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Startseite > Erinnerung und Aufarbeitung > Erinnerung und Aufarbeitung der NS-Zeit > Die Shoa und das Problem der Unsagbarkeit
Geschrieben von: Carolin Bendel | Erstellt: 5. September 2006

Die Shoa und das Problem der Unsagbarkeit

Bei der Beschäftigung mit Schicksalen Überlebender der Shoa muss Auschwitz als ein zentraler Punkt thematisiert werden, und damit das Problem der Unsagbarkeit der Judenvernichtung unter der nationalsozialistischen Herrschaft. Mit Auschwitz wird das gesamte Ausmaß der Shoa assoziiert, es ist „weder ein Begriff noch ein reines Wort, sondern ein Name jenseits aller Benennung“.[1] Es symbolisiert wie kein anderer Begriff und wie kein anderer Ort den millionenfachen, industriellen Mord[2] an den europäischen Juden. Doch mit Auschwitz kommt auch die Frage nach der Darstellung der Shoa auf. Wie soll dieser Genozid wiedergegeben und dargestellt werden? Angesichts der grausamen Massenvernichtung, die aufgrund der Unvorstellbarkeit dieser Verbrechen nicht zu verstehen und nachzuvollziehen ist, scheint die Sprache als Darstellungsform zu versagen.[3]

Die im negativen Sinne zu betrachtende „Einzigartigkeit“ des Holocaust oder der Shoa schlägt sich im sprachlichen Unvermögen nieder, die Taten angemessen in Worte fassen zu können. Allein der Begriff Shoa kann nicht umfassen und begreiflich machen, was Konzentrations- und Vernichtungslager für die Opfer bedeutet. Die ursprüngliche Bedeutung von „שואה“[4] steht für ein biblisches Unheil, „was wollt ihr tun am Tage der Heimsuchung und des Unheils?“[5] Die Bedeutung des Wortes, das in der Thora in Bezug auf das Unglück des Volkes Israel verwendet wird, hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg geändert und ist seither der Inbegriff der Vernichtung des europäischen Judentums.

 

Bedeutungsverschiebung des Wortes Shoa

Diese Bedeutungsverschiebung des hebräischen Wortes zu einem Begriff, der die Judenvernichtung umfassen soll, ist problematisch, da er in erster Linie theologische Konnotationen besitzt. Shoa ist daher eine unzureichende Bezeichnung für die Vernichtung der europäischen Juden. Gleichermaßen scheint die Sprache eine unzureichende Darstellungsform dieser Vernichtung zu sein, zumindest kann der sprachliche Ausdruck nicht die eigentliche Erfahrung weitergeben. Doch auch die Kunst muss versagen und kann die Shoa nur unzureichend darstellen, wie Adorno erklärt hat. Mit der Aussage, dass Lyrik nach Auschwitz barbarisch sei, stellt er in Frage, ob Kunst überhaupt sein dürfe, ob nach Auschwitz oder über Auschwitz. Kunst könnte durch künstlerische Gestaltung und durch ihre eigene Ästhetik das Grauen des Völkermords verklären und von den grausamen Erlebnissen der Opfer ablenken. Sie müsste die Darstellungsform sein, um über Auschwitz auf der Ebene der subjektiven Erfahrungen aufzuklären, jedoch ist es fraglich, ob sie in der Lage wäre, das Grauen zu beschreiben, ohne es zu mildern. Kann die Kunst den Rezipienten das unbeschreibliche Grauen nicht vermitteln, widerfährt den Opfern der Shoa Unrecht.[6] Sie werden mittels ihrer Erlebnisse in das Kunstwerk integriert, ihr Leiden und ihre Scham werden veröffentlicht. Mit der Kunst über die Shoa werden die Opfer zu einem Bestandteil der Kultur, die angesichts Auschwitz versagte. Wenn die Kultur nicht in der Lage war, die Menschen zu verändern und den Völkermord zu beenden, wie soll das Leid der Opfer anschließend durch sie vermittelt werden?[7]

Die Extremerfahrungen der Opfer lassen sich wissenschaftlich nicht wiedergeben. Von den Überlebenden verfasste Texte können der Wissenschaft helfen, indem sie Einblicke auf die Gefühlswelten der Opfer gewähren, und so die Defizite ausräumen, die bei der Erforschung zur Shoa geschehen sind. Dan Diner, der den Begriff des „Zivilisationsbruchs“ prägte, beschreibt die Problematik der Historisierung der Shoa folgendermaßen, „Auschwitz ist ein Niemandsland des Verstehens, ein schwarzer Kasten des Erklärens, ein historiographische Deutungsversuche aufsaugendes, ja außerhistorische Bedeutung annehmendes Vakuum. Nur ex negativo, nur durch den ständigen Versuch, die Vergeblichkeit des Verstehens zu verstehen, kann ermessen werden, um welches Ereignis es sich bei diesem Zivilisationsbruch gehandelt haben könnte. Als äußerster Extremfall und damit als absolutes Maß von Geschichte ist dieses Ereignis wohl kaum historisierbar.“[8]

Die traumatische und unauslöschliche Vergangenheit der Opfer kann nur auf einer Ebene reproduziert werden, die sich mit den persönlichen Erlebnissen beschäftigt.[9] Autobiographische Zeugnisse können als die wichtigsten Quellen über das interne Funktionieren und Verhalten der Häftlinge in Konzentrationslagern betrachtet werden, da sie eine Rekonstruktion der Lebensbedingungen der Opfer wiedergeben.[10] Das Unvorstellbare kann nur von Menschen erzählt, beschrieben oder dokumentiert werden, die das Unvorstellbare erlebten. Ihre individuelle Erinnerung mit den Mitteln der Sprache ist die einzige Möglichkeit, um der Darstellung der Shoa näher zu kommen.

Autorin: Carolin Bendel

 

Literatur

Berg, Nicolas (Hrsg.): Shoah. Formen der Erinnerung, München 1996.

Diner, Dan (Hrsg.): Ist der Nationalsozialismus Geschichte? Zur Historisierung und Historikerstreit, Frankfurt/M. 1987.

Hilberg, Raul: Die Vernichtung der europäischen Juden, Bd. 2, 9.erw. Auflage, Frankfurt/M. 1999.

Young, James Edward: Beschreiben des Holocaust. Darstellung und Folgen der Interpretation, Frankfurt/M. 1992.

Zimmermann, Rolf: Philosophie nach Auschwitz. Eine Neubestimmung von Moral in Politik und Gesellschaft, Hamburg 2005.

 

Anmerkungen

[1] Kofman, Sarah: Erstickte Worte, Wien 1988, S. 25.

[2] „Der hervorstechendste Zug dieser Vernichtungszentren ist, dass sie […] beispiellos waren. Nie zuvor in der Geschichte waren Menschen wie »am Fließband« umgebracht worden.“, in: Hilberg, Raul: Die Vernichtung der europäischen Juden, Bd. 2, 9.erw. Auflage, Frankfurt/M. 1999, S. 927.

[3] Vgl., Berg, Nicolas (Hrsg.): Shoa. Formen der Erinnerung, München 1996, S. 7-11.

[4] Gesenius, Wilhelm: Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament, 17. Auflage, Berlin 1962, S. 810.

[5] Jes 10,3: Lutherbibel Stuttgart 1985.

[6] Vgl., Yerushalmi, Yosef Hayim: Zakhor. Jewish History an Jewish Memory, Washington 1983, S. 92-103.

[7] Vgl., Kiedaisch, Petra (Hrsg.): Lyrik nach Auschwitz? Adorno und die Dichter, Stuttgart 1995, S. 53-63.

[8] Diner, Dan: Zwischen Aporie und Apologie. Über die Grenzen der Historisierbarkeit des Nationalsozialismus, in: Diner, Dan (Hrsg.): Ist der Nationalsozialismus Geschichte? Zu Historisierung und Historikerstreit, Frankfurt/M. 1987, S. 73.

[9] Vgl., Langer, Phil: Schreiben gegen die Erinnerung? Autobiographien von Überlebenden der Shoa, Hamburg 2002, S. 13-34, und Schlant, Ernestine: Die Sprache des Schweigens. Die deutsche Literatur und der Holocaust, München 2001, 19-22.

[10] Vgl., Botz, Gerhard: Binnenstrukturen, Alltagsverhalten und Überlebenschancen in Nazi-Konzentrationslagern, in: Streibel, Robert (Hg.): Strategie des Überlebens. Häftlingsgesellschaften in KZ und Gulag, Wien 1996, S. 48.

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