
Panzerkampfwagen V Panther (Ausführung G /SdKfz 171) mit 7,5-cm-KwK 42 L/70 der derzeit besterhaltene Panther (fahrbereit) von 1985–1991 restauriert, zusätzlich aufgebracht nachgebildete Antihaftminen-Beschichtung („Zimmerit“) aktives Infrarot-Kommandanten-Fahr/Zielgerät FG 1250 installiert (Nachbildung) ausgestellt in der Wehrtechnischen Studiensammlung Koblenz
Die Schlagkraft der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg rührte in erheblichem Maße von der modernen Artillerie her. Die „deutsche Ingenieurskunst“ brachte im Vorfeld des Krieges und währenddessen wegweisende Technologien hervor, deren späterer Einsatz sich nicht nur auf die Fertigung von Waffen beschränkte. Wenn die Wehrmacht dann doch einmal auf überlegene Waffentechnologie wie den sowjetischen T-34 traf, lernte man von dieser. So entstand gegen Ende des Zweiten Weltkriegs ein Panzer, der der Ahnherr des noch heute im Einsatz befindlichen Leopard 2 bzw. dessen Vorläufermodells Leopard 1 ist: der Panzerkampfwagen V oder schlicht „Panther“.
Schon 1938 begann Major Ernst Kniepkamp (1895 – 1977) mit den noch theoretischen Arbeiten an einem Panzer, der den Fokus auf Feuerkraft und Mobilität und weniger auf Panzerschutz richten sollte. Er konzipierte ein Antriebssystem mit Schachtellaufwerk, d. h. zweireihig überlappenden großen Laufrollen und einer Drehstabfederung, also in sich verdrehte Achsstäbe statt der damals üblichen Blattfederung. Die großen und zudem verschachtelten Laufrollen sollten eine größere Auflagefläche und präzisere Steuerbarkeit sowie eine höhere Lebensdauer gewährleisten. Daimler-Benz bewarb sich zunächst für einen entsprechenden Auftrag, stand aber selbst nicht wirklich hinter dem Konzept, weshalb man das Modell wieder fallen ließ. Krupp entwarf 1939 dann zwar ein Modell mit großen Rädern, aber auch mit der klassischen Blattfederung. Kniepkamp wandte sich daraufhin persönlich an MAN, die damals Vorreiter beim Bau der Drehstabfederung waren.
Etwa zu dieser Zeit lief dann Unternehmen Barbarossa, also der Krieg gegen die Sowjetunion an und die Wehrmacht sah sich mit dem T-34 konfrontiert, dem die bisherigen Panzerkampfwagen III und IV wenig entgegenzusetzen hatten. Basierend auf erbeuteten T-34 sollten nun deutsche Ingenieure einen Panzerkampfwagen entwickeln, der es mit seinem sowjetischen Pendant aufnehmen konnte. Aufträge gingen an Daimler-Benz und MAN. Der Prototyp von Daimler-Benz, der Panzerkampfwagen VK 30.02 (DB), war stark an den T-34 angelehnt und hatte dennoch die Unterstützung des Reichsministers für Bewaffnung und Munition Fritz Todt (1891 – 1942) und auch Adolf Hitlers (1889 – 1945). Als Todt jedoch bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, trat Albert Speer (1905 – 1981) an seine Stelle und richtete eine erneute Expertenkommission ein, die den nach Kniepkamps Plänen konstruierten MAN VK.30.02 (MAN) favorisierte. Dieser konnte einen bereits existierenden Turm von Rheinmetall verwenden, während der Turm für den VK 30.02 (DB) frühestens Dezember 1942 produktionsreif gewesen wäre. Die Waffenplattform des MAN VK.30.02 (MAN) selbst wurde aber auch als der des VK 30.02 (DB) überlegen eingestuft. Ferner waren mit dem MAN-Modell Unterwasserfahrten möglich, was bei dem hohen Gewicht wichtig war, weil Brücken unter Umständen nicht tragfähig genug sein konnten. Hinzu kamen die schräge Panzerung und ein größerer Aktionsradius beim MAN-Prototyp. Hauptargument war aber das modernere Laufwerk mit Drehstabfederung, großen Rädern und Schachtellaufwerk, das die benötigte Laufruhe garantierte, womit der MAN-Entwurf letztlich zum Panzerkampfwagen V Panther wurde.
So gut Federung und Laufwerk auch waren, hatte der Panther in puncto Mobilität jedoch auch zwei eklatante Schwächen: Die Seitenvorgelege, die die Kraft vom Motor auf die Laufrollen und Ketten übertrugen, erreichten so gut wie nie die vorgesehenen 150 km bis zum Verschleiß. Die Achillesferse des Panthers war aber der Motor selbst, ein Maybach HL 210 P30 Zwölfzylinder-V-Motor mit 21 Liter Hubraum bzw. später dessen Nachfolgemodell Maybach HL 230. Defekte Benzinpumpen, Kolbenfresser, Heißlaufen des Motors und undichte Dichtungen und Schläuche gehörten zu den häufigsten Problemen des Motors, die bis Kriegsende nie gänzlich behoben werden konnten. Der aus undichten Schläuchen austretende Treibstoff konnte dann auf den erhitzten Motor tropften und sich daran entzünden. Deshalb passierte es sogar, dass Panther schon beim Abladen vom Zug bei der Schlacht von Kursk ausbrannten. Deshalb verfügte der Motor des Panthers später über eine Selbstlöschanlage, die mit Bromchlordifluormethan (CBrClF2) arbeitete. Auf der Straße erreichte der Panther zwar Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 55 km/h, womit er schneller als andere vergleichbare Panzer war, doch ließ sich dieser Vorteil nicht aufs Gelände übertragen, in dem Panzer nun einmal primär zum Einsatz kommen.
Die Panzerung des Panthers war ebenfalls durchwachsen, da der Panzer darauf ausgerichtet war, sich schnell in Feuerposition zu begeben und dann anzugreifen. Deshalb war die schräge Frontplatte mit 10 cm zwar extrem dick, die Panzerung an Seiten und Heck aber so dünn, dass praktisch jeder Panzer der Alliierten sie durchdringen konnte.
Die Feuerkraft und Genauigkeit des Panthers waren jedoch den meisten anderen mittleren Panzern seiner Zeit weit überlegen. Die Hauptkanone war eine 7,5-cm-KwK 42 L/70 und traf auf 1 km Entfernung mit einer Genauigkeit von 97 % ihr Ziel. Das galt zumindest für Tests unter Idealbedingungen, die man im Schlachtgetümmel nicht vorfindet. Auch der Turm, an den das Geschütz montiert wurde, drehte sich eher langsam und zudem, weil er vom Motor mitangetrieben wurde, in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit des Panzers selbst. Bei der Höchstgeschwindigkeit (3.000 Umdrehungen) benötigte der Turm 15 Sekunden für eine vollständige 360°-Drehung um die eigene Achse. Diese Geschwindigkeit durfte wegen des anfälligen Motors jedoch gar nicht gefahren werden, weshalb eher die bei 1.000 Umdrehungen erreichten 46 Sekunden als realistische Zeitspanne für eine Drehung um die eigene Achse angesetzt werden sollten.
Zwischen Januar 1943 und März 1945 wurden etwa 6.000 Panther produziert und der Panzer kam ab Sommer 1943 zum Einsatz, obwohl ihm erst im März 1944 von Generaloberst Heinz Guderian (1888 – 1954), dem Oberkommandierenden der Panzerverbände, Frontreife bescheinigt wurde und auch danach die Meldungen über defekte Motoren und Seitenvorgelege bis Kriegsende nicht abbrachen. Seinen ersten richtigen Einsatz hatte der Panther im Sommer 1943 bei Unternehmen Zitadelle, also bei der Schlacht vom Kursker Bogen an der Ostfront. Dort traf der Panther dann auch auf den T-34, dem er trotz aller Mängel überlegen war. Dennoch lässt sich der Ruf des Panthers als „bestem Panzer des zweiten Weltkriegs“ in der Rückbetrachtung nicht wirklich aufrecht erhalten. Er hatte aber auf die feindlichen Truppen, auf die er im weiteren Kriegsverlauf auch in Italien und an der Westfront traf, eine nicht zu unterschätzende psychologische Wirkung. Wie auch beim Tiger eilte dem Panther ein Ruf voraus, dem er nicht mehr gerecht werden konnte, aber auch nicht gerecht werden musste, denn Psychologie spielt im Krieg eine ebenso entscheidende Rolle wie Gefechtsstärke. Nichtsdestotrotz darf man die Bedeutung des Panthers für die Truppen des Deutschen Reichs nicht unterschätzen, er war in den letzten beiden Kriegsjahren so etwas wie die Allzweckwaffe der Wehrmacht.
Literatur
F. M. von Senger und Etterlin: Die deutschen Panzer 1926–1945. Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1998.
Walter J. Spielberger: Der Panzerkampfwagen Panther und seine Abarten. Band 9, Motorbuch Verlag Stuttgart.
Axel Turra: Panzerkampfwagen 5 Panther. In: Waffen-Arsenal. Band 30, Podzun-Pallas Verlag.
Horst Scheibert: Panther im Einsatz 1943–1945. Waffen-Arsenal Sonderband 24, Podzun-Pallas Verlag.
Peter Chamberlain, Hilary Doyle, Thomas L. Jentz: Encyclopedia of German Tanks of World War Two.
Thomas L. Jentz, Hilary L. Doyle: Der Panther. Entwicklung, Ausführungen, Abarten, seltene Varianten, charakteristische Merkmale, Kampfwert. Podzun-Pallas, Wölfersheim 1997. (englisch: Germanys Panther Tank: The Quest for Combat Supremacy. Übersetzt von Heinrich Kaiser).
Frank Köhler: Panther – Meilenstein der Panzertechnik.: Bemerkungen über ein wegweisendes Waffensystem. Schneider Armour Research, Uelzen 2014.