Retter tschechischer, jüdischer und deutscher Kinder
Im Mai 2004 waren die Tschechen einmal mehr mit ihrem spezifischen „Hobby“ befasst, die „größten Persönlichkeiten“ ihrer Nationalgeschichte zu bestimmen. Das tun sie alle Jahre, wobei die ersten fünf Plätze dieser Rangliste seit Jahren vergeben sind – an Karl IV. (1316–1378), deutscher Kaiser, böhmischer König und 1348 Prager Universitätsgründer, an Tomás Masaryk (1850–1937), den tschechoslowakischen Staatsgründer, an den Bildungsphilosophen Jan Amos Comenius (tschechisch Komenský, 1592–1670), an den „Dichter-Präsidenten“ Václav Havel (*1936) und an den Kirchenreformer Jan Hus (1369 „1415). Auf weiteren Plätzen landeten die, die weltweit für tschechische Kreativität und Vielseitigkeit stehen: die Komponisten Smetana und Dvořák, der Sportler Emil Zátopek, der Schriftsteller Jaroslav Hasek (der Schöpfer des braven Soldaten Svejk) und viele weitere, unter ihnen der Prager Deutsche Franz Kafka und die österreichische Kaiserin Maria Theresia.
Mehr oder minder ist diese Galerie seit Jahrzehnten fixiert, aber noch nie fand sich in ihr Přemysl Pitter. Das liegt daran, daß die Tschechen ihren Landsmann nicht kennen, der international höchste Wertschätzung genießt: Bereits 1964 ehrte der Staat Israel ihn für die Rettung jüdischer Kinder, indem er Pitter den Titel „Gerechter unter den Völkern“ verlieh – die höchste Auszeichnung, die Israel zu vergeben hat. 1974 dekorierte Bundespräsident Heinemann Pitter mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse, 1975 wurde er Ehrendoktor der Universität Zürich, 1995 erklärte die UNESCO den 100. Geburtstag Pitters zum „Weltkulturjubiläum“. Und ähnliche Ehrungen mehr – für einen Tschechen, den die einen als „Comenius unserer Zeit“ oder als „tschechischen Albert Schweitzer“ empfanden, während andere ihn mit dem Polen Janusz Korczak oder dem Deutschen Oskar Schindler verglichen. Ganz falsch sind solche Epitheta nicht, wie sie aber auch nicht zur Gänze zutreffen.
Wo das „goldene Prag“ am schönsten ist, auf der Malá Strana (Kleinseite), liegt in der Valdsteinská-Straße 20 das „Pädagogische Museum Jan Amos Comenius“ (www.pitter.eu/en), in welchem Marketa Dvořáková das umfangreiche Pitter-Archiv betreut: Über 300 Kisten, gefüllt mit alten Materialien, Manuskripten, Tonband-Kassetten etc., was alles Antwort auf die Frage gibt, wer Přemysl Pitter war. Am besten charakterisiert man ihn wohl als tschechischen Humanisten: als furchtlosen Kämpfer für Menschenrechte und Menschenwürde, der die Maxime seines Tuns von genuin tschechischen Vorbildern bezog. Pitter hat sich oft und gern zu seiner geistigen und politischen „Ahnengalerie“ bekannt: Wirkungsmächtig sein wie die „Slavenapostel“ Kyrill und Method, die um 860 im damaligen Großmährischen Reich das erste Alphabet der Slaven schufen und damit die slavische Schriftkultur begründeten. Mutig zur erkannten Wahrheit stehen wie der Kirchenreformer Jan Hus, der 1415 als Ketzer verbrannt wurde. Die eigene Geschichte als nationalen Auftrag zu Demokratie und Aufklärung verstehen, wie es der Historiker Frantisek Palacký (1798–1876) im frühen 19. Jahrhundert tat. Und politisch ein Demokrat wie Tomás Masaryk sein, dessen Tschechoslowakei eine demokratische Insel im europäischen Meer von Diktaturen und Halbdiktaturen blieb, bis Hitler sie 1938/39 zerstörte. In jüngeren und friedlicheren Jahren hatte sich Pitter vor allem an das Vorbild Masaryks gehalten – später und nach vielen konfliktreichen Erfahrungen für alle Tschechen stellte er eher Jan Hus heraus und forderte die Tschechen auf, ein „Hus-Volk“ (Husův národ) zu werden.
Přemysl Pitter wurde am 21. Juni 1895 in Prag geboren, damals Hauptstadt des „Königreichs Böhmen“ in der Habsburger Monarchie. Er ging zur Grundschule, brach die Oberschule aber bald ab, um eine Druckerlehre zu absolvieren, die er durch Qualifikationskurse in Leipzig abrundete. Im Ersten Weltkrieg wurde er eingezogen, erwies sich aber als völlig ungeeignet als Soldat: Zwei Desertionen und seine generelle Weigerung, auf Menschen zu schießen, brachten ihm ein Todesurteil ein, das er mit viel Glück überlebte. Nach dem Krieg begann er ein Studium an der neugegründeten Theologischen Fakultät der Universität in Prag, nunmehr die Hauptstadt der souveränen Republik Tschechoslowakei. Auch dieses Studium hielt er nicht durch, trug aber den bleibenden Gewinn davon, mit dem Wirken des Prager Theologen Jan Milíč (um 1320–1374) bekannt zu werden. Milíč war ursprünglich Notar am Hofe Karls IV., später ein einflussreicher Bußprediger und Gründer eines Heims für die Ärmsten. Anfänglich war Milíč von den Pragern verlacht worden, wegen seines starken Hána-Dialekts, einer Mundart aus Süd-Mähren, später wurde er eine Symbolfigur tschechischen Männermuts und Durchsetzungsvermögens.
Nach seinem Vorbild baute Pitter 1933, mitten in einer schweren Wirtschaftskrise, mit uneigennütziger Hilfe des Prager Bauunternehmers Dr. Karel Skorkovský in Prag-Žižkov sein „Milíčův dům“ (Milíč-Haus). Heiligabend 1933 wurde es eingeweiht, 1936 erweitert. 1938 kam noch ein Anwesen in dem Dorf Mýto, 65 Kilometer westlich von Prag gelegen, hinzu, das vom Milíč-Haus als Sommerkolonie genutzt wurde. Architektonisch war das Haus ein Alptraum, aber konzeptionell ein Kindertraum in dem armen Arbeiterviertel Žižkov, das erst 1922 nach „Groß-Prag“ eingemeindet worden war: Wer hier geboren wurde, hatte gefährliche Perspektiven zu verwahrlosen – sofern ihm nicht eine Betreuung in Pitters Haus den Glauben an Menschlichkeit und Lebensfreude vermittelte. Václav Havels erste Frau Olga, 1933 als Olga Splichalová in Žižkov geboren, hat sich bis zu ihrem Tod 1996 gern an ihre Zeit im Milíč-Haus erinnert[1], und im Mai 2004 hatte der Verfasser das Glück, in Prag Blanka Sedláčková zu treffen, die aus putzmunterer Erinnerung berichtete[2]:
„Das Milíč-Haus war ein so schöner Ort. Wir waren jeden Nachmittag dort und vergaßen die ärmlichen Verhältnisse zu Hause. In der damaligen Krise war es absolut einmalig, nicht nur für unser Land. Vermutlich hat niemand in ganz Europa ein so schönes Haus für Kinder gebaut: Ein moderner Bau, ein Garten, eine Turn- und Spielhalle, eine Bibliothek, Studierzimmer, ein Musiksaal, Bastelstuben für Papier- und Holzarbeiten. Dazu die Klubzimmer für die einzelnen Altersgruppen, in die wir eingeteilt waren. Je 12 Kinder bildeten eine Gruppe, die ihren eigenen, von den Kindern ausgesuchten Namen hatte. Die kleinen Mädchen waren die Bienchen oder Schwälbchen, die größeren die Hausfrauen, die Jungen waren die Wölfe oder Biber oder Stoßtrupps. Die einzige Verpflichtung für uns, was sage ich: Verpflichtung – in diesem Haus gab es keine Verpflichtungen. Es war phantastisch, man kam und reihte sich in seine Gruppe ein. Und da gab es manchmal Gedränge, etwa beim Tischtennis, das alle spielen wollten. Da wurde dann eingeführt, daß jeweils drei Gruppen eine Stunde spielen durften, dann Wechsel, damit alle einmal an die Reihe kamen“.
Das war Pitters Werk – für dessen Pflege er ein großartiges Team fähiger, christlich-humanitär orientierter, politisch ungebundener Helfer um sich scharte. Aber das Milič-Haus war keine „Kopfgeburt“ Pitters, vielmehr der handfeste Beleg seiner Verbundenheit mit den modernsten tschechischen Beiträgen zum „Jahrhundert des Kindes“ (wie die schwedische Pädagogin Ellen Key das 20. Jahrhundert benannt hatte).
Pitters treueste und langjährigste Helferin war die Schweizerin Olga Fierz (1900–1990, Bild), die seit 1928 in Prag als Lehrerin und Übersetzerin arbeitete und ab Beginn des Milič-Haus dort aktiv war.[3] Pitters eigentlicher Mentor war der Jurist und Schriftsteller Ferdinand Krch (1881–1973), der in dessen Tätigkeit die drei Elemente einbrachte, die diese erst „abrundeten“ und im Zweiten Weltkrieg und in der unmittelbaren Nachkriegszeit menschenrettende Bedeutung erlangen sollten: Zum ersten war das ein spezifischer „Bonus“ für Kinder, der die Pädagogik Krchs und Pitters auszeichnete – „kein Kind kann etwas dafür, in welcher Zeit und in welcher Familie es geboren wurde. Kein Kind soll leiden!“ Zum zweiten betraf es die Begabung für Public relations, die Krch in hohem Maße auszeichnete. Er hatte Zeitschriften für Kinder herausgegeben, war als Autor oder Koautor von Kinderbüchern bekannt geworden und stand 1924 hinter der Zeitschrift „Zbratření“ (Verbrüderung), die Pitter redigierte. Zum Dritten war es Krch zu verdanken, daß Pitter und seine Gruppe sich von Anfang an gegen jede Regung von Antisemitismus stellten, wie immer diese auch beschaffen sein mochte.
Der Antisemitismus hat bei Tschechen niemals eine große Rolle gespielt[4], am allerwenigsten für Pitter, der im Februar 1938 in seiner Zeitschrift „Zbratření „ schrieb: „Über Juden schreibt und redet man allgemein als über eine Rasse, die die Welt wirtschaftlich beherrscht. Das ist Lüge und Demagogie. Es gibt bei Juden reiche und einflussreiche Individuen, denen eine Masse jüdischer Armer gegenübersteht, von deren Elend man sich keinen Begriff macht. (…) Die ‚Christen‘ wehren sich jetzt mit brutalen und rücksichtslosen Methoden gegen sie. Wohin soll ein armer Jude mit seiner zahlreichen Familie gehen? Was soll er tun? Man erschlägt und quält sie in Deutschland, hungert sie in Polen und Rumänien aus, jagt sie aus Palästina hinaus, beleidigt und erniedrigt sie in aller Welt“.
So wie Pitter dachte das Gros der Tschechen – die aber andere und fatale politische Fehler begingen. Auf sie früh und mit devinatorischer Wucht hingewiesen zu haben ist das bleibende, wiewohl weithin noch unerkannte Verdienst des tschechischen Philosophen Emanuel Rádl (1873–1942). Rádl hatte Mitte der 192-er Jahre die Tschechische Liga für Menschenrechte (Liga pro lidská práva) gegründet, in der Pitter aktives Mitglied war. Pitter übernahm von Rádl zwei Grundgedanken, nämlich daß Menschenrechte der Maßstab von Demokratie sind und daß ein in der Art tschechischer Denker wie Hus, Comenius u. a. verstandenes und gelebtes Christentum die Achtung von Menschenrechten fundamental einschließt, und daß, zweitens, die aktuelle tschechische Politik gegenüber den 3,5 Millionen Deutschen im Land grundlegend falsch ist und auf einen schwerwiegenden Konflikt zutreibt:[5]
„Deutschland wird gewiß den Versailler Frieden korrigieren, und dagegen wird es weltweit keinen Protest geben. Österreich wird sich mit Deutschland vereinigen, der Danziger Korridor wird liquidiert, das Nationalitäten-Prinzip, mit welchem man gegen Deutschland kämpfte, wird zur Waffe in deutschen Händen. Wird es auch eine Waffe gegen die Tschechoslowakei, deren Bevölkerung zu einem Viertel aus Deutschen besteht? Sind die Deutschen in Böhmen eine Avantgarde deutscher Kampfbereitschaft?“
So schrieb es Rádl 1928, tschechisch und deutsch. Und was er schrieb, ist Punkt für Punkt eingetroffen. Was wäre geschehen, hätte der junge Staat der Tschechen und Slowaken ein Verhältnis zu seinen deutschen Mitbürgern aufgebaut, das diese zu aktiven Förderern von Masaryks demokratischer Politikkonzeption gemacht hätte? Masaryk selber hätte das begrüßt[6], aber leider war er der einzige – in einer Kommunität, die beiderseits vom „beschränkten Horizont ehemaliger österreichischer Provinzler“ geprägt war, wie es Richard Coudenhove-Kalergi (1894–1972), der Begründer des Pan-Europa-Gedankens, schon 1921 rügte.[7] Fast zur gleichen Zeit erkannte Leopold Schwarzschild, Herausgeber des legendären „Tagebuchs“, daß es gefährlich sei, die über drei Millionen Deutschen in der Tschechoslowakei als „Minderheit“ zu behandeln, die knapp zwei Millionen Slowaken aber als zweites Staatsvolk herauszustreichen: „An dieser Ziffer wird ein System scheitern!“[8]
Es hat in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen nicht viele Stimmen dieser Art gegeben, aber die es gab, waren prophetisch! Sie wurden nicht gehört, konnten es wohl auch nicht: Die demokratische Tschechoslowakei, politisch das „Lieblingskind“ der Westmächte und ökonomisch dank hoher Schutzzölle intakt, hob sich von ihren krisengeschüttelten Nachbarn in Mitteleuropa so vorteilhaft ab, daß kaum jemand Ängste um ihre Zukunft verspürte.[9] Sollten die Deutschen in der Tschechoslowakei doch weiter ihre Klagelieder singen und sich mit ihrer „Sudetendeutschen Partei“ von einem Wahlsieg zum anderen bewegen – die „Schweiz Osteuropas“, von Masaryk inauguriert und von Edvard Beneš fortgeführt, würde keinen Schaden nehmen.
Sie nahm ihn doch, und die Ereignisse sind bekannt: Hitler spannte die Sudetendeutschen planmäßig als „fünfte Kolonne“ ein, ließ sie unerfüllbare Forderungen stellen, brachte Rom, Paris und London auf seine Seite und erreichte am 29. September 1938 das „Münchner Abkommen“, durch welches das gesamte Sudetenland (22.500 km2, ca. 3 Mio. Einwohner, darunter knapp 700.000 Tschechen) ans „Deutsche Reich“ angegliedert wurde. Zeitlebens hat Pitter dafür Frankreich, England und dem ganzen Westen ein hohes Maß von Mitschuld zugemessen – eine Ansicht, in der ihn westeuropäische Freunde bekräftigten. Anfang Oktober 1938 war er zu einer Vortragstour nach England und Frankreich aufgebrochen, die sehr erfolgreich verlief – es kam Geld in die Kassen des Milíč-Hauses, weil man sich in London und Paris für die Unterschriften Chamberlaines und Daladiers unter dem Münchner Abkommen schämte. Für den Moment hatte das den positiven Nebeneffekt, daß das Sommerlager in Mýto fertig gebaut werden konnte, das nun Hunderte tschechische und deutsche Flüchtlinge aus dem Sudetenland aufnahm, die vor Hitlers Herrschaft flohen.
Aber dabei blieb es ja nicht: Präsident Beneš floh ins britische Exil, sein Nachfolger wurde der ehemalige Nationalbank-Präsident Emil Hácha (1872–1945), den Hitler im März 1939 zwang, „das Schicksal des tschechischen Landes und Volkes vertrauensvoll in die Hände des Führers des Deutschen Reichs zu legen“ und in die Bildung des „Protektorats Böhmen und Mähren“ einzuwilligen. Masaryks Tschechoslowakei war am Ende: Die tschechischen Landesteile (etwas verkleinert um nordmährische Regionen, die Polen raubte) wurden an Deutschland angeschlossen, die Slowakei genoß eine „Souveränität“ von Hitlers Gnaden, Ungarn griff sich große Teile der Süd-Slowakei und die gesamte Karpato-Ukraine.[10]
In diese so gründlich veränderte Landschaft kam Pitter von seiner Westeuropa-Reise zurück, voller Angst, daß die neuen deutschen Herren ihn als Aktivisten der „Liga gegen Antisemitismus“ verhaften würden; das geschah nicht, weil der Vorstand der Liga die Mitgliederkartei rechtzeitig vernichtet hatte. Gegen die Juden im Protektorat setzte ein maßloser Terror ein. Ab Juni 1939 mußten sie alle den David-Stern tragen, gleichzeitig begann die „Arisierung“ ihres Vermögens. In der Folgezeit wurde ihnen durch eine Fülle immer neuer Verordnungen alles verboten: Sie durften nach 20 Uhr nicht mehr die Wohnung verlassen, keine Kinos, Theater, Konzerte oder Schulen besuchen, etc. Ab Mitte Oktober 1941 wurden tschechische Juden zunächst in das polnische Ghetto Łódż deportiert, ab dem 24. November 1941 in das Ghetto Theresienstadt (Terezín) bei Prag, von wo die meisten nach Auschwitz gebracht und dort ermordet wurden. Vor dem Krieg hatten in Böhmen und Mähren rund 118.000 Juden gelebt, von denen 26.000 rechtzeitig emigrieren konnten; von den im Lande verbliebenen kamen 87.000 um – nur wenige Tausend kehrten aus den KZs zurück.[11]
Wenn „Juden und jüdischen Mischlingen“ sogar „das Lesen von Zeitungen verboten“ wurde, und das in öffentlichen Schaukästen (wie auf nebenstehendem Bild zu sehen ist), dann wurde jede Humanität gegenüber Juden geradezu lebensgefährlich. Přemysl Pitter schreckte das nicht. Er hatte die Katastrophe früh kommen gesehen und in seinen beiden Heimen auch hautnah miterlebt: Nach dem September 1938 hatten, bedingt durch die Ereignisse, tschechische, deutsche, jüdische und andere Kinder im Milíč-Haus und in Mýto Zuflucht gefunden. Pitter und seine Mitarbeiter betreuten sie, solange es eben ging – und als es nicht mehr ging, fuhren sie dennoch damit fort. Pitter-Schützling Blanka Sedláčkova erinnerte sich im Mai 2004 an Details:
„Überall hingen Plakate, wie viele wieder hingerichtet worden waren. Auch Přemysl Pitter wurde zur Gestapo gerufen, weil man dort erfahren hatte, daß jüdische Kinder weiter ins Milíč-Haus kommen, und er ihnen zudem noch mit Nahrungsmitteln half. Die Juden hatten ja weit geringere Zuteilungen als die Tschechen, Milch bekamen sie überhaupt nicht. Wir bekamen im Milíč-Haus pro Kind täglich einen Viertelliter Milch. Davon wurde einiges aufgespart, was Pitter und andere abends jüdischen Familien brachten. Und jetzt kommt Pitter also zur Gestapo und muß erst einem sehr hohen Beamten erklären, was das Milíč-Haus ist und was dort geschieht. Dann sagte er: Herr Direktor, Sie unterstützen jüdische Kinder und jüdische Familien. Darauf Pitter: Das stimmt, aber ich denke, das ist unter menschlichem Gesichtspunkt verständlich. Nebenher bemerkt: Pitter hatte sich auf den Besuch wie auf einen Haftantritt vorbereitet – zweimal Unterwäsche angezogen, einen kleinen Koffer mit Toilettenartikeln in der Hand. Der Gestapo-Mann hörte alles an und sagte dann nur: Sie können gehen. Darüber war Pitter so erstaunt, daß er noch in der Tür fragte: Werden Sie mich nochmals benötigen? Phantastisch! Und der von der Gestapo murmelte nur: Ich denke, nicht. Im Haus hatten die Mitarbeiter schon für ihn gebetet, und als er plötzlich wieder da war, schauten ihn alle wie ein Wunder an“.
Diese wahre Geschichte hat Pitter auch in seiner Autobiographie erwähnt[12], die näheren Umstände hat Tomás Pasák, früherer Direktor des Prager Comenius-Museums, in zwei detailfrohen Büchern berichtet.[13] Kurz gefasst, war es so, daß in diesen Jahren Pitter einen Kampf aufnahm und mit aller Konsequenz führte, wobei ihn seine drei Grundhaltungen leiteten. Zum ersten war er ein tschechischer Patriot und wehrte sich mit seinen Mitteln dagegen, daß tschechische Kinder „germanisiert“ würden. Zum zweiten war er bewusster Christ und darum immer bereit, bedrohten Menschen zu helfen. Zum dritten war er Pazifist und als solcher nicht bereit, sich irgendeinem bewaffneten Widerstand anzuschließen – obwohl er Kontakte zu den jeweiligen Gruppen unterhielt und seine humanitäre Tätigkeit sehr wohl als Teil des Widerstands verstand.
In der Praxis war Pitters Aktivität ungeheuer erschwert: Freunde und Mitarbeiter verschwanden, weil ihnen entweder die Flucht aus dem Protektorat gelang oder sie mit „Transporten“ nach Auschwitz deportiert wurden. Deutsche Kinder sprachen zumeist kein Tschechisch, jüdische Kinder sprachen zumeist Deutsch, was für Unmut bei den tschechischen Nachbarn sorgte. Da im Protektorat die deutschen „Nürnberger Rassegesetz“ galten, war jede Fürsorge für jüdische Kinder ein „Verbrechen“. Tschechische Kollaborateure der deutschen Besatzer hatten stets ein misstrauisches Auge auf Pitters Haus, und in ihrem Kampfblatt „Arijský boj“ (Arischer Kampf) fehlte es nicht an denunziatorischen Berichten. 1941 wurde Pitters Zeitschrift „Zbratření“ verboten, Ende 1943 ereilte ihn das Verbot, in der Öffentlichkeit zu reden, nachdem er bereits zuvor alle seine Vorträge und Predigten der Zensur vorlegen musste. Und ähnliches mehr, was Pitter nicht weiter behinderte: Er versteckte deutsche Deserteure, brachte jüdische Kinder in nichtjüdischen Familien unter, die sie als die eigenen ausgaben, etc. Erst nach dem Krieg hat Pitter erfahren, wie viele Tschechen seine helfenden Mitwisser gewesen waren: Das Milíč-Haus hatte zu allen Zeiten großzügige Förderer, und im Krieg „stieg deren Hilfe noch an“ (P. Pitter).
Daß der Krieg für Deutschland verloren war, konnte man in Prag und Umgebung schon früh erkennen – beispielsweise an den wachsenden Zahlen deutscher Flüchtlinge, die aus östlichen Regionen hierher geflohen waren. Hier waren sie temporär in Sicherheit, aber für wie lange? Im Londoner Exil hatte Präsident Beneš schon die Linie für die Nachkriegszeit ausgegeben: Nicht alle Deutschen sind schlecht, aber alle Deutschen sind verantwortlich für das, was das NS-Regime in ihrem Namen verbrochen hat. Und zweitens: In ganz Osteuropa haben sich „deutsche Minderheiten als internationale Gefahr“ erwiesen, weswegen es „nach diesem Krieg zu einer weit größeren Aussiedlung von Minderheiten als nach dem letzten Krieg kommen muß“.[14]
Unter diesen Auspizien lud Pitters Mitarbeiter Zdeněk Teichman (1912–1999) im Sommer 1944 Pitter, Fierz, Krch und weitere zu einem konspirativen Treffen in seinem Sommerhaus ein, wobei zwei Fragen beraten wurden: Wie würde sich das bevorstehende Kriegsende auf das Schicksal von Kindern, gleich welcher Nationalität, auswirken? Und was sollte mit den jüdischen Kindern geschehen, die dann aus Ghettos, Konzentrationslagern etc. zurückkehren würden? Speziell für diese rief Pitter ein „Komitee der christlichen Hilfe für jüdische Kinder“ (Výbor křest’anské pomoci židovským dětem) ins Leben. Zur Mitarbeit gewann er einen erstaunlich großen Kreis von Pädagogen, Geistlichen etc.: Wäre unter diesen auch nur ein Verräter gewesen, dann „wäre Pitter in Auschwitz in die Gaskammer gegangen“ (T. Pasák).
Am 5. Mai 1945 brach in Prag ein Aufstand gegen die Deutschen aus, ein im Grunde überflüssiges Unternehmen: Der „Tschechische Nationalrat“ (ČNR), der unter Führung des Literaturwissenschaftlers Albert Pražák (1880–1956) die oberste politische Macht übernahm, hatte mit deutschen Armeebehörden deren Abzug ausgehandelt, dem sich jedoch einige SS-Einheiten widersetzten. So kam es zum Aufstand, der am 9. Mai mit dem Eintreffen sowjetischer Truppen endete.
In diesen Tag wurde Pitter vom ČNR beauftragt, sich um die jüdischen Kinder in Terezín zu kümmern. Für deren Unterbringung hatte er ein Schloß weit im Landesinnern ausgesucht, als jemand ihn aufmerksam machte, daß in Prag Olesovice, Stiřín, Kamenice und Lojovice leer stünden. Im ČNR war man froh, die Schlösser vor weiterer Devastierung durch russische Soldaten zu bewahren, und so wurde Pitter „vierfacher Schlossherr“. Am 22. Mai brachte er per Bus die ersten 25 jüdischen Kinder in die neuen Heime. Es waren Kinder aus Böhmen und Mähren, Österreich, der Slowakei, der Karpato-Ukraine und Polen. Sie alle waren in einem schrecklichen Zustand, abgemagert bis auf die Knochen, oft zu keiner Bewegung mehr fähig, zudem in hohem Maße Typhus-gefährdet. Pitter überwand alle Schwierigkeiten, brachte sie in seine Heime und nach wenigen Wochen hatten sich die Kinder etwas erholt. Zu den körperlichen Schwächen kamen ihre psychischen Traumata. Beispielsweise waren die Kinder anfänglich nicht in der Lage, in normaler Lautstärke zu sprechen – anders hatten sie sich im KZ nicht durchsetzen können. Viele suchten ihre Angehörigen, die längst tot waren, andere legten wahre Odysseen zurück – bis in die Karpato-Ukraine, die die Sowjetunion okkupierte hatte und nie wieder zurückgab –, um dann doch zu Pitter nach Prag zu kommen, der in vielen Fällen vermisste Angehörige aufgespürt hatte. 1999 hat der Prager Schriftsteller Pavel Kohn (*1929) ehemalige jüdische Schützlinge der „Aktion Schlösser“ in Israel aufgesucht, woraus ein beeindruckendes Buch[15] entstand: „In den Schlössern versuchte man, uns von jenem Schock zu befreien, den wir als Kinder in den Konzentrationslagern erlitten hatten, uns zur Ruhe zu bringen, uns den Glauben an menschliche Güte und Wärme zurück zu geben, den wir in der Vergangenheit gänzlich verloren hatten. Bei vielen von uns ist ihnen das auch gelungen“.
Ab Juli 1945 wagte Pitter ein wahrhaft einmaliges Experiment: Er brachte in seinen Schlössern jüdische Kinder, die eben noch im KZ gewesen waren, mit tschechischen Kindern, denen noch schlimmste Erfahrungen aus dem Protektorat gegenwärtig waren, mit deutschen Kindern zusammen, die gelegentlich noch in HJ-Uniformen steckten. Pitters Einmaligkeit lag darin, daß er sich bewusst einer Welle des antideutschen Hasses entgegenstemmte, die ab Mai 1945 durch Böhmen und Mähren ging. In Eile waren rund 500 Internierungslager eingerichtet worden, in denen Hunderttausende Deutsche darauf warteten, als Kriegsverbrecher verurteilt oder aus dem Lande vertrieben zu werden. Hinzu kamen Exzesse und Lynchmorde auf tschechischen Straßen, Prozesse vor „Standgerichten“ und eine staatliche Politik, die dieses Treiben kaum bremste, wohl aber böse auf Pitter reagierte, als dieser die schlimmen Zustände in den Internierungslagern in aller Schärfe anprangerte und dabei vor allem den brutalen Umgang mit deutschen Kinder verurteilte. So etwas wurde ihm vom Innenministerium als „Gefährdung der Staatssicherheit“ ausgelegt.[16]
Bereits am 26. Juli 1945 hatte Pitter 56 deutsche Kinder aus dem Internierungslager Rajs-Schule – nach seinen Worten „eine Hölle“ – in seine Schlösser überführt. Das geschah in einer Zeit, als die tschechoslowakische Politik die Linie verfolgte, „einen Nationalstaat der Tschechen und Slowaken ohne nichtslavische ethnische Minderheiten zu erbauen“. Konkret hieß das, alle Deutschen, Ungarn und Juden aus dem Land zu werfen. Daß eine Vertreibung von zwei, drei Millionen Deutschen dem Land schwerste wirtschaftliche Schäden verursachen würde, interessierte niemanden. Auch mit den Juden ging man nur scheinbar freundlicher um: Als die Regierung im August 1946 gebeten wurde, 750 jüdische Kinder aus Polen aufzunehmen, wehrten sich die kommunistischen Minister dagegen mit der Lüge, „750.000 polnische Juden stehen bereit, unsere Grenze zu überschreiten“.[17]
In dieser aufgehetzten Atmosphäre fand Pitter ein paar neue Helfer, die er auch dringend benötigte: Seine Heime füllten sich mehr und mehr, da er auch kranke und geistesgestörte Kinder aufnahm. Die lokale Bevölkerung hegte wachsenden Widerwillen gegen die Kinder, da die jüdischen Kinder oftmals nur deutsch oder ungarisch sprachen und deutsche Kinder in Ermangelung anderer Kleidung ihre HJ-Kluft trugen. Die Schlösser wurden ständig von marodierenden Sowjet-Soldaten heimgesucht, wogegen man sich nur mit großen Tafeln „Typhus – Quarantän““ zu helfen wusste. Bei den Behörden häuften sich Denunziationen aus der Bevölkerung, und die Heime wurden laufend von Behörden, Polizei und Armee kontrolliert.[18]
Pitter berichtet in seiner Autobiographie, er hätte den größten Widerstand gegen die Betreuung deutscher Kinder von Seiten der Juden erwartet, aber „dem war nicht so“. Jüdische Ärzte und Lehrerinnen, gerade aus einem KZ zurück gekommen, boten ihm Hilfe an, und das Verhalten jüdischer Kinder lobte Pitter im höchsten Maße:[19]
„Unsere jüdische Jugend half gern, Betten für deutsche Kinder aufzustellen und Essen für sie zuzubereiten. Einigen fuhr zwar der Schrecken in die Glieder, wie sie mir später gestanden, wenn deutsche Jungen auftauchten, die sie im Aussehen an ihre früheren Peiniger erinnerten. Niemals haben wir Spuren eines heimlichen Hasses entdeckt. Aus hygienischen und technischen Gründen hatten wir deutsche und jüdische Kinder getrennt untergebracht. Die jüdischen Kinder haben sich niemals unfreundliche gegenüber deutschen Kinder verhalten. Vereinzelte Zwischenfälle waren von älteren deutschen Jungen hervorgerufen worden, die es noch nicht geschafft hatten, die ihnen eingeimpften Vorurteile abzulegen. Das Verhalten unserer Juden war ein beschämendes Beispiel an Großherzigkeit für die umgebende ‚christliche‘ Welt, die sich von der Sehnsucht nach Vergeltung entmenschlichen ließ und so viel neue Unduldsamkeit provozierte“.
Die tschechoslowakische Politik verfolgte das Prinzip, mit den Deutschen jetzt so zu verfahren, wie diese im Protektorat mit den Juden verfahren waren. Für Pitter war das ein „Nachahmen der SS“ und ein Herabsinken auf deren Niveau, wogegen er mit allen Mitteln anging. Er alarmierte das Ausland, gewann einflussreiche Förderer (z. B. den Leibarzt von Präsident Beneš), täuschte die Behörden und verletzte jede Bestimmung, die ihm hinderlich erschien. Der Erfolg hat ihm recht gegeben: Von Mai 1945 bis Mai 1947 wurden in den Schlössern 810 Kinder betreut, darunter 266 jüdische Kinder aus verschiedenen Ländern, 407 deutsche Kinder aus tschechischen Internierungslagern, 97 tschechische Kinder, die elternlos in Deutschland und Österreich aufgefunden worden waren, und 40 tschechische und slowakische Kinder, die dringend ärztliche Hilfe benötigten.
Im Februar 1948 übernahmen die Kommunisten putschartig die alleinige Macht in der Tschechoslowakei, was Pitter mit den Worten kommentierte: „Das Maul voller tönender Losungen und Versprechungen, aber die Hände voller Blut“. Mit den Kommunisten wollte er nichts gemein haben, versuchte aber, möglichst lange für seine Kinder da zu sein. Die jüdischen und deutschen Kinder waren mehrheitlich aus den Heimen weggegangen – das Milíč-Haus wurde wieder zu einer Begegnungsstätte der Kinder von Prag-Žižkov. Die kommunistischen Behörden erschwerten Pitters Arbeit auf jede Weise: Sie überfüllten das Haus mit Kindern, so daß erzieherische Einwirkung unmöglich wurde, sie verlangten, Pitter solle kommunistische „Pionier-Gruppen“ im Heim schaffen und Spitzelberichte über seine Mitarbeiter verfassen. Als er sich weigerte, drohten sie ihm Zwangsarbeit in den Urangruben von Jachýmov an, was für Pitter den sicheren Tod bedeutet hätte. Unter diesen Umständen floh er im August 1951 über die DDR nach Berlin. Freunde wollten ihn nach England holen, aber er ließ sich vom Genfer Weltkirchenrat in das Flüchtlingslager „Valka“ in Nürnberg schicken, wo er bis 1962 als Sozialarbeiter und Seelsorger tätig war.
1962 gingen Pitter und Olga Fierz ins schweizerische Affoltern am Albis, wo er bis zu seinem Tod am 15. Februar 1976 blieb. Nach 1968, als die Tschechoslowakei von einer halben Million Soldaten des Warschauer Pakts überfallen und okkupiert wurde, fand er ein neues Betätigungsfeld in der sozialen und geistigen Betreuung geflohener Landsleute, unter anderem in der von ihm gegründeten „Jan Hus-Gemeinde der Tschechen und Slowaken“.
Ein reiches und erfülltes Leben – von dem die Nachwelt erst langsam Kenntnis nimmt. Zu Lebzeiten hat man ihn nicht verstanden, danach vergessen. Vielleicht hat er seine Umwelt stets überfordert – durch die Einfachheit seiner Postulate, die kaum jemand nachvollziehen wollte. Das eine Postulat galt den Kindern:[20]
„Denkt an die Rechte der Kinder! Gebt ihnen ein Reich der Freude – ohne Grobheit! Ein Reich des Guten – ohne Gewalt. Ein Reich des Friedens – ohne Gemeinheit. Ein Reich der Freundschaft – ohne Hinterhältigkeit. Ein Reich des Lebens – ohne Tod. Ein Reich der Arbeit und gegenseitigen Hilfe. Wie wir die Kinder ausstatten, so statten wir die Zukunft aus“.
Das zweite Postulat richtete sich an Erwachsene, obwohl es 1945 in einem Gespräch mit geretteten deutschen Kindern formuliert wurde:
„Elend dran sind Menschen und Völker, die sich an Kindern versündigen. Wie der Mensch, so ist auch ein Volk nicht dazu bestimmt, Schrecken zu erleben oder zu verbreiten, sondern dazu, anderen zu helfen. Jede Doktrin, die die Vergöttlichung von Menschen, Völkern oder Staaten anstrebt, ist teuflisch und führt unbedingt ins Verderben. Solchen Götzendienst hat nicht nur das deutsche Volk geleistet, aber im deutschen Nazismus erlebte das moderne Heidentum seinen Höhepunkt. Auch in meinem Volk, das sich vom Geist Masaryks lossagte, verbreitet sich dieser Ungeist und bringt schlimme Resultate. Ich bin nicht bereit, andere zu verurteilen oder zu bestrafen. Solange ein Volk nicht die eigene Schuld bekennt und sühnt, gibt es keine Hoffnung auf eine bessere Zukunft“.
Autor: Wolf Oschlies
Literatur
Pasák, Tomás: Život Přemysla Pittra (Das Leben Přemysl Pitters), Prag 1995
Kohn, Pavel: Kolik nadĕje má smrt – Židovské děti za poválečné akce „zámky“ vzpomínají (Wieviel Hoffnung der Tod hat – Jüdische Kinder der Nachkriegsaktion „Schlösser“ erinnern sich), Brünn (Brno) 2000
Kosatík, Pavel: „Človĕk má dĕlat to, nač má sílu“ Život Olgy Havlové (Der Mensch soll das tun, wozu er die Kraft hat – Das Leben Olga Havels), Prag 1997
Simsová, Milena / Jan Stĕpán (Hrsg.): Nad vřavou nenávisti – Vzpomínky a svědectví Přemysla Pittra a Olgy Fierzové (Über dem Hassgeschrei – Erinnerungen und Zeugnisse von Přemysl Pitter und Olga Fierz, Kalich 1996
Staněk, Tomás: Děti v českých internačních a sběrných táborech 1945-1948 (Kinder in tschechischen Internierungs- und Sammellagern 1945-1948), in: Přemysl Pitter – Život. Dílo, doba. Sborník referátů (Přemysl Pitter – Leben, Werk, Zeit. Sammelband von Referaten), Prag 1996
Steinherz, Samuel (Hrsg.): Die Juden in Prag – Bilder aus ihrer tausendjährigen Geschichte, Prag 1927
Anmerkungen
[1] Pavel Kosatík: „Človĕk má dĕlat to, nač má sílu“ Život Olgy Havlové (Der Mensch soll das tun, wozu er die Kraft hat – Das Leben Olga Havels), Prag 1997, S. 28 ff.
[2] Interview des Verfassers mit Blanka Sedláčková in Prag am Mai 2004
[3] Zahlreiche Erinnerungen an sie und biographische Darstellungen ihres Lebens in: Hovory Nr. 6/2000
[4] Samuel Steinherz (Hrsg.): Die Juden in Prag – Bilder aus ihrer tausendjährigen Geschichte, Prag 1927
[5] Emanuel Rádl: Válka Čechuů s Nĕmci (Der Krieg der Tschechen mit den Deutschen), Prag 1928, passim
[6] So die Ansicht des Berliner Politologen Julius Wolf (1862-1937), der 1925 befand, die „in das Gewand des Rechtes gekleidete Gewalttätigkeit, die gegen die Deutschen im tschechischen Staat vielfach geübt worden ist“, nicht dem Willen des Präsidenten entspräche, dem jedoch „dank der schmalen Präsidialbefugnisse, die ihm die Verfassung gab, die Mittel fehlen, wirksam dagegen anzukämpfen“ (Julius Wolf: Masaryk, in: T.G.Masaryk, Prag 1925, S. 97-103
[7] Richard Coudenhove-Kalergi: Czechen und Deutsche, in: Die Zukunft Nr. 52, 24.9.1921, S. 342-350
[8] In: Das Tagebuch Nr. 29, 22.7.1922, S. 1019
[9] Als ein Beispiel von vielen, wie hoch die Tschechoslowakei damals im Ausland angesehen war, vgl. Ilja Ehrenburg: Die Heimat des Soldaten Schwejk, in: Das Tagebuch Nr. 13, 28.3.1931, S. 491-497
[10] Zdenĕk Smetáček: Od Mnichova k válce (Von München zum Krieg), 2.A. Prag 1945
[11] Helena Krejčová et al. (Hrsg.): Židé v protektorátu. Hlásení Židovské náboženské obce