
Unterzeichnung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland in Bonn; Aufnahme 23. Mai 1949
Im Jahr 1949 entstanden zwei Staaten auf deutschem Boden. Um diese Staatengründungen zu verstehen, die zu dem sogenannten Kalten Krieg führten, müssen wir jedoch bis in die Zeit kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges zurückblicken. In diesem Artikel beschreiben wir, wie sich das Staatsgebiet Deutschlands in den Jahren der Besatzung durch die Alliierten nach Kriegsende entwickelt hat. Hierbei spielt der Ost-West-Konflikt, der sich bereits in den Jahren vor 1949 entwickelte, eine große Rolle.
Aufteilung des Deutschen Reiches unter den Siegermächten
Mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 ging der Zweite Weltkrieg zumindest in Europa zu Ende. Zu den Siegermächten gehörten die USA, die UdSSR, Großbritannien und Frankreich. Die Staatsoberhäupter dieser Länder trafen bereits im Februar 1945 in Jalta (Krim) zu einer Konferenz zusammen und beschlossen die Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen. Nach Kriegsende sollten eine französische, sowjetische, US-amerikanische und eine britische Besatzungszone durchgesetzt werden. Darüber hinaus sollte auch die Reichshauptstadt Berlin in vier Zonen unterteilt werden. In den jeweiligen Zonen fungierte die verantwortliche Besatzungsmacht als Befehlsgewalt.
Nach Kriegsende wurde das frühere deutsche Gebiet Ostpreußen um Königsberg (heute Kaliningrad) von der UdSSR annektiert und somit sowjetisches Staatsgebiet. Als deutsche Ostgrenze wurde die Oder-Neiße-Linie anerkannt. Frankreich wiederum besetzte Elsass-Lothringen und beanspruchte dieses ehemals deutsche Gebiet für sich. Auch das deutschsprachige Ostbelgien ging an das Königreich Belgien zurück. Nordschleswig fiel zurück an Dänemark.
Die Besatzungsmächte installierten einen alliierten Kontrollrat, in welchem nach der Aufteilung des Deutschen Reichs in Besatzungszonen auch weiterhin eine Zusammenarbeit der Vertreter der Siegermächte stattfinden sollte. Der Kontrollrat beschloss einstimmig, dass Deutschland weiterhin eine wirtschaftliche Einheit bilden sollte, während die politische Entwicklung in den jeweiligen Zonen unabhängig voneinander stattfinden soll. Die Kooperation im alliierten Kontrollrat gestaltete sich jedoch zunehmend schwierig, da alle Entscheidungen einstimmig getroffen werden sollten. Immer häufiger kam es vor, dass aufgrund von Uneinigkeiten zwischen den Westmächten und der Sowjetunion Entscheidungen unabhängig voneinander getroffen wurden.
Die Entstehung der Bi-Zone und der Tri-Zone
In den ersten Jahren der Nachkriegszeit intervenierte Frankreich immer wieder gegen die Bildung eines einheitlichen Gesamtdeutschlands – man hatte Sorge, dass Deutschland erneut zu einem zu mächtigen Staat heranwachsen könne. Gleichzeitig setzten die USA und Großbritannien alles daran, ihre Zonen insbesondere wirtschaftlich wiederzubeleben. Dagegen schottete die UdSSR ihre Zone ab, um dort ein Wirtschaftssystem nach sozialistischem Vorbild der Sowjetunion zu etablieren.
Anfang 1947 vereinigten Großbritannien und die Vereinigten Staaten ihre Zonen zur „Bi-Zone“, einem vereinigten Wirtschaftsgebiet beider Zonen. Man versprach sich hiervon wirtschaftliche Vorteile, zumal in der britischen Zone die Kohlereviere und Industrieregionen an Rhein und Ruhr lagen. Dagegen waren in der Zone der USA große landwirtschaftliche Regionen und ein wesentlicher Teil der verarbeitenden Industrie anzutreffen. Der Zusammenschluss zur Bi-Zone war sowohl für Großbritannien als auch für die USA durchaus profitabel.
Im weiteren Verlauf des Jahres 1947 trat auch Frankreich der Bi-Zone bei, wodurch aus der Bi-Zone eine Tri-Zone wurde – auch wenn die Bi-Zone bis zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland formell weiter bestand. Frankreich trat der Bi-Zone bei, um vom Marshall-Plan der USA profitieren zu können. Dieser Plan war ein Hilfs- und Kreditangebot der USA an Europa, um die Wirtschaft in den europäischen Staaten wiederaufbauen zu können. Die UdSSR lehnte den Marshall-Plan jedoch ab.
Die Währungsreform
Bereits im Jahr 1947 wurde in der Tri-Zone die „Bank deutscher Länder“ gegründet. Gleichzeitig wurde der alliierte Kontrollrat aufgelöst, weil kaum noch Einigungen unter den Siegermächten zu erzielen waren und sich die Konflikte zwischen den Besatzungsmächten zuspitzten.
Am 20. Juni 1948 fand in der Tri-Zone eine Währungsreform zur „Deutschen Mark“ statt. Drei Tage später verkündete die UdSSR die Einführung einer eigenen Währung in ihrer Zone. Die Sowjetunion sah die Einführung der D-Mark in den Westzonen als Provokation und begann in Folge, die Zufahrtswege zu den drei Westzonen Berlins zu blockieren („Berlin-Blockade“ mit Luftbrücke der Westalliierten). Dies gilt als Beginn der Berlin-Krise, womit der Ost-West-Konflikt endgültig manifestiert wurde.
Keine Einigung – kein gesamtdeutscher Staat
Der wachsende Konflikt zwischen Ost und West führte dazu, dass kein gesamtdeutscher Staat entstand. Die UdSSR verhinderte den Beitritt ihrer Besatzungszone in das „Vereinigte Wirtschaftsgebiet“. Des Weiteren entbrannte zwischen der Sowjetunion und den USA ein Konflikt um die Besatzungsmacht Gesamtdeutschlands mit dem jeweils „besseren“ politischen und wirtschaftlichen System, woraus der „Kalte Krieg“ zwischen Ost und West entstand. Aufgrund unterschiedlicher ideologischer Ansichten standen sich beide Systeme feindlich gegenüber. Die Grenze der beiden entstehenden deutschen Staaten galt als „Eiserner Vorhang“, an dem beide Blöcke aufeinanderprallten.
Gründung der Bundesrepublik
In der Tri-Zone wurden die Grundlagen für die Entstehung einer deutschen Verfassung gelegt. So trat erstmals im September 1948 ein parlamentarischer Rat zusammen, der das Grundgesetz ausarbeitete. Dieses wurde am 23. Mai 1949 verkündet. Am 14. August fand die erste Bundestagswahl statt, aus der Konrad Adenauer als Bundeskanzler hervorging. Als vorläufige Hauptstadt der Bundesrepublik fungierte Bonn. Bis zum heutigen Tag gilt die BRD als rechtsstaatliche und freiheitliche Demokratie, in dem es ein vielfältiges Parteiensystem sowie allgemeine und freie Wahlen gibt. Die Bundesregierung ist immer einer Opposition ausgesetzt und es herrscht Gewaltenteilung. Mit der Gründung der BR Deutschland wurde die soziale Marktwirtschaft eingeführt.
Gründung der DDR
In der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), später gemeinhin als „Ostzone“ bezeichnet, wurde am 7. Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Republik (DDR) ausgerufen und eine Verfassung verkündet. Man orientierte sich nach den Erfahrungen Hitlerdeutschlands an einer antifaschistischen Ideologie und baute den Sozialismus nach den Lehren von Marx und Lenin aus. Die Volkskammer wurde als Volksvertretung aus Einheitslisten gewählt, wobei die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) als allmächtige Staatspartei fungierte, die 1946 aus SPD und KPD zwangsvereinigt wurde. Weitere Kleinparteien, etwa die CDU, die LDPD, NDPD usw. schlossen sich als „Blockparteien“ mit nur einer kleinen Anzahl an Volkskammersitzen zusammen. Faktisch war die DDR von Anbeginn ein Einparteienstaat ohne Gewaltenteilung. Die staatlich verordnete Wirtschaftsform der DDR war die zentrale Planwirtschaft. Die Staatsführung der DDR setzte sich aus dem Zentralkomitee (ZK), dem Politbüro und dem SED-Sekretariat zusammen. Die Volkskammer, der Generalstaatsanwalt, Gerichte, der Ministerrat und der Nationale Verteidigungsrat wurden durchweg von der SED geleitet. Als erster Präsident der DDR wurde am 11. Oktober 1949 Wilhelm Pieck gewählt, der Ministerpräsident Otto Grotewohl wurde mit der Gründung einer Regierung beauftragt. Faktischer Machthaber der ersten Stunde war jedoch Walter Ulbricht als Erster Sekretär des ZK der SED, der er bis 1971 blieb.
Die Politik in beiden deutschen Staaten in den Gründerjahren
Die Systeme beider deutscher Staaten konnten unterschiedlicher nicht sein. Die Bundesrepublik war ein demokratischer Staat, die DDR eine Diktatur (im Widerspruch zu ihrem Namen „Deutsche Demokratische Republik“). Daher waren kaum noch Gemeinsamkeiten zu erkennen, was die Verwirklichung der Vereinigung beider deutscher Staaten nahezu unmöglich erscheinen ließ. Die Regierung der Bundesrepublik betrieb eine Westintegration und näherte sich den USA an, während die DDR sich die Sowjetunion als Vorbild nahm. Die Spannungen nahmen zu, als die BRD 1955 der NATO und die DDR dem Warschauer Vertrag als östliches Verteidigungsbündnis beitraten. Bereits seit 1952 wurde die innerdeutsche Grenze durch den Bau von Grenzsicherungsanlagen nahezu unüberwindlich. Der vorläufige Höhepunkt der deutschen Teilung wurde mit dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 erreicht.
Autor: Bernd Fischer
Literatur
Benz, Wolfgang: Deutschland unter alliierter Besatzung 1945-1949/55. Ein Handbuch. Berlin 1999.
Herbert Ulrich / Axel Schildt: Kriegsende in Europa. Essen 1998.
Weber, Jürgen: Das Jahr 1949 in der deutschen Geschichte. Die doppelte Staatsgründung. München 1997.
Weber, Jürgen: Der Bauplan für die Republik. Das Jahr 1948 in der deutschen Nachkriegsgeschichte. München 1997.