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Startseite > Rezensionen > Filmrezensionen > Underground – von Kaori Oda
Geschrieben von: Redaktion Zukunft braucht Erinnerung | Erstellt: 20. Februar 2025

Underground – von Kaori Oda

Underground | Underground. 
Land: JPN 2024. 
Regie: Kaori Oda. 
Sektion: Forum 2025. 
Datei: 202517290_1. 
© 2024 trixta

Underground | Underground. Land: JPN 2024. Regie: Kaori Oda. Sektion: Forum 2025. Datei: 202517290_1. © 2024 trixta

 

Eine meditative Reise in die Tiefen der Erinnerung

Kaori Odas „Underground“, der abschließende Teil ihrer „Underground“-Trilogie, ist ein filmisches Experiment, das dokumentarische Präzision mit poetischer Abstraktion verbindet. Der Film, der im Forum der 75. Berlinale seine Premiere feierte, entführt das Publikum in die unterirdischen Höhlen Okinawas – Orte, die als stumme Zeugen der gewaltsamen Schlacht von 1945 dienen. Durch eine hypnotische Mischung aus sinnlichen Bildern, historischen Fragmenten und einer schwebenden Erzählstruktur erkundet Oda, wie sich kollektive Traumata in Landschaften einschreiben und über Generationen hinweg fortwirken.

Kaori Oda, bekannt für ihre Arbeiten „Cenote“ (2021) und „Aragane“ (2023), vollendet mit „Underground“ eine Trilogie, die sich konsequent mit unterirdischen Räumen als Archiv menschlicher Erfahrung auseinandersetzt. Anders als in ihren früheren Filmen, die auf professionelle Darsteller:innen verzichteten, integriert Oda hier erstmals die Tänzerin und Filmemacherin Nao Yoshikai in die Rolle eines wandelnden Schattens – eine Chiffre für die unsichtbaren Spuren der Vergangenheit. Diese Entscheidung, so erklärt Oda in Interviews, entstand aus der Notwendigkeit, das Konzept des Schattens über rein metaphorische Darstellungen hinaus zu erweitern. Yoshikais Präsenz, oft reduziert auf silhouettenhafte Bewegungen und das Berühren von Oberflächen, wird zum Vermittler zwischen physischer Realität und historischem Echo.

Der Film verzichtet auf lineare Erzählung zugunsten einer collagehaften Struktur, die drei Erzählstränge verwebt: dokumentarische Vorträge über historische Höhlenereignisse, Yoshikais choreografierte Erkundungen urbaner und natürlicher Unterwelten sowie kontemplative Landschaftsaufnahmen, die Wasser, Stein und Licht als eigenständige Protagonisten behandeln. Diese Herangehensweise, betont Oda, ziele darauf ab, „Geschichte nicht zu erklären, sondern mit den Sinnen erfahrbar zu machen“.

Die cinematografische Arbeit von Yoshiko Takano steht im Zentrum von „Undergrounds“ ästhetischer Wirkung. In langen, meditativen Einstellungen fängt Takano die Texturen der Höhlenwände ein – mal glatt wie polierter Onyx, mal zerfurcht von den Spuren vergangener Explosionen. Besonders eindrücklich sind jene Szenen, in denen Grundwasser die Kameraobjektive benetzt und die Grenzen zwischen Reflexion und Realität verschwimmen lassen. Hier entsteht eine visuelle Metaphorik, die das Wasser sowohl als Medium der Reinigung wie auch der unausweichlichen Durchtränkung mit historischem Blut deutbar macht.

Die Entscheidung, auf 16mm-Film zu drehen, verleiht den Bildern eine körnige Tiefe, die digitale Aufnahmen nie erreichen könnten. In Interviewausschnitten beschreibt Oda, wie die physischen Limitierungen des Mediums – begrenzte Rollenlängen, manuelle Fokussierung – den Rhythmus des Films prägten: „Jede Einstellung musste durchdacht sein, wie ein Haiku“. Diese Disziplin spiegelt sich in der Komposition wider: Schatten, die sich über Gestein ziehen, werden zu Pinselstrichen eines unsichtbaren Malers; die Bewegung von Yoshikais Händen, die Wände ertastet, evoziert archäologische Untersuchungen.

Der Soundtrack von Miyu Hosoi operiert im Spannungsfeld zwischen dokumentarischer Authentizität und abstrakter Klangkunst. In den Höhlenszenen dominieren tropfende Wassertöne und das Knistern von Funkgeräten, während urbane Sequenzen von dumpfen U-Bahn-Geräuschen und dem entfernten Echo menschlicher Stimmen durchdrungen sind. Ein wiederkehrendes Motiv ist das Rattern von Projektoren – eine Hommage an das Filmmaterial selbst, das hier sowohl Medium als auch Gegenstand der Reflexion wird.

Zentral für die historische Dimension sind die Vorträge von Mitsuo Matsunaga, einem Friedensaktivisten und Knochensammler, der als Guide durch Okinawas Höhlen fungiert. In ruhigem, fast litaneiartigem Tonfall berichtet er von zwei konträren Ereignissen aus dem April 1945: Im Chibichirigama-Höhlensystem brachten sich 83 Zivilisten durch Massenselbstmord um, während im nahen Shimuku-Gama die Intervention zweier Hawaii-Emigranten über 1.000 Menschen zur Kapitulation bewegte. Odas Kamera verharrt dabei auf Matsunagas Händen, die Luftbilder und Kartenmaterial berühren – eine stille Kritik an der Distanz, die konventionelle Geschichtsschreibung schafft

Yoshikais Performance als „Shadow“ transformiert den menschlichen Körper zum Archiv. In wiederkehrenden Motiven – dem Streichen über Moosbewuchs, dem Umkreisen von Bombentrichtern – wird physischer Kontakt zum Akt des Erinnerns. Interessant ist hier die Parallele zu Matsunagas Knochensammlung: Beide, Körper und Knochen, dienen als Träger vergessener Narrative.

Ein Schlüsselbild zeigt Yoshikai, wie sie in einer verlassenen U-Bahn-Station ihre Handfläche gegen eine Wand presst, während Matsunagas Stimme von „Knochen, die noch immer in der Erde schlummern“ spricht. Diese Überblendung von urbanem Untergrund und Kriegsrelikten verweist auf Japans ambivalente Erinnerungskultur, die zwischen Modernisierungswahn und historischer Amnesie oszilliert.

Odas radikale Abkehr von narrativen Konventionen mag manche Zuschauer:innen herausfordern. Szenen wechseln ohne erkennbares Muster zwischen 16mm-Material, Handyaufnahmen und Überwachungskamera-Perspektiven. In einer besonders verstörenden Sequenz wird Yoshikais Tanz durch eine Höhle plötzlich von Archivbildern japanischer Schulkinder unterbrochen, die in denselben Gängen Exkursionen durchführen. Hier wird der Film selbst zur Höhle Platons: Jedes Medium wirft nur Schatten der historischen Wahrheit, die sich erst im Wechselspiel der Perspektiven offenbart.

Kritisch könnte man fragen, ob die experimentelle Form bisweilen die historische Aussagekraft überlagert. Doch gerade in dieser Spannung liegt die Stärke des Werks. Wie Oda in Interviews betont, ging es ihr nicht darum, „Fakten zu vermitteln, sondern die Unmöglichkeit ihrer vollständigen Rekonstruktion spürbar zu machen“.

„Underground“ ist kein leichter Film, aber ein notwendiger. In einer Zeit, da nationalistische Geschichtsumdeutungen weltweit Konjunktur haben, setzt Oda der Vereinnahmung des Vergangenen eine Kunst entgegen, die Leerstellen bewusst macht. Die Berlinale ist der ideale Ort für diese Premiere – nicht nur wegen des politischen Anspruchs des Festivals, sondern auch wegen der lokalen Geschichte: In Berlins Untergrund schlummern bekanntlich noch immer Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg.

Mit seiner Kombination aus sensorischer Immersion und intellektueller Reflexion gelingt Oda hier ein Werk, das die Grenzen des Dokumentarfilms neu auslotet. Man verlässt den Kinosaal nicht mit klaren Antworten, sondern mit der Erkenntnis, dass Erinnerung selbst ein unterirdischer Fluss ist – stets im Fluss, stets im Dunkeln, stets bereit, an unerwarteten Stellen wieder an die Oberfläche zu treten.

Underground – von Kaori Oda (Regie, Buch) / mit Nao Yoshigai, Mitsuo Matsunaga, Mikie Nishihara, Eiga Matsuo, Hayato Nagasaki / 83′ / Japan 2024 / Farbe / Japanisch / Untertitel: Englisch
Berlinale 2025 – Sektion Forum

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