Die Dokumentation „The Silence of Others“ von Almudena Carracedo und Robert Bahar, handelt von den Opfern und Hinterbliebenen des Franco-Regimes in Spanien 1936-1977. Die beiden Regisseure und ihr Team begleiteten über fünf Jahre lang Menschen, die für Gerechtigkeit und Wiedergutmachung kämpften. Tausende Menschen wurden in den Jahren des Bürgerkrieges und der Diktatur in anonymen Massengräbern verscharrt. Eine Handvoll von Menschen kämpft seit dem Erlass des Amnestiegesetzes 1977, welches zwar die Gefangenen des Regimes befreite, aber auch die Täter und Peiniger entlastete, für Gerechtigkeit.
Das Franco-Regime, auch bekannt als Franquismus, ist die von Francisco Franco ins Leben gerufene ideologische Diktatur von 1939 bis 1977. Seine Legitimation als Anführer dieses Systems entnahm der Diktator aus dem Sieg im Bürgerkrieg 1936 in Spanien. Mit Hilfe der Elite aus dem westlichen Teil Spaniens baute er eine Diktatur auf, welche im Laufe der Zeit zum Franco-Regime wurde. Um seine Macht zu behalten, spielte er Institutionen wie das Militär und die Kirche gegeneinander aus. So konnte er sich bedeutende Gegner vom Hals halten. Ähnlich wie damals Adolf Hitler die Japaner gegen die USA aufhetzte. Dies ist aber nicht die einzige Parallele der beiden Faschisten. Franco betrieb so wie Hitler einige Konzentrationslager, bis heute sind 190 von ihnen bekannt. Das letzte KZ wurde erst in den 1960er Jahren geschlossen.
Die Opfer des Genozids in Spanien werden auf knapp eine halbe Million beziffert. Genaue Angaben sind aufgrund der zahlreichen anonymen Massengräber, die sich über das ganze Land erstrecken, kaum möglich. Bis heute kämpfen viele Menschen für eine Revidierung des Amnestiegesetzes, welches es verbietet, die Gräber zu öffnen und die Leichen zu exhumieren. Dabei geht es den Menschen viel mehr um das Ermöglichen einer letzten ehrenhaften Ruhe, als um die Belangung der Peiniger.
Als Franco 1975 starb, zog Spanien schnell in die liberale Demokratie ein. Im Jahr 1977 verabschiedete das Parlament das strittige Amnestiegesetz, das nicht nur politische Gefangene gegen Franco befreite, sondern auch seine Schattenarmee von Mördern und Folterern begnadigte. Im Interesse der nationalen Heilung und Versöhnung wurde ein Massenakt der kollektiven Amnesie gefordert. Er hieß El Pacto del Olvido, „der Pakt des Vergessens“.
„The Silence of Others“ dokumentiert diesen Kampf und begleitet einige Vertreter. Da die Verbrechen als Kriegsverbrechen eingestuft sind und somit international verhandelt werden können, nimmt sich eine argentinische Richterin des Falls an. Gemeinsam versucht sie mit den Angehörigen eine Wiederaufnahme des Falls. Der von Höhen und Tiefen gezeichnete Prozess wurde von Almudena Carracedo und Robert Bahar penibel dokumentiert.
Das Ergebnis ist eine Dokumentation, die nicht hätte bewegender sein können. Viele emotionale Momente, ob Erfolge oder Rückschläge nahmen sie auf. Den Zuschauern wird einsichtsreiche und aufklärende Dokumentation geboten. Doch einen Kampf werden die Angehörigen wohl nie gewinnen – den gegen die Zeit. Denn diese schwindet immer mehr und macht es fast unmöglich, die Täter für ihre Taten büßen zu lassen und den Kampf noch lange fortzusetzen.
The Silence of Others
Regie: Almudena Carracedo, Robert Baha
Produktionsland: USA, Spanien
Veröffentlichung: 2018
Länge: 95 Minuten – Farbe
Berlinale – Sektion Panorama Dokumente