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Startseite > Biographien > Walter von Reichenau (1884–1942)
Geschrieben von: Redaktion Zukunft braucht Erinnerung | Erstellt: 14. Juli 2024

Walter von Reichenau (1884–1942)

Der „politische General“ des Dritten Reiches. Autor des berüchtigten Befehl „Über das Verhalten der Truppe im Ostraum“ vom 10. Oktober 1941.

Walter von Reichenau als Generalmajor und Chef des Ministeramtes, 1934

Walter von Reichenau als Generalmajor und Chef des Ministeramtes, 1934. Bundesarchiv, Bild 183-W0408-503 / CC-BY-SA 3.0, Bundesarchiv Bild 183-W0408-503, Walter v. Reichenau, CC BY-SA 3.0 DE.

Generalfeldmarschall Walter von Reichenau (1884-1942) war eine der kontroversesten Persönlichkeiten in der militärischen Führung des Dritten Reiches. Als überzeugter Nationalsozialist und enger Vertrauter Adolf Hitlers verkörperte er den Typus des „politischen Generals“ und spielte eine wichtige Rolle bei der Umwandlung der Reichswehrin die Wehrmacht. Sein Werdegang und seine Handlungen während des Zweiten Weltkriegs werfen ein Schlaglicht auf die Verstrickung der deutschen Militärführung in die Verbrechen des NS-Regimes.

Frühe Karriere und Aufstieg in der Reichswehr

Walter von Reichenau wurde am 8. Oktober 1884 in Karlsruhe geboren. Als Sohn des preußischen Generalleutnants Ernst August von Reichenau war ihm eine militärische Laufbahn quasi in die Wiege gelegt. Nach seinem Eintritt in die Armee 1903 machte er rasch Karriere. Im Ersten Weltkrieg diente er als Generalstabsoffizier und wurde mehrfach ausgezeichnet.

Nach Kriegsende blieb Reichenau in der stark verkleinerten Armee. Hier zeigte sich schon früh sein Talent für politische Netzwerke. 1931 wurde er zum Chef des Ministeramts im Reichswehrministerium ernannt – eine Schlüsselposition an der Schnittstelle von Militär und Politik. In dieser Funktion kam Reichenau in Kontakt mit führenden Nationalsozialisten und entwickelte sich zu einem entschiedenen Befürworter einer Zusammenarbeit zwischen Militär und NSDAP.

Reichenau und die „Machtergreifung“

Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler im Januar 1933 spielte Reichenau eine wichtige Rolle bei der schrittweisen Gleichschaltung des Militärs. Gemeinsam mit dem neuen Reichswehrminister Werner von Blomberg trieb er die Umstrukturierung der Reichswehr zur Wehrmacht voran. Dabei brach Reichenau mit der traditionellen Vorstellung einer „unpolitischen“ Armee.

Ein brisantes Konzept Reichenaus aus dem Jahr 1933 sah vor, dass die SA die gesamte Rekrutenausbildung übernehmen sollte. Dies hätte die Monopolstellung der Reichswehr als einziger Waffenträger der Nation gefährdet. In einer Weisung vom Oktober 1933 an die Wehrkreiskommandos hieß es:

„Die Reichswehr muss bereit sein, einen Teil ihrer Aufgaben an die SA abzugeben, um die Wehrhaftmachung des ganzen Volkes zu ermöglichen.“

Diese SA-freundliche Haltung Reichenaus zeigte sich auch in seiner engen Zusammenarbeit mit SA-Chef Ernst Röhm bei der Planung einer „Organisation der bewaffneten Spezialisten“ innerhalb der SA.

Rolle beim „Röhm-Putsch“

Reichenaus Pläne für eine Aufwertung der SA stießen jedoch auf den Widerstand konservativer Offiziere um Generalfeldmarschall Werner von Fritsch. Im Machtkampf zwischen SA und Reichswehr/SS positionierte sich Reichenau schließlich auf der Seite Hitlers und Himmlers.

Am 30. Juni 1934 spielte er eine aktive Rolle bei der Ausschaltung der SA-Führung im Zuge des sogenannten „Röhm-Putsches“. Gemeinsam mit dem Chef des Sicherheitsdienstes der SS, Reinhard Heydrich, ging er Namenslisten durch und entschied über das Schicksal einzelner SA-Führer. Dieses Verhalten brachte ihm den Ruf eines skrupellosen Opportunisten ein.

Aufstieg in der Wehrmacht

Nach der Ermordung Röhms und der Entmachtung der SA machte Reichenau weiter Karriere in der nun zur Wehrmacht umstrukturierten Armee. Im Februar 1934 wurde er zum Chef des Generalstabs des Wehrkreises VII in München ernannt. Am 1. Oktober 1935 folgte die Beförderung zum Generalleutnant und die Ernennung zum Kommandierenden General des VII. Armeekorps.

1936 gehörte Reichenau zu den Unterzeichnern eines Treuegelöbnisses führender Generäle auf Adolf Hitler. Im Zusammenhang mit der Blomberg-Fritsch-Krise Anfang 1938 wurde er als möglicher Nachfolger für den entlassenen Reichskriegsminister Werner von Blomberg gehandelt, unterlag aber Walther von Brauchitsch.

Am 1. Oktober 1939 wurde Reichenau zum Generaloberst befördert. Kurz darauf erhielt er den Oberbefehl über die 6. Armee, die er im Westfeldzug 1940 zum Sieg führte. Nach der Kapitulation Belgiens wurde ihm am 19. Juli 1940 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.

Reichenau und der Vernichtungskrieg im Osten

Mit dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 begann für Reichenau und seine 6. Armee der Feldzug im „Ostraum“. Hier zeigte sich in aller Deutlichkeit Reichenaus fanatische nationalsozialistische Gesinnung. In einem berüchtigten Befehl „Über das Verhalten der Truppe im Ostraum“ vom 10. Oktober 1941 forderte er seine Soldaten auf, sich als „Träger einer unerbittlichen völkischen Idee“ zu verstehen und „für die Notwendigkeit der harten, aber gerechten Sühne am jüdischen Untermenschentum“ einzutreten.

Der vollständige Wortlaut macht den verbrecherischen Charakter dieses Befehls deutlich:

„Das wesentlichste Ziel des Feldzuges gegen das jüdisch-bolschewistische System ist die völlige Zerschlagung der Machtmittel und die Ausrottung des asiatischen Einflusses im europäischen Kulturkreis. […] Der Soldat ist im Ostraum nicht nur ein Kämpfer nach den Regeln der Kriegskunst, sondern auch Träger einer unerbittlichen völkischen Idee und der Rächer für alle Grausamkeiten, die deutschem und artverwandtem Volkstum zugefügt wurden. […] Deshalb muß der Soldat für die Notwendigkeit der harten, aber gerechten Sühne am jüdischen Untermenschentum volles Verständnis haben.“

Mit diesem Befehl stellte sich Reichenau offen hinter die verbrecherische deutsche Besatzungspolitik in der Ukraine und legitimierte die Ermordung von Juden und anderen Zivilisten durch Wehrmacht und SS. Historiker wie Wolfram Wette sehen darin einen klaren Beweis für die aktive Beteiligung führender Wehrmachtsgeneräle am Holocaust.

Reichenaus Rolle als „politischer General“ zeigt sich auch in seinem persönlichen Verhalten an der Front. So nahm er im Juli 1941 bei einem Frontbesuch an einem Sturmangriff teil und verdiente sich das Infanterie-Sturmabzeichen – eine für einen Armeeführer höchst ungewöhnliche Aktion, die aber ganz der NS-Ideologie vom „kämpfenden Soldaten“ entsprach.

Ernennung zum Generalfeldmarschall und Tod

Am 19. Juli 1941 wurde Reichenau von Hitler zum Generalfeldmarschall befördert. Im Dezember 1941 übernahm er nach der Absetzung von Gerd von Rundstedt den Oberbefehl über die Heeresgruppe Süd. In dieser Funktion war er maßgeblich an der Planung der deutschen Sommeroffensive 1942 beteiligt.

Zu deren Umsetzung sollte es jedoch nicht mehr kommen. Am 12. Januar 1942 erlitt Reichenau während eines morgendlichen Waldlaufs einen Schlaganfall. Er wurde in ein Lazarett nach Lemberg gebracht und sollte von dort aus nach Leipzig geflogen werden. Während des Fluges verschlechterte sich sein Zustand jedoch rapide. Das Flugzeug musste in Poltawa notlanden, wo Walter von Reichenau am 17. Januar 1942 im Alter von 57 Jahren verstarb.

Beurteilung und Nachwirkung

Walter von Reichenau verkörperte wie kaum ein anderer hoher Militär des Dritten Reiches den Typus des „politischen Generals“. Seine Karriere zeigt exemplarisch die Verstrickung der Wehrmacht-Führung in die Verbrechen des NS-Regimes.

Der Militärhistoriker Johannes Hürter urteilt in der Neuen Deutschen Biographie:

„R[eichenau] war der Prototyp des politischen Generals im NS-Staat. Er verband militärisches Können mit bedingungsloser Loyalität zum Regime und fanatischem Antisemitismus. […] R. trug wesentlich dazu bei, die Reichswehrin die Wehrmacht zu überführen und sie auf ihre Rolle als Instrument der NS-Diktatur vorzubereiten.“

Reichenaus Wirken widerlegt eindeutig den nach 1945 verbreiteten Mythos von der „sauberen Wehrmacht“. Sein Beispiel zeigt, dass führende Militärs nicht nur Hitlers Befehle ausführten, sondern aus eigener Überzeugung den verbrecherischen Charakter des Krieges im Osten vorantrieben.

Die kritische Auseinandersetzung mit Reichenaus Rolle hat auch Konsequenzen für die Traditionspflege der Bundeswehr. So wurde 1998 die nach ihm benannte Reichenau-Kaserne in Karlsruhe umbenannt. 

 

Literatur

Bernd Boll: Generalfeldmarschall Walter von Reichenau. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Hitlers militärische Elite. Band 1. Primus, Darmstadt 1998, S. 195–202.

Johannes Hürter: Hitlers Heerführer. Die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941/42. Verlag Oldenbourg, München 2007,  S. 652 f. (Kurzbiographie)

Sönke Neitzel: Reichenau, Walter Karl Gustav August Ernst von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, S. 301 f. (Digitalisat).

Brendan Simms: Walter von Reichenau. Der Politische General. In: Ronald Smelser, Enrico Syring (Hrsg.): Die Militärelite des Dritten Reiches. 27 biographische Skizzen. Ullstein, Frankfurt am Main 1997, S. 423–445.

Thilo Vogelsang: Hitlers Brief an Reichenau vom 4. Dezember 1932. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Jg. 7 (1959), S. 449–457. (ifz-muenchen.de).

Robert Wistrich: Reichenau, Walter von (1884–1942). In: Robert Wistrich: Wer war wer im Dritten Reich? Ein biographisches Lexikon. Anhänger, Mitläufer, Gegner aus Politik, Wirtschaft und Militär, Kunst und Wissenschaft. Fischer-Verlag, Frankfurt am Main 1987, S. 275–277.

Der Reichenau-Befehl vom 10. Oktober 1941 auf ns-archiv.de

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