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Startseite > Geschichte Deutschlands > Drittes Reich > Sprache unterm Hakenkreuz
Geschrieben von: Christian A. Braun
Erstellt:

Sprache unterm Hakenkreuz

Von „Endlösung“ und „Menschenmaterial“

 

Allmacht der Sprache?

Die Frage, welche Bedeutung man der Sprache im Nationalsozialismus beimessen will, wird immer wieder anders beantwortet. Suchte man in den Nachkriegsjahren in der faschistoiden Rhetorik eine omnipotente Erklärung für das Geschehene zu finden, so rückte man von dieser (doch eher sehr einfachen) Vorstellung, dass die Sprache eine Art Allmacht ausübe, nach und nach ab. Heute betrachtet man Propaganda (und damit auch Sprachgebrauch) nunmehr als einen, nicht aber unbedingt den alles entscheidenden Faktor, der das Dritte Reich mit allen seinen Konsequenzen Wirklichkeit werden ließ.

 

Volk, Reich, Rasse

Einigkeit besteht jedoch darüber, dass der Sprachgebrauch im Dritten Reich einige Auffälligkeiten aufweist, was insbesondere für den Wortschatz gilt. Zunächst sind hier die recht zahlreichen Wortneuschöpfungen (Neologismen) mittels Volk, Reich und Rasse (Volksschädling, Reichsparteitag, Rassenschande) zu nennen, aber auch die Neubildung von Hüllwörtern (Euphemismen) wie Sonderbehandlung (statt Exekution), Endlösung (statt Massenmord). Im Übrigen verwenden wir auch heute noch Ausdrücke, die in dieser Zeit entstanden sind, ohne uns ihrer Herkunft bewusst zu sein. Überfremdung oder unabdingbar sind hier als wenig prominente Beispiele anzuführen.

 

Einhämmern

Die gängige Meinung, die nationalsozialistische Rhetorik basiere im Wesentlichen auf einer „einhämmernden“ Redeweise, wurzelt darin, dass einige Wörter (mitsamt ihren Ableitungen bzw. sinnverwandten Ausdrücken) wie etwa Rasse besonders häufig gebraucht und bestimmte Aussagen (Die Juden sind schuld!) ständig wiederholt wurden. KLEMPERER bemerkt dazu: „Nein, die stärkste Wirkung wurde nicht durch Einzelreden ausgeübt, auch nicht durch Artikel oder Flugblätter, durch Plakate oder Fahnen, sie wurde durch nichts erzielt, was man mit bewusstem Denken oder bewusstem Fühlen in sich aufnehmen musste. Sondern der Nazismus glitt in Fleisch und Blut der Menge über die Einzelworte, die Redewendungen, die Satzformen, die er ihr in millionenfachen Wiederholungen aufzwang und die mechanisch und unbewusst übernommen wurden“ (KLEMPERER, V.: LTI. Notizbuch eines Philologen. Frankfurt am Main 200119, 26). So fand sich am 1. Mai 1930 auf einer einzigen Seite des „Völkischen Beobachters“ das Wort Rasse sechsmal in drei Überschriften: Die Stellung der Frau in ihrer Bedeutung für die Rasse; Die Rasse entscheidet das Schicksal der Völker. Die Rassenfrage ist daher die Kernfrage unseres Daseins; Hebung der Rasse ist Pflicht jedes Volksgenossen. Rassenbiologie und Rassenhygiene in ihrer Bedeutung für unser Volk.

 

Gigantomanie und Superlative

In der großen Häufigkeit, mit der Wörter wie einmalig, einzig, gigantisch, ungeheuer oder unerschütterlich auftraten, manifestierte sich nicht nur der Drang zu Gigantomanie. Auch wurde damit eine Intensivierung/Steigerung/Emotionalisierung des Ausdrucks bezweckt (unerschütterlicher Glaube, gigantisches Ringen). Da jedoch solche Wörter, die sehr oft gebraucht werden, „an Wirkung verlieren“, mussten auch sie bald gesteigert werden. So wurde die neue Grundstufe des Adjektivs der Komparativ (die Vergleichsform, also größer, besser, weiter, höher, wichtiger), der Superlativ wurde im Nationalsozialismus die normale Steigerungsform. Sogar Adjektive, die bereits inhaltlich einen Superlativ oder eine absolute Größe ausdrücken (total, radikal), wurden dann (grammatisch) gesteigert. Goebbels’ berühmte Sportpalastrede vom 18.2.1943 ist wohl mit das beste Beispiel dafür: „Wollt Ihr den totalen Krieg? Wollt Ihr ihn wenn nötig totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt noch vorstellen können? […] Ich frage Euch: Ist Euer Vertrauen zum Führer heute größer, gläubiger und unerschütterlicher denn je?“ Eine ähnliche Strategie verfolgt im Übrigen heute die Werbesprache, wenn sie absolute Ausdrücke steigert und sich davon eine Intensivierung verspricht. Denn was sich groß anhört, muss groß sein; Superlative verstärken den Ausdruck, sie appellieren an das Gefühl und können dazu dienen, Sachverhalte zu verschleiern, aufzublähen oder auch zu relativieren.

 

Metaphern aus Technik, Medizin und Religion

Schließlich ist die Tendenz zu nennen, Ausdrücke, die ursprünglich (u.a.) der technischen/medizinisch-biologischen/sakralen Fachsprache entstammen, in einem übertragenen (metaphorischen) Sinn nun auch vermehrt in der Gemeinsprache zu verwenden. Sinn solcher Metaphern ist nicht nur eine anschauliche Ausdrucksweise, sondern oft auch eine Vereinfachung der Sachverhalte. Werden nur einzelne Begriffe aus medizinischen oder biologischen Bereichen in fachfremde Texte entlehnt, so können letztere einen scheinbar wissenschaftlichen Anstrich erhalten und auf diese Weise an Glaubwürdigkeit gewinnen.

 

Erfassung von Menschenmaterial

Eine technische Ausdrucksweise dient in eigentlicher Verwendung dazu, Sachverhalte wertfrei zu vermitteln und damit den Leser (Rezipienten) zu informieren; sie nimmt daher eine sach- bzw. tätigkeitsbezogene Perspektive ein, die auch in unpassenden Fällen vom „Völkischen Beobachter“ vertreten wird: „[…] Sodann galt es, den Arbeiterbestand dieser Betriebe zu sichern. Diesen umfangreichen Arbeiten schloss sich die Sicherung des Transportbedarfs an, zunächst der unentbehrlichen Kraftfahrzeuge, deren Notwendigkeit im einzelnen zu prüfen ist […]“ (VB 14.4.40, S. 3). Arbeiterbestand oder Transportbedarf sind in diesem Beispiel einerlei, damit wird dieselbe sachbezogene Perspektive eingenommen, die auch die Bildung Menschenmaterial vertritt. Bevor man jedoch diese Arbeiterbestände sichern kann, müssen sie zuerst erfasst werden, ein Ausdruck, der zunächst nur auf Dinge und Sachen, die man in Listen registrieren musste, bezogen war, und der bald als drastisch-materielle Formel auch in Bezug auf Menschen verwendet wurde.

 

Unsterblicher Glaube und ewige Hoffnung

Bestimmte Wörter und Phrasen, die der Sakralsprache entstammen, fanden schon vor den Nationalsozialisten Eingang in den profanen Sprachgebrauch. Doch erst der vermehrte Gebrauch solcher religiösen Vokabeln und Ausdrücke wie ewig, heilig, Glaube, Vorsehung, Mission, Opfer, Treue oder unsterblich stellt ein Merkmal nationalsozialistischen Sprachgebrauchs dar. Folgendes Beispiel setzt Hitler sogar implizit mit Christus gleich, der durch seine Heilsbotschaft, nämlich „das nationalsozialistische Glaubensbekenntnis“ Erlösung bringt:

„[…] Fest fußend auf den Lehren dieses politischen Glaubensbekenntnisses, das im Nationalsozialismus späte Gestalt fand, stehen wir heute, in einer festen Gemeinschaft zusammengeschlossen, um den Führer geschart. […] An ihn denken […], unsere Mütter, wenn sie durch Schnee, Regen und Kälte auf Einkauf ausgehen, vor den Geschäften stehen und warten, manchmal das werdende Leben unseres Volkes unter dem Herzen tragend, vielleicht von dem geliebten Mann, der in einem einsamen Soldatengrab in Polen oder verweht von den Wogen auf dem Grunde des Meeres ruht. Um eines Tages mit seinem Volke neu aufzuerstehen. Denn die, die für das Reich fallen, sind nicht tot, sie schlafen nur. […] Haben sie nicht ein Recht, von uns zu fordern, dass wir unsere Herzen täglich in beide Hände nehmen und gläubig gehorchen und dienen, auf dass das Reich bleibe und wachse und niemals vergehe! […]“ (aus: Goebbels, J. Die Zeit ohne Beispiel. München 1941. Darin: Gelobt sei, was hart macht. Rede auf der Großkundgebung in Münster i. W., 271).

Der Sinn dieser religiösen Ausdrücke und Bilder liegt in ihrer emotionalen Wertung. Leser oder Hörer (Rezipienten) sollen hier nicht rational überzeugt, sondern durch einen Appell an ihre Gefühle irrational angesprochen werden (Glauben statt Wissen).

 

Parasiten und Schmarotzer

In nationalsozialistischen Texten finden sich häufig biologische Metaphern, beispielsweise wenn vom Volkskörper die Rede ist, der durch Parasiten, Bakterien, Schmarotzer (meist werden damit Juden bezeichnet) erkrankt, weswegen hygienische Maßnahmen erforderlich werden, welche die Gesundheit des Volkskörpers garantieren. Auch Rasse (mit seinen Ableitungen) muss in diesem Zusammenhang als biologisch-zoologischer Begriff nochmals erwähnt werden. Außerordentlich prägnant ist zudem folgende Stelle in „Mein Kampf“: „[Der Jude] ist und bleibt der typische Parasit, ein Schmarotzer, der wie ein schädlicher Bazillus sich immer mehr ausbreitet, sowie nur ein günstiger Nährboden dazu einlädt. Die Wirkung seines Daseins aber gleicht ebenfalls der von Schmarotzern: wo er auftritt, stirbt das Wirtsvolk nach kürzerer oder längerer Zeit ab […]“ (aus: HITLER, A.: Mein Kampf, 1. Band. München 193312, 334). Eine solche dehumanisierende Darstellung von Mitmenschen war ein erster Schritt auf dem Weg nach Auschwitz.

 

Sprache unterm Hakenkreuz: Fazit

In diesem kurzen (und damit sehr fragmentarischen) Abriss sollte die Notwendigkeit deutlich geworden sein, nicht nur den Sprachgebrauch im Nationalsozialismus rückblickend zu reflektieren, sondern vor diesem Hintergrund auch die heutige Verwendung von Sprache immer wieder kritisch zu hinterfragen.

Autor: Christian A. Braun

 

Literatur

BAUER, G. (1988): Sprache und Sprachlosigkeit im „Dritten Reich“. Köln.

BOHLEBER, W. / DREWS, J. (Hrsg.) (1991): „Gift, das du unbewußt eintrinkst …“. Der Nationalsozialismus und die deutsche Sprache. Bielefeld.

BORK, S. (1970): Mißbrauch der Sprache. Tendenzen nationalsozialistischer Sprachregelung. Bern / München.

BRACKMANN, K.-H. / BIRKENAUER, R. (1988): NS-Deutsch. Selbstverständliche Begriffe und Schlagwörter aus der Zeit des Nationalsozialismus. Straelen/Niederrhein (Europäisches Übersetzer-Kolloquium Straelen, Glossar 4).

FRIND, S. (1966): Die Sprache als Propagandainstrument des Nationalsozialismus. In: Muttersprache 76. 1966, 129 – 135.

KLEMPERER, V. ( 200119): LTI. Notizbuch eines Philologen. Frankfurt am Main.

MAAS, U. (1984): „Als der Geist der Gemeinschaft eine Sprache fand“. Sprache im Nationalsozialismus. Versuch einer historischen Argumentationsanalyse. Opladen.

NILL, U. (1991): Die „geniale Vereinfachung“. Anti-Intellektualismus in Ideologie und Sprachgebrauch bei Joseph Goebbels. Frankfurt am Main. (Sprache in der Gesellschaft – Beiträge zur Sprachwissenschaft, 18).

PANKAU, J. G. (Hrsg.) (1997): Rhetorik im Nationalsozialismus. Tübingen. (Rhetorik, 16).

SCHMITZ-BERNING, C. (1998): Vokabular des Nationalsozialismus. Berlin / New York.

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