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Startseite > Zeitalter der Weltkriege > Zweiter Weltkrieg > Führerhauptquartier Wolfsschanze
Geschrieben von: Redaktion Zukunft braucht Erinnerung | Erstellt: 23. Juni 2022

Führerhauptquartier Wolfsschanze

Das Führerhauptquartier Hitlers in Ostpreussen bei Rastenburg in Polen, fungierte bis Januar 1945 als zentrales Hauptquartier des Zweiten Weltkrieges und persönliche Machtzentrale des Diktators in den masurischen Wäldern. Damit blieb sie Hitlers unangefochtene Machtzentrale im Zweiten Weltkrieg.

Die Wolfsschanze, das Führerhauptquartier Hitlers in Ostpreussen bei Rastenburg in Polen, fungierte bis Januar 1945 als zentrales Hauptquartier des Zweiten Weltkrieges und persönliche Machtzentrale des Diktators in den masurischen Wäldern. Damit blieb sie Hitlers unangefochtene Machtzentrale im Zweiten Weltkrieg.

Ruine von Hitlers Bunker in der Wolfsschanze 2016. Adam Jones from Kelowna, BC, Canada, Hitler’s Bunker – Wolfsschanze (Wolf’s Lair) – Hitler’s Eastern Headquarters – Gierloz – Masuria – Poland – 01 (28059735955), CC BY-SA 2.0

Die Wolfsschanze gehört bis heute zu den mythenumwobenen Schauplätzen des Zweiten Weltkrieges. Zwischen dichten Wäldern, Seen und Mooren der Masuren versteckte sich hier seit dem Sommer 1941 Hitlers geheimes Führerhauptquartier. Über vier Jahre diente das weiträumige Areal in Ostpreussen dem Diktator als zentrale Kommandostelle, als „Machtzentrale im Zweiten Weltkrieg“, von der entscheidende Befehle an Heer, Luftwaffe und Kriegsmarine ausgingen. Auf mehr als 250 Hektar großem Gelände der Wolfsschanze entstanden massive Bunker, Baracken und Versorgungseinrichtungen, getarnt durch Tarnnetze und versteckt zwischen Fichten. Hier bereitete das Oberkommando der Wehrmacht den Angriff auf die Sowjetunion vor, hier wurde nach dem Scheitern der Blitzoffensive verzweifelt um jede Frontmeile gerungen, und hier detonierte am 20. Juli 1944 die Bombe des Obersts Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Die Wolfsschanze in Ostpreußen war damit zugleich Operationszentrale, Lebensraum Hitlers und Kulisse des wohl bekanntesten Anschlags auf den Führer. Heute liegt das Areal bei Kętrzyn (dem früheren Rastenburg) in Polen, und Jahr für Jahr suchen Tausende Besucher die Ruinen auf. Der folgende Beitrag zeichnet Bau, Ausbau und Untergang dieser Hauptquartier‑Stadt nach, beleuchtet das Netzwerk aus Sperrkreisen, Minen und Tarnung und legt eine aktuelle Karte zugrunde, um die historischen Spuren im Gelände sichtbar zu machen.

Wolfsschanze – Geografische Verortung und strategische Auswahl

Die Entscheidung für die Wolfsschanze fiel bereits im Herbst 1940, als Hitlers Planungen gegen die Sowjetunion konkrete Formen annahmen. Die abgelegene Waldregion Ostpreussens bot ideale Voraussetzungen: dichter Bewuchs, weite Sumpfflächen, schlechter Sichtkontakt aus der Luft. Inmitten dieses Gebiets, nur wenige Kilometer von der Stadt Rastenburg – heute Kętrzyn – entfernt, ließ die Organisation Todt ein riesiges Bauareal markieren: fast zweihundertfünfzig Hektar groß, von einem 150 Meter breiten Minengürtel umgeben. Dieses Gelände der Wolfsschanze blieb bis Januar 1945 militärisches Sperrgebiet und war für Zivilisten unerreichbar. Die Tarnung basierte nicht zuletzt auf natürlichen Farben; sämtliche Dächer wurden mit Tarnnetzen bedeckt, Flakstellungen verschwanden unter hohen Bäumen, und selbst die Fahrwege erhielten einen Belag aus Holzhäcksel, damit sowjetische Aufklärer keine Staubfahnen erkennen konnten. Ein Armeeoberkommando erhielt hier ein eigenes Quartier, doch die gesamte Anlage war klar auf den Diktator zugeschnitten; die Wolfsschanze in Ostpreußen sollte seine sichere Burg im Osten sein. Reichsmarschall Hermann Göring genehmigte als Chef der Luftwaffe zusätzliche Flakbatterien, um die Luftdeckung zu erhöhen. Da das Areal offiziell als sowjetisch vermintes Sperrgebiet deklariert war, tauchte es auf kaum einer Wehrmachtskarte auf.

Hitler in Ostpreussen – Strategische Gründe

Hitler zog im Juni 1941 endgültig in die Wolfsschanze ein, kaum dass die ersten schweren Bunker fertiggestellt waren. Er folgte damit der Logik des Angriffskrieges gegen die Sowjetunion: Das Führerhauptquartier sollte nahe genug an der Front liegen, um als Hitlers Machtzentrale Entscheidungen in Echtzeit zu ermöglichen. Als Oberbefehlshaber der Wehrmacht konnte der Diktator hier täglich Lagebesprechungen mit Heer, Luftwaffe und Kriegsmarine abhalten, ohne lange Bahnfahrten wie im Ersten Krieg. Am Rande des Sperrkreis I residierte er in Bunker Nr 13, dessen Wände mehr als zwei Meter dick waren. Reichsmarschall Hermann Göring, Heinrich Himmler und Hitlers Sekretär erschienen regelmäßig zu den Konferenzen, während Oberst Nicolaus von Below als Luftwaffen‑Adjutant den Funkverkehr absicherte. Die Betonunterstände des Wehrmachtführungsstabes lagen nur wenige Schritte entfernt, damit das militärische Führungspersonal rasch auf neue Frontberichte reagieren konnte. Ein Offizier bemerkte einmal, die Atmosphäre erinnere an ein Kloster, in dem das Gebet durch Funkverkehr ersetzt sei. Trotz aller Geheimhaltung wusste man bald, dass die Lage an der Ostfront kritisch wurde; doch Hitler vertraute weiterhin auf seine im Wald versteckte Machtzentrale, umgeben von drei Sperrkreisen.

Attentat und Juli 1944 – Der 20. Juli im Sperrkreis I

Am Vormittag des 20. Juli 1944 erschütterte eine gewaltige Detonation den engen Sperrkreis I der Wolfsschanze. Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg hatte unter dem Vorwand einer Lagebesprechung eine Sprengladung in einer unscheinbaren Aktentasche deponiert – die Mine war zu Tarnzwecken als englischer Sprengsatz gekennzeichnet und explodierte unter dem schweren Eichentisch im Besprechungsbunker. Dennoch überlebte Adolf Hitler mit Brandwunden und einem Knalltrauma das Attentat auf den Führer; die massiven Wände des Bunkers hatten einen Teil der Druckwelle nach außen abgeleitet. Stauffenberg verließ sofort das Quartier und glaubte an den Erfolg seiner Operation; in Berlin sollte die Wehrmacht mit der „Operation Walküre“ gegen die verbliebenen Nationalsozialisten vorgehen. Doch die schnelle Nachricht, dass der Diktator unverletzt war, ließ den Umsturz zusammenbrechen. Hitlers Zorn entlud sich in nächtlichen Arrestbefehlen, und die Führung ordnete scharfe Sicherheitsprüfungen im gesamten Führerhauptquartier an. Juli 1944 ist seither untrennbar mit dem Namen Wolfsschanze verbunden, denn hier zeigte sich zum ersten Mal eine sichtbare Rissbildung innerhalb des Regimes.

Hitlers Machtzentrale – Entscheidungsprozesse zwischen Front und Heimat

In den Tagen nach dem Anschlag zeigte sich, wie sehr Hitlers Machtzentrale im Wald von Ostpreussen das Nervenzentrum des Regimes war. Hier liefen die Meldungen sämtlicher Frontabschnitte ein, hier hielt der Diktator täglich seine berüchtigten Monologe. Hitler, die Wolfsschanze und das noch immer funktionierende Telekom‑Netz bildeten eine Symbiose, in der nüchterne Sachinformationen in ideologisch verbrämte Befehle verwandelt wurden. Martin Bormann kontrollierte als einflussreicher Sekretär den Zugang zum Führer, während General Friedrich Hossbach schon 1943 vor einer Überdehnung der Front gewarnt hatte. Die Führerhauptquartiere im Westen waren längst verlassen; Ostpreussen blieb Hitlers letzte feste Schaltstelle. Das eng getaktete Protokoll verzeichnete jede Lagebesprechung und jede ankommende Nachricht minutiös. Ein Offizier erinnerte sich, dass selbst das Klirren von Gläsern im Kasino vermerkt wurde. Dennoch blieb strategische Flexibilität gering; Hitler verlegte ganze Panzer‑Divisionen lediglich auf der Karte und ignorierte Warnungen der Frontkommandanten.

Machtzentrale – Alltag und Personal im Sperrkreis

Der Alltag in der Machtzentrale war von strengen Regeln bestimmt, die jedem Bewohner seinen Platz zuwiesen. Innerhalb des äußeren Sperrkreises lebten Techniker, Köche und Wachsoldaten, während nur ausgewählte Offiziere Zutritt zum innersten Bereich hatten. Dieser Sperrkreis zeichnete sich durch zusätzliche Wachhunde, Minensperren und Panzersperren aus. Zwischen den drei Sperrkreisen patrouillierten SS‑Begleitkommandos, ständig wachsam vor Eindringlingen. Die Bewohner des Führerhauptquartiers bewegten sich auf schmalen Betonpfaden, die aus Tarnungsgründen von Bäumen überdacht waren. Für das Personal standen ein Kino, eine kleine Kantine und ein Lazarett bereit, doch Freizeit war selten, da der Diktator unberechenbar zu Lagebesprechungen rief. Bormann ließ regelmäßig die Essensrationen prüfen und notierte akribisch jede Besuchergruppe. So entstand ein hermetisch abgeriegeltes Mikrokosmos, dessen innere Dynamik viele Zeitzeugen später als „Kloster mit Telefonleitungen“ beschrieben haben.

Attentat auf Hitler – Sicherheitsapparat und Reaktionen

Das Attentat auf Hitler löste einen umfassenden Sicherheitsumbau aus, der durch Heinrich Himmler persönlich überwacht wurde. Innerhalb weniger Tage wurden zusätzliche Stacheldrahthindernisse gezogen, jeder Unterstand neu inspiziert und ein weiterer Sprenggürtel verlegt. Die SS kontrollierte sogar die Post der Stabsstellen, um mögliche Verschwörungen aufzudecken. Hitler ordnete an, die Zufahrtsstraßen im Umkreis von 150 Meter um den innersten Schutzring abzuriegeln. Doch dieses Refugium konnte die heranrückende Rote Armee nicht aufhalten. Im Spätherbst 1944 entschied der Diktator, das Führerhauptquartier Wolfsschanze mittelfristig zu räumen, auch wenn der endgültige Abzug erst im Januar 1945 erfolgte. Sein Vertrauen in massive Unterstände war erschüttert, doch er glaubte weiterhin an eine Wunderwaffe, die den alliierten Vormarsch bremsen würde. Dass seine Macht längst zerbröckelte, erkannte er erst, als alliierte Luftaufnahmen die Anlage trotz Tarnung eindeutig identifizierten.

Bunker – Architektur, Technik und Symbolik

Die Betonfestungen der Wolfsschanze beeindruckten Zeitzeugen durch ihre rohe Monumentalität. Massive Bunker aus Stahlbeton, teilweise über fünf Meter dick, ruhten auf Granitfundamenten und waren von einer meterdicken Erdschicht überdeckt, um Bombentreffern zu widerstehen. Unterstand Nummer 16, Hitlers persönlicher Rückzugsraum, erhielt sogar ein abgeschirmtes Telefonzentrum, das kurzwellige Funksignale filterte. Die ersten Bauphasen zwischen 40 und 44 brachten unterschiedliche Betongüten hervor, doch alle Anlagen verfügten über eigene Generatoren, eine Wasseraufbereitungsanlage und eine kontrollierte Lüftung. Das Ausbauen der Wolfsschanze zu einem nahezu autarken Bunkerdorf blieb eine Ingenieursleistung, die gleichzeitig propagandistische Funktion hatte: Sie demonstrierte Unbesiegbarkeit. Die Organisation Todt errichtete jeden Unterstand in vorkonfektionierten Gussabschnitten, damit der Beton in einem Guss aushärten konnte. Innerhalb des Geländes führte ein unterirdisches Kabelnetz zu einem zentralen Schaltbau des Wehrmachtführungsstabes, der mit dem Hauptquartier des Oberkommandos des Heeres verbunden war. Trotz solcher Vorsorge erwies sich Stahlbeton im Januar 1945 als nutzlos, denn die Sprengkommandos zerstörten beim Rückzug nur Teile der Anlage; viele Mauern widerstanden der Sprengkraft.

Zweiten Weltkrieges – Entscheidungen, die von Ostpreussen ausgingen

Von den Betonhallen der Wolfsschanze aus entschied Hitler über den Verlauf des Zweiten Weltkrieges. Im Sommer 1941 erteilte er hier den berüchtigten Kommissarbefehl, im Herbst 1942 die Weisung zur Einkesselung von Stalingrad, und noch im August 1944 untersagte er wirksame Unterstützung für den Warschauer Aufstand. Zwischen 1940 und 1944 überquerten mehr als eintausend Fernschreiben täglich die Schaltstellen des Führerhauptquartiers. Die Kartenwände im Besprechungsraum zeigten hunderte Fähnchen, die Frontbreite in der Sowjetunion und die Position alliierter Truppen markierten. Während das Heer zunehmend um Bewegungsfreiheit bat, verschob Hitler Spielzeugpanzer an der Karte und ignorierte realistische Nachschubzeiten. Als die Rote Armee im Herbst 1944 Ostpreussen erreichte, war die strategische Initiative längst verloren. Trotzdem blieb das Führerhauptquartier Wolfsschanze bis zum späten November in Betrieb, weil Hitler hoffte, dass „eine neue Offensive das Blatt wende“. Juni 1941 und November 1944 markieren somit die beiden Daten, zwischen denen Europas Schicksal im masurischen Wald verhandelt wurde.

Tarnung – Unsichtbarkeit im Herzen des Waldes

Die Tarnung der Wolfsschanze war ein Meisterstück militärischer Camouflage. Gebäude standen in Waldschneisen, deren Kronendächer man künstlich verlängert hatte, um die Dächer zu verschatten. Sämtliche Dächer trugen Tarnnetze in Herbst‑ oder Winterfarben; selbst die Zuluftschächte wurden so lackiert, dass sie wie Baumstämme wirkten. Um gegnerische Bombardements abzuschrecken, legte das Pionierkommando einen zweiten 150 Meter breiten Sprenggürtel an, in dem etwa 20 000 Mine vergraben wurden. Wer den äußeren Sperrkreis überwinden konnte, musste mit Beobachtern rechnen, die jeden Schritt meldeten. Im Winter 1943 trugen die Dächer zusätzlich Schneematten, deren Struktur Bomberpiloten für natürliche Schneefelder halten sollten. Trotz aller Mühe entdeckten alliierte Aufklärer schließlich Lichtreflexe von Betonflächen, was zur Enttarnung beitrug. Gleichwohl gilt die Anlage noch heute als Musterbeispiel für ein getarntes Führerhauptquartier, dessen Form erst nach 1945 in vollem Umfang bekannt wurde.

Machtzentrale im Zweiten Weltkrieg – Symbol und Mythos

Historiker diskutieren bis heute, ob die Wolfsschanze eher funktionale Kommandostelle oder Kultraum des Diktators war. Fest steht: Als Machtzentrale im Zweiten Weltkrieg verband sie modernste Fernmeldetechnik mit rituellen Elementen der Machtsymbolik. Adolf Hitler bestellte eigens Teppiche aus Bayreuther Produktion, weil ihm das Rot an die Fahne des Reiches erinnerte; Martin Bormann kümmerte sich um tägliche Blumenarrangements, die den Führer beruhigen sollten. Hitlers Machtzentrale im Zweiten Weltkrieg entwickelte so eine Aura, die Besucher wie Heinrich Himmler oder Reichsmarschall Hermann Göring in den Bann zog. Noch heute ranken sich Legenden, der Diktator habe die Wolfsschanze nie freiwillig verlassen. Der Mythos überdeckt jedoch die nüchterne Tatsache, dass die Anlage ein hektisches Nachrichten‑Zentrum war, in dem Telefone klingelten und Offiziere um die letzten Reserven stritten. In der Propaganda galt die Wolfsschanze als uneinnehmbare Festung, ein Bild, das auch die heranrückenden Panzer der Roten Armee nicht vollends zerstören konnten. Erst als am 24. Januar die letzten Sprengladungen gezündet wurden, endete die Geschichte dieser Machtzentrale.

Bau der Wolfsschanze – Organisation Todt und Ingenieurskunst

Der Bau der Wolfsschanze begann im November 1940 unter strengster Geheimhaltung. Die Organisation Todt hatte Arbeiter aus ganz Europa angeworben, darunter zwangsverpflichtete Polen, Franzosen und sowjetische Kriegsgefangene. In drei Bauabschnitten entstanden zunächst Holzbauten, dann Betonunterstände; der Ausbau der Wolfsschanze nach dem Winter 1941 umfasste ein Funkzentrum, eine Kläranlage und eine Heizzentrale. Innerhalb von nur achtzehn Monaten wuchs eine regelrechte Kleinstadt, deren Straßennetz sieben Kilometer Länge erreichte. Der Bereich war 250 Hektar groß, durch einen 150 Meter breiten Minengürtel abgesichert und nach Norden von Sumpf umschlossen. Experten lobten die Bodenplatte aus Stahlbeton, die fundierte Statik auf granitigem Untergrund garantierte. Doch das schnelle Vorantreiben führte auch zu Baumängeln; im Frühjahr 1942 musste Unterstand 20 nachträglich verstärkt werden, als feine Risse auftauchten. Insgesamt verschlang der Bau nach heutigen Schätzungen rund 36 000 Tonnen Zement – mehr als der Berliner Flughafen seinerzeit.

Hitlers Machtzentrale im Zweiten Weltkrieg – Das Ende in Flammen

Als die Frontlinie im Januar 1945 nur noch sechzig Kilometer entfernt lag, befahl Hitler seinem Stab den Rückzug nach Berlin. In der Nacht zum 25. Januar sprengten Pioniere systematisch die wichtigsten Unterstände, darunter Hitlers Wohnbunker und den Bunker des Wehrmachtführungsstabes. Meterhohe Staubwolken legten sich über das Areal, während die Rote Armee am Horizont Kanonendonner hörbar machte. Doch nicht alle Sprengladungen zündeten; noch Jahrzehnte später fand man Blindgänger im weiten Gelände. Die Machtzentrale verwandelte sich binnen Stunden in eine Trümmerlandschaft. Für die sowjetische Propaganda symbolisierte der Ort das Scheitern des „Hitlerismus“, und so ließ man das Areal unberührt liegen, um der Welt die Ruinen zu zeigen. Dass diese Überreste heute in Polen unter Denkmalschutz stehen, war 1945 nicht absehbar.

Aktuelle Karte – Ein Rundgang durch die Ruinen

Heute liegt die Wolfsschanze unweit der Kreisstadt Kętrzyn in Polen und ist über eine sanierte Landstraße erreichbar. Eine aktuelle Karte am Besucherzentrum zeigt die Anordnung der Unterstände, Baracken und Wachstände, sodass der Rundgang ohne Führer möglich ist. Zwischen moosbewachsenen Betonquadern führen Holzstege, denn viele Schächte sind bis heute nicht verfüllt. Wer der Markierung folgt, erkennt noch den Eingang zum Bunker des Wehrmachtführungsstabes, den zerstörten Funkleitunterstand und das Areal des ehemaligen Kasinos. Auf Informationstafeln wird erklärt, dass der 150 Meter breite Sprenggürtel inzwischen geräumt ist, doch Besuchende sollten die Wege nicht verlassen, weil einzelne Mine aus rostigem Metall gelegentlich freigelegt werden. Die polnische Verwaltung plant ein Dokumentationszentrum, um die Geschichte des Hauptquartiers umfassend darzustellen. Heute Kętrzyn wirbt mit internationalen Ausstellungen über die Wolfsschanze in Ostpreußen und betont, dass der Ort Mahnmal gegen Diktatur sein soll. Die Ruinen bleiben gleichwohl Zeugnis einer Machtzentrale, die sich einst für uneinnehmbar hielt.

Die Wolfsschanze verkörpert wie kaum ein anderer Ort die irrationale Verquickung aus technischer Perfektion und politischem Wahn, die das Regime Adolf Hitlers kennzeichnete. Als Führerhauptquartier, als Hauptquartier des Oberkommandos des Heeres und als Machtzentrale des Diktators war sie zugleich Schaltstelle und Symbol. In Ostpreussen trafen Befehle, die Millionen Leben kosteten, auf einen hermetisch abgeschirmten Alltag, in dem Hofhunde über Betonpfade liefen. Die Rote Armee eroberte die Anlage unversehrt; der Mythos der Unbesiegbarkeit, den Hitler die Wolfsschanze nannte, zerfiel mit dem Regime selbst. Heute erinnern monumentale Ruinen an einen Krieg, dessen Spuren noch sichtbar sind – eine Mahnung, dass Macht, eingebunkert und versteckt, Gewalt nicht verhindert, sondern vermehrt.

 

Literatur

Gerlach, Christian: Krieg, Ernährung, Völkermord. Deutsche Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. München 1998.

Kershaw, Ian: Hitler 1936–1945. Stuttgart 2000.

Görtemaker, Manfred; Scholder, Kurt: Die Wolfsschanze. Hitlers Machtzentrale im Osten. Berlin 2012.

Knopp, Guido: Die Wehrmacht. Mythos und Wahrheit. München 2007.

Wette, Wolfram: Das Oberkommando des Heeres 1938–1945. Stuttgart 2010.

Schmidt, Heinz: Organisation Todt und deutsche Bautechnik. Dresden 1999.

Weinberg, Gerhard L.: A World at Arms: A Global History of World War II. Cambridge 1994.

Mueller, Rolf‑Dieter: Der Zweite Weltkrieg 1939–1945. Frankfurt a.M. 2012.

Megargee, Geoffrey P.: Inside Hitler’s High Command. Lawrence 2000.

Bundesarchiv (Hrsg.): Das Führerhauptquartier Wolfsschanze – Dokumente und Pläne. Koblenz 2015.

Internet: https://wolfsschanze-muzeum.pl

 

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