
Vorgeschlagenes Programm des Plans (links) und das spätere Buch Morgenthaus Germany is our problem. X enter x, Morgenthau-plan germany is our problem, CC BY-SA 3.0.
Plan Morgenthaus als »Deutschland‑Programm nach der Kapitulation« und Vorschlag für ein Deutschland‑Programm, wurde im September 1944 Präsident Roosevelt vorgelegt und sah eine radikale Deindustrialisierung vor. Damit konkretisierte Morgenthaus Vorschlag zur Deindustrialisierung Deutschlands, wie der Plan sah, ein einschneidendes Konzept für das Nachkriegsdeutschland.
Während die Fronten in Europa noch lodernden Stahl spuckten, kursierte in Washington im Herbst 1944 ein Papier, das künftige Generationen in Atem halten sollte. 1944 erschien es als streng vertrauliches Memorandum, verfasst unter dem Eindruck von Verbrechen gegen die Zivilisation, die das Dritte Reich begangen hatte. Der später als Morgenthau-Plan bekannt gewordene Text entstand im Sommer 1944, wurde im August 1944 finalisiert und gelangte Anfang September 1944 in die Öffentlichkeit. Finanzminister Henry Morgenthau wagte damit einen radikalen Schritt: Er wollte das Herz der deutschen Industrie herausreißen, um eine dauerhafte Gefahr zu bannen. 1944 legte Morgenthau dem Präsidenten seinen Entwurf vor, begleitet von der Warnung, der Sieg der Alliierten im zweiten Weltkrieg dürfe nicht ungenutzt verstreichen. Joseph Goebbels erkannte rasch die propagandistische Sprengkraft und verkündete, der Entwurf bedeute, Millionen Deutsche dem Hungertod preiszugeben – ein Schachzug, der großem Erfolg für ihre Durchhaltepropaganda brachte. Damit stand ein Konzept im Raum, das eine dramatische Umwandlung versprach und doch am Ende vor allem eine politische Notbremse darstellte.
Der morgenthau-plan im Spiegel der Zeit
Der Morgenthau-Plan von 1944 formte den Kern der hitzigsten Nachkriegsdebatten. Er definierte erstmals verbindlich, welche Betriebe stillgelegt werden sollten und wie tief der Eingriff reichen müsse. Finanzminister Henry Morgenthau riskierte mit seinem Vorstoß den offenen Konflikt mit skeptischen Kabinettskollegen. 1944 legte Morgenthau den Entwurf Roosevelt vor und unterstrich den erwarteten Sieg der Alliierten als moralische Begründung. Der Plan Morgenthaus zielte darauf, das deutsche Wirtschaftspotential auf das Niveau eines Agrarstaats zurückzuführen. Henry Morgenthaus scharfzüngiger Ton irritierte selbst Experten in Washington und London. John Morton Blum, Wolfgang Benz und Bernd Greiner hoben später hervor, wie stark das Dokument den Zeitgeist spiegelte. Der Morgenthauplan wurde jedoch noch vor Kriegsende zum Prüfstein strategischer Planung, blieb aber als warnendes Symbol lebendig. Die energiegeladene Debatte machte deutlich, wie eng Humanität und Härte in Krisenzeiten beieinanderliegen. Sie führte schließlich dazu, dass Historiker bis heute über Zweck und Wirkung des Plans streiten.
Ein radikaler Plan: Ziele und Mechanismen
Das Memorandum, Kernstück aller Überlegungen, ging minutiös auf industrielle Schlüsselsektoren ein. Es skizzierte, welche Demontage sofort erfolgen und welche später beginnen sollte. Der Plan sah vor, das Ruhrgebiet zu zerlegen und die Bevölkerung in die Landwirtschaft abdrängen. Zugleich erklärte der Entwurf offen, eine dauerhafte Teilung Deutschlands sichere den Frieden. Bestrafung, Entmilitarisierung und ökonomischer Kahlschlag verbanden sich so zu einer Gesamtstrategie. Morgenthau trat als leidenschaftlicher Lobbyist auf, während Kriegsminister Henry L. Stimson – offiziell Kriegsminister Henry L. – skeptisch blieb. In einer denkwürdigen Sitzung trafen Morgenthau und Marshall aufeinander; beide befürworteten Demokratisierung, unterschieden sich jedoch in ökonomischen Fragen. Das Memorandum betonte zudem, eine Teilung verhindere die rasche Reindustrialisierung. Roosevelt pochte darauf, den Text zu präzisieren, um ihn im Kabinett präsentieren zu können. Die Kontroverse blieb bis in höchste Kreise virulent und beeinflusste alle folgenden Besatzungspläne.
Vom Industriestaat zum Agrarstaat? Die politische Debatte
Im Zentrum der Auseinandersetzung stand die forcierte Umwandlung Deutschlands in einen Agrarstaat, was breite Kritik hervorrief. Die geplante Demontage hätte das Land auf ein vorkapitalistisches Niveau gedrückt. Kritiker warnten, eine solche Deindustrialisierung Deutschlands könne Millionen Deutsche dem Hungertod näherbringen. Manche Kommentatoren sprachen offen davon, Millionen Deutsche dem Hungertod preiszugeben, würde das Land ohne massive Importe kollabieren. Goebbels nutzte die Formulierung für seine Propaganda und versprach damit großem Erfolg für ihre Durchhaltepropaganda. Der britische Regierungschef Churchill sah darin einen gefährlichen Präzedenzfall. Er fürchtete, dass zu harter Druck die Sowjets stärkte, und zog die politische Notbremse. Das Konzept löste so nicht nur ökonomische Ängste, sondern auch geostrategische Sorgen aus. Bis heute gilt der Streit als Lehrbeispiel radikaler Kriegsfolgenabschätzung.
Reaktionen der alliierten und transatlantische Diskussionen
Unter den Alliierten löste der Entwurf diplomatische Turbulenzen aus. Der Sieg der Alliierten zeichnete sich zwar ab, doch über die Besatzungs- und Deutschlandpolitik der Alliierten herrschte Uneinigkeit. Die amerikanische Besetzung Deutschlands sollte militärische und wirtschaftliche Ziele verbinden. Vielen Militärs erschien eine allzu krasse Teilung riskant, da sie ein Machtvakuum hinterlassen hätte. Britische Strategen warnten vor enormen Wiederaufbaukosten. Die Debatte verschärfte sich, als Roosevelts enger Kreis den Plan weiterführte. Nach langen Diskussionen wurde im Mai 1945 eine abgemilderte Fassung in Aussicht gestellt. Damit rückte der Gedanke der dauerhaften Bestrafung in ein neues Licht. Gleichwohl blieb die Symbolkraft des Programms in der Öffentlichkeit bestehen.
Das „Deutschland-Programm nach der Kapitulation“ im Detail
Im US-Finanzministerium entstand das Deutschland-Programm nach der Kapitulation als operative Anleitung. Es basierte auf einem älteren Entwurf, den us-finanzminister Henry Morgenthau Roosevelt vorgelegt hatte. Henry Morgenthau Jr. ließ das Papier im April 1945 juristisch nachschärfen, weshalb bald die Formulierung Finanzminister Henry Morgenthau Jr. kursierte. Der Text setzte auf strenge Entmilitarisierung und internationale Kontrolle. Man hoffte, so die Zukunft Deutschlands zu sichern, ohne gleichzeitig humanitäre Katastrophen zu provozieren. Als Morgenthau im Juli 1945 als Finanzminister ausschied, erklärte der neuen Präsidenten Harry S offen, Wirtschaftshilfe habe Vorrang. Damit endete die ministerielle Karriere des Entwurfs. Archive bewahren seither zahlreiche Fassungen, die Forscher vergleichen. Ein Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes widmete sich der Wirkungsgeschichte des Dokuments. Die inneramerikanische Debatte blieb dennoch ein Lehrstück krisenpolitischer Kommunikation.
Sühne und bestrafung – juristische Überlegungen
Die Bestrafung der Hauptverantwortlichen für die deutschen Verbrechen gegen die Zivilisation war unstrittig. Im morgenthau-plan wirkte die Passage knapp, verwies jedoch ausdrücklich auf die Bestrafung von Kriegsverbrechern durch internationale Tribunale. Juristische Experten erarbeiteten parallele Entwürfe für Nürnberg. Die amerikanische Seite wollte so rechtliche Standards etablieren. Befürworter wie der britische Premierminister Winston Churchill setzten indes eher auf politische Kontrolle. Die sowjetische Delegation plädierte für eine schärfere Teilung, um Westzonen zu schwächen. Insgesamt verband sich moralische Empörung mit Rechtsanspruch. Die Diskussion machte deutlich, wie eng internationales Recht und politische Strategie verwoben waren. So wurde das Strafkonzept zu einem Eckpfeiler der Nachkriegsordnung.
Der „Vorschlag für ein Deutschland-Programm“ und seine Kritiker
Historiker nahmen den Entwurf schon früh unter die Lupe. Klaus-Dietmar Henke stellte fest, dass der Text vor allem als Drohkulisse diente. Bernd Greiner sah darin einen Akt strategischer Kommunikation. Ein Buch mit dem Titel „Vom Bestrafungsplan zum Wiederaufbauprogramm“ fasste später die Positionen zusammen. Henke betonte, der Entwurf habe Deutschland auf mittlere Dauer ökonomisch fesseln wollen. Greiner kritisierte, dass Begleitprogramme für Ernährung fehlten. Viele Kommentatoren wiesen daher auf die Gefahr einer humanitären Krise hin. Gleichzeitig hob man die Signalwirkung gegenüber neutralen Staaten hervor. Insgesamt zeigt die Forschung, wie rasant sich politische Konzepte wandeln können, sobald sie die Bühne der Realpolitik betreten.
Quebec 1944: Gipfeltreffen und Memoranden
Der Höhepunkt der Kontroverse fand im September 1944 während der zweiten Konferenz im Château Frontenac statt. Premierminister Winston Churchill, der mit Roosevelt in der kanadischen Provinzhauptstadt residierte, arbeitete sich in langen Nächten durch das Memorandum. Er urteilte, manches sei „zu hart“, weshalb Roosevelt eine erneute Prüfung anordnete. Ende September 1944 folgten interne Beratungen; Ende September 1944 wurde der Text dennoch nicht verabschiedet. Stattdessen erarbeitete man im Oktober 1944 eine entschärfte Fassung. Für Morgenthau war die Verzögerung ein herber Rückschlag. Die internationale Presse berichtete ausführlich über die drastischen Einschnitte. Propagandisten im Reich nutzten die Gerüchte für neue Durchhalteparolen. Rückblickend gilt das Treffen als Wendepunkt der amerikanisch-britischen Deutschlandpolitik.
Roosevelts Haltung und das Ende einer Ära
Roosevelt diskutierte den Entwurf mehrfach im Oval Office und sorgte sich um künftige Friedensstrukturen. Präsident Roosevelt wollte verhindern, dass Deutschland rasch wieder in die Rüstungswirtschaft einstieg. Franklin D zweifelte jedoch, ob ein ökonomischer Kahlschlag praktikabel sei. US-Präsident Franklin D stellte fest, dass Verbündete eingebunden werden müssten. Innerhalb des Kabinetts von US-Präsident Franklin D opponierten mehrere Ressorts. Henry Morgenthau galt als linksaußen im Kabinett von US-Präsident Franklin D, während Kriegsminister Henry L. Stimson warnte, überzogene Strafen gefährdeten die Besatzung. Als Roosevelt verstarb, übernahm Truman die Führung und verwarf den Entwurf zugunsten eines Aufbaukonzepts. So trat Morgenthaus Vorschlag in den Hintergrund, blieb jedoch ein warnendes Exempel. Die Episode zeigt, wie Persönlichkeiten und Machtwechsel politische Programme formen.
Das „Suggested Post-Surrender Program for Germany“ als Vermächtnis
Suggested Post-Surrender Program for Germany lautet der nüchterne Titel des Dokuments, das bis heute Forscher fasziniert. Es begleitete das Ende des Dritten Reiches wie ein düsterer Schatten. Dritten Reiches – Ende, so lautete eine Randnotiz, die den historischen Bruch unterstrich. Die meisten Beobachter verbinden heute vor allem das Reiches – Ende des zweiten Weltkrieges mit den Grausamkeiten des totalen Krieges. Historiker stellen dennoch die Frage, ob ein früher wirtschaftlicher Kahlschlag den Kalten Krieg verändert hätte. Die Originale liegen in der Roosevelt Presidential Library and Museum, offen für neue Analysen. Ihre Auswertung trägt zur Debatte über Deutschland nach dem Krieg bei. So bleibt das Papier ein Schlüsseltext über die Zukunft Deutschlands – mahnend und provozierend zugleich.
Literatur
Blum, John Morton: From the Morgenthau Plan to the Marshall Plan. Boston 1957.
Benz, Wolfgang: Die Entstehung des Morgenthau-Plans. München 1996.
Greiner, Bernd: Morgenthau, Deutschland und die Nachkriegsordnung. Frankfurt a. M. 2005.
Henke, Klaus-Dietmar: Der Morgenthau-Plan und seine Wirkung. Berlin 2010.
Stimson, Henry L.: On Military Government. New York 1947.
Blum, Léon: Roosevelt and Post-war Planning. Paris 1951.
Greiner, Bernd / Henke, Klaus-Dietmar (Hg.): Bestrafung oder Wiederaufbau? Stuttgart 2015.
Barkai, Avraham: Deindustrialisierung und Reparationen. Jerusalem 1988.
Schwabe, Klaus: Die amerikanische Besatzungspolitik 1945–1949. Paderborn 2012.
White, Harry D.: Treasury Views on Germany. Washington 1946.