Schlachtfeld Europa im Zweiten Weltkrieg: Während an der Ostfront die Sowjetunion ein mehr als respektabler Gegner für das Deutsche Reich war, konnten Wehrmacht und SS sich lange Zeit relativ ungehindert durch das übrige Europa fressen. Viele Länder waren ohnehin selbst faschistisch regiert und so natürliche Verbündete, andere waren zu klein und militärisch zu schwach, um der Supermacht Deutsches Reich etwas entgegenzusetzen: Länder wie Polen, die Niederlande oder Belgien fielen rasch. Selbst Frankreich war kein Gegner für das NS-Regime. Nur ein Land leistete unbeugsam erfolgreich Widerstand, war es doch durch eine natürliche Barriere, die Vor- und Nachteile gleichermaßen barg, vom Rest Europas getrennt. Die Rede ist natürlich vom Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland, welches als Inselstaat isoliert war. Das hatte den Vorteil, dass es schwer einzunehmen war, denn Truppen hätten erst einmal erfolgreich an der britischen Küste abgesetzt werden müssen, weshalb sich die deutschen Angriffe auf die Britischen Inseln primär auf Luftangriffe im Rahmen des Blitzkriegs beschränkten. Gleichzeitig war die Versorgung des UK sein großer Schwachpunkt und so auch der Angriffspunkt der deutschen Kriegsmarine gegen die Seemacht Vereinigtes Königreich. Da Europa fast vollständig von den Nazis und ihren Verbündeten kontrolliert wurde, erfolgte die Versorgung mit Kriegsgerät und Vorräten für die Zivilbevölkerung vor allem durch die USA und somit auf dem Seeweg über den Atlantik. Hinzukamen die Versuche des Vereinigten Königreichs, andere Küstenstaaten wie etwa Norwegen gegen die deutschen Truppen zu verteidigen. Trotz zahlreicher Kämpfe in Nord- und Ostsee entschied sich der Seekrieg zwischen Vereinigtem Königreich und Deutschem Reich also vor allem in der Atlantikschlacht, in der es ebenso Gefechte mit Frankreich und den USA gab.
Bei der deutschen Marine rangen zwei Männer mit unterschiedlichen Konzepten um die Führung: Großadmiral Erich Raeder (1876 – 1960) und sein späterer Nachfolger Vizeadmiral Karl Dönitz (1891 – 1980). Raeder setzte auf eine eher traditionelle Kriegsführung mit Zerstörern und Kreuzern, wohingegen Dönitz nicht ohne Grund den Beinamen „Herr über die U-Bootflotte“ trug. Bis 1939 hatte die deutsche Marine wegen des Friedensvertrags von Versailles, der dennoch gebrochen worden war, nur sehr begrenzt aufrüsten können, hatten die Briten doch nicht ahnen sollen, dass man auch den Krieg mit ihnen in Betracht gezogen hatte. Ironischerweise waren es die Briten gewesen, die im Rahmen eines Flottenabkommens dem Deutschen Reich die Aufrüstung der Flotte über die im Versailler Vertrag vorgeschriebene Größe hinaus genehmigt hatten.
Die erste Operation der deutschen Kriegsmarine in der Atlantikschlacht mündete in der Battle of Honour. Das deutsche Panzerschiff Admiral Graf Spee hatte sich schon vor Kriegsbeginn in Position begeben und operierte ab September in Äquatornähe. Hier ging es auf Kaperfahrt und versenkte zunächst neun britische Handelsschiffe mit zusammen 50.089 Bruttoregistertonnen, ehe sie in eine Schlacht gegen den britischen Schweren Kreuzer HMS Exeter, den britischen Leichten Kreuzer HMS Ajax und den neuseeländischen Leichten Kreuzer HMNZS Achilles geriet, in deren Zuge die HMS Exeter außer Gefecht gesetzt wurde. Die anderen drei Schiffe liefen beschädigt den Hafen von Montevideo an. Die Admiral Graf Spee wurde genötigt, ohne die notwendigen Reparaturen wieder auszulaufen, woraufhin die Mannschaft das Schiff selbst versenkte.
Beim Unternehmen „Weserübung“ im Frühling 1940 brachte die deutsche Kriegsmarine ihren größten Flottenverband auf, das Ziel: Norwegen. Nach ersten Erfolgen, der Versenkung des britischen Zerstörers HMS Glowworm durch den Schweren Kreuzer Admiral Hipper am Morgen des 8. April und die Vernichtung der norwegischen Küstenpanzerschiffe Eidsvold und Norge durch die Zerstörer Z 21 Wilhelm Heidkamp und Z 11 Bernd von Arnim, entwickelte sich die Operation zunächst zu einem ziemlichen Desaster für die deutsche Marine, da Kriegschiffgruppe 1 und 2 nahezu völlig vernichtet wurden. Der eigentlich unterlegene britische Schlachtkreuzer HMS Renown konnte wegen der höheren Feuerreichweite die Schlachtschiffe Gneisenau und Scharnhorst auf Distanz halten, woraufhin beide Seiten sich zurückzogen. Die Briten kehrten drei Tage nach einem weiteren Gefecht, das im Patt endete, mit neun Zerstörern zurück, die die aus acht Zerstörern bestehende deutsche Gegenwehr zerstörten. Die Kriegsschiffgruppen 3 bis 5 brachen jedoch durch und drangen in den Hafen von Oslo ein, was zwei Monate später zur Kapitulation Norwegens führte. Dennoch war es im Rahmen des Unternehmens „Juno“ erforderlich, alle noch verfügbaren deutschen Schiffe (die Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau, den Schweren Kreuzer Admiral Hipper und die Zerstörer Hans Lody, Hermann Schoemann, Erich Steinbrinck und Karl Galster) zur Entlastung der deutschen Truppen in Narvik zum Hafen von Harstad auszusenden. Der Konvoi störte zunächst den britischen Rückzug empfindlich, konnte sich im folgenden Handelskrieg jedoch nicht dauerhaft durchsetzen.
Im Nordatlantik gelang es hingegen einem deutschen Schiff, dem Panzerschiff Admiral Scheer, fünf Frachter des britischen Geleitzugs HX 84 zu vernichten, ehe der Hilfskreuzer Jervis Bay die Admiral Scheer in ein Gefecht verwickeln konnte, in dem sie zwar unterlag, den übrigen britischen Schiffen aber die Flucht ermöglichte. Die Admiral Scheer versenkte während ihres siebenmonatigen (Oktober 1940 – April 1941) Einsatzes in Nord- und Südatlantik 17 Schiffe mit über 113.000 Bruttoregistertonnen.
Im Rahmen des Unternehmens „Rheinübung“ entsandte die deutsche Marine im Mai 1941 das Schlachtschiff Bismarck, den Schweren Kreuzer Prinz Eugen und die Zerstörer Z 10 Hans Lody, Z 16 Friedrich Eckoldt und Z 23 (der erste Zerstörer seiner Art und auch der erste, der keinen Namen mehr erhielt), um Geleitzüge anzugreifen und den U-Boot-Krieg zu unterstützen. Die U-Boote waren nicht zuletzt durch die verschlüsselte Kommunikation mithilfe der Enigma lange Zeit die stärkste Waffe der deutschen Marine und fügten der Royal Navy empfindliche Schläge zu. Erst mit Verbesserung der Radartechnologie und der Entschlüsselung der Enigma durch die Codebreaker vom Bletchley Park rund um Alan Turing (1912 – 1954) im Sommer 1942 sollte sich das Blatt jedoch ab Mai 1943 zugunsten der Briten und Amerikaner, die seit Ende 1941 offizielle Kriegsgegner des Deutschen Reiches waren, wenden. Bis dahin konnte Dönitz mit seiner „Wolfsrudeltaktik“ den von amerikanischen Schiffen eskortierten britischen Transportern jedoch immer wieder empfindliche Schläge beibringen. Raeder setzte aber lange Zeit noch auf konventionelle Schlachtschiffe wie die Bismarck, die am 24. Mai 1941 die Dänemarkstraße durchbrechen wollte und dabei von zwei britischen Großkampfschiffen angegriffen wurde. Die Schiffe des Unternehmens „Rheinübung“ zerstörten den Schlachtkreuzer Hood und nötigten das Schlachtschiff Prince of Wales zum Rückzug. Doch war auch die Bismarck schwer getroffen und sollte zur Reparatur den Hafen von St. Nazaire anlaufen, während die Prinz Eugen alleine Handelskrieg führen sollte, wozu es wegen Schäden an der Antriebsanlage jedoch nicht kam. Am 27. Mai 1941 entdeckte die HMS Norfolk die Bismarck wieder. Zusammen mit HMS King George V, HMS Rodney und HMS Dorsetshire eröffnete sie das Feuer auf die Bismarck, die dabei versenkt wurde.
1943 wurde Raeder durch Dönitz, der mit den U-Booten weit erfolgreicher war als sein Vorgesetzter mit der konventionellen Seekriegsführung, ersetzt. Bald darauf verließ auch Dönitz sein Glück, da die Technologie – sowohl das Radar als auch Letchworth-Enigma und Turing-Bombe – den Alliierten halfen, den Vorteil, den die deutschen U-Boote bislang gehabt hatten, auszugleichen.
Literatur
Jochen Brennecke: Jäger – Gejagte. Deutsche U-Boote 1939–1945. Heyne, München 1994.
John Costello, Terry Hughes: Atlantikschlacht. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1995.
Michael Hadley: Der Mythos der deutschen U-Boot-Waffe. Mittler & Sohn, Hamburg 2001.
Stephen Harper: Kampf um Enigma – Die Jagd auf U-559. Mittler, Hamburg 2001.
Dan van der Vat: Schlachtfeld Atlantik. Heyne, München 1988.
Percy E. Schramm (Hrsg.): Kriegstagebuch des OKW. 8 Hlbde. Weltbild, Augsburg 2005.
Richard Overy: War and Economy in the Third Reich. Clarendon Press, Oxford 1995.
Guido Knopp: Der Jahrhundertkrieg. Ullstein, München 2003.