Der Film „Sahnehaye Estekhraj“ (Scenes of Extraction) von der Regisseurin Sanaz Sohrabi ist ein eindringliches Porträt der Ölindustrie und ihrer Auswirkungen auf die Umwelt. Das Leben der Menschen wird beleuchtet, die in der Nähe dieser Industrie arbeiten und involviert sind. Der Film beleuchtet, wie die Ölindustrie die Landschaft und Umwelt verändert und wie sich die Menschen den Herausforderungen und Gefahren dieser Industrie stellen. Der Film bietet somit eine realistische Bühne für die Erzählung der damaligen Gegebenheiten.
Sanaz Sohrabi nutzt in ihrem Dokumentarfilm eine beeindruckende visuelle Sprache, um die Auswirkungen der Ölindustrie aufzuzeigen. Die Landschaften werden in verschiedenen Stadien der Ölexploration und -gewinnung gezeigt, von der Entdeckung bis hin zur Verarbeitung. Kameraführung und der Schnitt tragen dazu bei, dass der Zuschauer in das Geschehen eintaucht und die Prozesse hautnah miterlebt. Einige Bilder sind oft surreal und überwältigend, was die Botschaft des Films unterstreicht. Neben den beeindruckenden visuellen Aspekten des Films bietet er auch ein starkes Narrativ. Sohrabi zeigt, wie die Ölindustrie das Leben der Menschen beeinflusst hat und welchen Umständen sie ausgesetzt waren. Es wird auch gezeigt, wie sich die Gemeinden und Einzelpersonen gegen die Auswirkungen der Ölindustrie organisieren und kämpfen.
Dass es sich in diesem authentischen Film um original Archivaufnahmen handelt, ist gleichermaßen beeindruckend als auch erschreckend. Diese gewähren nämlich einen tiefen Einblick über die fragwürdigen Methoden der Ölgewinnung im Iran und in Südostasien. Teilweise sind diese verantwortlich für schwerwiegende Schäden in der Natur. Leider kommt es nach wie vor zum Einsatz dieser Methoden. Es müsste ein Umdenken stattfinden. Hier spielt der Film auf eine nachhaltige und Ressourcen schonende Verhaltensweise an. Allerdings nicht in einer fordernden, erdrückenden Weise, eher durch einen subtilen Schleier.
In einem eigens verfassten Kommentar erzählt die Regisseurin Sanaz Sohrabi, dass Ihr vor allem zwei verschiedene Ansichten sehr wichtig sind. Sie erwähnt, dass sie den gesamten Film mit zwei verschiedenen metaphorischen Kameraperspektiven gedreht hat. Nämlich mit einer geologischen Kamera und einer ethnografischen Kamera. Die geologische Kamera ist dafür zuständig, einen Überblick über die Erdölinfrastrukturen zu schaffen. Das ist sehr eindrucksvoll durch Film und Fotografie zu beobachten. Einen Teil der Aufnahmen stammt sogar aus dem British Petroleum (BP) Archiv. Außerdem hat sich die Regisseurin und Forscherin in den letzten fünf Jahren ausgiebig mit geologischen Messungen und seismischen Aktivitäten beschäftigt. Auch beinhaltet die geologische Kamera eine historische Komponente. Einige Forschungen gehen bis in das 20. Jahrhundert und in die Kolonialzeit zurück. Dagegen bietet die ethnografische Kamera eher einen etwas künstlerischen und emotionalen Ansatz. Die Verknüpfung über die soziale Schichtung der Geologie wird an diesem Punkt besonders beleuchtet. Zusätzlich werden wichtige Themen wie ethische-soziale Probleme angeschnitten und untersucht. Ungerechtigkeit und Verdrängung sind hier Bestandteil der Thematisierung.
Damit schafft der Film auch eine unglaubliche Reflexionsfläche für den Zuschauer. Er fordert auf, über die eigene Rolle in der Ausbeutung von Ressourcen und der Auswirkungen von Industrien auf die Umwelt und die Gesellschaft nachzudenken. Der Film erinnert uns daran, dass alle Teil des Problems und auch Teil der Lösung sind. Insgesamt ist „Sahnehaye Estekhraj“ (Scenes of Extraction) ein eindringlicher und bedeutender Film, der daran festhält, wie sehr eigene Entscheidungen und Handlungen das Leben anderer beeinflussen können. Die bildliche Sprache, die Erzählweise und die Musik machen den Film zu einem herausragenden Werk der zeitgenössischen Filmkunst. Es ist ein Film, der weniger unterhält, sondern eher dazu beiträgt, ein Bewusstsein für die dringenden Umwelt- und sozialen Probleme in der Welt zu schaffen.