Das Hakenkreuz ist das bekannteste Symbol des Nationalsozialismus. Als offizielles Banner diente es der NSDAP bereits seit 1920. Adolf Hitler selbst soll nach der parteiinternen Überlieferung die charakteristische Gestaltung des schwarzen Hakenkreuzes auf weißem Grund, eingebettet in einen roten Rahmen, entworfen haben. In „Mein Kampf“ schreibt er: „Denn die neue Fahne mußte ebensosehr ein Symbol unseres eigenen Kampfes sein, wie sie auch andererseits auch von großer, plakatmäßiger Wirkung sein sollte. Ein wirkungsvolles Abzeichen kann in Hunderttausenden von Fällen den ersten Anstoß zum Interesse an einer Bewegung geben.“
Vorgeschichte

Emblem der Thule-Gesellschaft (Völkisch – antisemitische Organisation um die Jahrhundertwende)
Das Hakenkreuz ist keine Erfindung der Nationalsozialisten. Als religiöses Symbol findet es sich beinahe weltweit in unterschiedlichsten Kulturen, in China, Indien, Griechenland, bei den Kelten, den Germanen und nordamerikanischen Indianern. Soweit es sich noch rekonstruieren lässt, symbolisierte das Hakenkreuz häufig das Sonnenrad oder stand für das Leben schlechthin. In Teilen der altindischen Mythologie galt die „Svastika“, wie das Hakenkreuz dort genannt wurde, als Symbol des vollkommenen Lebens: Ausgehend vom Lebenszentrum symbolisierten die vier Arme die Möglichkeiten menschlicher Entwicklung: Gott werden, in die Hölle verdammt werden, Wiederkehr als menschliches Wesen oder als niederes Tier. In der jüdisch-christlichen Überlieferung dagegen spielte das Hakenkreuz keine Rolle.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es etliche Historiker, die aus der großen Verbreitung des Hakenkreuzes auf einen gemeinsamen kulturellen Ursprung schlossen. Demnach wäre das Hakenkreuz das Symbol einer frühen im indischen Raum angesiedelten Hochkultur – der „Arier“ – gewesen, die sich von dort aus fast in die ganze Welt verbreitet hätte. Diese unzutreffende These von einer „arischen“ Ursprungskultur war bereits zur damaligen Zeit umstritten.
Dennoch wurde im Kaiserreich in völkisch-nationalistischen Kreisen die Theorie von einer arischen Herrenrasse populär, deren legitime Nachfolger die Germanen, und damit insbesondere auch das deutsche Volk, seien. Das Hakenkreuz wurde so zum Bekenntnissymbol für Volkstum und Kampf gegen eine vermeintlich jüdisch-christliche Überfremdung. Zahlreiche Splittergruppen und völkisch-antisemitische Zeitschriften verbreiteten ihre Ideologie unter dem Zeichen des Hakenkreuzes. Besondere Bedeutung hatte die in München nach dem 1. Weltkrieg gegründete Thule-Gesellschaft. Benannt nach einem sagenhaften Land im Norden, fanden sich hier militante Antisemiten und Gegner der Weimarer Republik zusammen. Die Thule-Gesellschaft setzte ganz auf das Hakenkreuz als Vereinssymbol. Ihre Versammlungsräume waren mit Hakenkreuzen geschmückt und jeder Versammlungsteilnehmer trug eine Bronzenadel, die auf einem Schild ein von zwei Speeren durchbrochenes Hakenkreuz zeigten. Die Mitglieder grüßten sich mit „Heil und Sieg“. Zahlreiche spätere NS-Führer waren in der Thule-Gesellschaft aktiv oder waren Gäste. So Rudolf Heß, der „Stellvertreter des Führers“, Alfred Rosenberg, NS-Theoretiker und Herausgeber des „Völkischen Beobachters“, und Gottfried Feder, der das Wirtschaftsprogramm der frühen NSDAP formulierte. Für Hitler selbst ist keine direkte Verbindung zur Thule-Gesellschaft nachweisbar. Sicher aber war ihm das Hakenkreuz als völkisches Symbol durch seine Vertrauensleute in der Thule und durch Zeitschriften bekannt. Insbesondere Rudolf Heß dürfte hier eine herausragende Rolle gespielt haben. Als eine Art Privatsekretär Hitlers in der Frühzeit der NSDAP hatte er großen Einfluss auf den Parteivorsitzenden.
Das Hakenkreuz als NS-Kampfsymbol
Der NS-Bewegung gelang es in der Weimarer Zeit das Hakenkreuz so sehr als ihr eigenes Symbol zu vereinnahmen, daß „Hakenkreuzler“ und „Nationalsozialisten“ zu austauschbaren Begriffen wurden. Dazu trug auch die plakative und einheitliche Präsentation in den Farben schwarz, weiß und rot bei. Hitler selbst beanspruchte für sich, diese Gestaltung entwickelt zu haben: „Die Frage der neuen Flagge, d.h. ihr Aussehen, beschäftigte mich damals sehr stark. (…) Ich selbst hatte unterdes nach unzähligen Versuchen eine endgültige Form niedergelegt; eine Fahne aus rotem Grundtuch mit einer weißen Scheibe und in deren Mitte ein schwarzes Hakenkreuz.“ So Hitler in „Mein Kampf“.
Die Farbgebung selbst hatte hohen Symbol- und Wiedererkennungswert: Rot war traditionell die Farbe der Arbeiterbewegung, Weiß stand für das konservativ-nationalistische Bürgertum und das Hakenkreuz war bereits als völkisches und antisemitisches Zeichen fest etabliert. Hitler war sich dessen bewusst, wie er ebenfalls in „Mein Kampf“ deutlich macht: „Im Rot sehen wir den sozialen Gedanken der Bewegung, im Weiß den nationalistischen, im Hakenkreuz die Mission des Kampfes für den Sieg des arischen Menschen und (…) den Sieg des Gedankens der schaffenden Arbeit, die selbst ewig antisemitisch war und antisemitisch sein wird.“ Am 7. August 1920 wurde auf einer Tagung in Salzburg dieser Entwurf zum offiziellen Banner der NSDAP erklärt.
Die Propaganda der Nationalsozialisten in der Weimarer Republik – im Jargon der Nationalsozialisten „Kampfzeit“ genannt – sorgte für eine ständige Präsenz des Hakenkreuzes in der Öffentlichkeit: Veranstaltungsräume wurden mit Flaggen geschmückt, auf Straßenumzügen immer die Hakenkreuzflagge mitgeführt, Wahlplakate zeigten das Hakenkreuz und marschierende SA-Kolonnen trugen auffällige rote Hakenkreuzbinden am Arm. 1930 konnte Hitler triumphieren: „Und es ist uns das Wunder beschieden worden, daß dieses Symbol, das vor elf Jahren nur eine Handvoll Menschen kannten, heute der ganzen Nation vorangetragen wird.“
Das Hakenkreuz im Dritten Reich

Hakenkreuzflagge – Zivilflagge des Dritten Reichs (1933–1945)
Mit der Machtübernahme durch die NSDAP wurde das Parteisymbol im Einparteienstaat nach und nach zum Staatssymbol. Zunächst gegen den Willen vieler Gemeinden wurden bereits Anfang 1933 öffentliche Gebäude und Rathäuser mit Hakenkreuzen beflaggt. Vor allem in Süddeutschland war man nur ungern bereit, regionalspezifische Flaggen, etwa bei Maifeiern, aufzugeben. Die Hakenkreuzbeflaggung wurde jedoch vielfach gewaltsam durch den Einsatz der SA durchgesetzt. Offiziell wurde das Hakenkreuz zunächst nur zur gleichberechtigten Staatsflagge neben der schwarz-weiß-roten des Kaiserreiches. Die schwarz-rot-goldene Fahne, die für die demokratische Bewegung in Deutschland seit 1848 stand, wurde verboten. In der öffentlichen Präsenz dominierte das Hakenkreuz aber bald. Am 15. September 1935 wurde mit dem „Reichsflaggengesetz“ das Hakenkreuz die alleinige Reichsflagge. Der traditionelle Reichsadler wurde mit einem Hakenkreuz ergänzt. Nicht nur Parteistellen, sondern alle staatlichen und kommunalen Gebäude waren jetzt durch das Hakenkreuz gekennzeichnet, amtlicher Schriftverkehr trug grundsätzlich das NS-Symbol. Zusätzlich war die Bevölkerung an nationalen Feiertagen verpflichtet, Häuser und Geschäfte mit dem Hakenkreuz zu schmücken.
Besonders bei großen Parteiveranstaltungen, wie den Reichsparteitagen in Nürnberg wurden Aufmarschplätze und Gebäude aufwändig mit Hakenkreuzen beflaggt. Auch in den Alltag der „Volksgenossen“ drang das Hakenkreuz immer weiter vor: Kinos wurden bei vielen Filmveranstaltungen mit Hakenkreuzen beflaggt, Volkstheater und Vergnügungen aller Art, die häufig von NS-Organisationen durchgeführt wurden, zeigten das Hakenkreuz und in vielen Schulen begann der Tag mit dem Hissen des Hakenkreuzbanners. Selbst Alltagsgegenstände bis hin zu Lampions, Weihnachtsbaumspitzen, Medaillen und sogar Spielzeug für Kinder trugen das Hakenkreuz. Kitschpostkarten aus Ferienorten zeigten das Hakenkreuz als aufgehende Sonne.
Anhänger wie Gegner des Nationalsozialismus sollten durch diese optische Überwältigung den Eindruck von unbesiegbarer Stärke des Nationalsozialismus bekommen.
Das Hakenkreuz als Weltanschauungssymbol
Der Nationalsozialismus war seinem Selbstverständnis nach nicht nur eine politische Organisation. Man verstand sich als „Weltanschauung“, die das Denken und Handeln der Menschen von Grund auf umgestalten wollte. Nationalsozialismus war in diesem Sinne eine Idee, ein Glaube, eine neue Form der Religion. Hitler und die NS-Führer wurden zu Repräsentanten und Verkündern eines neuen Glaubens, der über Generationen weiter getragen werden sollte. Das Hakenkreuz wurde dadurch in seiner Bedeutung weiter überhöht. Es stand jetzt nach NS-Verständnis als Symbol für diesen höheren Glauben. Partei, Staat und selbst Hitler wurden in ihrem Machtanspruch dadurch legitimiert, dass sie sich als Diener dieser vermeintlich höheren Idee präsentierten: In den Worten von Robert Ley, Führer der „Deutschen Arbeitsfront“ (DAF): „Wir vertreten das Licht und die Sonne, das Hakenkreuz. Das Hakenkreuz ist die Sonne. Alles andere, das sind Mächte der Finsternis und der Dunkelheit“.
Symbolisch kommt dies im propagandistischen Bild des Bannerträgers zum Ausdruck, das im Dritten Reich in immer neuen Variationen von der Propaganda verbreitet wird. In Propagandafilmen wie „Hans Westmar – einer von vielen“, „SA-Mann Brand“ oder „Hitlerjunge Quex“ werden NS-Aktivisten als Verkünder der neuen Idee gezeigt, die für ihre Flagge notfalls auch bereit sind zu sterben. Im Refrain des offiziellen HJ-Liedes heißt es: „Unsere Fahne flattert uns voran, die Fahne ist mehr als der Tod.“ In gleichem Sinn heißt es im Refrain des Arbeitsdienstliedes „Heil Deutschland“: „Hakenkreuzfahnen / schwarz, weiß und rot / grüßen und mahnen / seid getreu bis in den Tod.“ Auch Hitler selbst wird auf Postkarten und Plakaten immer wieder als Bannerträger gezeigt, der die Hakenkreuzflagge seiner Bewegung voranträgt.
Verbot des Hakenkreuzes
Nach der Besetzung Deutschlands verbot 1945 der Alliierte Kontrollrat mit der NSDAP und ihren Organisationen auch die Verwendung von Hakenkreuz und anderen NS-Symbolen. In der Bundesrepublik Deutschland verbietet § 86 des Strafgesetzbuches die „Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organe“, darunter auch das Hakenkreuz. Ausgenommen sind lediglich Darstellungen im wissenschaftlichen Bereich und zur verfassungsgemäßen politischen Aufklärungsarbeit, also beispielsweise in wissenschaftlichen Buchpublikationen.
Von neonazistischen Organisationen wird jedoch immer wieder versucht, dieses Verbot zu ignorieren oder zu umgehen, indem das Hakenkreuz in verfremdeter oder nur angedeuteter Form gezeigt wird.
Autor: Bernd Kleinhans
Literatur
Goodrick-Clarke, Nicholas: Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus, 2. Aufl. Graz 2000
Gilbhard, Hermann: Die Thule-Gesellschaft – Vom okkulten Mummenschanz zum Hakenkreuz, München 1994
Heller, Steven: The Swastika. Symbol beyond Redemption, New York 2000
Puschner, Uwe: Die völkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich. Sprache, Rasse, Religion, Darmstadt 2001
Quinn, Malcolm: The Swastika. Constructing the Symbol, London und New York 1994