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Startseite > Rezensionen > Ausstellungsrezensionen > Charlotte Salomon. Leben? oder Theater? – Jüdisches Museum Berlin
Geschrieben von: Matthias Reichelt | Erstellt: 3. Oktober 2008

Charlotte Salomon. Leben? oder Theater? – Jüdisches Museum Berlin

„Leben? Oder Theater? Ein Singspiel“ heißt der autobiografische Bildzyklus der Charlotte Salomon (1917–1943), aus dem 277 Arbeiten derzeit im Jüdischen Museum zu sehen sind. Der Zyklus umfasst insgesamt 1325 Blätter, Gouachen mit Texten und reine, teilweise transparente Textblätter im Format von 32,5 x 25 cm und ist in Vorspiel, Hauptteil und Nachwort gegliedert. Mit dieser Bildflut hat Charlotte Salomon in nur 18 Monaten das eigene Leben und das ihrer Familie gemalt und sich damit gegen das Verrücktwerden entschieden. Die besondere Tragik ist, dass sie kurz nach Fertigstellung ihres Lebenswerkes zusammen mit ihrem Mann den deutschen Häschern in Frankreich in die Hände geriet und unmittelbar nach ihrer Ankunft in Auschwitz vergast wurde. Bislang wurden die Gouachen verständlicherweise vorwiegend im Kontext der Holocaust-Aufarbeitung rezipiert, da es nicht viele Text- und Bildberichte von Verfolgten gibt, in denen die antisemitische Politik so genau beobachtet und individuell überliefert wurde. Ihre Arbeit wird deshalb auch immer wieder mit dem Bericht der Anne Frank verglichen. Aber Charlotte Salomons Werk ist gerade auch unter künstlerischen Aspekten ein einzigartiges Gesamtkunstwerk. Sie hat ihr Leben auf eine Bildbühne gebracht und alle Figuren, ihre eigene eingeschlossen, mit deutlich erkennbaren Pseudonymen ausgestattet. Damit versucht Charlotte Salomon eine distanziertere und gleichzeitig theatralisierte Form der Erzählung und Reflexion, die es ihr ermöglicht, von sich in der dritten Person zu berichten. Gleichwohl ist die Geschichte sehr nah, authentisch und intensiv erzählt. Dabei wechseln die Farben und der zeichnerische Gestus. Mal sind die Bilder in leuchtenden Farben und sehr elaboriert, mal flüchtig expressiv, was als Indiz der emotionalen Berührung der Autorin gewertet werden kann. Denn sie beschreibt ihre Verzweiflung angesichts der Suizide von Mutter und Großmutter, ihr Werben um die Gunst der Stiefmutter, ihre enttäuschte Liebe zu einem Bewunderer der Stiefmutter. Der Zyklus ist aber keineswegs nur als Leidensgeschichte verfasst. Salomon fügt ihrem Bericht auch ironisierende Töne bei, indem sie eine Melodie angibt, nach der der Text zu lesen bzw. zu singen sei. In ihrer sehr modernen Form der comicartigen Ausarbeitung sind Anklänge an unterschiedliche Malstile zu erkennen und die Einflüsse von Henri Matisse und auch Marc Chagall spürbar. Manche Bilder wiederum erinnern formal an den US-amerikanischen Realisten Ben Shahn, den Charlotte Salomon wahrscheinlich nicht kannte. In manchen Bildern vereint sie verschiedene Perspektiven in einer Darstellung, und verschachtelt Aufsicht und Querschnitt ineinander, um z.B. das Wohnhaus und das darin stattfindende Leben darzustellen.

Die 1917 in Berlin-Charlottenburg in einer bürgerlichen Familie geborene Künstlerin blieb das einzige Kind der depressiven und suizidal veranlagten Franziska Salomon (geb. Grunwald), die sich 1926 bei einem Besuch in der Wohnung ihrer Eltern in der Kochstraße 53 aus dem dritten Stock in den Tod stürzte. Charlottes Vater, der Chirurg Albert Salomon mit Professur an der Berliner Universität, heiratet 1930 die gefeierte Opernsängerin Paula Lindberg, die schnell die Zuneigung der Stieftochter erobert. Das familiäre Glück der jüdischen Familie wird durch die Machtübergabe an die Nazis unterbrochen. Charlottes Vater verliert seine Position und die Stiefmutter ihre Opernengagements. Von da an läuft das Leben der Familie, geprägt durch die perfiden Schikanen der Nazis, in immer schwierigeren Bahnen. Trotzdem gelingt Charlotte Salomon 1935 die Aufnahme in die „Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst“ in der Hardenbergstraße, die sie bereits zwei Jahre später wegen weiterer antisemitischer Maßnahmen verlassen muss. 1939 schicken die Eltern Charlotte zu den Großeltern mütterlicherseits, die nach Villefranche an die Côte d’Azur ausgewandert sind, während Paula und Albert Salomon mit falschen Papieren nach Amsterdam fliehen. Nach der Besetzung der Niederlande werden sie festgenommen, überleben aber als Krankenhelfer im KZ Westerbork. Charlottes Großmutter begeht in Südfrankreich nach dem Kriegsbeginn Selbstmord und der Großvater eröffnet Charlotte nun, dass auch ihre Mutter Selbstmord begangen hat. Bis dahin hatte sie der Version Glauben geschenkt, dass die Mutter an der Grippe gestorben sei. Charlotte und der Großvater kommen im Sommer 1940 nach der deutschen Okkupation kurzzeitig ins KZ Gurs, werden aber aufgrund des hohen Alters des Großvaters wieder freigelassen. Der Selbstmord der Großmutter und die Inhaftierung in Gurs stürzen Charlotte Salomon schließlich in eine psychische Krise. In ihrem Bericht lässt sie die Charlotte zum Großvater sagen: „… ich habe das Gefühl, als ob man die ganze Welt wieder zusammensetzen müsste“, worauf der Großvater verzweifelt und grausam entgegnet: „Nun nimm dir schon endlich das Leben, damit dies Geklöne endlich aufhört.“ Charlotte Salomons Leben steht auf der Kippe, aber es gelingt ihr, in dieser Situation alle Kraft für die künstlerische Verarbeitung ihres Lebens aufzuwenden. Die Lebensaufzeichnung ist die Strategie des Überlebens und lässt Charlotte Salomon ihre Krise überwinden. Die furchtbare Tragik der Charlotte Salomon: Der therapeutische Effekt ist für sie von keinem großen Nutzen mehr und ihre glücklichen Tage sind gezählt. 1943 überstürzen sich die Ereignisse. Anfang des Jahres stirbt der Großvater und im Juni 1943 heiratet Charlotte Salomon den österreichischen Emigranten Alexander Nagler, der jüdische Waisenkinder in Villefranche betreut. Den fertigen Bildzyklus übergibt sie, mit einer Widmung für ihre Eltern, an eine Amerikanerin. Noch im Sommer werden Charlotte und ihr Mann verhaftet und ins KZ Drancy gebracht und von dort am 7. Oktober 1943 nach Auschwitz deportiert, wo Charlotte im fünften Monat schwanger sofort nach Ankunft vergast wird. Paula und Albert Salomon reisen 1947 nach Villefranche, wo ihnen das Werk ihrer Tochter übergeben wird.

Autor: Matthias Reichelt

 

Ausstellung Charlotte Salomon im Jüdischen Museum Berlinn
Lindenstraße 9-14, 10969 Berlin, Info: (030) 259 93 300
info@jmberlin.de / fuehrungen@jmberlin.de
bis 25.11.2007, täglich 10-20 h, Mo bis 22 h, Katalog mit 860 Abbildungen und 432 Seiten (Prestel-Verlag), 24,90 €

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