „Ungeheuren Schaden haben Sie der Kirche zugefügt“ und erklärte, eine einflußreiche Person der jüdischen Gesellschaft ist sofort nach Bekanntwerden der Rede, die Sie auf dem deutschen Tag in Nürnberg gehalten haben, zu mir gekommen, um gegen ihre Tätigkeit Einspruch zu erheben. Diese jüdische Persönlichkeit drohte mir, für katholisch kirchliche Zwecke keine Spenden mehr zu geben, wenn ich nicht gegen Sie wegen jener Rede und wegen ihrer Schrift „Katholizismus und Judenfrage“(Franz Eher-Verlag im Besitz der NSDAP) einschreite. Wenn wir von den Juden keine Unterstützung mehr erhalten, leidet die Kirche zu großen Schaden. Sie dürfen daher nicht mehr im völkischen Sinne sprechen“. Haeuser zitiert: „Roth wurde mundtot gemacht“.
Die schillernde Figur des Josef Roth sollte in einer eigenen wissenschaftlichen Arbeit beleuchtet werden.
Einige Berichte und Anmerkungen aus dem Personalakt (ABA, Pers 1782) zeigen, daß Josef Roth ein überzeugter Nationalsozialist war und sein ganzes Wirken in den Dient der NSDAP stellte. Er sah sich als Kriegsheld und wurde Priester, weil auch Jesus ein Held gewesen sei und kämpfte für seine Vision einer Einigung von Christentum und Deutschtum. Das Katholische Pfarramt teilt dem bischöflichen Sekretariat in Augsburg weiter mit, daß bei der Beerdigung Roth’s Staatssekretär Muss und noch zwei weitere Herren, Landgerichtsrat Dr. Schröcker, ein ehemaliger Priester und Freund des Verstorbenen vom Kirchenministerium in Berlin anwesend waren und die Rede Haeusers bei den Zuhörern teilweise Missfallen erregte: „die Leichenrede war schön, aber nicht katholisch“. Kaplan Wackerl, ein Freund des Verstorbenen, aus der Erzdiözese München, teilt mit, daß Roth Berlin gerne verlassen hätte und daß er dort einen großen Gegner, Dr. Goebbels, habe. Weiter hörte Pater Maurus Lechner, „daß Roth gegenüber H.H. Geistlichen Rat Natterer geäußert habe, ob er das, was er im Auftrag des Ministeriums anordnen müsse, auch einmal verantworten könne“. Im Kontrast dazu stehen die massiven Einschränkungen der Katholischen Kirche, die auch Roth mit zu verantworten hat.
Es muß noch viel Licht in das Netz der Unterwanderung der katholischen Kirche durch Katholische Geistliche gebracht werden, die Verbindung der „Kampfesbrüder“ Roth und Haeuser, Abt Schachleiter, Hartl u.a. bedarf noch einiger Forschung. Auffällig ist, daß viele dieser Geistlichen im RKM und SD aus Süddeutschland stammten.
Roth war, wohl ohne Missio Canonica, 1934 tätig an der NS-Jugendführerschule in Feldafing, er pflegte Kontakt zu Rosenberg und zu Adolf Hitler, auf dessen Wunsch er der NSDAP wohl nicht beigetreten war, ebenso wie Haeuser. Eng befreundet war Roth auch mit dem 1934 suspendierten Priester Albert Hartl, alias Franz Hartl, dem Abteilungsleiter „Politische Kirchen“ beim Sicherheitsdienst. Albert Hartl, der ehemalige Priester im Hauptquartier der Gestapo, denunzierte im November 1933 Direktor Roßberger, den Leiter des Freisinger Knabenseminars wegen Kritik gegen die NS. Im April 1934 bietet Himmler ihm eine Stelle im SD an. Hartl hält Vorträge gegen die katholische Kirche, Rom und die Jesuiten. 1936 heiratet er auf dem Brocken (Harz) die ehemalige Freundin Heydrichs, Marianne Schlüter-Stolle. Weitere Tätigkeiten im SD waren Erpressungen von V-Leuten und Beschaffung von Gutachten für die Euthanasie-Aktionen. Hartl wechselte dann mit seinem Untergebenen Eichmann zur Gestapo und baute ein V-Leute-System auf. Sein höchstes Ziel lautet 1941: „Unser Endziel ist die restlose Zerschlagung des gesamten Christentums“ (Beiträge zur altbayer. Kirchengeschichte, Band 42, 1996, München, Roman Bleistein, Seite 100). 1941 kam es zu einem Gestapo Prozeß wegen Zudringlichkeit gegenüber Damen auf der Dienststelle. Hartl verlor seine Stellung, wurde an die Ostfront kommandiert. Die Jahre im Osten sind ungeklärt – Als er nach Kriegsende in Kärnten von britischen Truppen gefangengenommen wird, stuften ihn diese als uninteressant (!) ein. Er tritt als Zeuge in KZ-Arzt- und Euthanasie-Prozessen auf, wird selbst nie vereidigt, weil er selbst Beteiligter sein könnte. Bleistein bezeichnet ihn als einen „Eiferer in der Gesellschaft von Mördern, der Chef des antikirchlichen Spitzeldienstes der SS“. Er betrieb die Versuche zur Konkordatsauflösung und führte Klosterauflösungen durch. 1979 äußert Albert Hartl, Roth habe aufgrund der Ausweglosigkeit seiner beruflichen Situation Selbstmord gegangen, dies wird von Roths Familie bestritten.
Roth beriet den Reichskirchenminister Kerrl bei Gesprächen mit Hitler, der das Reichskirchenkonkordat auflösen wollte, dies allerdings aus taktischen Gründen dann doch nicht durchführte. „Kirchen müssen entweder scharf an unsere Seite treten oder sie sind zum Untergang reif, sagt Hitler!“ Roth legte später sogar einen kirchenpolitischen Aktionsplan gegen die Machtposition der römisch-katholischen Kirche in Deutschland vor. Roth betrieb die Kündigung des Konkordats durch Hitler allerdings vergeblich, er belegte dies mit der Feststellung, daß das Konkordat auf einem parlamentarischen und liberalistischen System gründe, was auch die Linie Haeusers war.
Die enge Verbindung beider zeigt sich außerdem in den ersten Worten der Grabrede (Roth kam 1941 bei einer Paddelfahrt auf dem Inn ums Leben): … „Josef Roth ist zwar von uns geschieden, aber er lebt noch. Er lebt in mir und in all denen, die ihn erlebt und wirklich gekannt haben. Josef Roth war mein liebster, verlässigster, treuer Freund. Wir geben uns nun nicht mehr in diesem gewaltigsten Werden und Ringen der Gegenwart als christliche und deutsche Kampfesbrüder die Hand“.
Kampf und ehrlichstes Ringen war das Leben des Verstorbenen. Den Weltkrieg hat er mitgemacht als Frontsoldat unter der Waffe. Der Krieg hat ihn gestählt und gehärtet … ihm wie unserem Führer höchste Ziele gezeigt … Mit heiligem Opferwillen kehrte er in das Elternhaus zurück … in dem Willen Priester zu werden … An Stelle des Kampfes trat der weltanschauliche Kampf des Geistes … Wofür wir beide kämpften war die Sache Jesu und die Sache des Führers … sein Jesu war eine gewaltige Kämpferpersönlichkeit, welcher auch ein Alfred Rosenberg alle Hochachtung zollt, was man nicht vergessen sollte … er fand rasch den Weg zum Führer Adolf Hitler. Adolf Hitler war damals nicht der gewaltige Herrscher, auf den ein ganzes Volk, ganz Europa, die ganze Welt bewundernd blickt … er war der stille, verlassene Mann mit der tiefen Seele, dem hohen Geist und dem Berge versetzenden Willen. Wir schauten in seine Seele und seinen Geist und ließen uns von ihm führen und hinreißen. Seelisches Verlangen, geistiges Bedürfnis hat uns zu ihm geführt. Wenn wir drei uns aussprachen, war jeder der freieste Mensch. Ich darf es wohl sagen: jedes Jahr gab der Führer durch äußere Auszeichnung die innere Verbundenheit zu erkennen„. Haueser wurde mit Josef Roth jedes Jahr zum Reichsparteitag nach Nürnberg als Ehrengast eingeladen. Der gediente I. Weltkrieg-Soldat J. Roth wollte 1922 Reichswehr-Pfarrer werden, was aber von Kardinal Faulhaber abgelehnt wurde. Vor den Reichsparteitagen zelebrierte er die Messe. Trat in SA-Uniform auf und wollte nach Kriegsende die Jesuitenklöster auflösen. Rosenberg empfahl Roth im Reichskirchenministerium, wo er im Haß auf die Zentrumspartei als aktiver Mitbegründer des rasseantisemitisch orientierten „Deutschen Schutz- und Trutzbundes“ und ähnlichen Verbindungen seine Wirkung entfalten konnte.
Josef Roth schreibt: „Wer aber ehrlich an der Wiedergeburt des deutschen Volkes mitarbeiten will, soll seinem Volke ein sittlich religiöses Vorbild sein“. Man sehe hier nur die Rolle von Josef Roth als V-Mann im SD, der die Sittlichkeitsprozesse aus politischen Gründen gegen die Geistlichkeit förderte und auf eine energische Weiterführung bei Hitler drängte. Hartl charakterisierte Roth: „Josef … der glühende Patriot und Kriegsfreiwillige des ersten Weltkrieges, einer der ersten und treuesten Mitkämpfer Adolf Hitlers …, einer der eifrigsten und begabtesten Publizisten im Dritten Reich … wissenschaftlicher Ratgeber Alfred Rosenbergs …, der geheime und geheimnisvolle Beziehungen zum Nuntius und Kardinalstaatssekretär Pacelli, dem späteren Papst Pius XII. unterhielt und bisher noch nicht gewürdigte Einflüsse auf das politische Weltgeschehen ausübte. (Besier, Die Kirchen und das Dritte Reich, 1934-37).
Scholder schreibt im Band III „Die Kirchen und das Dritte Reich“, Seite 953 und 954: „Innerhalb kurzer Zeit gewann das SD-Hauptamt eine so klare Persönlichkeitsanalyse der einzelnen Bischöfe und Erzbischöfe, daß aufgrund des Charakterbildes, ihrer gegenseitigen Rivalitäten und Feindschaften, ihres individuell sehr verschiedenen Ehrgeizes, der SD-Führer Franz Hartl von vornherein ziemlich eindeutig klarlegen konnte, wie die einzelnen Oberhirten sich in den jeweiligen Situationen verhalten würden.“
Scholder stellt fest, bei der grundsätzlichen und zielstrebigen Unauffälligkeit ihrer Tätigkeit ist es nicht zu verwundern, daß die beiden Namen Josef Roth und Franz Hartl selbst in den dickleibigsten Werken über die Kirchen und das Dritte Reich meist nur ganz am Rande erwähnt werden, obwohl ihre Wirkungsgeschichte nicht marginal ist. Dies gilt wohl auch für Pfarrer Dr. Haeuser.
Mit dem Untergang des Hitlerreiches konnten sich alle diese Theologen, die zum Teil auch in kirchlichem Rang von päpstlichen Prälaten standen, in aller Stille aus ihrer Arbeit im Geheimdienst zurückziehen, so daß diese Kapitel der Geheimdiplomatie … wohl für alle Zeiten in der Geschichtsschreibung ungeschrieben bleiben wird, obwohl gerade der SD in enger Zusammenarbeit mit der Gestapo stand.
Der Vorgesetzte
Auch gegen den Augsburger Weihbischof Eberle, schreibt Haeuser, sei im Anschluß an den Prozeß gegen Weihbischof Scharnagel in München, ein Ermittlungsverfahren wegen SD-Betätigung angefragt worden, jedoch auf Weisung des Sonderministers Hagenauer Abstand genommen worden sei. Dies geht allerdings aus dem Personalakt nicht hervor.
Im Antwortschreiben in das Internierungs- und Arbeitslager in Regensburg schreibt Weihbischof Eberle am 23.8.47 „Ich glaube an Deine Schuld, weil Du als katholischer Geistlicher durch Deine Reden der Kirche geschadet hast … Mein einziger Besuch bei Hitler, zu dem ich aufgefordert wurde, galt einer gründlichen Darlegung der Verfolgung, der die Kirche ausgesetzt wurde. Das wissen auch Bischof Josef und Kardinal Faulhaber“.
Eine völlig andere Beurteilung zeigt das Manuskript der Rundfunksendung „Land und Leute“ vom 19. November1989 auf Bayern 2 von Georg Denzler. Hier wird der Komplize Haeusers als völkisch-nationaler, kriegsbegeisterter Armeepfarrer beim Kriegslazarett 29 des Bayer. Reservekorps und dann als Pfarrer beim 14. Armeekorps vorgestellt. Seine Predigten, so z. B. „An die Gewehre“ preisen den Krieg als Befreier, als reinigendes moralisches Gewitter, er erscheint als fanatischer Kreuzzugprediger, sein Loblied auf die Soldaten interpretiert den Ruf an die Waffen kurzerhand als Ruf Gottes. Schon als junger Hofprediger in St. Kajetan in München hatte er in den Jahren von 1903–1912 ein anspruchsvolles Publikum um die Kanzel versammelt. Haeuser war übrigens Ehrenmitglied des Soldaten u. Veteranenvereins in Straßberg und förderte den Bau des großen Kriegerdenkmals in seinem Dorf. Im 1. Weltkrieg verabschiedete er jeden Soldaten.
Autor: Reinhold Lenski