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Startseite > Geschichte Deutschlands > Drittes Reich > Das Horst-Wessel-Lied
Geschrieben von: Redaktion Zukunft braucht Erinnerung
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Das Horst-Wessel-Lied

Gefährliches Liedgut oder stümperhaft gedichtetes Schreckgespenst? – Das Horst-Wessel-Lied

Gefährliches Liedgut oder stümperhaft gedichtetes Schreckgespenst? – Das Horst-Wessel-LiedDas Horst-Wessel-Lied ist ein typisches Nazi-Werk: Ein aus aus fremden Federn stammenden Versatzstücken zusammengeschustertes Machwerk, das die NS-Ideologie weitertragen soll, ihren antisemitischen Charakter aber verschweigt. Urheber und Namenspatron ist der SA-Mann Horst Wessel (1907 – 1930), der nach seiner Ermordung durch das KPD-Mitglied Albrecht Höhler (1898 – 1933) zum Märtyrer der Bewegung oder – wie die Nazis es nannten – Blutzeugen avancierte. Gleichsam wurde das von ihm verfasste Kampflied Teil nationalsozialistischer Folklore und ist bis heute beliebtes Liedgut in rechtsextremen Kreisen, auch wenn es zumindest in Deutschland nach § 86a StGB verboten ist. Aber welche Gefahr kann wirklich von einem Lied ausgehen?

Der Text des Liedes selbst wurde im August 1929 in der NSDAP-Gauzeitung „Der Angriff“ unter dem Titel „Die Fahne hoch!“ zunächst als Gedicht abgedruckt. Dabei ist schon dieser Text in weiten Teilen ein Plagiat, das aus Textfragmenten älterer Kampflieder des 19. und 20. Jahrhunderts besteht. Primär diente als Textvorlage das „Königsberg-Lied“, das vor allem von den Reservisten des deutschen Kriegsschiffes Königsberg gesungen wurde, aber auch bei Freikorps wie dem Bund Wiking oder der Marine-Brigade Ehrhardt verbreitet war, in denen Wessel Mitglied war. Obwohl das Lied einen Gegenentwurf zu Protestliedern der politischen Linken wie „Die Internationale“ darstellen sollte, entlehnte Wessel – für die Nazis allzu typisch – von dort Motive wie „das letzte Gefecht“. Es gibt auch Spekulationen, wonach Hanns Heinz Ewers (1871 – 1943) Ghostwriter des Textes war. Die Melodie des Liedes übernahm Horst Wessel jedoch auch vom „Königsberg-Lied“, dessen musikalische Ursprünge bis heute jedoch umstritten sind. Der nationalsozialistische Kulturfunktionär und Musikwissenschaftler Joseph Müller-Blattau (1895 – 1976) kam 1934 zu dem Schluss: „Hier war die Melodie, die dem feschen Schwung der ‚Internationale‘ urtümlich Deutsches gegenüberstellen konnte.“

Aber wie lautet denn nun der Text dieses Kampfliedes der SA, das nach Wessels Tod zur Parteihymne wurde und nach der Machtergreifung fast gleichberechtigt neben dem Deutschlandlied existieren durfte? (Zitieren dürfen wir ihn an dieser Stelle nur, weil es zur Aufklärung und Aufarbeitung beiträgt, für sich genommen ist die Verbreitung strafbar.)

„Die Fahne hoch!
Die Reihen fest dicht geschlossen!
SA marschiert
Mit ruhig festem Schritt
Kam’raden, die Rotfront und Reaktion erschossen,
Marschier’n im Geist
In unser’n Reihen mit
Kam’raden, die Rotfront und Reaktion erschossen,
Marschier’n im Geist
In unser’n Reihen mit

Die Straße frei
Den braunen Bataillonen
Die Straße frei
Dem Sturmabteilungsmann!
Es schau’n aufs Hakenkreuz voll Hoffnung schon Millionen
Der Tag für Freiheit
Und für Brot bricht an
Es schau’n aufs Hakenkreuz voll Hoffnung schon Millionen
Der Tag für Freiheit
Und für Brot bricht an

Zum letzten Mal
Wird Sturmalarm geblasen!
Zum Kampfe steh’n
Wir alle schon bereit!
Schon bald flattern Hitlerfahnen über Barrikaden*
Die Knechtschaft dauert
Nur noch kurze Zeit!
Schon bald flattern Hitlerfahnen über Barrikaden
Die Knechtschaft dauert
Nur noch kurze Zeit!

Die Fahne hoch!
Die Reihen fest dicht geschlossen!
SA marschiert
Mit ruhig festem Schritt
Kam’raden, die Rotfront und Reaktion erschossen,
Marschier’n im Geist
In unser’n Reihen mit
Kam’raden, die Rotfront und Reaktion erschossen,
Marschier’n im Geist
In unser’n Reihen mit“

(*später geändert in: „Schon flattern Hitlerfahnen über allen Straßen“)

Es dürfte nicht verwunderlich sein, dass dieses Lied, welches nach einer Anordnung des Reichsministers des Innern Wilhelm Frick (1877 – 1946) vom 12. Juli 1933 der Nationalhymne angehängt wurde, selbst bei einigen Anhängern des Regimes, von Gegnern ganz zu schweigen, für einige Belustigung sorgte, war es doch ein stümperhaft zusammengestückeltes Machwerk teils zusammenhangsloser Textfragmente, die stellenweise sprachlich zumindest uneindeutig waren, wie etwa der Passus: „Mit ruhig festem Schritt | Kam’raden, die Rotfront und Reaktion erschossen, | Marschier’n im Geist | In unser’n Reihen mit“ Es bleibt nämlich unklar, was das handelnde Subjekt ist. Aus heutiger Sicht mag es auch inhaltlich zunächst keinen Sinn ergeben. Mit „Rotfront“ ist der Rote Frontkämpferbund, die Parteimiliz der KPD gemeint und mit „Reaktion“ die politisch reaktionären Kräfte. Von beiden wollte die SA sich klar absetzen. Dass die Kommunisten, mit denen man sich tagtäglich Straßenkämpfe lieferte und von denen einer Horst Wessel ja sogar tötete, Feindbild waren, ist schlüssig. Dass die rechtsextremistische Sturmabteilung sich aber als eine revolutionäre Kraft der Erneuerung begriff und sich von konservativen und monarchistischen Kräften distanzierte, obgleich sie sogar im Horst-Wessel-Lied selbst musikalisch und textlich auf das Kaiserreich zurückgreift, erscheint wenig schlüssig. Andererseits: Wann hätte die Ideologie der Nazis je Sinn ergeben?

Da das von Joseph Goebbels (1897 – 1945), der Wessel in seinem Nachruf gar als „Christussozialisten“ bezeichnete, zum Märtyrerlied hochstilisierte Werk sprachlich und musikalisch äußerst profan war, lud es auch zu zahlreichen Parodien der Regimegegner ein, die jedoch heute großteils ebenfalls verboten sind, da – und das ist in der Tat recht widersinnig – vor allem die Melodie illegal ist, denn diese darf zu Aufklärungszwecken wie der Text zwar abgedruckt, aber nicht abspielbar bereitgestellt werden. Eine parodistische Fassung, die sich auf die „Nacht der langen Messer“ (irreführenderweise oft als Röhm-Putsch bezeichnet), also die Ermordung der SA-Führung auf Befehl der NS-Führung bezog, enthielt so etwa den Passus:

„Kam’raden, die der Führer selbst erschossen,
Marschier’n im Geist
In unser’n Reihen mit“

Natürlich war das Horst-Wessel-Lied auch ein gefundenes Fressen für den vielleicht profiliertesten Regimegegner aus der Reihe der Künstler, den kommunistischen Dramatiker Bertolt Brecht (1898 – 1956). Der dichtete für sein Stück „Schweyk im Zweiten Weltkrieg“ den Text zum „Kälbermarsch“, der im Refrain klar auf das Horst-Wessel-Lied anspielt. Die Musik steuerte anders als bei den meisten Brecht-Stücken nicht Kurt Weill (1900 – 1950) bei, sondern Hanns Eisler (1898 – 1962). Erste Strophe und Refrain lauten:

„Hinter der Trommel her
Trotten die Kälber
Das Fell für die Trommel
Liefern sie selber.

Der Metzger ruft. Die Augen fest geschlossen
Das Kalb marschiert mit ruhig festem Tritt.
Die Kälber, deren Blut im Schlachthof schon geflossen
Sie ziehn im Geist in seinen Reihen mit.“

Die wohl bekannteste Parodie, die aus urheberrechtlichen Bedenken nicht ganz so eindeutig ist wie manch andere, bildet aber wohl „Der Fuehrer’s Face“ von Spike Jones (1911 – 1965), der den Song für einen US-amerikanischen Propagandafilm der Walt Disney Company mit demselben Titel schrieb. Die Blaskapelle, die das Lied spielt, leitet den Donald-Duck-Cartoon, der ursprünglich „Donald Duck in Nutziland“ („Donald Duck im Bekloppten-Land“) heißen sollte, auch ein:

„When der fuehrer says we is de master race
We heil heil right in der fueher’s face
Not to love der fuehrer is a great disgrace
So we heil heil right in Der Fuehrer’s Face
When Herr Goebbels says we own the world and space
We heil heil right in Herr Goebbels‘ face
When Herr Goring says they’ll never bomb dis place
We heil heil right in Herr Goring’s face
Are we not he supermen? Aryan pure supermen?
Ja, we are the supermen (super duper supermen)
Is this Nutsy land so good?
Would you leave it if you could?
Ja this Nutsy land is good
We would leave it if we could
We bring the world to order
Heil Hitler’s world to order
Everyone of foreign race
Will love Der Fuehrer’s Face
When we bring to the world dis order“

Eine Übersetzung fällt wegen der Verballhornung deutscher Wörter schwer, aber in etwa lautet der Text auf Deutsch:

„Wenn der Führer sagt, wir wär’n de Herrenrasse,
Heilen wir, heilen wir direkt in des Führers Gesicht.
Den Führer nicht zu lieben, ist eine große Schande.
So heilen wir, heilen wir direkt in des Führers Gesicht.
Wenn Herr Goebbels sagt, uns gehören die Welt und Raum,
Heilen wir, heilen wir direkt in Herrn Goebbels Gesicht.
Wenn Herr Göring sagt, sie werden diesen Ort nie bombardieren,
Heilen wir, heilen wir direkt in Herrn Görings Gesicht.
Sind wir nicht de Supermänner? Arisch reine Supermänner?
Ja, wir sind die Supermänner (super duper Supermänner)
Ist dieses Bekloppten-Land so gut?
Würdet ihr es verlassen, wenn ihr könntet?
Ja, dieses Bekloppten-Land ist gut!
Wir würden es verlassen, wenn wir könnten!
Wir bringen die Welt zur Ordnung,
Heil Hitlers Welt zur Ordnung.
Jeder von einer fremden Rasse
Wird des Führers Gesicht lieben,
Wenn wir diese Welt zur Ordnung bringen.“

Nach 1945 wurde die Melodie in Filmen oft als Chiffre eingesetzt, wenn eine – nicht selten satirische – Assoziation zur NS-Zeit erzeugt werden sollte. Aber auch im politischen Diskurs blieb es Thema, etwa als es um die Entscheidung über die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland ging. Bundespräsident Theodor Heuss (1884 – 1963) war im Gegensatz Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876 – 1967) dagegen die dritte Strophe des Deutschlandliedes als neue Nationalhymne zu verwenden und erklärte hierzu 1952 in einem Brief an Adenauer:

„Sie haben recht: ich wollte vermieden wissen, daß in öffentlichen Veranstaltungen mit einem vaterländischen Akzent, gleichviel wie ihre Ausdehnung oder wie ihr Rang sei, ein Mißklang ertöne, weil sehr, sehr viele Menschen unseres Volkes Haydns große Melodie nur eben als Vorspann zu dem ‚dichterisch‘ und musikalisch minderwertigen Horst-Wessel-Lied im Gedächtnis haben, dessen banale Melodie den Marsch-Takt in ein Volksverderben abgab.“

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