Ob Restitutionsfilm ein neues Genre wird? Zumindest seit den Monuments Men und dem Fall Gurlitt hat sich gezeigt, dass das Thema Nazi Kunstraub einen Schatz von dramatischen Geschichten birgt. Der Berlinale-Film „Woman in Gold“ ist eine davon. Helen Mirren spielt die von den Nazis vertriebene Jüdin Maria Altmann, die sich wegen eines gestohlenen Klimt-Bildes mit Österreich anlegt.
Eigentlich wollte Maria Altmann nie wieder in ihre österreichische Heimat zurück. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht wurden die Mitglieder ihrer Familie entweder vertrieben oder umgebracht, ihr Eigentum enteignet.
Ende der Neunzigerjahre macht sie sich von Los Angeles auf nach Wien. Grund ist ein Bild, das im Schloss Belvedere hängt und einst ihrer Familie gehörte. Als „Frau in Gold“ hatte der berühmte Maler Gustav Klimt eine Tante Marias im Portrait verewigt. 1938 konfiszierten die Nazis das Gemälde von Altmanns Familie. Doch trotz der offensichtlichen NS-Raubgut Provenienz wurde das Bild nach dem Krieg als “österreichische Mona Lisa“ ein Publikumsschlager.
Altmann nimmt den Kampf um das Bild auf. Nach authentischen Ereignissen beschreibt der Film die emotionalen Höhen und Tiefen des acht Jahre dauernden Kampfes. Altmann und ihr amerikanischer Anwalt, ein Enkel Arnold Schönbergs, investieren Jahre und viel Geld. Ihr Weg wird sie von der Restitutionskommission über den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten bis zu einem Schiedsgericht führen. Am Ende triumphieren die betagte Erbin und ihr im Grunde eher mittelmäßiger Anwalt entgegen aller Wahrscheinlichkeit. Sie setzten sich gegen den Staat Österreich durch, aber auch gegen die USA, die durch einen Präzedenzfall dieser Art diplomatische Zerwürfnisse fürchtet. Ein zutiefst sympathischer Triumph der Gerechtigkeit.
Maria Altmann selbst erlebt diesen Film leider nicht mehr. 2011 starb sie im Alter von 94 Jahren in Los Angeles. Klimts „Adele“ hatte ihr fünf Jahre zuvor der Unternehmer Ronald S. Lauder abgekauft zum damaligen Rekordpreis von rund 135 Millionen US-Dollar, von denen Altmann einen großen Teil spendete.
Berlinale – Sektion Berlinale Special Gala
Großbritannien 2014, 107 Min
Englisch
REGIE: Simon Curtis
DARSTELLER: Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Max Irons, Charles Dance, Antje Traue, Elizabeth McGovern, Jonathan Pryce