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Startseite > Rezensionen > Buchrezensionen > Karrieren der Gewalt – von Klaus-Michael Mallmann u. a.
Geschrieben von: Wigbert Benz
Erstellt:

Karrieren der Gewalt – von Klaus-Michael Mallmann u. a.

Klaus-Michael Mallmann / Gerhard Paul (Hrsg.): Karrieren der Gewalt. Nationalsozialistische Täterbiographien. Darmstadt 2004.

Bei dem zu besprechenden Sammelband handelt es sich um den zweiten Band der Veröffentlichungsreihe der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Akten der ehemaligen zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg für die geschichtlich interessierte Öffentlichkeit aufzuarbeiten (zum 1. Band dieser Reihe „Deutscher Osten 1939-1945“ vgl. die Rezension von Steffen Maisch in den „Informationen“ 67/2004, S.135f.). Die Veröffentlichungsreihe wird herausgegeben von dem wissenschaftlichen Leiter der Forschungsstelle Ludwigsburg, Klaus-Michael Mallmann; der 2004 erschienene, hier vorgestellte 2. Band zusammen mit Gerhard Paul, Professor für Geschichte und ihre Didaktik an der Uni Flensburg.

In diesem Sammelband legen 23 in der NS-Täterforschung ausgewiesene Fachhistoriker eine Sammlung von Kurzbiographien von NS-Tätern der mittleren Ebene vor, die zum Teil bisher selbst in Fachkreisen unbekannt gewesen sein dürften. Die Mehrzahl der Täter entstammt der nach der Jahrhundertwende geborenen sogenannten Kriegsjugendgeneration. Die beiden Herausgeber führen in ihrer den aktuellen Forschungsstand zur NS-Täterforschung resümierenden Einleitung aus, dass „Korrelationen zwischen erworbener schulischer bzw. universitärer Bildung und NS-Täterschaft nicht erkennbar sind“ (S.8). Das bis heute verbreitete Vorurteil, dass in erster Linie Menschen mit geringem Bildungsniveau zu NS-Tätern sozialisiert wurden, wird durch die Forschung nicht bestätigt.

In ihrer Einleitung unterscheiden Mallmann und Paul fünf Tätertypen:

  1. Konformisten und Opportunisten wie z.B. Adolf von Bomhard, der als „Generalstabschef“ der Ordnungspolizei fungierte und von Florian Dierl vorgestellt wird. Der Autor arbeitet z.Z. am Royal Holoway College der University of London an seiner Dissertation zur deutschen Ordnungspolizei (S.56ff.).
  2. Weltanschauungstäter, die sich ganz bewusst für das nationalsozialistische Projekt der rassistischen Neuordnung Europas einsetzten. Für diesen Tätertypus steht u.a. Erich Ehrlinger, der es, 1910 geboren,  zum jüngsten Amtschef im Reichssicherheitshauptsamt (RSHA) brachte. Michael Wildt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung und Privatdozent an der Uni Hannover, stellt Ehrlinger als Prototyp der „kämpfenden Verwaltung“ vor (S.76ff.).
  3. Exzesstäter wie Oskar Dirlewanger als Protagonist der Terrorkriegsführung berauschten sich am Gefühl ihrer grenzenlosen Macht und brauchten keine Befehle. Sein Biograf, der Braunschweiger Historiker Knut Stang, resümiert: „Hitler und Himmler sahen – zu Recht – in Dirlewanger den radikalsten Vertreter dessen, was NS-Kriegsführung auszeichnete“ (S.73).
  4. Typisch für die Gruppe der Schreibtischtäter erscheint die Sachbearbeiterin im Amsterdamer Judenreferat, Gertrud Slottke. Elisabeth Kohlhaas, die an der Universität Flensburg an einer Dissertation über das weibliche Personal der Gestapo arbeitet, verortet „Gertrud Slottke innerhalb des nationalsozialistischen Verfolgungsapparates als ein Typus beispielhaft für die vielen Akteure auf den unteren Ebenen der Hierarchie, die zu einer Dynamik der Radikalisierung von ‚unten’ beitrugen, indem sie im bürokratischen Alltag immer wieder den schärferen Weg einschlugen“ (S.215).
  5. Die meisten NS-Täter stellen eine „Mischung aus Schreibtisch- und Direkttätern, aus Vordenkern und Vollstreckern“ dar (S.18). So zeigt der Herausgeber Gerhard Paul in seinem Beitrag zu Rudolf Pallmann, dem Führer der Feldgendarmerieabteilung 683, wie dieser vom auf Befehl handelnden Akteur, der zunehmend eigene „Initiativen“ im Vernichtungsprozess entwickelte, schließlich zum Exzesstäter, der Menschen willkürlich tötete, wurde. (S.176ff.)

Eine Stärke des Sammelbandes ist das konsequente Thematisieren der Nachkriegskarrieren der Täter in allen Beiträgen. Bei einigen NS-Tätern zeigt sich eine personelle Kontinuität von der Weimarer Republik, über das Dritte Reich, bis in die Bundesrepublik. Als Beispiele seien Heinrich Bergmann und Walter Nord genannt. Bergmann, den Ruth Bettina Birn, Chefhistorikerin der War Crimes Section des kanadischen Justizministeriums, vorstellt, war 1923 zur Schutzpolizei gekommen, wurde 1941 Leiter der Kriminalpolizei beim Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Tallinn und schaffte 1955 die Wiedereinstellung beim Bundeskriminalamt (S.47ff.). Auch Walter Nord, von Martin Hölzl, der z.Z. an der Uni Münster an einer Dissertation über das Polizeibataillon 316 arbeitet, porträtiert, war während der Weimarer Republik Schutzpolizist geworden. Im Zweiten Weltkrieg war Hölzl in Polen und der Sowjetunion als Kompanieführer an zahlreichen Massenmorden beteiligt. Auch Nord gelang in der Bundesrepublik die Rückkehr in den Polizeidienst (S.166ff.).

Das bekannteste Beispiel für personelle Kontinuitäten im Polizeidienst vor und nach 1945 ist vermutlich der SS-Hauptsturmführer Georg Heuser. Jürgen Matthäus, Historiker am United States Holocaust Memorial Museum Washington D.C., analysiert die Karriere Heusers, der ab 1941 die Gestapoabteilung beim Kommandeur der Sicherheitspolizei in Minsk leitete, dort eigenhändig am Judenmord mitwirkte und 1958 Chef des Landeskriminalamts Rheinland-Pfalz wurde (S.115ff.).

Zwar wurden von den 23 in dem Sammelband vorgestellten NS-Tätern nach dem Krieg mehr als die Hälfte von alliierten und deutschen Gerichten zu langen Freiheitsstrafen verurteilt, die aber nur in wenigen Fällen bis zum Ende verbüßt wurden. Mit oder ohne Freiheitsstrafe gelang den meisten Tätern nach 1945 eine normale bürgerliche Karriere. Zu Ihnen zählte z.B. der eingangs der Rezension schon genannte Bomhard, der lange Zeit als Erster Bürgermeister in Priem am Chiemsee amtierte.

Die Herausgeber räumen selbst ein, dass „die in dem Band repräsentierten Biographien keinen repräsentativen Querschnitt der NS-Täterschaft darstellen“ (S.21). Diesen Anspruch wird vermutlich auch kein Kritiker einfordern. Doch wäre es aus der Sicht des Rezensenten wünschenswert gewesen, die Kriterien für die Auswahl der NS-Täter und der verworfenen Alternativen transparenter zu machen. Dass alle Kurzbiografien selbst sich auf der Höhe des Forschungsstandes bewegen – zum Teil im Zusammenhang mit entsprechenden Dissertationsprojekten jüngerer Wissenschaftler, zum Teil als Resultate von Forschungen etablierter Experten – macht den Wert des Sammelbandes für Fachleute und Laien gleichermaßen aus, zumal auf Übersichtlichkeit, fundierte Quellennachweise und gute Lesbarkeit der Beiträge sorgfältig geachtet wurde.

Autor: Wigbert Benz. Rezensiert für: Informationen für den Geschichts- und Gemeinschaftskundelehrer 69/2004

 

Klaus-Michael Mallmann / Gerhard Paul (Hrsg.): Karrieren der Gewalt. Nationalsozialistische Täterbiographien. Darmstadt 2004, 282 Seiten, Ln. 39,90 €, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt

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