Russische Dokumente und Berichte
http://www.strana.ru/ hat im Mai 2005 mehrere Berichte und Dokumentationen dazu veröffentlicht, wie die sowjetischen Sieger vor 60 Jahren Hitlers Leiche fanden, wie sie diese untersuchten und schließlich so beseitigten, dass auch nicht die kleinste Spur von ihr übrig blieb. Von diesen Publikationen bringt Shoa.de eine Übersetzung der umfassendsten und nutzt die anderen zu ihrer Kommentierung. Vorherrschend ist der Eindruck, dass die Sowjets vor 60 Jahren durch Inkompetenz und Geheimniskrämerei Spuren verwischten, die sie nie wieder zu rekonstruieren vermochten.
Als er noch von der Weltherrschaft und dem eigenen Weltruhm träumte, hatte Adolf Hitler bereits 1938 das Szenario der eigenen Bestattung entworfen. Er wünschte, in Linz beerdigt zu werden, in einer Gruft im Gebäude der NS-Parteileitung, und die Gruft sollte eine Höhe von 355 Metern und eine Länge von 1.500 Metern haben. In ihrem Zentrum sollte ein goldener Sarg stehen, verziert mit Edelsteinen aus dem Ural. Vor 60 Jahren fand man den verkohlten Leichnam Hitlers in einem Bombentrichter im Garten der Reichskanzlei. Seine Überreste wurden achtmal umgebettet und schließlich endgültig vernichtet.
„Er hat ausgespielt, der Lump“
Zum ersten Mal bestattete man den Fjurer am 30. April 1945 im Garten der Reichskanzlei, zusammen mit seiner soeben angetrauten Gattin Eva Braun und zwei Hunden.
Zum zweiten Mal geschah das am 5. Mai, als Ivan Čurakov, Soldat der 3. Stoßarmee, zwei unidentifizierte Leichen in einem Bombentrichter aufspürte. Die Leichen wurden herausgenommen, jedoch umgehend wieder begraben, da man damit rechnete, Hitler noch lebend zu finden.
Beim dritten Mal, am 5. Mai, wurden die Leichen erneut ausgegraben, in die Stadt Buch überführt und dort im Keller der örtlichen Klinik aufbewahrt. Das war nur eine vorübergehende Lagerung bis zur medizinischen Expertise, die am 8. Mai stattfand.
Das vierte Mal geschah in der Stadt Finow, wohin die Abteilung SMERŠ[1] der 3. Stoßarmee verlegt wurde.
Das fünfte Mal stand in Verbindung mit einer Überprüfung der Daten, die man Stalin übermittelt hatte. Zu diesem Zweck kam aus Moskau General Mešik als Sonderbevollmächtigter angereist. Der General nahm einen Bericht nach Moskau mit, zusammen mit den Kieferknochen von Hitler und Braun, die bereits in Buch sichergestellt worden waren. Die Leichen wurden danach erneut im Wald von Finow begraben.
Das sechste Mal ereignete sich im Zusammenhang mit der Verlegung des Stabs der 3. Stoßarmee in die Stadt Rathenow.
Das siebente Mal bei der anschließenden Verlegung des Stabs der 3. Stoßarmee in die Stadt Stendal.
Schließlich das achte Mal, als die 3. Stoßarmee sich in der Stadt Magdeburg niederließ. Hierher wurden auch die im Hof der Westendstraße gefundenen Leichen gebracht. Und hier wurden am 5. April 1970 die Überreste Hitlers endgültig vernichtet – auf einem Scheiterhaufen verbrannt, zusammen mit Asche und Kohlestücken zerkleinert und in den Fluß Bideritz gestreut.
In der Sache „Identifizierung der Überreste Hitlers“ gab es von Anfang an zahlreiche Probleme – die Daten der Auffindung differierten, die Aussagen der Zeugen enthielten Widersprüche, und die Zeugen selber mussten erst einmal gefunden werden. Man fand sie alle. Stalin selber erfuhr vom Tod Hitlers bereits am 1. Mai durch einen Bericht von (dem Oberbefehlshaber) Žukov: „Genosse Stalin. Bei einem Posten der 8. Gardearmee meldete sich der Chef des Generalstabs der Infanterie, General Kreps[2], der folgendes berichtete: Am 30. April um 15.50 Uhr Berliner Zeit setzte Hitler durch Selbstmord seinem Leben ein Ende“. Wie Žukov sich später erinnerte, habe Stalin auf seinen Anruf geantwortet: „Hat der Lump verspielt. Schade, dass wir ihn nicht lebend erwischt haben“.
„Humpelnder“ Leichnam
In die Suche nach den Überresten Hitlers waren die SMERŠ-Abteilungen der Armeen einbezogen, die in Berlin einmarschierten – die 3. und die 5. Stoßarmee, die 47. und die 8. Gardearmee, die 1. und die 2. Garde-Panzerarmee. Eine Sonderrolle kam der SMERŠ-Abteilung der 3. Stoßarmee zu. Wie mehrfach bestätigt ist, bekam der stellvertretende Leiter der Abteilung, der erfahrene Geheimpolizist Vasilij Gorbušin, vom Stellvertreter des Kommandanten der 1. Weißrussischen Front, Generaloberst Ivan Serov, den persönlichen Auftrag, sich auf die Suche nach Hitlers Leichnam zu machen.
Unter den Suchkommandos kursierte die Legende, der Berliner Stadtkommandant, General Berzarin[3], habe demjenigen den Titel eines Helden der Sowjetunion versprochen, der den Körper des Fjurers findet. Zunächst wurden jedoch nur die Leichen von Goebbels (Bild) und seiner Frau gefunden. Das geschah am 2. Mai 1945. Die Tatsache, dass an der Leiche ein „Hinkebein“ unverkennbar war, bestätigte, dass es sich um Goebbels handelte. Die verkohlten Körper schaffte man in das Gefängnis Plötzensee, wo sich die SMERŠ-Abteilung des 79. Schützenbataillons aufhielt. Ein erstes Protokoll wurde vom Chef der SMERŠ-Abteilung des 79. Bataillons, Ivan Klimenko, am Abend des 2. Mai handschriftlich erstellt. Aus ihm ging hervor, dass acht Leichen von Mitgliedern der Familie Goebbels gefunden worden waren.
Eine erste Identifizierung stammte von Vizeadmiral Voss[4], dem Repräsentanten von Großadmiral Dönitz[5] im Führerhauptquartier. Voss, der von der Feindaufklärung der 3. Stoßarmee gefangen genommen worden war, identifizierte zweifelsfrei Goebbels und seine Kinder. Nach ihm wiederholten andere diese Identifizierung.[6]
Hitler wurde durch seine Zahnkronen ausfindig gemacht
Am 4. Mai fanden Kämpfer der 3. Stoßarmee im Garten der Reichskanzlei einen Bombentrichter, aus welchem sie zwei Leichen herausholten, eine männliche und eine weibliche, beide stark verbrannt. Die Stabsoffiziere der 3. Stoßarmee waren jedoch überzeugt, Hitlers Leichnam sei bereits anderswo gefunden worden und befände sich bereits in Untersuchung. Darum befahlen sie, die Leichen in Decken einzuwickeln und wieder zu begraben.
Es stellte sich heraus, dass irgendwelche früher aufgefundenen Leichenteile nicht die von Hitler waren. Darum kam am frühen Morgen des 5. Mai der SMERŠ-Chef des 79. Bataillons, Ivan Klimenko, in den Garten zurück, begleitet von seinem Stellvertreter, Hauptmann Derjabin, und dem Chauffeur Cibočkin. Der Bombentrichter wurde erneut aufgegraben und beide Leichen herausgeholt, worüber ein Protokoll angefertigt wurde, datiert auf den 5. Mai, obwohl der „Fund“ eigentlich bereits am 4. Mai gemacht worden war.
Um Klarheit um die Leichenfunde zu schaffen, wurden eine Kommission gebildet, gerichtsmedizinische Expertisen erstellt und die gefundenen Körper obduziert, „die höchstwahrscheinlich die von Hitler und seiner Frau sind“. Aber sie waren so stark verbrannt, dass eine Identifizierung ohne zusätzliche Informationen unmöglich war.
Sofort nach der Auffindung der Leichen machte sich eine Gruppe von SMERŠ-Leuten – stellvertretender Abteilungsleiter Oberst Vasilij Gorbušin, Major Boris Bystrov, Oberleutnant Elena Kagan-Rževskaja – daran, Zeugen aufzuspüren, und bald gelang es, Käthe Heusermann zu finden, die Assistentin von Hitlers Leibzahnarzt. Mit ihrer Hilfe wurden Röntgenaufnahmen, Protokolle von Zahnbehandlungen und Aufzeichnungen über Zahnprothesen ausgewertet, um die Größen des Reichs zu finden. Sie erkannte zweifelsfrei die goldenen Zahnbrücken von Hitler (Bild) und Braun.
Eine Expertise zur Identifizierung der Überreste Hitlers fand am 8. Mai 1945 statt, jedoch findet sich in der dazugehörigen Akte der erstaunliche Satz, dass die Untersuchung auf Befehl des Mitglieds des Militärrats der 1. Weißrussischen Front, Telegin[7], am 3. Mai 1945 stattgefunden habe, wo doch der Leichnam Hitlers erst am 5. Mai aufgefunden worden war, nach anderen Angaben am 4. Mai.
Politische Spiele um eine Leiche
In jenen Tagen liefen in Berlin viele Gerüchte um – um Doppelgänger[8] Hitlers, um seine Flucht, mal nach Argentinien, mal nach Spanien, mal mit einem Flugzeug, mal in einem U-Boot oder gar auf einer Jacht. Öl ins Feuer goß Žukov[9], als er am 10. Juni auf einer Pressekonferenz erklärte: „Einen zweifelsfreien Leichnam Hitlers haben wir nicht gefunden. Ich kann nichts Exaktes über das Schicksal Hitlers sagen. Er konnte in letzte Minute aus Berlin abfliegen, da die Luftwege ihm das erlaubten“.
Die Alliierten hatten einander nicht über die Suche nach Hitlers Überbleibseln informiert, und nicht einmal Žukov wusste, dass Hitlers Leiche bereits am 4. Mai aufgefunden worden war. Wie Hitlers Leichnam aufgefunden und identifiziert wurde, erfuhr Žukov erst, als er sein Buch „Erinnerungen und Überlegungen“ zum Druck fertig machte. Elena Rževskaja hat ihm die Fakten erzählt, als sie mit eigenen Erinnerungen beschäftigt war. Auf der Potsdamer Konferenz hatte Stalin erklärt, Hitler sei „nicht in unseren Händen“. Vermutlich waren der Tod Hitlers und die Umstände der Auffindung seiner Überreste ein Element des politischen Spiels, das Stalin mit den West-Alliierten trieb.
Wie auch immer es gewesen sein mag: Es war verboten, irgendetwas über die Ergebnisse der Suche nach Hitler zu verbreiten, die entsprechende Dokumentation war streng geheim. Über Details der Suche hatten die daran Beteiligten zu schweigen, und die Mitarbeiter der Sicherheitsorgane sorgten rigoros für die Befolgung dieses Befehls.
Alle Dokumente über den Verlauf der Untersuchungen landeten am 16. Juni 1945 bei Stalin. An diesem Tag hat Lavrentij Berija[10] Stalin und Molotov über die Identifizierung der Überreste Hitlers, über die Resultate von Expertisen und über Zeugenaussagen gefangener Deutscher berichtet. Eine offizielle Erklärung der sowjetischen Regierung über die Arbeit zur Auffindung Hitlers und seiner Getreuen hat es nicht gegeben. Vermutlich deshalb nicht, weil damals schon in Moskau bekannt war, dass die vorliegenden Dokumente und Zeugenaussagen gewichtige Widersprüche aufwiesen.
Im Januar 1946 hat der Chef der Hauptverwaltung für Kriegsgefangene und Internierte (GUPVI), A. Kobulov, der gerade eine Analyse der verschiedenen Lesarten von Hitlers Selbstmord erstellte, vorgeschlagen, dass alle bei der GUPVI, dem SMERŠ und bei den in Berlin tätigen Stellen vorhandenen Materialien „für eine sorgfältige und solide Überprüfung aller Tatsachen“ zusammengelegt würden.
Besonders verwirrte alle der Umstand, dass nach der Eroberung der Reichskanzlei am 4. Mai 1945 der Leichnam eines Führer-Doppelgängers, Gustav Wehler, aufgefunden worden war.
Der „Mythos“ vom lebenden Führer
Die Geschichte der Fahndung nach Hitlers Überresten ist schon ziemlich verworren. Nicht zufällig erhielt eine weitere Untersuchung, die 1946 auf Initiative Kobulovs unternommen wurde, den Tarnnamen „Mythos“ (mif). Etwa neun Monate nach den geschilderten Ereignissen machten sich Mitarbeiter des Innenministeriums erneut auf die Suche nach Hitler in Deutschland – tot oder lebendig. 1946 bekam die Untersuchungsbrigade der Angelegenheit „Mythos“ den unglaublichen Auftrag, alle Umstände so zu erforschen, als sei der Tod des Führers keine feststehende Tatsache, sondern nur eine von mehreren möglichen Versionen. So wurde die Sache „Mythos“ zur zweiten Untersuchung der Todesumstände Hitlers.
Am Fundort der Leichen Hitlers und Eva Brauns wurden zusätzliche Grabungen unternommen. Dabei entdeckten die Fahnder das Fragment eines Schädels (Bild), das im linken Scheitelbein eine Einschussöffnung auswies. Dazu passt die Bemerkung der Expertise vom 8. Mai 1945, daß bei der Untersuchung der verbrannten Leichen „ein Schädeldach teilweise fehlte“. Im Verlauf der neuen Untersuchung fand man im Bunker Blutspuren auf dem Bezug des Sofas, auf welchem Hitler sein Leben durch Selbstmord beendet hatte.
Die Resultate, die in der zweiten Untersuchung erreicht wurden, ergaben immer noch keinen völligen Aufschluß. Der gefundene Schädel und Teile des Sofas wurden nach Moskau gebracht. Gegenwärtig werden diese „Dinge“ im Staatsarchiv der Russischen Föderation aufbewahrt. Die Kieferknochen Hitlers, die nach der ersten Untersuchung vom Mai 1945 archiviert worden waren, befinden sich im Archiv des Föderalen Geheimdienstes.
Kaum jemand weiß, dass es 1961 eine praktisch inoffizielle Untersuchung gegeben hat, bei welcher man „Fotographien des toten Hitlers“[11] einer Prüfung unterzog und erneut Zeugen befragte. Damit beschäftigten sich Mitarbeiter der Abteilung „Geschichte des Großen Vaterländischen Kriegs“ im Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU. Leider erbrachten ihre Untersuchungen keine sensationellen Entdeckungen, stifteten nur neue Verwirrung.
Andropov vernichtete Hitler
Das Ende kam am 13. März 1970, als der damalige KGB-Chef Jurij Andropov an den Generalsekretär des ZK der KPdSU Leonid Brežnev einen Brief mit dem Zusatz „Besonders wichtig“ richtete. Die Vertraulichkeit des Briefes wurde noch durch eine spezielle Formalität unterstrichen: Die wichtigsten Sätze waren nicht maschinell getippt, sondern per Hand in den Text hineingeschrieben, damit nicht einmal die zur Geheimhaltung verpflichteten Sekretärinnen ahnten, worum es ging.
Andropov berichtete: „Im Februar 1946 wurden in der Stadt Magdeburg auf dem Territorium des (sowjetischen) Kasernengeländes unter Aufsicht einer Sonderabteilung des KGB bei der 3. Stoßarmee der Gruppe Sowjetischer Streitkräfte in Deutschland (GSOVG) die Leichen von Hitler, Eva Braun, Goebbels, seiner Frau und der Kinder begraben, insgesamt zehn Leichen. Gegenwärtig wird das genannte Gelände aus dem Kommando der Armee an deutsche Behörden übergeben, was dienstlich zweckmäßig ist und den Interessen unserer Armee entspricht. Da man mit der Möglichkeit von Bau- oder anderen Arbeiten auf diesem Territorium rechnen muß, die zur Entdeckung der Beerdigten führen könnten, würde ich es für zweckmäßig ansehen, die sterblichen Überreste auszugraben und per Verbrennung zu vernichten. Die vorgesehene Maßnahme wird unter strikter Geheimhaltung von Sonderabteilungen des KGB durchgeführt und in allen Einzelheiten dokumentiert werden“.
Am 16. März bekam der Brief die Zustimmung von Brežnev, Kosygin und Podgornyj, als von der Führungs-Trojka: Generalsekretär des ZK, Chef des Ministerrats, Präsident des Obersten Sowjets der UdSSR.
Das Unternehmen zur Beseitigung der Überreste bekam den Tarnnamen „Archiv“. Eine speziell geschaffene Operativgruppe, in der es bestimmt keine Archivbeamte gab, erfüllte penibel alle Weisungen: In der Nach vom 4. zum 5. April wurden die Bestatteten ausgegraben, ihre Knochen in einem Behälter gesammelt und am Morgen des 5. April erfolgte „die physische Vernichtung der Überreste“.
Autorin: Alisa Argunova (Moskau). Übersetzung aus dem Russischen und Kommentare: Wolf Oschlies
Anmerkungen
[1] Abkürzung von Smert’ Špionam (Tod den Spionen), Name der militärischen Spionageabwehr, die am 19. April 1943 geschaffen wurde.
[2] Gemeint ist Hans Krebs (1898-1945), letzter Generalstabschef der Wehrmacht, der am 1. Mai 1945 im Auftrag Goebbels’ mit den Sowjets verhandeln sollte. Sein Anliegen wurde sofort an Stalin weitergeleitet, der aber nur die bedingungslose Kapitulation akzeptieren wollte. Krebs kehrte in den „Führerbunker“ zurück, wo er sich vermutlich am selben Tag das Leben nahm.
[3] Nikolaj E. Berzarin (1904-1945) war Kommandant der 5. Stoßarmee und wurde von Marschall Žukov am 24. April 1945 zum sowjetischen Stadtkommandanten von Berlin ernannt. Am 16. Juni 1945 verunglückte er tödlich mit einem erbeuteten Motorrad. Bis dahin hatte sich Berzarin durch eine umsichtige Besatzungspolitik bei den Berlinern einen legendären Ruf erworben, der bis heute in der Ehrenbürgerschaft des Generals deutlich ist, vgl. Peter Jahn (Hrsg.): Bersarin Nikolaj – General Stadtkommandant (Berlin), Berlin 1999
[4] Hans-Erich Voss (1897-1969), „ständiger Vertreter des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine im Führerhauptquartier“, war seit dem 30. April 1945 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft.
[5] Karl Dönitz (1891-1980) war von Hitler zu seinem Nachfolger bestimmt worden und amtierte auch eine gute Woche als solcher. Im Nürnberger Prozeß wurde er zu zehn Jahren Haft verurteilt, die er bis 1956 verbüßte.
[6] Nach einer Aussage des früheren Chefs der Archivleitung beim Ministerrat der UdSSR, Belov, geriet nahezu die gesamte Suite Hitlers in Gefangenschaft: sein Pilot Bauer, sein Adjutant Günsche, sein Kammerdiener Linge, seine Sekretärin Junge und viele andere.
[7] Generalleutnant Konstantin F. Telegin (1899-1981), oberster Polit-Chef der 1. Weißrussischen Front, danach aller sowjetischen Truppen in Deutschland. 1947 verhaftet und zu 25 Jahren Haft verurteilt, nach wenigen Jahren freigelassen.
[8] Dazu berichtete aus eigenem Erleben der frühere Oberst Andrej I. Ryžkov: „Unser Koprs gehörte zur 28. Armee im Bestand der 1. Ukrainischen Front. Wir wurden aus Ostpreußen verlegt und beteiligten uns an den Kämpfen um Berlin. Am Morgen des 2. Mai gingen wir, eine Gruppe von Offizieren und Soldaten, um Hitlers Quartier anzuschauen. Wir waren gerade angekommen, da fanden wir auf einer einfachen Soldatendecke den Leichnam Hitlers. Unter Aufsicht von MG-Schützen und Offizieren sicherten wir den Fund. Wir trugen den Leichnam auf die Terrasse, aber weil es dort noch dunkel war, brachten wir ihn in den Hof der Reichskanzlei. Dort fanden wir ein Porträt Hitlers, das wir ihm auf die Brust legten. Ein Kameramann nahm das alles auf. (…) Danach erklärte der Militärkommandant von Berlin, Genosse Berzarin, am 3. oder 4. Mai, dass der Leichnam Hitlers von uns noch nicht gefunden sei. Man hielt diesen Leichnam offenkundig für einen Doppelgänger Hitlers. Damals wurde ständig von Doppelgängern geredet. Ich erinnere mich, dass in unserer Presse eine Meldung war, der zufolge an der Küste Argentiniens von einem U-Boot zwei Menschen abgesetzt worden seien, ein Mann und eine Frau, und allgemein wurde angenommen, es habe sich dabei um Adolf Hitler und Eva Braun gehandelt, vgl. Natal’ja Eliseeva: Istoija vojny obošlas’ bez fotografij mertvogo Gitlera (Die Kriegsgeschichte kam ohne Photos des toten Hitler aus), in: http://www.strana.ru/ 5.5.2005
[9] Georgij Žukov (1896-1974), Oberkommandierender der 1. Weißrussischen Front.
[10] Lavrentij Berija (1899-1953), Chef der sowjetischen Geheimdienste, 1953 nach Stalins Tod in einem Geheimprozeß verurteilt und hingerichtet.
[11] Gab es jemals in der Sowjetunion „Fotographien des toten Hitler“? Am 5. Juni 1961 fand in der Abteilung „Geschichte des Großen Vaterländischen Kriegs“ im Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU eine informelle Zusammenkunft von Fachhistorikern statt, auf welcher der Vorsitzende E. Boltin klagte: „Bis jetzt sind offiziell keine solche Fotographien publiziert worden. Zudem wissen Sie, dass man die Echtheit dieser Fotos in Zweifel gezogen hat: Ist auf ihnen wirklich Hitler abgebildet? Wurde sein Leichnam wirklich in dieser Zeit, am 2. oder 3. Mai, fotographiert? Es gibt noch eine zweite Frage, auf die wir nur unvollständig antworten können, die aber erleuchtet werden sollte: Warum wurden diese wichtigen Fotographien auch nach so vielen Jahren nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht?“, vgl. Eliseeva, Istorija vojny… aaO.