Slowenien heute
Immer seltener wird das kleine Slowenien – 20.273 km², 2 Mio. Einwohner – international mit der (einst tschechoslowakischen) Slowakei oder (dem kroatischen) Slawonien verwechselt. Seit dem 1. Mai 2004 ist das Land EU-Mitglied, zum 1. Januar 2007 durfte es als erstes der neuen EU-Mitglieder den Euro als nationale Währung einführen. Slowenien gilt als „Musterland“ der EU, obwohl niemand weiß, wie es zu diesem Rang gekommen ist. Der einstige Industriegigant ist von seinen bosnischen und montenegrinischen Rohstoffquellen abgeschnitten und seiner Milliardenaufträge seitens der „Jugoslawischen Volksarmee“ entblößt. Slowenien musste sich auf Nahrungsmittelindustrie, Dienstleistungen und Tourismus umstellen, was ihm offenkundig so gut gelang, dass es ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf von 24.020 Dollar erwirtschaftet – über zwanzigmal mehr als das Kosovo. Wenn man den Standard der gesamten EU gleich 100 nimmt, dann steht Slowenien bei 88, was andere Mitgliedsstaaten erst einmal schaffen müssen.
Andererseits zieht Slowenien die EU in seine Probleme und Konflikte, die es mit Nachbarn hat und austrägt. Mit Kroatien streitet es sich seit anderthalb Jahrzehnten um das Atomkraftwerk Krško – ein slowenisch-kroatisches Gemeinschaftsunternehmen auf slowenischem Territorium -, das ungeachtet aller Sanierungs- und Nachrüstungsbemühungen noch nie die erwartete Leistung brachte, um die angeblichen oder realen „Diebstähle“ von 60 Millionen Devisen, die die „Bank von Ljubljana“ beim Zerbrechen Jugoslawiens begangen haben soll, und um die Abgrenzung der kroatischen und slowenischen Territorialgewässer in der Adria. Noch nie fiel der EU ein oder auf, dass gerade in diesem letzten Streitpunkt beide Unrecht haben: Die Adria war nie ein „kroatisches“ Meer, sondern immer ein jugoslawisches, was Brüssel bei seiner Unterstützung der ex-jugoslawischen Nachfolgestaaten schlicht „übersah“ und nun mit diesem balkanischen Territorialgezänk leben muss.
Ein weiteres Problem sind die „izbrišani“, die „ausgelöschten“ rund 30.000 Serben, die Slowenien in den frühen 1990-er Jahren hinauswarf, weil sie keine Staatsbürger Sloweniens werden wollten. Diese Serben verloren Arbeitsplätze, Wohnungen, Rentenansprüche etc., haben auch ein höchstrichterliches Urteil zu ihren Gunsten, aber das hilft ihnen gar nichts: Slowenien gefällt sich in seiner „antibalkanischen“ Attitüde, was von der EU billigend in Kauf genommen wird. Die „izbrišani“ stehen für das gestörte Verhältnis, welches Slowenen zu ihrer eigenen neueren Geschichte haben.[1] Zweimal wurde ihr Land von Serbien „gerettet“: 1918 vor dem Schicksal, als Teil des Kriegsverlierers Österreich-Ungarn von den Siegern als herrenlose Beute behandelt zu werden, und 1944/45, als Tito bislang italienische Territorien vereinnahmte und so die slowenische Fläche beträchtlich vergrößerte.
Hitler über Slowenien: „Machen Sie mir dieses Land wieder deutsch…!“
In Maribor, vormals „Marburg an der Drau“, leben noch Menschen mit historischem Landzeitgedächtnis, etwa Bogo Skalicky, Nestor der Mariborer Journalistik, der sich daran erinnert, dass Hitler am 26. April 1941 in Maribor den Auftrag erteilte: „Machen Sie mir dieses Land wieder deutsch…!“ „Wieder“ deutsch? Slowenien gehörte seit dem späten 15. Jahrhundert zu Habsburg, das zwar eine „deutsch“ dominierte Monarchie war, seine Erfolge aber einer sehr behutsamen ethnokulturellen Entwicklungspolitik verdankte. Das unterschied es von Hitlers Deutschland, das im Frühjahr 1941 einen Krieg gegen das Königreich Jugoslawien, zu dem Slowenien seit 1918 gehörte, vom Zaun brach. Jugoslawien wurde von deutschen, italienischen, ungarischen und bulgarischen Truppen überfallen, in kürzester Zeit niedergeworfen und unter den Siegern aufgeteilt.
Am schwersten von den Teilungen war Slowenien betroffen. Das nordöstliche Prekmurje-Gebiet wurde Ungarn angeschlossen, der ganze Mittelteil mit Oberkrain (Gorenjska) und Untersteiermark (Spodnja Štajerska) kam direkt zum „Großdeutschen Reich“, wurde also an die ex-österreichischen „Gaue“ Kärnten und Obersteiermark angeschlossen, und den Süden mit der Hauptstadt Ljubljana nahmen sich die Italiener. Das italienische Besatzerregime war das relativ mildeste, da es den Slowenen eine gewisse Autonomie beließ und Zweisprachigkeit tolerierte. Etwa härter war die Lage unter den Ungarn, obwohl auch die keine restlose Assimilierung der Slowenen betrieben. Nach der italienischen Kapitulation im September 1943 besetzten die Deutschen die bislang italienischen Gebiete, wobei sie Teile der italienischen Besatzungspolitik fortbestehen ließen.
Gegen die Besatzer formierte sich Ende April 1941 die „Befreiungsfront“ (Osvobodilna fronta, OF), an der sich Kommunisten, Sozialisten, Demokraten und andere, insgesamt zehn Gruppen, beteiligten. Das Programm der OF war bewusst als Gegenteil zur Besatzungspolitik konzipiert: demokratische Regierungsform, bewaffneter Kampf gegen die Okkupanten, politische Autonomie Sloweniens, Achtung der Menschenrechte, Wiederaufbau des jugoslawischen Staates auf der Basis der Gleichberechtigung seiner Völker. Dieses Konzept hatte so großen Widerhall, dass sich die slowenischen Partisanen bereits im Herbst 1941 zur „Nationalverteidigung“ und „einzigen legalen Streitmacht des slowenischen Volkes“ proklamieren konnten.
Es ist außerordentlich schwer, exakte Zahlen über die numerische Stärke der slowenischen Partisanenbewegung zu finden. Ende 1942 waren in ganz Jugoslawien rund 150.000 Partisanen aktiv, im Frühjahr 1945 bereits 800.000. Von den slowenischen Einheiten heißt immer nur, sie seien „klein“ gewesen, ihre einzelnen Formationen hätten 20 bis 30 Mitglieder gezählt, aber sehr aktiv waren sie und wurden nach Kampfverlusten rasch wieder aufgefüllt, so dass sie bis Jahresende 1941 zwei Bataillone formieren konnten. Nach jüngeren Angaben[2] zählte Slowenien damals etwa eine Million Einwohner, von denen 40.000 bei den Partisanen kämpften. Vermutlich waren es sogar erheblich mehr: Im November 1948 gab es in Slowenien 6.628 Kriegsinvaliden, d.h. Menschen mit Verletzungen und Behinderungen, die sie nachweislich in Kämpfen bei den Partisanen erlitten hatten. Rechnet davon eine gewisse Zahl ab, die in der Zeit nach Kriegsende verstorben waren, und zieht man weiterhin eine große Zahl von Gefallenen in Betracht sowie den Umstand, dass nicht jeder Partisan im Kampf verwundet wurde, dann dürfte eine Gesamtzahl von mindestens 70.000 slowenischen Partisanen realistisch sein.
Deutsche und Slowenen bis Kriegsende
Ethnisch hatten die Slowenen ein typisch balkanisches Schicksal – sie lebten über lange Perioden in fremden Ländern (Italien, Österreich, Ungarn) und unter fremden Herrschaften. Solange die fremde Herrschaft ihnen eine gewisse kulturelle Autonomie beließ, fanden sie sich mit ihr ab. Das berühmteste Beispiel dafür war die Volksabstimmung in Südkärnten im Oktober 1920, die der Friedensvertrag von St. Germain angeordnet hatte. Das Gebiet wurde vom gerade entstandenen „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“ (SHS), das sich ab 1929 „Jugoslawien“ nannte, beansprucht, zeitweilig auch besetzt, was wiederum österreichische Gegenaktionen provozierte, die durch alliiertes Eingreifen beendet wurden etc. In dem strittigen Gebiet machten Slowenen rund 70 Prozent der Bevölkerung aus, aber knapp 60 Prozent der abgegeben Stimmen votierten für Österreich, das Mitte November 1920 die Region wieder unter seine Verwaltung nahm.
Diese Abstimmung gilt bis zur Gegenwart als einer von wenigen gelungenen Versuchen, die „Selbstbestimmung von Völkern“ frei und ungehindert zum Ausdruck zu bringen – obwohl das damalige Versprechen an die Slowenen, „ihre sprachliche und nationale Eigenart jetzt und alle Zeit zu wahren“, niemals zur Gänze erfüllt wurde. Die deutschsprachigen Kärntner nahmen das Abstimmungsergebnis als Beweis dafür, dass die Slowenen entweder völlig assimiliert oder ein anderssprachiger deutscher Stamm wären, man ihnen also keine ethnokulturellen Konzessionen mehr zu machen habe. Die Slowenen sahen das diametral anders und erhofften die ihnen zugesagte Kulturautonomie – vergebens.
„Chefideologe“ der deutschen Vereinnahmung der Slowenen war der Kärntner Regionalhistoriker Martin Wutte (1876-1948), für den alle Slowenen „Windische“ waren, d.h. slawisch sprechende Deutsche, die 1920 ja ihre „Heimattreue“ bewiesen hätten. Diese Ansicht wirkte verwirrend bis auf die deutsche Besatzungspolitik im Zweiten Weltkrieg ein, die sich ständig mit einigen konträren Fragen herumschlug: Sollte man die „Windischen“ weiter assimilieren oder sie deportieren? Sollte man ihrem Begehren nach Autonomie mit Gewalt begegnen oder mit einigen Zugeständnissen? Konnte der sich ausbreitende Partisanenkampf mittels Terror gegen alle Slowenen unterdrückt werden, oder war es geschickter, die durch antislowenischen Terror provozierte Einheitsfront der Slowenen aufzubrechen, indem man sich einzelner Gruppen oder Konfessionen „bediente“. Wutte plädierte für letztere Alternative, wohl wissend, in wie viele Strömungen und Richtungen die slowenischen Parteien und kirchlichen Organisationen in friedlichen Zeiten zersplittert waren, die sich erst in Kriegszeiten und zur Abwehr von deutschen Drangsalen gegen das ganze Volk zusammenfanden.
In diesem Sinne hatte Wutte Friedrich Rainer (1903-1947) beeinflusst, den möglicherweise interessantesten NS-Politiker überhaupt, von dem zu Lebzeiten geraunt wurde, er habe das „Zeug“ dazu, der Nachfolger Hitlers zu werden. Rainer wuchs in einer streng deutsch-nationalen Kärntner Familie auf und bekam von Jugend an die militant antislavische Ideologie seiner Landsleute mit: „Verteidigung des Deutschtums“, notfalls auch mit Waffengewalt, Feindschaft gegen die jugoslawischen Nachbarn, restlose und lückenlose Germanisierung der „Windischen“ etc. Früh war er Mitglied in den paramilitärischen „Turnvereinen“, die sich diesen Zielen widmeten. 1930 wurde Rainer Mitglied in Hitlers NSDAP, im Mai 1938 vom „Führer“ persönlich zum „Gauleiter“ von Salzburg bestimmt und machte rasch Karriere in den NS-Führungsrängen. Am 11. November 1941 machte Hitler ihn zum „Reichsstatthalter“ und Chef der Zivilverwaltung in den besetzten Gebieten Sloweniens, nach der Kapitulation Italiens übernahm er zusätzlich am 10. September 1943 die „Operationszone Adriatisches Küstenland“, also die bis dahin italienisch besetzten Teile Sloweniens.
Rainer startete sein Germanisierungsprogramm mit gewalttätigen Mitteln[3]: Verbot der slowenischen Sprache in der Öffentlichkeit, Verbot slowenischer Vereine und Büchereien, „Eindeutschung“ slowenischer Namen, Deportationen von Slowenen. Speziell diese Deportationen aber waren ein Fehlschlag: Bis April 1942 hatte er eine Liste von 1.400 slowenischen „Irredentisten“ zusammengestellt, die dann in aller Eile ins „Reichsinnere“ gebracht wurden. Diese Aktion trug Rainer wütendste Kritik ein, u.a. von deutschen Heerführern in Norwegen, die um die Kampfmoral ihrer „windischen“ Soldaten fürchteten. Umgehend berief Rainer „Kontrollkommissionen“, um die Ausweisungen zu prüfen, wonach in der Tat nicht wenige zurückkommen durften. Von da ab war Rainer vorsichtiger und betrieb seine Germanisierung in regionaler Abstufung. Dazu brachte ihn nicht zuletzt die Abneigung „seiner“ Kärntner dagegen, die Grenzen des „Deutschtums“ allzu weit auszudehnen. Seine Besatzungspolitik wurde milder – Deportationen und Kollektivstrafen gab es nicht mehr, neue Straßen wurden gebaut etc. Das half ihm auch dabei, nach 1943 die vormals italienischen Regionen Ljubljana, Istrien, Triest, Görz und Friaul zu verwalten. Formal verblieben sie unter italienischer Jurisdiktion, aber real waren sie fest in deutscher Hand, allerdings so, dass die dort lebenden Slowenen, Kroaten und Italiener möglichst wenig Grund zur Klage hatten. Er dachte sogar daran, mit der Restitution des mittelalterlichen „Herzogtums Krain“ den Slowenen eine Art von Autonomie zu verschaffen, was Hitler ihm verbot.
Um die Militarisierung der Slowenen
Rainers Hauptsorge waren die Partisanen, die vor allem im großen deutschen Besatzungsgebiet aktiv waren, weil dort Hitlers Germanisierungs-Gebot anfänglich mit aller Härte umgesetzt wurde. Eben davor hatte Wutte Rainer gewarnt, aber erst nach der deutschen Übernahme italienischer Gebiete im Herbst 1943 konnte er daran denken, hier die Bekämpfung der Partisanen und die Befriedung der Slowenen zu kombinieren. Dafür musste er sich nur die slowenischen Klerikalen geneigt machen, denen politische Kräfte von allein folgen würden.
Rainer knüpfte Kontakte zum slowenischen Bischof Gregorij Rožman (1883-1959), der den ex-Habsburger und ex-jugoslawischen General Leon Rupnik (1880-1946) mit an Bord holte. Zu beiden gesellte sich SS-General Erwin Rösener (1902-1946), Chef der SS-Division “Alpenland”, deren Operationsgebiet Slowenien war. Röseners Hauptaufgabe war die Partisanenbekämpfung, wobei er mit Rožman und Rupnik eng zusammenarbeitete. Ein Photo aus jener Zeit zeigt von links nach rechts Rupnik, Rösener und Bischof Rožman.
Diese Kooperation war nötig geworden, nachdem sich rein deutsche Unternehmungen als unwirksam erwiesen hatten. Zu diesen gehörte auch die “SS-Karstwehr”, die der Geologe Dr. Hans Brand (1879-1959) im Juli 1942 aufgestellt hatte und die sich später – nach zahlreichen Umformierungen und Umbenennungen – einen “Namen” als die wohl brutalste SS-Einheit überhaupt machte.
In der Karstwehr hatten auch “Volksdeutsche” aus Slowenien gedient, aber keine Slowenen. Bis zum Sommer 1943 gab es auch keine Notwendigkeit, die Slowenen zu bewaffnen. Dann aber stellten die Italiener “Freiwillige Antikommunistische Milizen” auf, um die von Partisanen umkämpften Dörfer zu schützen. Kurz darauf, nach der italienischen Kapitulation, ging diese Truppe in der von den Deutschen in der Region Ljubljana aufgestellten “Slowenischen Heimwehr” (Slovensko domobranstvo, SD) auf. Im Küstengebiet formierte sich das “Slowenische Nationale Sicherheitscorps” (Slovenski narodni varnostni zbor, SNVZ) und in der Gorenjska die regionale “Heimwehr” (Gorenjsko domobranstvo). Letztere Truppe war kaum mehr als ein “Ableger” der SD von Ljubljana und unterstand der lokalen Gestapo, während die beiden anderen Formationen von der SS beaufsichtigt wurden.
Die “Domobranzen”, mit zeitweilig 13.000 Mann eine beachtliche Größe, wurden von der SS als Hilfstruppe gegen die Partisanen angesehen und behandelt, wofür schon der Eid (prisega) sprach, den die SD-Ljubljana am 20. April 1944 und am 30. Januar 1945 leisten musste:
“Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen, dass ich treu, tapfer und meinen Vorgesetzten ergeben sein werde, dass ich gemeinsam mit den deutschen Streitkräften, die unter dem Befehl des Führers Groß-Deutschlands stehen, mit den SS-Einheiten und der Polizei im Kampf gegen Banditen und den Kommunismus sowie deren Verbündete meine Pflichten gegenüber meiner slowenischen Heimat als Teil eines freien Europas treu erfüllen werden. Ich bin bereit, für diesen Kampf auch mein eigenes Leben zu opfern. So wahr mir Gott helfe”.
Danach mussten die slowenischen Soldaten in deutscher und slowenischer Sprache noch folgende Erklärung unterzeichnen:
„Ich bin freiwillig in die Slowenische Heimwehr eingetreten, zum Kampf für die Vernichtung des Kommunismus, der meinem Land so viel Elend bereitet hat und ganz Europa bedroht. Es ist mein fester Wille, mit allen meinen Kräften für das Wohl meines Landes und Europas unter deutscher Führung zu kämpfen und dafür auch mein Leben zu wagen. Diese Verpflichtung habe ich heute mit einem heiligen Eid bekräftigt. Über meine Pflichten und Rechte in dienstlicher, disziplinarischer und wirtschaftlicher Hinsicht bin ich belehrt worden“.
Symbolfigur der SD war General Leon Rupnik, der anfänglich auch ihr Befehlshaber, später ihr administrativer Chef war. Bei den Deutschen war er vor allem wegen seiner antisemitischen Tiraden angesehen, aber militärisch verließen die sich lieber auf andere Slowenen. Weniger bedeutsam, aber dennoch streng überwacht war das SNVZ, das italienische Uniformen trug und anfänglich nur 1.850 Mann zählte, davon 80 Offiziere und 200 Unteroffiziere.
Das Ende
Die im SD-Eid erwähnten „Verbündeten des Kommunismus“ waren die Alliierten der Anti-Hitler-Koalition, die im Juni 1944 Titos Partisanen offiziell anerkannten. Die britische Regierung warnte die slowenischen „Domobranzen“, den Kampf auf Seiten der Deutschen gegen die Partisanen und die Alliierten fortzusetzen, stieß damit aber auf taube Ohren.
Am 21. November 1944, als der größte Teil Jugoslawiens bereits befreit war, erließ die provisorische Regierung unter Tito eine Amnestie, die auch die slowenische SD einbezog, sofern sich deren Kämpfer bis zum 15. Januar 1945 stellten. Auch dieses Angebot wurde größtenteils überhört, woraufhin Deutsche und Slowenen in den abschließenden Kampfhandlungen, die vom 20. März bis zum 15. Mai dauerten, nochmals schwere Verluste erlitten. Ende Mai 1945 war Tito in Slowenien, wo er andere Töne schlug: Die „Rachehand unseres Volkes“ müssten alle Verräter zu spüren bekommen. So kam es auch.
Am 1. März 1945 hatten sich Titos Partisanen zur „Jugoslawischen Armee“ (Jugoslovenska armija) umbenannt, und mit dem Einmarsch einer motorisierten Einheit dieser Armee in Klagenfurt am 9. Mai 1945 war der Krieg auf jugoslawischem Boden beendet. Allerdings kamen Titos Soldaten ein paar Stunden – Stunden! – zu spät nach Kärnten. Das war ein letzter Streich von Gauleiter Rainer. Der trat am 7. Mai zurück, übergab die Macht einer provisorischen Allparteien-Regierung, die mit den einrückenden Briten vereinbarte, dass die Jugoslawische Armee umgehend zurückgeschickt würde.
Die ehemaligen Partisanen hielten sich an ihre ehemaligen Gegner, die slowenischen „Domobranzen“ und die kroatischen „Ustaschen“. Von den Slowenen waren ca. 10.000, von den Kroaten ca. 25.000 nach Österreich geflohen – genaue Zahlen sind nicht bekannt, da unter den Fliehenden auch Zivilisten, deutsche Soldaten etc. waren. Die Briten übergaben die meisten Ex-Soldaten den Partisanen, die auch zahlreiche Erschießungen vornahmen. Jugoslawien hat im Zweiten Weltkrieg 1,7 Millionen Menschen verloren, die Leidenschaften waren nach Kriegsende verständlich aufgewühlt. Dennoch ist es Unsinn, wenn slowenische Autoren von 100.000, kroatische von 300.000, ja 500.000 Menschen sprechen, die angeblich damals getötet wurden. Wie lange dauert es, so viele Menschen zu töten? Wo „versteckt“ man Hunderttausende Leichen? Bislang wurden jedenfalls nur die Gräber von wenigen Hunderten erschossenen Slowenen gefunden.
Die wahren Kriegsverbrecher hat Jugoslawien ohnehin nicht fassen können. In den ersten Nachkriegsjahren forderte es von den Westalliierten die Übergabe von 1.828 namentlich aufgeführten Kriegsverbrechern – nur abgezählte 208 wurden ausgeliefert. Die anderen führten ein ungestörtes Leben, z.B. der slowenische Bischof und Kollaborateur der Deutschen Rožman, der sich von Klagenfurt und Bern aus erfolgreich bemühte, auf dem Schwarzen Markt Millionen zu verdienen und damit ehemaligen SS-Angehörigen zur Flucht nach Südamerika zu verhelfen. Er selber starb 1959 in Cleveland (Ohio) – seit ein paar Jahren läuft in Slowenien seine „Rehabilitierung“.
Nie rehabilitiert können andere werden. General Rupnik floh bei Kriegsende nach Österreich, wurde an Jugoslawien ausgeliefert, zum Tode verurteilt und am 4. September 1946 hingerichtet. „Gauleiter“ Rainer stand 1947 in Ljubljana vor Gericht und wurde am 19. Juli hingerichtet. So besagte es eine Todesurkunde, die seiner Familie in Österreich zugeschickt wurde. Tatsächlich hat er mindestens bis 1950, eventuell sogar bis 1952 gelebt und für die jugoslawische Geheimpolizei seine Memoiren geschrieben.
Autor: Wolf Oschlies
Literatur
Joachim Hösler: Sloweniens historische Bürde, in: Das Parlament – Beilage „Aus Politik und Zeitgeschichte“ Nr. 46/2006
Igor Mekina: Nemci, ki so bili partizani (Deutsche, die Partisanen waren), in: Mladina Nr. 8/2004
Interview mit dem kanadischen Historiker Maurice Williams, in: Mladina Nr. 9/2005, S. 32-36
Anmerkungen
[1] Joachim Hösler: Sloweniens historische Bürde, in: Das Parlament – Beilage „Aus Politik und Zeitgeschichte“ Nr. 46/2006
[2] Igor Mekina: Nemci, ki so bili partizani (Deutsche, die Partisanen waren), in: Mladina Nr. 8/2004
[3] Interview mit dem kanadischen Historiker Maurice Williams, in: Mladina Nr. 9/2005, S. 32-36