Dwight D. Eisenhowers erstaunliche Karriere als General und Präsident
Kaum jemand hat das 20. Jahrhundert in politischer Hinsicht so stark geprägt wie Dwight D. Eisenhower (1890 – 1969): General und Oberbefehlshaber der alliierten Truppen im Zweiten Weltkrieg, Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone Deutschlands, Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte in Europa, US-Präsident.
Dwight David Eisenhower wurde am 14. Oktober 1890 in Denison, Texas, Vereinigte Staaten von Amerika geboren. Er hatte wie viele Amerikaner deutsche Wurzeln, war seine Familie doch 1741 in die USA ausgewandert. Von 1911 bis 1915 besuchte „Ike“ die United States Military Academy (USMA) in West Point, New York – hier machten etwa auch US-Präsident Ulysses S. Grant (1822 – 1885) und Eisenhowers späterer Weggefährte General George S. Patton, Jr. (1885 – 1945) ihren Abschluss. Er fiel während seiner Ausbildungszeit oft durch regelwidriges Verhalten und nicht so sehr durch besonderen Eifer auf. Nach der Ausbildung machte er jedoch rasch Karriere: 1915 wurde er zum Second Lieutenant ernannt, 1916 als Ausbilder an der mexikanischen Grenze dann zum First Lieutenant und bereits 1917 wurde er zum Captain befördert. Am 11. Juli 1916 heiratete er Mamie Geneva Doud (1896–1979). Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor: Der ältere, Doud Dwight Eisenhower (1917 – 1921), starb mit vier Jahren an Scharlachfieber, während der jüngere, John Sheldon Doud Eisenhower (1922 – 2013), in die Fußstapfen seines Vaters treten und Brigadegeneral und US-Botschafter in Belgien werden sollte. 1918, also im letzten Jahr des Ersten Weltkriegs, erhob man ihn im Brevet-Rang (eine Art Beförderung auf Zeit) zum Lieutenant Colonel. In dieser Position war er Ausbilder in Fort Oglethorpe und Fort Leavenworth, Kansas und bei der gerade ins Leben gerufenen US-Panzertruppe in Camp Colt, wo er sich besonders verdient machte. Die Einheit war noch so jung, dass sie nicht einmal über eigene Panzer verfügte.
1920 wurde Eisenhower zum Major befördert. Er freundete sich in den Nachkriegsjahren außerdem mit George S. Patton an. 1926 absolvierte er dann die Generalstabsschule, was ihn 1933 in die Lage versetzt, Chief Military Aide des Chief of Staff of the Army, General Douglas MacArthur (1880 – 1964) zu werden, der ihn 1930 schon als Spezialassistent zum Aufbau der Panzertruppen herangezogen hatte. 1935 begleitete er MacArthur dann als Militärberater auf die Philippinen, wo er den Aufbau der dortigen Luftwaffe leitete. MacArthur und Ike hatten jedoch starke Meinungsverschiedenheiten, aus denen sich eine lebenslange Antipathie entwickelte. Viele Historiker glauben jedoch, dass die Reibereien mit MacArthur Eisenhower auf den Umgang mit anderen schwierigen Persönlichkeiten wie Winston Churchill (1874 – 1965) oder Bernard Montgomery (1887 – 1976), mit denen er im Zweiten Weltkrieg zusammenarbeiten musste, vorbereiteten. Eisenhower stieg, nachdem er bei MacArthur gedient hatte, ein weiteres Mal rasch in der Hierarchie auf: 1936 wurde er zum Lieutenant Colonel befördert und 1941 zum Colonel, kurz darauf, im September 1941, wurde zum er Stabschef der 3. US-Armee in Texas und wurde damit Brigadier General. Auch wenn der Krieg zu diesem Zeitpunkt in Asien seit vier, in Europa seit zwei Jahren tobte, hielten die USA sich zu diesem Zeitpunkt aus militärischen Operationen heraus.
Dies änderte sich mit dem Angriff des Japanischen Kaiserreichs auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941. Die USA traten damit in den Krieg mit dem Kaiserreich Japan ein und wegen des Antikominternpakts von 1936, laut dem ein Bündnis zwischen dem Deutschen Reich und dem Kaiserreich Japan bestand, auch mit dem Deutschen Reich. Ike wurde zum Generalstab in Washington berufen. Hier leitete er unter anderem die War Plans Division (Abteilung für strategische Planung) und war unter Generalstabschef General George C. Marshall (1880 – 1959) als Assistant Chief of Staff tätig. Im März 1942 wurde er zum Major General befördert. Schon im Juni folgte die nächste Beförderung zum Lieutenant General, mit der die Ernennung zum Leiter des European Theater of Operations, United States Army (ETOUSA), also des US-amerikanischen Hauptquartiers in Europa einherging. Er ging deshalb nach London, von wo aus die alliierten Streitkräfte in Europa koordiniert wurden. Im August kam die Leitung des Allied Forces Headquarters hinzu, womit er auch Oberbefehlshaber bei der amerikanischen Landung in Marokko und Algerien (Operation „Torch“) war, der der Tunesienfeldzug folgte. Eisenhower, der nun zum General befördert wurde, erhielt auch den Befehl über die britische 8. Armee. Er arbeitete nun erstmals mit General Major Bernard Law Montgomery zusammen. Ihr Gegenspieler hier schon: Generalfeldmarschall Erwin Rommel (1891 – 1944), der am D-Day auch den Befehl über die deutschen Truppen am Atlantikwahl haben sollte. Wegen der hohen Zahl amerikanischer Verluste wurde er für sein Vorgehen kritisiert, erhielt aber dennoch den Oberbefehl bei der Landung auf Sizilien und im nachfolgenden Italienfeldzug – wieder mit Montgomery gegen Rommel. Das faschistische Italien kapitulierte am 3. September 1943.
Am 24. Dezember 1943 ernannte man ihn zum Supreme Commander Allied Expeditionary Force (Oberbefehlshaber der alliierten Kräfte in Nordwesteuropa). Als solcher leitete er die Operation „Overlord“, was der Codename für die wichtigste militärische Aktion der Alliierten im Jahr 1944 war: die Landung in der Normandie, der D-Day, zu dessen Start Ike am 5. Juni 1944 den Befehl gab, und das darauffolgende Vorrücken gen Osten. Diese Leitung schloss die britischen Truppen und auch die strategischen Luftstreitkräfte mit ein. Zunächst erfolgte die Invasion in der Normandie im Rahmen der Operation „Neptune“. Als der Brückenkopf einmal etabliert war, konnten die Militärs aller Gegenwehr der deutschen Wehrmachtsverbände wie der Ardennenoffensive, die er erfolgreich abwehrte, zum Trotz stetig weiter nach Osten vorrücken. Am 20. Dezember 1944 wurde er in den Rang General of the Army erhoben, was den zweithöchsten möglichen Rang im US-Militär darstellt. Der einzig höhere Rang ist der ehrenhalber verliehene Titel General of the Armies, der nur John Joseph „Black Jack“ Pershing (1860 – 1948) und posthum George Washington (1732 – 1799) verliehen wurde. Aber auch der Rang General of the Army ist äußerst selten und wurde im Zweiten Weltkrieg als Äquivalent zum britischen Rang des Field Marshals ins Leben gerufen. Er wurde neben Eisenhower nur vier weiteren Personen verliehen: am 16. Dezember 1944 an George C. Marshall, am 18. Dezember 1944 an Douglas MacArthur, am 21. Dezember 1944 an Henry H. Arnold (1886 – 1950) und am 20. September 1950 an Omar Nelson Bradley (1893 – 1981).
Eisenhower hatte mit Montgomery um fünf Pfund Sterling gewettet, dass der Krieg bis Weihnachten 1944 gewonnen wäre. Montgomery sorgte selbst dafür, dass er die Wette gewann, denn die Operation „Market Garden“, deren Scheitern den herbsten Rückschlag für die Alliierten im Rahmen von „Overlord“ darstellte, war Montgomerys größenwahnsinniger Einfall gewesen. So hörte er nach Weihnachten 1944 nicht auf die Briten, die einen direkten Vorstoß auf Berlin forcierten, sondern ließ die Truppen im Januar und Februar 1945 die Rurfront durchbrechen und nach der nun endlich geglückten Überquerung des Rheins gen Leipzig vorstoßen. So konnten die wichtigen Industriegebiete im Ruhrgebiet und in Mitteldeutschland eingenommen und ein Ausweichen der deutschen Truppen nach Süden in die sogenannte Alpenfestung verhindert werden. Berlin wurde dann allerdings von der Roten Armee eingenommen. Dennoch ergaben sich die deutschen Soldaten mit der Unterzeichnung der Bedingungslosen Kapitulation in Reims am 7. Mai 1945 Eisenhower und den Westalliierten. In Kraft trat die Kapitulation damit am 8. Mai 1945.
Nach der Kapitulation wurde Eisenhower Oberkommandierender der US-amerikanischen Besatzungstruppen und Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone. Als solcher ordnete er die strikte Entmilitarisierung und Entnazifizierung an. Nach der Entdeckung der Vernichtungslager befahl Ike die Dokumentation der dort verübten Gräueltaten mit Kameras zur späteren Verwendung in den Nürnberger Prozessen. Außerdem ließ er nach der Kapitulation gefangen genommene Wehrmachts- und SS-Angehörige als Disarmed Enemy Forces (DEF, „entwaffnete feindliche Streitkräfte“) einstufen, womit sie nicht unter den Schutz fielen, der Kriegsgefangenen zugestanden hätte, womit die USA die Genfer Konvention umgingen. Aufgrund der schieren Fülle gefangen genommener deutscher Soldaten und auch Angehöriger des Volkssturms und der Hitler-Jugend wurden viele jedoch bald entlassen, gerade die besagten Jugendlichen und Verwundete und Kranke. Eisenhower richtete sich dabei nach der Direktive JCS 1067 des Vereinigten Generalstabs der US-Streitkräfte. Diese besagte etwa:
„Deutschland wird nicht besetzt zum Zwecke seiner Befreiung, sondern als ein besiegter Feindstaat. Ihr Ziel ist nicht die Unterdrückung, sondern die Besetzung Deutschlands, um gewisse wichtige alliierte Absichten zu verwirklichen. Bei der Durchführung der Besetzung und Verwaltung müssen Sie gerecht, aber fest und unnahbar sein. Die Verbrüderung mit deutschen Beamten und der Bevölkerung werden Sie streng unterbinden.“
Eisenhower lockerte diese Bestimmung, die auch als Fraternisierungsverbot bezeichnet wird, eigenmächtig mit der Verteilung von Nahrungsmitteln an die Zivilbevölkerung ab dem 12. September 1945. Im November wurde er dann von US-Präsident Harry S. Truman (1884 – 1972) als Generalstabschef nach Washington berufen. Dieses Amt hatte er bis 1947 inne. Danach wurde er Präsident der Columbia University in New York und veröffentlichte außerdem ein Buch über seine Kriegserinnerungen mit dem Titel „Kreuzzug in Europa“. Am 19. Dezember 1950 wurde Eisenhower vom NATO-Rat in Brüssel zum obersten Befehlshaber der NATO-Streitkräfte in Europa berufen. Er bezog ein Hauptquartier in Paris, von wo aus er die erste Aufbauphase leitete.
Am 11. April 1952 legte er sein Amt bei der NATO nieder, weil er sich voll und ganz dem Wahlkampf für das Amt des US-Präsidenten als Kandidat der Republikanischen Partei widmen mochte. Er trat nicht für die Republikaner an, weil diese seine politischen Ansichten mehr vertreten hätten als die Demokraten. Er war Mitglied in keiner der beiden Parteien, fand aber, dass es nach 20 Jahren mal wieder Zeit für einen republikanischen Präsidenten wäre. Am 4. November gewann er die Wahl und reiste noch vor Amtsantritt als designierter Präsident der Vereinigten Staaten gemäß seinem Wahlversprechen für Waffenstillstandsverhandlungen nach Korea. Am 20. Januar 1953 trat Dwight d.Eisenhowersein Amt turnusgemäß an. Am 27. Juli konnte er den Waffenstillstand in Korea durchsetzen. Auch wenn er für diplomatische Beziehungen zur UdSSR offen war, stand er im nun beginnenden Kalten Krieg ganz klar für Aufrüstung, er sprach dabei von „kompromissbereiter Abschreckungspolitik“ und legte auf der Genfer Gipfelkonferenz im Juli 1955 auch einen Plan zur gegenseitigen Luftüberwachung vor. Andere wichtige Stationen seiner ersten Jahre im Amt waren etwa sein Plan zur Gewährleistung der Verwertung der Atomenergie für friedliche Zwecke und die Mitinitiation des Südostasienpaktes (SEATO). Im Herbst 1956 wurde die Suezkrise zwischen dem Vereinigten Königreich und Frankreich auf der einen und Israel auf der anderen Seite zur Bewährungsprobe für ihn, der das Vorgehen von UK und Frankreich missbilligte und alles daransetzte, deren militärische Intervention zu beenden. Gleichzeitig setzte er sich aber auch für den Rückzug Israels aus dem Gazastreifen ein.
Am 6. November 1956 wurde er wiedergewählt. Noch vor dem offiziellen Beginn seiner zweiten Amtszeit verkündete er die sogenannte Eisenhower-Doktrin, mit der er die Staaten im Nahen Osten zum Widerstand gegen die versuchte Einmischung der Sowjetunion aufforderte. Bei der Frage der vollen Bürgerrechte für Afroamerikaner, deren Rufe danach immer lauter wurden, nahm Eisenhower eine für einen republikanischen Präsidenten ungewöhnlich progressive Haltung ein. Als sein Außenminister John Foster Dulles (1888 – 1959) verstarb, kümmerte er sich vermehrt selbst um die Außenpolitik. Er empfing den sowjetischen Staatschef Nikita Sergejewitsch Chruschtschow (1894 – 1971), Erster Sekretär der KPdSU, in Camp David. Damit war Eisenerhower der erste Präsident der USA, der einen sowjetischen Staatschef in den USA empfing und Chruschtschow der erste sowjetische Staatschef, der in die USA reiste. Die beiden brachten ihre Länder auf den Kurs der „friedlichen Koexistenz“, auch „Tauwetter-Periode“ genannt, weshalb er die nach ihm benannte Doktrin offiziell wieder fallen ließ. Zur geplanten Genfer Gipfelkonferenz kam es dennoch nicht, weil am 1. Mai 1960 ein US-amerikanisches Aufklärungsflugzeug im sowjetischen Luftraum abgeschossen wurde, was die Luftspionage durch die USA bewies. Eisenhowers Ziel, seine zweite Amtszeit als Friedensbringer ausklingen zu lassen, scheiterte damit. Eisenhower versuchte noch, seinem langjährigen Mitarbeiter Richard Nixon (1913 – 1994) zur Präsidentschaft zu verhelfen, der unterlag jedoch bei der Wahl am 8. November 1960 gegen den demokratischen Kandidaten John F. Kennedy (1917 – 1963).
Nach Ende seiner Präsidentschaft zog er sich auf seine Farm bei Gettysburg zurück. Im März 1961 erkannte man ihm seinen alten militärischen Rang wieder zu, auf den er zugunsten seiner Präsidentschaft verzichtet hatte. 1963 erschien der erste Band „Mandate for Change“ zu Eisenhowers Buch „The White House Years – A personal Account“ über seine Zeit als US-Präsident, Band 2, „Waging Peace“ folgte zwei Jahre später. Am 28. März 1969 starb Dwight D. Eisenhower in Washington D. C..
Literatur, Einzelnachweise und Weblinks zu Dwight David Eisenhower
Stephen Ambrose: Eisenhower. Vol. 1: Soldier, General of the Army, President-Elect (1893–1952). Simon & Schuster, New York 1983.
Stephen Ambrose: Eisenhower. Vol. 2: The President (1952–1969). Simon & Schuster, New York 1984.
Christian Bremen: Die Eisenhower-Administration und die zweite Berlin-Krise, 1958–1961. Walter de Gruyter, Berlin 1998.
Piers Brendon: Eisenhower. Von West Point ins Weiße Haus. (Originaltitel: Ike – the life and times of Dwight D. Eisenhower. übersetzt von Holger Fliessbach). Heyne, München 1988.
Anthony O. Edmonds, E. Bruce Geelhoed: Eisenhower, Macmillan and Allied Unity 1957–61. Palgrave Macmillan, Basingstoke 2003.
Herman-Josef Rupieper: Dwight D. Eisenhower (1953–1961): Kriegsheld und Präsident. In: Christof Mauch (Hrsg.): Die amerikanischen Präsidenten. 44 historische Portraits von George Washington bis Barack Obama. 6., fortgeführte und aktualisierte Auflage. Beck, München 2013.
Tom Wicker: Dwight D. Eisenhower. Times Books, New York 2002.