Es ist die beeindruckendste Szene des ganzen Filmes. Menschen flüchten unter eine riesige Hakenkreuzfahne und retten dadurch ihr Leben. Es ist China im Jahre 1937 und das Symbol des Nationalsozialismus hindert die japanischen Bomber daran die Siemens-Werke in Nanking zu bombardieren.
Der Mann, der das Symbol des Nationalsozialismus zu einer humanitären Rettungstat missbraucht ist John Rabe. Ein Held damals und dank eines Filmes auch heute. Florian Gallenberger verfilmte die Geschichte des „Schindlers von China“ und zeigt das Werk erstmals auf der Berlinale.
Der 15 Millionen Euro teure Film basiert auf den Tagebüchern des hanseatischen Kaufmanns (gespielt von Ulrich Tukur), der mit seiner Frau Dora (Dagmar Manzel) seit langen Jahren in China lebt und dort für Siemens in der damaligen chinesischen Hauptstadt Nanking die Niederlassung leitet.
1934 tritt Rabe der NSDAP bei, um in Nanking eine deutsche Schule gründen zu können. Er ist ein Nazi aus naiven Beweggründen. Er ist Patriot und glaubt an den „Führer“ als Gründer einer „Arbeiterbewegung“. Die Politik in Deutschland nimmt er nur aus der Ferne wahr. Vieles an Rabe ist typisch deutsch, manches nicht. Und er ist kein typischer Held.
Als 1937 Japaner in China einfallen ziehen ihre Armeen eine Spur von Kriegsverbrechen hinter sich her. Die meisten Ausländer flüchten. Voller Abscheu notiert Rabe die Gräueltaten in seinem Tagebuch und beschließt die belagerte Stadt nicht zu verlassen. „Man möchte doch ein anständiger Kerl bleiben. Man kann doch seine Untergebenen mit ihrem Anhang nicht im Stich lassen. Das ist doch selbstverständlich.“
Und dann wird Rabe zum Held. Ganz langsam wächst er in seine neue Rolle. Er richtet mit den verbliebenen Ausländern – u.a. dem Arzt Robert Wilson (gespielt von Steve Buscemi) – eine internationale Zone zum Schutz der Zivilbevölkerung ein. Als Deutscher ist er ein idealer Verhandlungspartner für die Japaner. Das Land ist mit dem Deutschen Reich verbündet. Mit einer Hakenkreuzbinde tritt er den marodierenden Truppen entgegen.
Die vier Quadratkilometer große Schutzzone rettet am Ende über 250.000 Leben. Mehr als 300.000 Chinesen überleben das Massaker von Nanking jedoch nicht. Im März 1938 wird Rabe schließlich gegen seinen Willen nach Deutschland zurückgerufen. Hier endet der Film.
Zuhause in Deutschland will er über die Gräueltaten des alliierten Japan berichten. Sein Engagement bringt ihm eine Verhaftung durch die Gestapo ein. Er wird verhört und zum Schweigen gezwungen. Nach Kriegsende hat Rabe wegen seiner Parteimitgliedschaft große Schwierigkeiten bei der Entnazifizierung. 1950 stirbt „der gute Deutsche“ verarmt und vergessen in Berlin. Der chinesische Staatspräsident Chiang Kai-shek hilft mit Spenden und Hilfslieferungen. Erwin Wickert – Vater von Ulrich Wickert und früher deutscher Botschafter in China -, der Rabe persönlich kannte, editierte Rabes Tagebücher 1997.
John Rabe
Deutschland 2009
Regie: Florian Gallenberger
Darsteller: Ulrich Tukur, Daniel Brühl, Steve Buscemi, Jingchu Zhang u.a.
Kinostart: 02.04.2009