Kinky Friedman: Katze, Kind und Katastrophen, Berlin 2007.
Der Kinkster, wie sich Kinky Friedman selber nennt, hat eine sympathische Sicht auf die Welt. In einer gesunden Mischung aus einem Schuß Misanthropie, viel Sarkasmus und großer Tierliebe hat er sich zwischen den internationalen Katastrophen in einer Ecke des dahindümpelnden Narrenschiffs Menschheit eingerichtet und kommentiert aus seinem kleinen Nischen-Kosmos heraus die Welt in schrägen Countrysongs und witzigen Kriminalromanen. Friedman kandidierte für den Gouverneursposten in Texas und erzielte als Einzelkämpfer, der nicht gerade auf eine große finanzstarke und mächtige Lobby verfügt, immerhin aus dem Stand 13%. Kinky Friedman – omen ist nomen – ist ein friedliebender Mensch und tritt für ein umfangreiches Savoir vivre ein wozu auch die Legalisierung von Cannabis zählt. Er selber lässt es sich bei Guinness, Whiskey und seinen Monte Christo Zigarren aus Kuba gut gehen. Auf eine Bemerkung seines Freundes Bill Clinton, dass Kuba doch boykottiert würde, antwortet er schlagfertig und grinsend mit dem Bonmot: „O.K. let’s burn them“.
Keinem anderen gelingt es, in einem Countrysong an die ermordeten Europäischen Juden zu erinnern. Mit großem Humor arbeitet er daran das Image Texas als reaktionärer Bundesstaat zu brechen indem er gegen die Reaktion mit einem vielfältigen Repertoire an Liedern, Aktionen und Institutionen ankämpft. Auf der Webpage Kinky Friedmans kann der Besucher neben dem Erwerb aller möglichen Devotionalien das Netzwerk sehen, in dem sich Friedman bewegt und das auch in seinem neusten Krimi eine Rolle spielt. Sein alter ego hat Friedman kein bisschen verfremdet und lässt es gleich unter dem selbem Namen auftreten. Wie im richtigen Leben liebt er seine Zigarren, hält Religion für Humbug und nimmt die Tiere mindestens so ernst wie die Menschen. Kinkys Katze besitzt deutliche Persönlichkeitsmerkmale und kann ihn schon mal von der Mitte seines Schreibtisches beleidigt anschauen, „weil Katzen genau wie die meisten Leute praktisch keinen Sinn für Humor haben“. Und einen Sinn für Humor braucht der Leser von Friedmans Romanen schon und zeichnet seine Lesergemeinde aus. Dass dieser Humor nicht unbedingt Political Correct sein sollte, muss hier nicht mehr betont werden.
Autor: Matthias Reichelt
Kinky Friedman: Katze, Kind und Katastrophen. Critica Diabolis 145. Übersetzt aus dem Amerikanischen von Astrid Tillmann. Berlin, 2007. Paperback, 159 S., 14.- €, ISBN: 3-89320-107-6