Hitlers Außenminister
Die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg
Geboren wurde der Sohn eines Offiziers am 30. April 1893 in Wesel am Niederrhein. Seine Ausbildung an höheren Schulen führt ihn nach Metz und Grenoble. Dort erlernt er unter anderem Fremdsprachen und schließlich macht er eine Banklehre in Montreal (Kanada). Er ist im Eisenbau tätig, arbeitet als Reporter in New York und wird 1914, nach seiner Rückkehr in die kanadische Wahlheimat, in Ottawa selbstständiger Geschäftsmann. Ribbentrop führt ein Importgeschäft und spezialisiert sich auf Weine aus Deutschland. Überaus sportlich wird er dort Mitglied einer Eishockeymannschaft. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldet er sich freiwillig bei der Kavallerie und wird während des Kriegseinsatzes Oberleutnant. Ribbentrop wird Träger des Eisernen Kreuzes und beendet den aktiven Dienst nach einer Verwundung. In Istanbul wird er Militärattaché und lernt dort Franz von Papen kennen. Im Jahre 1919 verlässt er das Militär und arbeitet in einer Bremer Baumwollhandelsfirma. Schließlich siedelt er nach Berlin über und eröffnet dort eine eigene Firma, die sich mit dem Weinhandel befasst. Ribbentrop lernt die Erbtochter des Sektfabrikanten Henkell, Anneliese Henkell, kennen und heiratet sie im Juli 1920. Diese Heirat verschafft ihm Zugang zu den höheren Kreisen Berlins. Er übernimmt die Berliner Henkell-Vertretung, baut diese aus und wird zu einem erfolgreichen Geschäftsmann. 1925 wird er von einer entfernten Tante adoptiert, was ihm das Führen des Adelstitels erlaubt. Nach dem geschäftlichen Erfolg sucht von Ribbentrop auch den gesellschaftlichen Aufstieg. Politisch eher wenig interessiert, begegnet er im Jahre 1930 erstmals Adolf Hitler. Er beginnt die NSDAP finanziell zu unterstützen, bis er der Partei schließlich im Jahre 1932 beitritt. In seiner Villa in Berlin-Dahlem kommt es zu diversen Treffen zwischen Hitler und von Papen, die Verhandlungen über eine politische Koalition zur Ablösung des Reichskanzlers Kurt von Schleicher führen. Nach der so genannten „Machtergreifung“ Hitlers 1933 wird Ribbentrop in den Reichstag gewählt. Er wird SS-Standartenführer und als Hitlers Außenpolitischer Berater erhält er sogar eine eigene Abteilung, die „Dienststelle Ribbentrop“. Hitler treu ergeben, genießt er dessen persönlichen Schutz. Ribbentrop gilt als arrogant, takt- und humorlos und wird in politischen Kreisen als „Weinreisender“ verspottet. 1935 wird er Leiter des Amts für außenpolitische Sonderfragen und vermittelt im Juni des gleichen Jahres als Sonderbotschafter das deutsch-britische Flottenabkommen. 1936 wird er Botschafter in London. Sein bisweilen taktloses Verhalten wird aber zu einer Belastung der deutsch-britischen Beziehungen. Sein Versuch der Schaffung eines Bündnisses beider Staaten wird seitens der britischen Regierung abgelehnt. Dieses macht ihn zu einem erklärten Gegner Großbritanniens. Trotz dieses Umstandes kommt er zu der Überzeugung, dass sich London einer deutschen Eroberungspolitik auf dem Festland nicht entgegenstellen würde. Eine kapitale Fehleinschätzung. Sein Karrierehöhepunkt findet am 4. Februar 1938 statt. Im Rahmen einer Kabinettsumbildung macht Hitler ihn als Nachfolger von Konstantin Freiherr von Neurath zum Außenminister. Neben dem Reichskanzler wird von Ribbentrop zu einem tragenden Akteur der aggressiv-expansiven NS-Außenpolitik.
Die Zeit des Zweiten Weltkrieges und die Gefangennahme
Am 23. August 1939 unterzeichnen Joachim von Ribbentrop und sein sowjetischer Amtskollege Wjatscheslaw Molotow in Moskau den deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag (Hitler-Stalin-Pakt). Mit diesem Papier wird der Angriff auf Polen vorbereitet. Ein Jahr später, am 27. September 1940, verkündet der Reichsaußenminister den Abschluß des Dreimächtepaktes zwischen Italien, Japan und Deutschland.
Als überzeugter Antisemit stellt er sowohl sich, als auch sein Amt mit großem Einsatz in den Dienst der Judenvertreibung und -vernichtung. Die deutschen Botschaften in den von Deutschland besetzten und abhängigen Ländern werden unter Druck gesetzt, um die Deportation der Juden und der Flüchtlinge zu beschleunigen. 1945 aber hat er jeglichen politischen Einfluß verloren. Hitler setzt vor seinem Selbstmord Arthur Seyß-Inquart als neuen Außenminister ein. Auch der Versuch, in die von Admiral Karl Dönitz geführte neue Regierung zu kommen, scheitert. Letztendlich taucht von Ribbentrop in Hamburg unter und nimmt Kontakt zu einem Weinhändler auf, den er aus seiner Zeit als Geschäftsmann kennt. Dessen Sohn geht zur Polizei und verrät den Gesuchten. Am 14. Juni 1945 wird er verhaftet. Bei ihm werden eine Kapsel mit Zyankali und mehrere hunderttausend Mark gefunden. Der Gerichtshof in Nürnberg klagt ihn als einen der Hauptverbrecher an und spricht ihn in allen Punkten der Anklage schuldig. Joachim von Ribbentrop wird zum Tod durch den Strang verurteilt und als erster der Delinquenten am 15. Oktober 1946 hingerichtet. Posthum erscheinen 1953 seine Memoiren unter dem Titel: „Zwischen London und Moskau“.
Autor: André Krajewski
Literatur
Benz, Wolfgang / Hermann Graml /Hermann Weiß: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, München 1997.
Benz, Wigbert / Bernd Bredemeyer / Klaus Fieberg: Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg. Beiträge, Materialien Dokumente. CD-Rom, Braunschweig 2004.
Döscher, Hans-Jürgen: Das Auswärtige Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der ‚Endlösung‘, München 1987.
Kammer, Hilde / Elisabet Bartsch / Manon Eppenstein-Baukhage / Manon Eppenstein- Baukhage: Lexikon Nationalsozialismus, Berlin 1999
Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt/Main 2003
Kley, Stefan: Hitler, Ribbentrop und die Entfesselung des Zweiten Weltkriegs, Paderborn 1996.
Ribbentrop, Joachim von: Zwischen London und Moskau, Erinnerungen und letzte Aufzeichnungen. Aus dem Nachlaß hrsg. von Annelies von Ribbentrop. Leoni. Berg 1953.
Zentner, Christian: Der Nürnberger Prozeß, Dokumentation – Bilder – Zeittafel, Stuttgart 1994