Es ist nicht einfach, in einem Film den israelisch-palästinensischen Konflikt zu erzählen, ohne dabei mir der ein oder anderen Seite zu sympathisieren oder eine der beiden sympathischer wirken zu lassen. Die kanadische Regisseurin Anaïs Barbeau-Lavalette hat dieses Kunststück geschafft, wie derzeit in der Panorama-Sektion der 63. Internationalen Festspiel von Berlin zu sehen ist in ihrem Spielfilmdebüt Inch’Allah.
Chloé, eine junge Ärztin aus Kanada, passiert täglich die Kontrollen an der Grenze des Westjordanlandes, um in einem palästinensischen Flüchtlingslager schwangere Frauen zu behandeln. Ihre palästinensische Patientin Rand, ist ihr ebenso ans Herz gewachsen wie ihre Nachbarin Ava, eine israelische Grenzsoldatin. Chloé sucht nach Brücken für ihre Freundschaften auf beiden Seiten, doch ihr ständiger Wechsel zwischen den verfeindeten Welten droht Chloé immer weiter zu entwurzeln und es wird immer deutlicher, dass auch sie Teil des Konfliktes ist, der sie bisweilen in Situationen um Leben und Tod führt.
Mit ihrer ehrlichen Geschichte überzeugt die Regisseurin auf souveräne Weise, mit guter Schauspielführung und einer filmischen Erzählweise, die hautnah ihrer Protagonistin folgt. INCH’ALLAH ist eindringlicher Film, dem ein breites Publikum zu wünschen ist – nicht nur bei uns, sondern vor allem auch in Israel, beiderseits der Mauer.
Kanada / Frankreich 2012, 101 Min
Französisch, Arabisch, Englisch, Hebräisch
Regie: Anaïs Barbeau-Lavalette