Das Lied „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ des deutschen Rappers und Liedermachers Danger Dan, veröffentlicht im März 2021, hat in der deutschen Musiklandschaft und darüber hinaus erhebliche Wellen geschlagen. Mit seiner klugen und provokativen Auseinandersetzung mit politischen und gesellschaftlichen Themen hat Danger Dan nicht nur die Grenzen der Kunstfreiheit ausgelotet, sondern auch eine wichtige Diskussion über den Umgang mit Rechtsextremismus und Meinungsfreiheit in Deutschland angestoßen. Dieser Artikel widmet sich einer detaillierten Analyse des Textes, des Inhalts und der Struktur des Liedes und beleuchtet die historischen und politischen Bezüge sowie die Reaktionen auf dieses kontroverse Werk.
Inhalt und Aufbau
„Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ beginnt mit einer ruhigen, fast melancholischen Klaviermelodie, die den gesamten Song begleitet. Diese musikalische Einfachheit stellt den Text und seine Botschaft in den Vordergrund und verstärkt die Wirkung der Worte. Danger Dan eröffnet den Song mit der Zeile „Du hast nie wirklich gelernt, wie man ordentlich verliert“, eine Aussage, die er als direkte Anklage gegen Personen und Gruppen verwendet, die nicht mit Kritik und Niederlagen umgehen können und stattdessen Hass und Gewalt verbreiten.
Erste Strophe
In der ersten Strophe beschreibt Danger Dan, wie er seine Kunst als Mittel des Ausdrucks und der Kritik verwendet. Er erzählt von einem fiktiven Szenario, in dem er einen prominenten Rechtsanwalt mit seinem Klavier erschlägt und betont, dass dies natürlich nur ein Gedankenspiel und keine tatsächliche Gewaltandrohung ist. Diese drastische Vorstellung dient dazu, die Provokation und die Macht der Kunst zu demonstrieren. Die Strophe endet mit der Feststellung, dass alles, was er sagt, von der Kunstfreiheit gedeckt ist, was die zentrale Aussage des Songs unterstreicht.
Refrain
Der Refrain ist eine wiederholte Versicherung: „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt.“ Diese wiederholte Phrase dient als Mantra und Schutzschild gegen mögliche rechtliche und gesellschaftliche Konsequenzen seiner provokativen Aussagen. Es ist eine Erinnerung daran, dass die Kunstfreiheit ein Grundrecht ist, das es Künstlern ermöglicht, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen.
Zweite Strophe
Die zweite Strophe des Liedes ist besonders provokativ und direkt. Hier nennt Danger Dan explizit Namen von Personen und Organisationen, die in Deutschland als kontrovers und teilweise extremistisch gelten. Er erwähnt unter anderem die AfD (Alternative für Deutschland), eine politische Partei, die häufig wegen ihrer rechtspopulistischen und teilweise rechtsextremen Positionen kritisiert wird. Danger Dan spricht auch über Jürgen Elsässer und dessen Magazin „Compact“, welches als Sprachrohr für rechte und verschwörungstheoretische Inhalte bekannt ist. Durch die direkte Nennung dieser Namen und Institutionen stellt Danger Dan eine klare Verbindung zwischen seinen Aussagen und der realen politischen Landschaft her.
Dritte Strophe
In der dritten Strophe weitet Danger Dan seinen Blick auf internationale Probleme aus und erwähnt die „Querfront“, eine Bewegung, die versucht, linke und rechte Positionen zu vereinen, um gegen das Establishment zu kämpfen. Er kritisiert dabei die gefährliche Nähe dieser Bewegung zu rechtsextremen Ideologien und betont die Notwendigkeit, solche Entwicklungen kritisch zu beobachten und zu bekämpfen.
Erwähnte Personen und Begebenheiten
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AfD (Alternative für Deutschland): Die AfD ist eine rechtspopulistische Partei, die seit ihrer Gründung 2013 stark polarisiert. Ihre Rhetorik und Politik stehen oft im Widerspruch zu den Grundsätzen der offenen und liberalen Demokratie. Danger Dan kritisiert die Partei offen für ihre Positionen und hebt die Gefahren hervor, die von ihrer zunehmenden Popularität ausgehen. Die Erwähnung der AfD im Lied ist eine direkte Konfrontation mit ihren politischen Standpunkten und ihrer Rolle in der deutschen Gesellschaft.
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Jürgen Elsässer und „Compact“: Jürgen Elsässer ist der Chefredakteur des Magazins „Compact“, das häufig wegen seiner Nähe zu rechtsextremen und verschwörungstheoretischen Positionen in der Kritik steht. Danger Dan stellt Elsässer als Symbol für die mediale Unterstützung rechtsextremer Ideologien dar. Diese Nennung ist ein Beispiel für die Art und Weise, wie gefährliche Ideologien durch Medien und Publikationen verbreitet werden können.
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Der Mord an Walter Lübcke: Der Liedtext bezieht sich implizit auf den Mord an Walter Lübcke, einem CDU-Politiker, der 2019 von einem Rechtsextremisten ermordet wurde. Lübcke hatte sich zuvor für die Aufnahme von Flüchtlingen ausgesprochen, was ihm Hass und Drohungen seitens rechter Kreise einbrachte. Danger Dan nutzt diesen Fall, um die tödlichen Konsequenzen rechtsextremer Hetze aufzuzeigen. Die Erwähnung dieses tragischen Vorfalls dient als Warnung vor den realen Gefahren, die von Hass und Extremismus ausgehen.
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Der rechtsextreme Anschlag in Hanau: Auch der Anschlag in Hanau, bei dem ein rechtsextremer Täter im Februar 2020 neun Menschen mit Migrationshintergrund ermordete, wird im Subtext des Liedes angesprochen. Dies verdeutlicht die Dringlichkeit, mit der sich die Gesellschaft dem Rechtsextremismus entgegenstellen muss. Der Hinweis auf diesen Anschlag unterstreicht die Notwendigkeit einer intensiven Auseinandersetzung mit den Ursachen und Folgen von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.
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Querfront: Die Querfront ist eine politische Bewegung, die versucht, linke und rechte Positionen zu vereinen, um gegen das politische Establishment zu kämpfen. Danger Dan kritisiert diese Bewegung für ihre gefährliche Nähe zu rechtsextremen Ideologien und betont die Notwendigkeit, solche Entwicklungen kritisch zu beobachten und zu bekämpfen. Die Erwähnung der Querfront ist eine Warnung vor der Vereinnahmung linker Ideen durch rechte Bewegungen.
Stellungnahme und Interpretation
Danger Dan nutzt in „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ eine Mischung aus Satire und direkter Anklage, um auf die Missstände in der deutschen Gesellschaft aufmerksam zu machen. Sein Einsatz der Kunstfreiheit als zentrales Thema ist dabei mehr als nur eine rhetorische Figur – es ist ein bewusster Akt der Provokation und des Widerstands gegen eine zunehmende Verrohung des politischen Diskurses. Indem er explizit Namen nennt und konkrete Fälle anspricht, verleiht er seinen Aussagen Gewicht und fordert die Hörer auf, sich mit den genannten Problemen auseinanderzusetzen.
Die Reaktionen auf das Lied waren vielfältig. Während viele es als mutigen Beitrag zur politischen Debatte lobten, sahen andere darin eine Gefahr für die gesellschaftliche Harmonie. Doch gerade diese Kontroversen zeigen die Wichtigkeit der von Danger Dan angesprochenen Themen. Die Kunstfreiheit, so wie sie im Grundgesetz verankert ist, dient nicht nur dem Schutz der Kunstschaffenden, sondern auch als Bollwerk gegen die Beschneidung demokratischer Grundrechte.
Kritik, von der Kunstfreiheit gedeckt
Nach der Veröffentlichung des Liedes entbrannte eine breite öffentliche Diskussion. Befürworter lobten Danger Dan für seinen Mut und seine klare Haltung gegen Rechtsextremismus. Kritiker warfen ihm vor, zu weit gegangen zu sein und die Grenzen des guten Geschmacks überschritten zu haben. Einige rechtliche Schritte wurden angedroht, doch der Verweis auf die Kunstfreiheit schützte Danger Dan vor ernsthaften Konsequenzen.
In kulturellen und politischen Kreisen wurde das Lied als Weckruf verstanden, der die dringende Notwendigkeit einer intensiveren Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und der Rolle der Medien in der Verbreitung extremistischer Ideologien unterstreicht. Es führte zu Diskussionen über die Verantwortung von Künstlern und Medienmachern und die Bedeutung der Kunstfreiheit in einer demokratischen Gesellschaft.
Fazit
„Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ ist mehr als nur ein Lied – es ist ein Manifest gegen Rechtsextremismus und für die Freiheit der Kunst. Danger Dan gelingt es, komplexe politische und gesellschaftliche Themen in einer Weise zu thematisieren, die sowohl provoziert als auch zum Nachdenken anregt. Sein Werk zeigt, dass Kunst eine mächtige Waffe im Kampf um Demokratie und Meinungsfreiheit sein kann, und ermutigt andere, die eigene Stimme zu erheben. Durch die provokative Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und die direkte Ansprache von Personen und Organisationen hat Danger Dan einen bedeutenden Beitrag zur politischen und kulturellen Debatte in Deutschland geleistet.
Und hier der komplette Text
Angenommen, ich schriebe mal ein Lied
In dessen Inhalt ich besänge, dass ich höchstpersönlich fände
Jürgen Elsässer sei Antisemit
Und im zweiten Teil der ersten Strophe dann
Würde ich zu Kubitschek den Bogen spannen
Und damit meinte ich nicht nur die rhetorische Figur
Sondern das Sportgerät, das Pfeile schießen kann
Doch vor Gericht machte ich es mir wieder leicht
Zeig‘ mich an und ich öffne einen Sekt
Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt
Ich nutze ganz bewusst lieber den Konjunktiv
Ich schriebe einen Text, der im Konflikt mit dem Gesetz
Behauptet, Gauland sei ein Reptiloid
Und angenommen, der Text gipfelte in ei’m
Aufruf, die Welt von den Faschisten zu befreien
Und sie zurück in ihre Löcher reinzuprügeln noch und nöcher
Anstatt ihnen Rosen auf den Weg zu streuen
Doch vor Gericht machte ich es mir wieder leicht
Zeig‘ mich an und ich öffne einen Sekt
Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt
Der sich über Zensur immer sehr laut beschwert
In einem Text von meiner Band dachte er, er wird erwähnt
Und beschimpft und hat uns vor Gericht gezerrt
Er war natürlich nicht im Recht und musste dann
Die Gerichtskosten und Anwältin bezahlen
So ein lächerlicher Mann, hoffentlich zeigt er mich an
Was dann passieren würde? Ich kann es euch sagen
Doch vor Gericht machte ich es mir wieder leicht
Zeig‘ mich an und ich öffne einen Sekt
Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt
Wenn ich nicht Lust hätte auf ein Experiment
Mal die Grenzen auszuloten, was erlaubt und was verboten ist
Und will euch meine Meinung hier erzählen
Jürgen Elsässer ist Antisemit
Kubitschek hat Glück, dass ich nicht Bogen schieß‘
An Reptilienmenschen glaubt nur der, der wahnsinnig ist
Gauland wirkt auch eher wie ein Nationalsozialist
Faschisten hören niemals auf, Faschisten zu sein
Man diskutiert mit ihnen nicht, hat die Geschichte gezeigt
Und man vertraut auch nicht auf Staat und Polizeiapparat
Weil der Verfassungsschutz den NSU mit aufgebaut hat
Weil die Polizei doch selbst immer durchsetzt von Nazis war
Weil sie Oury Jalloh gefesselt und angezündet haben
Und wenn du friedlich gegen die Gewalt nicht ankommen kannst
Ist das letzte Mittel, das uns allen bleibt, Militanz
Doch vor Gericht mach‘ ich es mir dann wieder leicht
Zeig‘ mich an und ich öffne einen Sekt
Das ist alles von der, alles von der, alles von der, alles von der
Alles von der Kunstfreiheit gedeckt