Die Hürtgenwald Schlacht ist Legende. Die Hölle, der Tartaros, das Inferno – viele Religionen kennen einen solchen Ort als jenseitige Stätte unbeschreiblichen Grauens und immerwährender Pein. Erscheint ein Erlebnis im Diesseits vollkommen unerträglich, sprechen wir von der „Hölle auf Erden“, um den Qualen fern jeder Vorstellung Ausdruck zu verleihen. Im Alltag verwenden wir diese Wendung allzu leichtfertig, der Krieg birgt aber zweifelsohne Schrecken, die den Titel „Hölle auf Erden“ wahrhaft verdienen. Die Armee der Vereinigten Staaten war nicht selten in der Geschichte verantwortlich für derartige Zustände: Man denke an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, bei denen Menschen bei lebendigem Leibe verdampften, Foltergefängnisse im Nahen Osten oder den Einsatz von Entlaubungsmitteln in Vietnam. Vietnam ist aber auch eines der drei großen Traumata der US-amerikanischen Soldaten, in dem sie selbst die „Hölle auf Erden“ erlebten. Die anderen beiden sind Pearl Harbor und der Hürtgenwald bei Aachen.
Dabei war die Lage im Herbst 1944 eine für die US-Army günstige. Bis in den Juni 1944 hatte das NS-Regime praktisch das gesamte europäische Festland in seinem Würgegriff gehabt: Schon vor Kriegsbeginn waren Österreich und das Sudetenland annektiert worden, dann 1939 der Überfall auf Polen, 1940 Frankreich, Belgien, die Niederlande, Luxemburg. Italien, Kroatien, Griechenland und das offiziell neutrale Spanien hatten sich unter faschistischer Herrschaft befunden und daher im Grunde das getan, was der Oberfaschist in Berlin, Adolf Hitler (1889 – 1945) gewollt hatte. Portugal war dem Deutschen Reich ebenfalls nicht gänzlich abgeneigt gewesen. Auch Teile Skandinaviens waren von den Nazis kontrolliert worden. Die einzige wirkliche Gegenwehr war von lokalen Widerstandsgruppen, den Briten und den Sowjets gekommen. Die Rote Armee schaffte es nun auch, nach Westen Boden gutzumachen und die Nazis zurückzudrängen. Die Briten hatten Erfolge in Afrika zu verbuchen gehabt und hatten mithilfe der US-Amerikaner Italien eingenommen. Dann, am 6. Juni 1944, waren am sogenannten D-Day die Truppen der Westalliierten in der Normandie angelandet. Von da an war der Vorstoß zunächst schnell vorangegangen. Bis jetzt:
Denn die Truppen waren zu schnell vorgerückt, der Nachschub an Material, Treibstoff und Verpflegung kam nicht hinterher. Außerdem standen die Truppen nun vor der eigentlichen deutschen Grenze. Bis hierhin hatten sie besetzte Gebiete erobert. Gebiete, in denen der Feind nicht heimisch war, wo die Alliierten den Rückhalt der ortsansässigen Bevölkerung hatten, die einen Großteil der Aufklärungsarbeit geleistet und in Vorbereitung der Angriffe Sabotageakte gestartet hatte. An der Grenze war das Deutsche Reich mit dem Westwall oder der „Siegfried-Line“, wie ihn die Amerikaner nannten, befestigt. Die Stahlbefestigungen und aus eingegrabenen Betonpyramiden bestehenden „Drachenzähne“ waren nicht einmal so schwer zu überwinden, verfehlten ihren Zweck aber dennoch nicht, denn die psychologische Wirkung auf die US-Truppen war enorm: Die „Siegfried-Linie“ markierte den Beginn des eigentlichen Feindesgebiets, in dem man fest mit einer noch auf einen lauernden Verteidigungsstellung rechnete.
Major General Joseph Lawton „Lightnin’ Joe“ Collins (1896 – 1987) plante den Vorstoß zum Rhein durch den sogenannten Stolberg-Korridor. Eine Passage durch Aachen, Düren und das östlich davon liegende Stolberg und dann weiter gen Nordosten. Im Süden des Stolberg-Korridors lag der Hürtgenwald, aus dem man einen Angriff auf die Flanke der vorstoßenden Truppen befürchten musste. Ferner bestand die Gefahr, dass wer immer die Rurtalsperre kontrollierte, das Gebiet einfach überfluten könnte. Collins Lösung: Den Hürtgenwald selbst angreifen und dann selbst den deutschen Truppenverbänden entlang der Rurfront in der Jülicher Börde in die Flanke fallen, denn auf beiden Seiten des Westwalls hatten sich Truppenverbände regelrecht aufgestaut, beide Seiten hatten ihre Kontingente die Konfrontation erwartend kontinuierlich aufgestockt. Das erst nach der Schlacht als Hürtgenwald bekannt gewordene Gebiet ist ein sich über 140 km² erstreckendes Waldplateau. Hier treffen die Forste der Gemeinden Merode, Wenau, Hürtgen und Roetgen zusammen. Die deutschen Truppen hatten hier im dichten Wald überall Minen vergraben und verschanzten sich zudem in einer Bunkerkette, aus der sie einigermaßen gut geschützt auf die Angreifer feuern konnten.
Am Vormittag des 6. Oktober 1944 griff die 9. US-Infanteriedivision, die zur 1. US-Armee von General Courtney Hicks Hodges (1887 – 1966) gehörte, unter dem Oberbefehl des V. US-Corps die Stellungen der deutschen 275. Infanterie-Division auf der gesamten Breite des Geländes an. Doch der dichte Wald machte die Luftaufklärung unmöglich, was wiederum eine effektive Luftunterstützung unmöglich machte. Das schwere Kriegsgerät, also die Panzer, die bislang der größte Vorteil für die US-Truppen gewesen waren, ließen sich im dicht bewaldeten Gebiet ebenfalls nur sehr bedingt bis überhaupt nicht einsetzen. Es war Herbst und es regnete unentwegt, was wiederum den Schnee auf den Bergen schmelzen ließ. Nässe und Kälte waren für die Truppen auf beiden Seiten ständige Begleiter. Die Schützenlöcher der Amerikaner, die „Foxholes“ standen unter Wasser, und die Hürtgenwald Schlacht war ein Graben- und Stellungskrieg par excellence.
Der nächste Vorstoß, der auf Allerseelen verschoben worden war, sollte durch das Kalltal erfolgen: Die Truppen kamen von Vossenack, sollten durch das Tal und über den Fluss Kall nach Kommerscheidt und weiter nach Schmidt. Doch erneut unterschätzten die US-Truppen das Gelände, denn nur ein einziger Pfad führte den einen Berg hinunter und den anderen hinauf, ein schmaler Fußweg, der nun Panzern den Weg nach Schmidt ebnen sollte. Als die Versorgung abbrach, wollten sich die amerikanischen Soldaten zurückziehen, doch deutsche Verbände schnitten ihnen den Weg ab. Die Schlacht vom Kalltal endete in einem Blutbad, bei dem viele Soldaten aus purer Erschöpfung zusammenbrachen. Soldaten berichteten davon, dass die deutschen Truppen Granaten hoch gegen die Bäume warfen, um eine möglichst große Streuung der Granatsplitter zu verursachen, die jeden jederzeit treffen konnten. Die Hürtgenwald Schlacht war blutig.
Auch die dritte Offensive gegen Großhau und Kleinhau brachte nicht den gewünschten Erfolg in der Hürtgenwald Schlacht. Doch am 16. Dezember machte Hitler einen fatalen Fehler: die Ardennenoffensive. Statt die Grenzen des Deutschen Reichs zu halten, was nach dem Scheitern von Operation „Market Garden“ und dem schlechten Vorankommen der Alliierten im Hürtgenwald zumindest noch eine geringfügige Chance auf eine Pattsituation, die Verhandlungen ermöglicht hätte, barg, entschied Hitler sich zur Gegenoffensive über die Ardennen. Diese holte die Truppen beider Seiten aus der Hürtgenwald Schlacht heraus und endete für das Deutsche Reich in einer so verheerenden Niederlage, dass sie bei der Rückkehr zu den Kämpfen im Hürtgenwald keine Gegenwehr mehr leisten konnten und die Amerikaner nun, es war mittlerweile Januar, vorrücken konnten. Bis dahin hatten auf beiden Seiten etwa 12.000 Soldaten ihr Leben verloren und die Überlebenden kehrten traumatisiert aus dem Krieg heim.
Denn die Truppen waren zu schnell vorgerückt, der Nachschub an Material, Treibstoff und Verpflegung kam nicht hinterher. Außerdem standen die Truppen nun vor der eigentlichen deutschen Grenze. Bis hierhin hatten sie besetzte Gebiete erobert. Gebiete, in denen der Feind nicht heimisch war, wo die Alliierten den Rückhalt der ortsansässigen Bevölkerung hatten, die einen Großteil der Aufklärungsarbeit geleistet und in Vorbereitung der Angriffe Sabotageakte gestartet hatte. An der Grenze war das Deutsche Reich mit dem Westwall oder der „Siegfried-Line“, wie ihn die Amerikaner nannten, befestigt. Die Stahlbefestigungen und aus eingegrabenen Betonpyramiden bestehenden „Drachenzähne“ waren nicht einmal so schwer zu überwinden, verfehlten ihren Zweck aber dennoch nicht, denn die psychologische Wirkung auf die US-Truppen war enorm: Die „Siegfried-Linie“ markierte den Beginn des eigentlichen Feindesgebiets, in dem man fest mit einer noch auf einen lauernden Verteidigungsstellung rechnete.
Major General Joseph Lawton „Lightnin’ Joe“ Collins (1896 – 1987) plante den Vorstoß zum Rhein durch den sogenannten Stolberg-Korridor. Eine Passage durch Aachen, Düren und das östlich davon liegende Stolberg und dann weiter gen Nordosten. Im Süden des Stolberg-Korridors lag der Hürtgenwald, aus dem man einen Angriff auf die Flanke der vorstoßenden Truppen befürchten musste. Ferner bestand die Gefahr, dass wer immer die Rurtalsperre kontrollierte, das Gebiet einfach überfluten könnte. Collins Lösung: Den Hürtgenwald selbst angreifen und dann selbst den deutschen Truppenverbänden entlang der Rurfront in der Jülicher Börde in die Flanke fallen, denn auf beiden Seiten des Westwalls hatten sich Truppenverbände regelrecht aufgestaut, beide Seiten hatten ihre Kontingente die Konfrontation erwartend kontinuierlich aufgestockt. Das erst nach der Schlacht als Hürtgenwald bekannt gewordene Gebiet ist ein sich über 140 km² erstreckendes Waldplateau. Hier treffen die Forste der Gemeinden Merode, Wenau, Hürtgen und Roetgen zusammen. Die deutschen Truppen hatten hier im dichten Wald überall Minen vergraben und verschanzten sich zudem in einer Bunkerkette, aus der sie einigermaßen gut geschützt auf die Angreifer feuern konnten.
Am Vormittag des 6. Oktober 1944 griff die 9. US-Infanteriedivision, die zur 1. US-Armee von General Courtney Hicks Hodges (1887 – 1966) gehörte, unter dem Oberbefehl des V. US-Corps die Stellungen der deutschen 275. Infanterie-Division auf der gesamten Breite des Geländes an. Doch der dichte Wald machte die Luftaufklärung unmöglich, was wiederum eine effektive Luftunterstützung unmöglich machte. Das schwere Kriegsgerät, also die Panzer, die bislang der größte Vorteil für die US-Truppen gewesen waren, ließen sich im dicht bewaldeten Gebiet ebenfalls nur sehr bedingt bis überhaupt nicht einsetzen. Es war Herbst und es regnete unentwegt, was wiederum den Schnee auf den Bergen schmelzen ließ. Nässe und Kälte waren für die Truppen auf beiden Seiten ständige Begleiter. Die Schützenlöcher der Amerikaner, die „Foxholes“ standen unter Wasser, und die Hürtgenwald Schlacht war ein Graben- und Stellungskrieg par excellence.
Der nächste Vorstoß, der auf Allerseelen verschoben worden war, sollte durch das Kalltal erfolgen: Die Truppen kamen von Vossenack, sollten durch das Tal und über den Fluss Kall nach Kommerscheidt und weiter nach Schmidt. Doch erneut unterschätzten die US-Truppen das Gelände, denn nur ein einziger Pfad führte den einen Berg hinunter und den anderen hinauf, ein schmaler Fußweg, der nun Panzern den Weg nach Schmidt ebnen sollte. Als die Versorgung abbrach, wollten sich die amerikanischen Soldaten zurückziehen, doch deutsche Verbände schnitten ihnen den Weg ab. Die Schlacht vom Kalltal endete in einem Blutbad, bei dem viele Soldaten aus purer Erschöpfung zusammenbrachen. Soldaten berichteten davon, dass die deutschen Truppen Granaten hoch gegen die Bäume warfen, um eine möglichst große Streuung der Granatsplitter zu verursachen, die jeden jederzeit treffen konnten. Die Hürtgenwald Schlacht war blutig.
Auch die dritte Offensive gegen Großhau und Kleinhau brachte nicht den gewünschten Erfolg in der Hürtgenwald Schlacht. Doch am 16. Dezember machte Hitler einen fatalen Fehler: die Ardennenoffensive. Statt die Grenzen des Deutschen Reichs zu halten, was nach dem Scheitern von Operation „Market Garden“ und dem schlechten Vorankommen der Alliierten im Hürtgenwald zumindest noch eine geringfügige Chance auf eine Pattsituation, die Verhandlungen ermöglicht hätte, barg, entschied Hitler sich zur Gegenoffensive über die Ardennen. Diese holte die Truppen beider Seiten aus der Hürtgenwald Schlacht heraus und endete für das Deutsche Reich in einer so verheerenden Niederlage, dass sie bei der Rückkehr zu den Kämpfen im Hürtgenwald keine Gegenwehr mehr leisten konnten und die Amerikaner nun, es war mittlerweile Januar, vorrücken konnten. Bis dahin hatten auf beiden Seiten etwa 12.000 Soldaten ihr Leben verloren und die Überlebenden kehrten traumatisiert aus dem Krieg heim.
Literatur
Douglas E. Nash: Victory Was Beyond Their Grasp: With the 272nd Volks-Grenadier Division from the Huertgen Forest to the Heart of the Reich. The Aberjona Press, Bedford, Pennsylvania, 2008
Robert Sterling Rush: Hell in Hürtgen Forest, The Ordeal and Triumph of an American Infantry Regiment, University Press of Kansas, Lawrence (paperback) 2004
Adolf Hohenstein, Wolfgang Trees: Hölle im Hürtgenwald. Die Kämpfe vom Hohen Venn bis zur Rur September 1944 bis Februar 1945. TRIANGEL Verlag
Kurt Kaeres: Das verstummte Hurra. Hürtgenwald Schlacht 1944–45. Helios-Verlag, Aachen 2004
Hans Kramp: Rurfront 1944/45. Verlag Fred Gatzen
Rainer Monnartz: Hürtgenwald Schlacht 1944/45 – Militärgeschichtlicher Tourenplaner. Helios-Verlag, Aachen 2008
Alexander Kuffner: Zeitreiseführer Eifel 1933–45. Helios, Aachen 2007
Denis und Shelagh Whitaker: Endkampf am Rhein – Der Vormarsch der Westalliierten 1944/45. 1998
Max von Falkenberg: Hürtgenwald Schlacht ’44/45.
Ernest Hemingway: 49 Depeschen. Krieg an der Siegfried-Linie; Collier’s, 18. November 1944.
Steven J. Zaloga: Siegfried Line 1944–45: Battles on the German frontier. Osprey Publishing Ltd, 2007.
SWR-Kultur Beitrag: Mythos Hürtgenwald – Was bleibt von einer der sinnlosesten Schlachten des Zweiten Weltkriegs?