Die Berlinale – 2014 etwas weniger politisch als die Vorjahre präsentiert mit Errol Morris The Unknown Known einen dokumentarischen Leckerbissen mit hohem politischen Anspruch. Morris, der mit seinem Oscar-gekrönten Film „Fog of War“ den zu Zeiten des Vietnamkriegs amtierenden US-Verteidigungsminister Robert McNamara porträtiert hat, präsentiert mit seinem neuen Film ein Werk über den langjährigen Sicherheitsberater amerikanischer Präsidenten und früheren US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld.
Über Jahrzehnte entstandene Notizen bilden die Grundlage für die Annäherung an einen Mann, der die US-amerikanische Außenpolitik und den „Krieg gegen den Terror“ entscheidend mitprägte. Von Pearl Harbor über Vietnam bis zu 9/11 beleuchtet das Interview mit Rumsfeld den Umgang der USA mit militärischen und politischen Fehlern und Katastrophen. Der Zuschauer lernt dabei vor allem eines. Rumsfeld ist ein Gefangener seiner eigenen hermetischen Doktrin, die autistische Wahrnehmung und Hybris auf fatale Weise miteinander verbindet. Nicht nur als Europäer wird man deswegen fassungslos auf dieses Dokument schauen und begreifen mit welchem Weltbild solche Politiker agieren. Erhoffte Einsichten gibt es nicht. Rumsfeld räumt ein, dass das Beginnen eines Kriegs immer einfacher sei als das Beenden. Das sieht er aber als eher technische Feststellung. Er bekennt, dass das Ende des Vietnamkrieges, das er bereits als ranghoher Politiker erlebte, einer der denkwürdigsten Tage seines Lebens gewesen sei. Trotzdem antwortet er auf die Frage, welche Lehre er aus Vietnam gezogen habe: Es könne halt auch mal schiefgehen.
Berlinale – Sektion Panorama
USA 2013, 102 Min, Englisch
REGIE: Errol Morris