Ein spannender Jugendroman über den Widerstand Jugendlicher in der NS-Zeit
„Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife“ lautet der treffende Titel von Elisabeth Zöllers Roman über die Kölner Edelweißpiraten, in dem sie auf spannende Weise einen Aspekt der NS-Zeit thematisiert, der lange auch von der Forschung nicht beachtet wurde. Während der Widerstand der Studenten der Weißen Rose frühzeitig gut erforscht wurde, mussten die überwiegend aus der Arbeiterschaft stammenden Edelweißpiraten bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts darum kämpfen, überhaupt als Widerstandskämpfer anerkannt zu werden.
Zöllers Roman basiert auf intensiven Recherchen. Im Mittelpunkt der Handlung stehen drei Jugendliche: Paul, ein vor der Deportation geflohener ‚Halbjude‘, der in Köln untertaucht; Bastian, ein Metall-Lehrling bei den Kölner Ford-Werken; Franziska, Gehilfin in einer Gärtnerei und bald Freundin von Paul. Eindrucksvoll schildert die Autorin den Alltag der Jugendlichen während des Krieges in der von Luftangriffen ständig heimgesuchten Stadt. Sie beschreibt den täglichen Kampf um Lebensmittel ebenso wie die Situation am Arbeitsplatz, vor allem aber den Verfolgungsdruck durch Polizei, Gestapo und SS sowie die Aktionen der Edelweißpiraten. Die Beschaffung von Lebensmitteln für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter gehörte ebenso dazu wie die Verteilung von Flugblättern; systemkritische Parolen wurden auf Wände gemalt; Sabotageakte sollten die nationalsozialistische Kriegsmaschinerie stören.
Spannend werden vor allem die vielfältigen Aktionen der Jugendlichen dargestellt. Die kurzen Sätze, die Verwendung der wörtlichen Rede als durchgängiges Stilmittel sowie die Gliederung in viele knappe Kapitel führen dazu, dass sich der Roman leicht lesen lässt. Auch die Liebesgeschichte zwischen Paul und Franziska trägt hierzu gewiss bei. Wünschenswert wäre es gewesen, wenn man etwas mehr über die Motive und sozialen sowie ideologischen Hintergründe der Jugendlichen erfahren hätte. Diese kommen angesichts vieler actionreicher Szenen etwas kurz. Lobenswert hingegen ist, dass die Autorin ihr Personal bis in die Nebenfiguren hinein differenziert zeichnet und auch Widersprüche im Handeln der Edelweißpiraten thematisiert. Ein Glossar vermittelt knapp und präzise zusätzliche historische Informationen, ein Quellenverzeichnis lädt zu weitergehenden Recherchen ein. – Eine lohnende Lektüre für Jugendliche (ab 13) und Erwachsene, die mehr über den mutigen Widerstand Jugendlicher aus dem Rheinland gegen den Nationalsozialismus erfahren wollen.
Autor: Tomas Unglaube
Elisabeth Zöller: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife. Ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten, München: Hanser 2012. 352 Seiten. € 16,90. ISBN 978-3-446-24024-7