Widerstand im Dritten Reich – eine Vorbetrachtung
Sollen Aspekte des „Widerstands“ im Dritten Reich – sei es von einzelnen Personen, Personengruppen oder Institutionen – dargestellt werden, ist zunächst eine analytische Untersuchung der Begrifflichkeiten ebenso vonnöten wie eine Betrachtung der Diskussionen um die Terminologie.
Gerade im Zusammenhang mit von der Norm abweichendem Verhalten im Dritten Reich ist hierbei Vorsicht geboten: Zum einen um nicht in Deutungsmuster zu verfallen, die denen der unmittelbaren Nachkriegszeit samt ihrer Problematiken – mangelnde Distanz und eventuell daraus resultierende Selbstschutzreflexe[1] – stark gleichen. Zum anderen, um nicht durch eine unbedachte Verwendung von Begrifflichkeiten den Analyserahmen derart auszuweiten oder auf andere Weise zu verändern, dass eine gewinnbringende Untersuchung unmöglich wird. Hier erfolgt nun zuerst eine Darstellung des Diskurses um den Widerstandsbegriff, gefolgt von dem Versuch, ein Vokabular anzubieten, auf das bei weiteren Untersuchungen des entsprechenden Bereichs zurückgegriffen werden kann.
Definitionen von Widerstand und analytische Konsequenzen
Von den ersten historiographischen Versuchen der unmittelbaren Nachkriegszeit bis heute hat sich die Verwendung des Begriffs „Widerstand“ und der daraus resultierende analytische Ansatz mehrmals verändert. Wurde in den 1950er und 1960er Jahren (zumindest von profanen Historikern) „Widerstand“ begrifflich sehr eng gefasst – als widerständisch galten die Personen aus dem Umfeld des 20. Juli 1944 und allenfalls noch wenige konservative Eliten –, wurde in den 1970er Jahren diese Interpretation weitgehend revidiert, vor allem durch die neuen alltagsgeschichtlichen Ansätze, die spontanes nonkonformes Verhalten auch einfacher Bürger, das (widerständische) Verhalten des „kleinen Mannes“, untersuchten.[2] Dieses Spektrum wurde in den 1980er Jahren erweitert, indem beispielsweise auch Widerstand von Frauen untersucht wurde, der bis dato, wenn überhaupt, nur als passiv wahrgenommen wurde.[3] Diese Entwicklung zu einer sozialgeschichtlichen Perspektive barg allerdings auch nicht zu unterschätzende Probleme gerade für die Widerstandsforschung. Vor allem die inflationäre Verwendung des Widerstandsbegriffs wurde vielfach kritisiert, die aus einer so weiten Fassung des Widerstands resultierte, dass wiederum beinahe alles was als nicht regimetreu zu bezeichnen war auch als widerständisch gelten konnte.[4] Geprägt wurde diese weite Definition unter anderem von Peter Hüttenberger, der als Voraussetzung für Widerstand ein asymmetrisches Herrschaftsgefüge[5] bestimmte und innerhalb eines solchen Systems den Widerstand definierte:
„Widerstand soll demnach jede Form der Auflehnung im Rahmen asymmetrischer Herrschaftsbeziehungen gegen eine zumindest tendenzielle Gesamtherrschaft heißen, wobei die Differenzierung der Formen des Widerstandes sich aus den verschiedenartigen Möglichkeiten der asymmetrischen Beziehungen ergibt, die ihrerseits von der sozialen Struktur der implizierten Einheiten abhängen.“[6]
Durch diese Definition ergeben sich Probleme, die je nach Ansatz und Untersuchungsgegenstand unterschiedlich bedeutend sein können. Dass eine terminologische Problematik mit dieser Definition einhergeht ist offensichtlich – wenn der Begriff des Widerstands für eine solche Bandbreite an Verhaltensmustern steht, wird eine Differenzierung innerhalb widerständischen Verhaltens erschwert. Eine solche Sichtweise kann dafür verantwortlich gemacht werden, dass beispielsweise die Kirchen (beider Konfessionen, obschon mit graduellen Differenzen[7]) in der frühen Nachkriegszeit als widerständische Organisationen wahrgenommen wurden, die sie zumindest nicht in vollem Ausmaße gewesen sind. Eine andere Problematik entsteht aus der Definition des Herrschaftssystems als den Widerstand bestimmende und initiierende Instanz. Denn ist der Widerstand wie in Hüttenbergers Definition abhängig vom Grad der Asymmetrie innerhalb des Herrschaftsgefüges, sorgt ein verstärkter Herrschaftsanspruch automatisch für mehr Widerstand – nicht unbedingt, weil sich die beherrschte Bevölkerung zwangsläufig widerständischer verhält, sondern rein definitorisch dadurch, dass bei verstärktem Totalitätsanspruch auch Verhaltensweisen dem Widerstand zugeordnet werden können, die in anderen Systemen zweifelsfrei nicht als widerständisch bezeichnet würden.[8] Außerdem ergibt sich durch den weit gefassten Widerstandsbegriff eine „Duplizität der Rollen“[9] widerständischer Personen, die in verschiedenen Punkten unterschiedliche Haltung einnehmen können und dadurch sowohl Widerstand leisten als auch systemkonform agieren können. So zum Beispiel der protestantische Nationalsozialist, der die NS-Außenpolitik befürwortet, sich für die Kirche (auch gegen die NS-Linie) einsetzt und in seiner Rolle als Bauer je nach wirtschaftlicher Lage zufrieden oder unzufrieden ist.[10]
Dieses Beispiel zeigt, mit welcher Sorgfalt die Terminologie gewählt werden muss, um ein so komplexes Untersuchungsfeld wie das des nonkonformen Verhaltens im Dritten Reich analytisch greifbar zu machen. Um einige der genannten Probleme zu umgehen entschied sich beispielsweise Richard Löwenthal für eine Einteilung des Widerstands – der per definitionem Sache einer gesellschaftlichen Minorität sei – in die drei Grundformen des bewussten politischen Kampfs, der gesellschaftlichen Verweigerung sowie weltanschaulicher Dissidenz.[11] Diese Kategorisierung nimmt eine recht klare Unterscheidung der Bereiche vor, so zum Beispiel, wenn dem Widerstand als politischem Kampf nur zugeordnet wird, was de facto auf einen Sturz des Regimes abzielt und sich dadurch von Beginn an in der Illegalität abspielt. Ein weiteres Feld wäre demnach die Form des gesellschaftlichen Verweigerns als nonkonformer Verhaltensweise, „die sich ohne politische Flagge konkret, praktisch und relativ offen gegen die Eingriffe des Nationalsozialismus in das gesellschaftliche Leben und seine Organisationen richtete“,[12] sich aber wiederum in institutionellen und individuellen Rahmen ergeben konnte. Die bedeutendste Form institutioneller Verweigerung spricht Löwenthal den Kirchen zu, die ihre Spielräume nutzen konnten, die das Regime ihnen trotz des eigentlichen Totalitätsanspruches ermöglicht hatte.[13] Die weltanschauliche Dissidenz, vor allem von Literaten und Künstlern ausgeübt, wirkte nicht direkt spür- oder sichtbar gegen das Regime, sondern leistete einen Beitrag auf ideeller und geistiger Ebene und zur Wahrung humanistischer Traditionen – die geringe Sichtbarkeit der Resultate dieser Form nonkonformen Verhaltens brachte ihr oftmals den Vorwurf der Wirkungslosigkeit ein. In anderen Konzepten der Widerstandsdefinition[14] entspräche die weltanschauliche Dissidenz am ehesten der „inneren Emigration“.[15]
Die genannten Definitionen von Widerstand sind für bestimmte Untersuchungsgegenstände mehr oder weniger sinnvoll. Von Detlev Peukert gibt es jedoch den Versuch einer Einteilung nonkonformen Verhaltens, der nicht nur Widerstand lediglich als einen von mehreren Teilen einer größeren Skala versteht, sondern auf eben dieser Skala auch graduelle Unterschiede bestimmen lässt.[16] Hierfür wird zunächst abweichendes Verhalten in verschiedener Ausprägung definiert, von bloßer „Nonkonformität“ über „Verweigerung“ und „Protest“ hin zu „Widerstand“. Diese Verhaltensformen lassen sich – in dieser steigenden Reihenfolge – auf einem Raster verorten, das zum einen die Reichweite der Systemkritik von partieller bis genereller Systemkritik kategorisiert und zum anderen den Wirkungsraum der Handlung von der privaten bis zur staatsbezogenen Handlung. Ist nonkonformes Verhalten (im Sinne Peukerts) definiert durch eine sehr beschränkte Reichweite und in der Regel ein privates Umfeld, bildet der Widerstand das gegenteilige Extrem einer generellen Reichweite sowie einem staatsbezogenen Wirkungsraum:
„Als Widerstand würden wir in dieser langen Skala abweichenden Verhaltens dann jene Verhaltensformen bezeichnen, in denen das NS-Regime als ganzes abgelehnt wurde, und Maßnahmen zur Vorbereitung des Sturzes des NS-Regimes im Rahmen der Handlungsmöglichkeiten des jeweils einzelnen Subjektes getroffen wurden.“[17]
In dem Feld zwischen diesen beiden Polen lassen sich andere Formen abweichenden Verhaltens verorten, die wiederum sowohl in Reichweite als auch dem Ausmaß der Auswirkungen unterschiedlich ausgeprägt sind, den sie dem Regime anhaben können.[18]
Widerstand wird dementsprechend nur als Möglichkeit nonkonformen Verhaltens gesehen und bedarf nachweislich eines radikaleren Charakters als andere Formen des Ausdrucks abweichender Haltung. Die Anwendung von Gewalt wäre beispielsweise ein mögliches Kriterium für Widerstand und gegen bloße Nonkonformität. Ein Problem, das aber trotz der relativ genauen Definition der Extreme unangepasster Verhaltensweisen besteht, liegt in dem weiten Feld zwischen den Polen. Denn vor allem für die NS-(Alltags-)Geschichte besteht die Gefahr, das hohe Maß des eben doch angepassten Verhaltens, des Mitläufertums und der Regimeverehrung unverhältnismäßig zu betrachten, wenn das Feld unangepassten Verhaltens zu weit gefasst und dadurch die reale Verteilung der Verhaltensweisen und Meinungen missverständlich dargestellt werden. Es „drohen signifikante Verzerrungen, wenn die Moral bei jenen Wenigen gesucht wird, um wie immer unbeabsichtigt die Vielen zu exkulpieren.“[19]
Dissens statt Resistenz statt Widerstand ?
Wird Widerstand als Terminus nur verwendet, um Aktionen und Verhaltensweisen zu bezeichnen, die in der Regel auf illegale und oftmals radikale Weise versuchen, das Regime zu stürzen oder zumindest in seiner Funktionsfähigkeit zu beeinträchtigen, fehlt immer noch ein Überbegriff für die ganze Skala unangepassten Verhaltens. In einem Großprojekt über Widerstand und Verfolgung in Bayern 1933-1945 wurde, nachdem anfänglich mit dem beschriebenen sehr weiten Widerstandsbegriff gearbeitet worden war,[20] der Terminus der Resistenz eingeführt. Im Konzept dieses Forschungsprojekts wird darunter „wirksame Abwehr, Begrenzung, Eindämmung der NS-Herrschaft […], gleichgültig von welchen Motiven, Gründen und Kräften her“[21] verstanden. Vorteil des Resistenzbegriffs gegenüber dem Widerstandsbegriff sei demnach die Wertneutralität des ersteren Begriffs, allerdings liegt die definitorische Problematik auf der Hand, wie Martin Broszat auch einräumt: Der Resistenzbegriff „ist einerseits weiter, andererseits enger als der werthafte Begriff des ’Widerstandes’.“[22] Die Resistenz entspricht, wenngleich in Nuancen anders konnotiert, weitgehend dem Feld des weitgefassten Widerstandsbegriffs und birgt deshalb die Gefahr, resistentem Verhalten so Vieles zuzuordnen, dass das Verhältnis zu angepasstem Verhalten verzerrt dargestellt wird.[23] Dass der Resistenzbegriff deshalb kaum Vorteile gegenüber dem Widerstandsbegriff bietet, zeigt auch Ian Kershaw bei seiner Suche nach einem analytisch sinnvollen Begriff zur Bezeichnung und graduellen Abstufung nonkonformen Verhaltens. Sowohl „Widerstand“ als auch „Resistenz“ erweisen sich folglich nicht grundsätzlich als geeignet. Als Konsequenz schlägt Kershaw deshalb den Begriff „Dissens“ vor, der summierend für die „politische Nonkonformität“ beziehungsweise „politisch abweichendes Verhalten“ stehen und damit als Überbegriff den Widerstand ersetzen solle.[24]
Diesen Dissens ordnet Kershaw drei Bereichen zu, dem sozio-ökonomischen Bereich, dem konfessionellen Bereich sowie dem Bereich Dissens gegen die NS-Rassenpolitik.[25] Der sozio-ökonomische Bereich schließt oberflächlichen Dissens, der nur durch die staatliche Politisierung des zuvor Unpolitischen entstanden war, ebenso ein wie den Dissens der Arbeiter, der Jugendlichen[26] und anderer gesellschaftlicher Gruppen. Der konfessionelle Dissens umfasst ablehnendes oder abweichendes Verhalten der Kirchen, religiöser Gemeinschaften und Geistlicher.
Der dritte Dissensbereich definiert sich demnach durch Dissens als Ablehnung der NS-Rassenpolitik und überschneidet sich beispielsweise oft mit dem konfessionellen Bereich.
Schon in dieser knappen und sicherlich nicht allumfassenden Darstellung der Diskussion um die Terminologie des „Widerstands“ in Untersuchungen zur Geschichte des Dritten Reiches können einige problematische Punkte aufgezeigt werden, die sich aus einer unreflektierten Verwendung des Begriffs ergeben. Es zeigt sich aber auch, dass durchaus alternative Begriffe und Konzepte vorhanden sind, mit denen nicht nur die inflationäre Verwendung des Widerstandsbegriffs vermieden werden kann, sondern die auch präzisere Differenzierungen in den Untersuchungen zu nonkonformem Verhalten (nicht nur) im Dritten Reich ermöglichen.
Autor: Tobias Winter. Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Historisches Seminar.
Literatur
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Anmerkungen
[1] Die Problematik offenbart sich bspw. Neuhäusler, Johann: Kreuz und Hakenkreuz. Der Kampf des Nationalsozialismus gegen die katholische Kirche und der kirchliche Widerstand. München 1946.
[2] Vgl. Kershaw, Ian: ’Widerstand ohne Volk?’ Dissens und Widerstand im Dritten Reich. In: Schmädeke, Jürgen und Steinbach, Peter (Hrsg.): Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die Deutsche Gesellschaft und der Widerstand gegen Hitler. München 21986, S. 779–798.
[3] Vgl. Altmeyer, Thomas: Widerstand gegen das NS-Regime. Stand und Perspektiven der Forschung. In: Studienkreis Deutscher Widerstand, 1933-1945 (Hrsg.): Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Perspektiven der Vermittlung. Frankfurt am Main 2007, S. 24–42.
[4] Als Paradebeispiel hierfür, welches katholischen Widerstand als ununterbrochenes und allumfassendes Phänomen während des NS deutet, dient Neuhäusler: Kreuz und Hakenkreuz. Der Kampf des Nationalsozialismus gegen die katholische Kirche und der kirchliche Widerstand. Vgl. Rauh-Kühne, Cornelia: Anpassung und Widerstand? Kritische Bemerkungen zur Erforschung des katholischen Milieus. In: Schmiechen-Ackermann, Detlef (Hrsg.): Anpassung, Verweigerung, Widerstand. Soziale Milieus, Politische Kultur und der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Deutschland im regionalen Vergleich. Berlin 1997, S. 145–164 .
[5] Asymmetrisch sei demnach ein System, in dem eine (soziale) Einheit die Vor- bzw. Gesamtherrschaft über das ganze System anstrebt. Vgl. Hüttenberger, Peter: Vorüberlegungen zum ’Widerstandsbegriff’. In: Kocka, Jürgen (Hrsg.): Theorien in der Praxis des Historikers. Forschungsbeispiele und ihre Diskussion. Göttingen 1977, S. 117–139, hier: S. 124. Kershaw ergänzt hierzu, dass in einem symmetrischen System zwar kein Widerstand, sehr wohl aber systemimmanente Rivalitäten und Konflikte auftreten könnten. Kershaw: ’Widerstand ohne Volk?’ Dissens und Widerstand im Dritten Reich, S. 781.
[6] Hüttenberger: Vorüberlegungen zum ’Widerstandsbegriff’, S. 126.
[7] Vgl. Otte, Hans: Evangelische Kirchengemeinden als resistentes Milieu? Einige Beobachtungen anhand der vorliegenden Regionalstudien. In: Schmiechen-Ackermann, Detlef (Hrsg.): Anpassung, Verweigerung, Widerstand. Soziale Milieus, Politische Kultur und der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Deutschland im regionalen Vergleich. Berlin 1997, S. 165–192, hier: S. 165 f.
[8] Vgl. Kershaw: ’Widerstand ohne Volk?’ Dissens und Widerstand im Dritten Reich, S. 781.
[9] Hüttenberger: Vorüberlegungen zum ’Widerstandsbegriff’, S. 127.
[10] Vgl. ebd.
[11] Vgl. Löwenthal, Richard: Widerstand im totalen Staat. In: Löwenthal, Richard und Mühlen, Patrik zur (Hrsg.): Widerstand und Verweigerung in Deutschland 1933 bis 1945. Bonn 1984, S. 11–24, hier: S. 13 f.
[12] Ebd., S. 14.
[13] Vgl. ebd., S. 19.
[14] Zu nennen wäre auch Gerhard Botz’ Unterscheidung von offensiven und defensiven Aktionen, die den Widerstand konstituieren, allerdings in einer enger gefassten Definition des Widerstands als bewusst und gegen das Regime gerichtet. Vgl. Botz, Gerhard: Methoden- und Theorieprobleme der historischen Widerstandsforschung. In: Konrad, Helmut und Steiner, Herbert (Hrsg.): Arbeiterbewegung, Faschismus, Nationalbewusstsein. Festschrift zum 20jährigen Bestand des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes und zum 60. Geburtstag von Herbert Steiner. Wien 1983, S. 137–151, hier: S. 145 f.
[15] Vgl. Löwenthal: Widerstand im totalen Staat, S. 14.
[16] Eine leicht veränderte Form der Skala findet sich bei Langewiesche, Dieter: Was heißt ’Widerstand gegen den Nationalsozialismus’ ? In: Fischer, Holger (Hrsg.): 1933 in Gesellschaft und Wissenschaft. Band 1 – Gesellschaft. Hamburg 1983, S. 143–159.
[17] Peukert, Detlev: Volksgenossen und Gemeinschaftsfremde. Anpassung, Ausmerze und Aufbegehren unter dem Nationalsozialismus. Köln 1982, S. 97 f. Dieser Widerstand wurde i.d.R. nur von Einzelpersonen oder Kleinstgruppen ausgeübt, nicht zuletzt aufgrund der (zeitweisen) Isolation, die durch das allseits vorherrschende Denunziantentum notwendig wurde. Vgl. Roon, Ger van: Widerstand im Dritten Reich. Ein Überblick. München 6 1994, S. 15 f.
[18] Eine ähnliche Terminologie anhand des Risikogrades für den Einzelnen entwickelten Gotto, Hockerts und Repgen und bezeichneten die Stufen von punktueller Unzufriedenheit bis hin zu aktivem Widerstand im engeren Sinne. Vgl. Gotto, Klaus, Hockerts, Hans Günter und Repgen, Konrad: Nationalsozialistische Herausforderung und kirchliche Antwort. Eine Bilanz. In: Gotto, Klaus und Repgen, Konrad (Hrsg.): Kirche, Katholiken und Nationalsozialismus. Mainz 1980, S. 101–118.
[19] Tenfelde, Klaus: Soziale Grundlagen von Resistenz und Widerstand. In: Schmädeke, Jürgen und Steinbach, Peter (Hrsg.): Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die Deutsche Gesellschaft und der Widerstand gegen Hitler. München 21986, S. 799–812, hier: S. 800.
[20] Eine leichte Einschränkung erfuhr der Begriff nur dadurch, dass widerständisches Verhalten zumindest mit ”leichten Risiken” verbunden sein musste. Vgl. Jaeger, Harald und Rumschöttel, Hermann: Das Forschungsprojekt ’Widerstand und Verfolgung in Bayern 1933-1945’. Ein Modell für die Zusammenarbeit von Archivaren und Historikern. In: Archivalische Zeitschrift, 73 (1977), S. 209–221.
[21] Broszat, Martin: Resistenz und Widerstand. Eine Zwischenbilanz des Forschungsprojekts. In: Broszat, Martin, Fröhlich, Elke und Grossmann, Anton (Hrsg.): Bayern in der NS-Zeit. Band IV. Herrschaft und Gesellschaft im Konflikt. Teil C. München 1981, S. 691–709, hier: S. 697.
[22] Ebd.
[23] Kershaw führt mit der Unübersetzbarkeit einen weiteren Aspekt gegen Resistenzbegriff ins Feld – sprachlich ergebe sich ”eine zu enge Verwandtschaft mit dem moralisch beladenen Terminus resistance, beziehungsweise résistance oder resistenza = ’Widerstand’.” Kershaw: ’Widerstand ohne Volk?’ Dissens und Widerstand im Dritten Reich, S. 783.
[24] Vgl. ebd., S. 785. Zur Differenzierung von Dissens und Resistenz siehe auch Rauh-Kühne, Cornelia: Voraussetzungen und Grenzen von Vereinnahmung und Resistenz. In: Wickert, Christl (Hrsg.): Frauen gegen die Diktatur. Widerstand und Verfolgung im nationalsozialistischen Deutschland. Berlin 1995, S. 34–51.
Zur Binnendifferenzierung der Resistenz vgl. Paul, Gerhard und Mallmann, Klaus-Michael: Milieus und Widerstand. Eine Verhaltensgeschichte der Gesellschaft im Nationalsozialismus. Bonn 1995, S. 26-153.
[25] Vgl. Kershaw: ’Widerstand ohne Volk?’ Dissens und Widerstand im Dritten Reich, S. 787-791.
[26] Ein Überblick über den Widerstand Jugendlicher im engeren Sinne und auf Grundlage des Modells von Peukert findet sich bei Breyvogel, Wilfried: Jugendwiderstand im Nationalsozialismus. Ein Überblick. In: Ringshausen, Gerhard (Hrsg.): Perspektiven des Widerstands. Der Widerstand im Dritten Reich und seine didaktische Erschließung. Pfaffenweiler 1994, S. 52–73. Für eine ausführliche Darstellung jugendlichen Widerstands, allerdings im weiteren Sinne verstanden und vor allem nach passivem und aktivem Widerstand unterschieden, vgl. Schmitt, Bruno: Der Widerstand Jugendlicher im Nationalsozialismus. Unter besonderer Berücksichtigung sozialer und politischer Bindungen. Hamburg 1999, v.a. S. 110-115.