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Startseite > Rezensionen > Ausstellungsrezensionen > Yael Bartana – Redemption Now
Geschrieben von: Matthias Reichelt
Erstellt:

Yael Bartana – Redemption Now

Ausstellungsplakat zu Yael Bartana – Redemption Now. © Jüdisches Museum Berlin, Gestaltung: Gila Kaplan, Avi Bohbot, Illustration: Yossi Assouline, Bearbeitung: buerominimal

Ausstellungsplakat zu Yael Bartana – Redemption Now. © Jüdisches Museum Berlin, Gestaltung: Gila Kaplan, Avi Bohbot, Illustration: Yossi Assouline, Bearbeitung: buerominimal

Eine in weißem Leinengewand mit Kapuze gekleidete Person reitet mit Esel durch das heutige Berlin, schreitet durch die Straßen und beobachtet still und aufmerksam das Geschehen. Androgyn, mit kurzem, blondem Haar wirkt sie zwar ästhetisch attraktiv, erinnert aber auch fatal an die faschistische Vorstellung von perfekter arischer Physiognomie. Unnahbar und befremdend wirkt diese als Malka – hebräisch für Königin – und Germania titulierte Figur und entstammt Yael Bartanas neuestem Werk, eine 43 Minuten lange Drei-Kanal-Video-Audio-Installation. Diese war vom Jüdischen Museum bei der israelischen und in Berlin wie Amsterdam lebenden Künstlerin in Auftrag gegeben worden.

Malka Germania, die mit ihrem Esel an Jesus’ Ankunft in Jerusalem und das damit verbundene eschatologische Motiv der Heilung und Erlösung durch den „König der Juden“ erinnert, wird von Bartana im selben Atemzug konterkariert. Denn mit Germania zitiert sie die megalomane Vision Hitlers von Deutschland als Großreich. „Redemption Now“, also Erlösung jetzt, ist nicht nur der Titel dieser Installation, sondern der ganzen Werkschau, die das Jüdische Museum Berlin der Künstlerin ausrichtet. Gekonnt spielt Bartana mit gegenläufigen Bedeutungen in den von ihr entworfenen Bildern und Szenen. Manchmal nur beiläufige und harmlose visuelle Codes rufen unbehagliche Erinnerungen hervor. Da fliegen Büsten von Goethe und anderen Repräsentanten einer deutschen Nationalkultur samt deren Werke aus Fenstern, Soldaten besetzen das Scheunenviertel, dort werden Straßenschilder mit hebräischer Schrift überklebt. Ist das hier ein Rachefeldzug von Juden für die Reichspogromnacht und die an ihnen begangenen Verbrechen?

Die Kamera nähert sich aus der Vogelperspektive dem Strandbad Wannsee, senkt sich herab und tastet die sich sonnenden und lesenden Menschen in Strandkörben ab. Ganz beiläufig streift sie zwei Männer, von denen einer ein Buch über den deutsch-israelischen Dialog liest. Nach einem Schwenk nimmt die Kamera einen Trupp laufender junger Männer in kurzen schwarzen Shorts und weißen Unterhemden ins Visier. Sie erinnern an die Körperertüchtigung im Faschismus. Zusammen mit tanzenden Frauen auf einer Waldlichtung rufen beide Motive unweigerlich Leni Riefenstahls Olympiafilme für die Nazis in Erinnerung. Die Vielschichtigkeit oder Doppelbödigkeit der Szenen, das Aufeinandertreffen von Bildern eines gegenwärtigen Berlin mit den aus der Zeit gefallenen aber noch in der Erinnerung gespeicherten Motiven und Codes formen eine Spannung der Ambiguität, die Bartana bewusst einsetzt, ohne Auflösungen anzubieten.

Wenn Bartana am Ende des Films die gigantische Kuppel der von Hitler und Speer konzipierten Volkshalle aus dem Wannsee aufsteigen lässt, ist da gar nichts von Erlösung und die Dystopie, die sie vorher mit zähnefletschenden Schäferhunden eines Polizeitrupps, oder einem Treck von Flüchtenden triggert, komplett.

Könnte Malka Germania Führerin, Anführerin einer messianischen oder auch faschistischen Bewegung sein? Eher nicht, denn sie enthält sich der direkten Agitation und Reden an eine mögliche Bewegung und wirkt stattdessen einsam und entrückt.

Zwölf eingeladene Autorinnen und Autoren, darunter Christina von Braun und Max Czollek, bieten vielerlei kulturessayistische Deutungen und Erklärungen an.

Die auffällig passive und sich auf das Beobachten beschränkende Figur der Malka spricht jedoch eher für eine Rolle, wie sie Walter Benjamin für Paul Klees „Angelus Novus“ als „Engel der Geschichte“ formulierte:

„Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert.“

Beim Betreten der Ausstellung werden die Besucher durch einen knatternden 16-mm-Projektor empfangen, mit dem der Film „Entartete Kunst lebt“ gezeigt wird. Es handelt sich um eine Animation der „Kriegskrüppel“ aus Otto Dix’ gleichnamigen und von den Nazis als „entartet“ zerstörten Gemälde, dessen Motiv nur als Schwarzweiß-Reproduktion überlebte. Auch hier zeigt Bartana ihre Kunst der vielschichtigen Referenz. Als „entartet“ bezeichneten die Nazis die, ihren Vorstellungen von „gesund“ und „arisch“ widersprechende, Kunst und Menschen. Bartana wendet sie nun auf versehrten Körper als sichtbare Zeichen des von Menschen gemachten Irrsinns Krieg an und verbindet damit den nationalistischen Wahnsinn des Ersten Weltkriegs mit dem später folgenden und noch verheerenderen Faschismus. Gleichzeitig nimmt sie indirekt Bezug auf das allen Anfeindungen und Vernichtungsversuchen trotzende „Das Volk Israel lebt“.

Sehr bekannt wurde Bartana durch ihr ebenfalls in der Ausstellung repräsentierte „Jewish Renaissance Movement in Poland“ (2007–2011). Die fiktive Bewegung rief zur Rückkehr der Juden nach Polen auf und inmitten Warschaus ließ Bartana einen Kibbuz errichten, dessen Form mit Stacheldraht und Schutzzäunen sowie Wachtürmen auch Erinnerungen an die Konzentrationslager hervorrief.

Autor: Matthias Reichelt

 

Yael Bartana – Redemption Now
Bis 10. Okt 2021, täglich 10–19 Uhr
Jüdisches Museum Berlin
https://www.jmberlin.de/ausstellung-yael-bartana

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