
Vor der Strafanstalt in Berlin-Tegel. V. l. n. r.: Kurt Grossmann, Rudolf Olden, Carl von Ossietzky, Alfred Apfel, Kurt Rosenfeld (1932). Bundesarchiv, Bild 183-B0527-0001-861 / Unknown author / CC-BY-SA 3.0, Bundesarchiv Bild 183-B0527-0001-861, Carl von Ossietzky vor der Strafanstalt Berlin-Tegel, CC BY-SA 3.0 DE.
Strafverteidiger Alfred Apfel, ein bedeutender Menschenrechtler und Jurist aus der Voreifel. Als Jude ausgestoßen „aus der deutschen Volksgemeinschaft“. Verteidiger Ossietzkys.
Mehr denn je formieren sich gegenwärtig – besonders in den westlichen Demokratien – engagierte Menschen, um sich gegen Menschenrechtsverletzungen einzusetzen. Wenn man einmal von politischen „Irrläufern“ oder engstirnigen Fanatikern absieht, dann handelt es sich bei diesen Personen um Menschenrechtler oder Menschenrechts-Aktivisten, die sich gewaltfrei für elementare Grundrechte einsetzen und für deren Berücksichtigung protestieren oder gar kämpfen.
Um an eine diesbezüglich bedeutende Persönlichkeit zu erinnern, soll auf den Rechtsanwalt Dr. Alfred Apfel (1882-1941) aus der Voreifel hingewiesen werden, der vor 140 Jahren in Düren geboren wurde. Seine jüdischen Großeltern und Eltern lebten in Münstereifel und hatten sich hier im Laufe der Jahrzehnte sehr verdient gemacht. Dass der später recht berühmte Strafverteidiger Alfred Apfel ein unerschrockener Kämpfer für die Demokratie und Freiheit – und ein prominenter NS-Verfolgter – war, scheint aber inzwischen auch in der Eifel vergessen zu sein. Heute würde ihn keiner mehr mit sogar in den Geschichtsbüchern publizierten Fotos in Verbindung bringen. Bekannt gewordene Bilder wurden vor genau 90 Jahren gemacht und zeigen ihn als Strafverteidiger mit dem verurteilten Herausgeber und Chefredakteur der „Weltbühne“ Carl von Ossietzky, der am 10. Mai 1932 eine Gefängnisstrafe in Tegel antreten musste und später als KZ-Häftling (!) dank einer internationalen Hilfskampagne für seinen Kampf um die Menschenrechte den Friedensnobelpreis erhielt (1936).
Anlässlich der Verabschiedung der „Erklärung zu Menschenrechtsverteidigern“ durch die UN-Generalversammlung am 9. Dezember 1998 betonte der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan: „Wenn die Rechte von Menschenrechtsverteidigern verletzt werden, sind all unsere Rechte in Gefahr und wir sind alle weniger sicher“. Die Erklärung zielt darauf ab, allen Menschenrechts-Aktivisten – darunter Anwälte, Journalisten, Gewerkschafter –, die sich weltweit gegen Menschenrechtsverletzungen einsetzen, Anerkennung und Legitimation zu verleihen. Die Politologin Janika Spannagel konstatiert jedoch, dass angesichts anhaltender Verfolgung und Repression von Menschenrechtsverteidigern in vielen Teilen der Welt dieses Anliegen bis heute nichts an Relevanz eingebüßt hat.[1]
Jurist und Jude: Spuren der jüdischen Familie Apfel aus Münstereifel
Die Geschichte der jüdischen Familie Apfel in Münstereifel begann im Jahre 1850, als der noch nicht 26-jährige Metzger David Apfel von Endenich bei Bonn nach Münstereifel zog, wo er die ansässige Metzgertochter Sibilla Nathan heiratete. In den 50 Jahren, in denen David Apfel in Münstereifel lebte, brachte er es zu Ansehen in der Stadt und der jüdischen Gemeinde. So wurde er etwa, als 1870 die Kehilla in Münstereifel mit 131 Mitgliedern ihren Höchststand erreichte und die Rechte einer Spezialsynagogengemeinde erhielt, Repräsentant der Kreis-Synagogengemeinde.
David Apfel wohnte mit seiner immer größer werdenden Familie im heute bekanntesten Fachwerkhaus Münstereifels, dem Windeckhaus in der Orchheimer Straße. Im Dialekt spricht man daher auch heute noch vom „Appels Huus”. Das einstige Stammhaus der jüdischen Familie Apfel mit seinem reichen Schnitzwerk und den beiden Hängestubenerkern ist sicher auch heute noch das schönste Fachwerkhaus des Kurortes Bad Münstereifel.
In den News vom 6. Mai 2012 informierte ich auf meiner Homepage[2] über die auch regionalhistorisch wichtige Tatsache, dass das ansonsten bekannte „Windeckhaus“ von Bad Münstereifel durch eine Briefmarke verewigt worden sei. Das in den Jahren 1644 und 1664 (Fassade) erbaute Kulturdenkmal gehört nun seit 10 Jahren als Sondermarke der Deutschen Bundespost zur Serie „Fachwerkbauten in Deutschland“ und hat als Briefmarke im Postverkehr den Wert von 165 Cent.
Der ursprüngliche Bauherr war übrigens keineswegs der stets genannte Hofrat Windeck, der es erst im 18. Jahrhundert bewohnte, sondern ein gewisser Paulus Pick, der – außer in den Steuerlisten des 17. Jahrhunderts – noch nicht einmal in den städtischen Akten erscheint. Er dürfte aber ein wohlhabender Tuchhändler gewesen sein, der im Erdgeschoss seine Ware feilbot, wo in der Halle zwischen den beiden Erkerzimmern die Waage hing. Im ersten und zweiten Obergeschoss lagen die Wohnräume und darüber die Warenspeicher.
Die genealogischen Spuren des Menschenrechtlers, Strafverteidigers und Autors Dr. Alfred Apfel führen somit zum „Appels Huus”, an dem bis zur Flutkatastrophe des 14./15. Juli 2021 unzählige Touristen vorbei gingen und Fotos machten.
Dem 1945 geborenen Gymnasiallehrer und Kollegen Heinrich Schwing verdanke ich die Ergebnisse seiner mühseligen Recherchen und Bücher, auf die ich dankbar seit dem Jahre 2014 aufmerksam mache. Besonders seine Apfel-Genealogie ist sehr informativ und in gekürzter Form auf meiner regionalhistorischen Website abrufbar.[iii] Hier geht es aber nicht nur um typische genealogische Fakten und interessante Details aus dem Familienumfeld, sondern auch um sozialpolitische Problemlösungen der deutschen Gesellschaft. Somit wirkte Alfred Apfel ab 1919 in der Nachkriegszeit und während des Aufkommens des radikalen Nationalsozialismus.
Mit weiteren Publikationen und besonders mit seinem 150-seitigen Buch „Mein liebes Tierchen – In inniger Liebe Dein Alfred“ hat Heinrich Schwing einen ganz speziellen Beitrag geleistet, die Lebensleistung des kämpferischen Juristen Alfred Apfel sowie seine Aktivitäten als Menschenrechts-Aktivist zu verstehen. Die Auswertung der recht persönlich gehaltenen Korrespondenz des jüdischen Menschenrechtlers tangiert ganz spezielle Aspekte des Rechtswesens, Geisteslebens, Judentums und des politischen Klimas in der Weimarer Republik.[3]
Lebenslauf von Alfred Apfel – Fakten und Zahlen
Die in Münstereifel lebenden David und Sibilla Apfel bekamen in der Zeit zwischen 1851 und 1866 elf Kinder, von denen sieben das Erwachsenenalter erreichten. Ihr berühmter Enkel Alfred (1882-1941) wurde vor 140 Jahren als Sohn von Simon und Rahel Apfel in Düren geboren und verzog 3 Jahre später mit seinen Eltern nach Köln. Die Mutter war literarisch tätig, führte einen bekannten Salon und gründete unter anderem mit Max Bodenheimer die „National-Jüdische Vereinigung“. Sein Vater war Gynäkologe mit eigener Praxis und darüber hinaus sozial vielfältig engagiert.
Immer wieder betonte Alfred Apfel seine eigenen genealogischen Wurzeln, die ihn häufig in die Eifel und natürlich besonders nach Münstereifel führten. Sein Vater Simon Apfel (1852-1932) war ja hier geboren worden und in der nahen Umgebung lebten viele Verwandten. Ab 1900 studierte er in Berlin zunächst Philosophie, dann Jura. Nach fünf Semestern wechselte er 1902 nach Bonn. Im Winter 1903 wurde er zum Königlich-Preußischen-Referendar ernannt. Nach seiner Einjährigen-Militärzeit, wo er erstmals deutlich die jüdische Benachteiligung erfuhr, arbeitete er an einem kleinen Amtsgericht in der Nähe Kölns. 1906 gründete er in der Domstadt den jüdischen „Jugendverein Gabriel Riesser“, promovierte und heiratete im Sommer des Jahres Dina (Dora) Schoenewald. 1907 kam ihre Tochter Hannah zur Welt. In den Jahren nach 1906 reiste Alfred Apfel in viele jüdische Gemeinden und machte sich mit seinem Vortrag „Die Renaissance des jüdischen Bewusstseins“ einen Namen.
Schon in seiner Studienzeit tat er sich aktiv als „Menschenrechts-Aktivist“ und schließlich als mehrmaliger „Präside“ seiner Studentenverbindung, der „Freien Wissenschaftlichen Vereinigung“ (FWV), hervor. 1909 wurde er Vorsitzender des „Verbandes Jüdischer Jugendvereine Deutschlands“. Unter seiner Leitung bis 1922 wuchs der Verband auf zeitweilig über 40 000 Mitglieder an. Als Vorsitzender des Jugendverbandes wurde er auch Hauptvorstandsmitglied des großen „Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“. Und als er 1922 zu den Zionisten wechselte, wo er Mitte der 1920er-Jahre Vorsitzender der „Berliner Zionistischen Vereinigung“ wurde, wuchs zwar nicht seine Beliebtheit, doch machte ihn dies noch bekannter im deutschen Judentum.
Dieser BZV hatte 1910 in Berlin Mitte, Friedrichstraße, Ecke Leipziger Straße, im noblen „Equitablepalast“ eine Kanzlei eröffnet. Sie wurde zum angemessenen Sitz des beruflich und wirtschaftlich spätestens ab 1916 außerordentlich erfolgreichen Anwalts, der eine Reihe von Kriegsgüter produzierenden Firmen und Branchen beriet und vertrat. Deswegen geriet er gelegentlich in noch zu erforschende Gewissenskonflikte. Im Berlin der Weimarer Republik war er zudem bald als Notar und Wirtschaftsanwalt recht prominent.
Nach 1922 trat er auch verstärkt als Autor in Erscheinung. Vornehmlich zu juristischen Themen publizierte er in der „Weltbühne“, der „Arbeiter-Illustrierten-Zeitung“ (AIZ) usw. für ein breiteres Publikum. Er engagierte sich vielfältig. So saß er z. B. im Beirat der „Liga für Menschenrechte“, war Mitglied im „Schutzverband deutscher Schriftsteller“ und engagiertes Vorstandsmitglied der deutschen Landesgruppe der „Internationalen Juristischen Vereinigung“, deren mehrsprachige Revue er zeitweilig herausgab.
Ab 1925 wurden Apfels unermüdlicher Fleiß, seine juristische Brillanz und seine rhetorischen Fähigkeiten auch einem breiteren Publikum bekannt, als er in viel beachteten Prozessen als Strafverteidiger auftrat, zum Beispiel 1925 im Prozess gegen Johann R. Becher, der wegen literarischen Hochverrats angeklagt war.
Ab 1925 trat Apfel auch immer wieder als Autor der „Weltbühne“ und der AIZ (Arbeiter Illustrierten Zeitung) in Erscheinung. Er verteidigte auch George Grosz, dem seine Zeichnung „Maul halten und weiter dienen“ 1927 eine Anklage wegen Gotteslästerung einbrachte. Dieser Prozess endete erst nach fünf Instanzen im Jahre 1930 mit einem Freispruch. Ab 1928 vertrat Apfel auch Angeklagte im Namen der „Roten Hilfe“, so nach dem Blutmai 1929. 1931/32 verteidigte er in einem spektakulären Verfahren in Stuttgart die Ärzte Friedrich Wolf und Else Kienle im Prozess um den § 218.
Sein Name wurde aus besonderem Grund in der Weimarer Republik bekannt, nämlich weil er als renommierter Strafverteidiger in vielen politischen Prozessen erfolgreich war und unter anderem auch den späteren Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky – im so genannten „Weltbühne-Prozess“, einer Landesverratssache – verteidigte. Als Herausgeber der Zeitschrift „Die Weltbühne“ war Ossietzky häufiger wegen Artikel, die illegale Zustände in der Weimarer Republik und auch den radikalen Aufstieg des Nationalsozialismus zum Thema hatten, vor die Justiz gezerrt worden. Im international Aufsehen erregenden „Weltbühne-Prozess“ wurde er 1931 wegen Spionage verurteilt, weil seine Zeitschrift auf die verbotene Aufrüstung der Reichswehr aufmerksam gemacht hatte. Am 10. Mai 1932 musste der Pazifist und bedeutende Gegner der immer brutaler werdenden Nazis seine Gefängnisstrafe in Berlin-Tegel antreten, was von der Weltöffentlichkeit beachtet und kritisiert wurde. Als Strafverteidiger war Dr. Apfel auf allen Fotos zu sehen.
Alfred Apfel, der inzwischen berühmte Demokrat, Jude, Zionist und Menschenrechts-Aktivist aus der Voreifel gehörte daher zu den ersten, die unmittelbar nach dem Reichstagsbrand am 28. Februar 1933 in „Schutzhaft“ genommen und als prominente „Volksverräter“ plakativ von den Nazis gebrandmarkt wurden. Nach seiner Freilassung floh er Anfang Juni 1933, vor einer erneuten Verhaftung gewarnt, nach Frankreich. Daraufhin plakatierte ihn auch der „Illustrierte Volksbeobachter“ unverzüglich als „Volksverräter – ausgestoßen aus der deutschen Gesellschaft“. Sein Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit wurde damit begründet, dass er, der ja eigentlich nur für die Einhaltung der Menschenrechte kämpfte, „durch sein Verhalten, das gegen die Pflicht zur Treue gegen Reich und Volk verstößt, die deutschen Belange geschädigt hat.“ [5]
In Frankreich nahm Dr. Apfel sofort rege Kontakte zur Gründung eines Instituts für Staatenlose auf, u.a. mit Albert Einstein. Im August 1933 stand Apfels Name auf der ersten offiziellen Ausbürgerungs- und Enteignungsliste NS-Deutschlands. In den nächsten Jahren arbeitete er in Paris als juristischer Berater für aus dem Deutschen Reich geflüchtete Personen. Seine Kontakte im Pariser Exil waren außerordentlich vielfältig, sie gingen von renommierten französischen Kollegen, Ministern, Literaten – etwa Ywan Goll, der ihn bei der Übersetzung und Abfassung seiner politischen Autobiografie „Hinter den Kulissen der deutschen Justiz“ unterstützte – , bis hin zu dem ebenfalls im Ausland lebenden Magnus Hirschfeld. Daher ist Alfred Apfel in manchen Kreisen unvergessen.
Weiterhin forderte er auf Exilantenversammlungen die Freilassung Ossietzkys aus dem Konzentrationslager und verfasste Artikel für Exil-Blätter. Im Sommer 1940 wurde Dr. Alfred Apfel im Zusammenhang mit dem deutschen Angriff in Bassens, in der Nähe von Bordeaux, interniert. Beim Näherrücken der deutschen Truppen gelang ihm die Flucht ins noch unbesetzte Frankreich. Er arbeitete in der folgenden Zeit an der Fortsetzung seiner politischen Autobiografie, die bisher nicht wieder auftauchte. Bei einem Besuch im Büro Varian Frys in Marseille, zur Vorbereitung seiner Ausreise in die USA, erlag er am 14. Februar 1941 plötzlich an den Strapazen von Vertreibung, Flucht und Lager einem Herzinfarkt.
Erinnerung an einen bedeutenden Menschenrechtler
Bereits im Vorwort der „Apfel-Briefe“ [6] wird Dr. Alfred Apfel als „prominenter Unbekannter der heutigen Zeit“ skizziert, und das ist der Grund, weshalb mit meinem vorliegenden Beitrag an seinen Geburtstag vor 140 Jahren erinnert werden soll. Er war schon in den „Roaring Twenties“ ein überzeugter Menschenrechtler und Menschenrechts-Aktivist, eine Persönlichkeit, die dank seines juristischen und moralischen Vermögens vielseitig für den Erhalt des Friedens und gegen das nationalsozialistische System angehen konnte. Heinrich Schwing meint hierzu:
„Alfred Apfel zählte spätestens am Ende der Weimarer Republik zur Hautevolee einer linksbürgerlichen Öffentlichkeit. So kannte er und so kannten ihn viele Personen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Sein Name wurde in zahlreichen Publikationen genannt.
Zu seinen Freunden und Bekannten zählten, um nur ein paar Namen zu nennen, Künstler wie Thomas, Heinrich und Klaus Mann, Johannes R. Becher, Kurt Tucholsky, Lion Feuchtwanger, Egon Erwin Kisch, Max Herrmann Neiße, Robert Musil, Ernst Toller, Käthe Kollwitz und George Grosz; Publizisten wie Carl von Ossietzky, Kurt Grossman, Manfred George, Georg Bernhard und Helmut von Gerlach; Wissenschaftler wie Albert Einstein und Emil Julius Gumbel; Theaterleute wie Max Reinhardt und Erwin Piscator.
Umso mehr verwundert es, dass, wenn man mehr über ihn erfahren möchte, vollends etwas zu seiner Person, zu seinem Leben, man kaum Information über ihn findet. Das mag zum einen politisch damit zusammenzuhängen, dass, da er den Nazis als bürgerlich-demokratisch und natürlich schon als Jude verhasst war, sie nach seiner frühen Ausbürgerung alles vernichteten, was seine Spuren trug, selbst seine Personalakte im Justizministerium wurde beseitigt.
Den Bürgerlichen erschien er (der Jude) zu verdächtig reich und erfolgreich, die Sozialdemokraten verdächtigten ihn auch nach 1945 noch, ein Kommunist gewesen zu sein, hatte er doch in der Weimarer Republik mehrfach Kommunisten und auch die KPD verteidigt. Den Kommunisten der DDR war er noch bekannt als brillanter Strafverteidiger, als notwendige Hilfe, aber als zu `bürgerlich´, keiner größeren Aufmerksamkeit wert.“[7]
Gegenwärtig rühmt man in demokratischen Ländern – abgesehen von Ausnahmen (!) – die Vielfalt von Freiheit, die Wahrung der Menschen- und Grundrechte, eine großzügige Kritikfähigkeit sowie eine vorbildliche Toleranz. In diesem Sinne sind Menschenrechtler Personen, die als aktive Gesellschaftsmitglieder Verantwortung übernehmen, nicht wegschauen, aufmerksam sind, zur Aufklärung von Straftaten wertvolle Anhaltspunkte liefern und als Zeugen auftreten. Eine Persönlichkeit aber wie der aus der Voreifel stammende Dr. Alfred Apfel hat wahrscheinlich noch mehr geleistet!
Als ungemein deprimierend und frustrierend empfand auch Heinrich Schwing die nationalsozialistische Diskriminierung von Dr. Alfred Apfel. Er teilte mir mit: Vor knapp 90 Jahren, als Alfred Apfels Name, zusammen mit 32 anderen Prominenten, auf der ersten „Ausbürgerungsliste“ des Deutschen Reiches stand, trug dieses erwähnte Plakat in einem „Deutschen Klub“ (!) von London die Unterschrift: „Wenn ihr einen trefft, schlagt ihn tot!“ [8]
Autor: Hans-Dieter Arntz (hans-dieter-arntz.de)
Anmerkungen
[1] SPANNAGEL, Janika: Erklärung zu Menschenrechtsverteidigern (1998), in: Quellen zur Geschichte der Menschenrechte. Arbeitskreis Menschenrechte im 20. Jahrhundert, Freiburg 2017.
[2] https://www.hans-dieter-arntz.de/news2012.html#news06052012
[3] https://www.hans-dieter-arntz.de/spuren_der_juedischen_familie_apfel.html
[4] APFEL, Alfred: „Mein liebes Tierchen… In inniger Liebe Dein Alfred“. Briefe & Karten an seine Tochter Hannah Busoni. Hrsg.v. Heinrich Schwing in: cbedition.de. Singen 2014, ISBN 978-3-00-046609-0.
[5] Illustrierter Beobachter, 1933, Folge 38, S.1176.
[6] APFEL, Alfred: „Mein liebes Tierchen“, a.a.O.
[7] SCHWING, Heinrich in: „Mein liebes Tierchen“, a.a.O.
[7] Ebenda.