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Startseite > Rezensionen > Filmrezensionen > Last and First Men – von Jóhann Jóhannsson
Geschrieben von: Redaktion Zukunft braucht Erinnerung
Erstellt:

Last and First Men – von Jóhann Jóhannsson

Last and First Men. Regie: Jóhann © Sturla Brandth Grøvlen

Last and First Men. Regie: Jóhann © Sturla Brandth Grøvlen

Was von uns bleiben wird

Literaturverfilmungen halten sich im Normalfall an relativ strenge Regeln: Orientiert an der Haupthandlung des Buches werden Szenen entworfen und passende Schauspieler für die Rollen der Romanfiguren ausgewählt. Drehorte und Kostüme, alles soll möglichst nah am Buch gehalten sein. Mit seiner Verfilmung des Science-Fiction-Klassikers „Last and First Men“ des britischen Autors William Olaf Stapledon brach der Isländer Jóhann Jóhannsson mit sämtlichen Vorstellungen, die sich mit einer klassischen Literaturverfilmung verbinden, und erschuf – ein eigenes Kunstwerk.

 

Eine Komposition aus Bild, Klang und Stimme

Die Verfilmung seines in der Zukunft spielenden Romans „Last and First Men“ hätte sich der britische Science-Fiction-Autor Olaf Stapledon wahrscheinlich völlig anders vorgestellt als das, was der isländische Filmregisseur Jóhann Jóhannsson fast 100 Jahre nach dem Erscheinen des Buches auf die Leinwand brachte – oder vielleicht auch nicht? Sind es eventuell genau solche Bilder, die Stapledon im Kopf hatte, als er sich in seiner Fantasie auf die Reise in die Zukunft der Menschheit begab, sich unser Ende vorstellte und das, was nach uns bleiben wird? Für seinen Film ließ Jóhanssson zu typisch dunklen, epischen Klängen isländischer Musik sein Kamerateam die Spomeniks aufnehmen, jene monumentalen Kriegerdenkmäler, die zu Ehren der im Zweiten Weltkrieg gefallenen jugoslawischen Soldaten errichtet worden waren. Diese vom damaligen Staatsoberhaupt Josip Broz, genannt Tito, in Auftrag gegebenen Monumente stehen noch heute überall auf dem Gebiet ehemals Jugoslawiens. Sie wurden zwischen 1950 und 1980 an den Orten erbaut, an denen jugoslawische Partisanen im Kampf gegen die deutschen und italienischen Faschisten getötet wurden. Zu Zeiten des Sozialismus‘ waren sie Pilgerorte für Patrioten und Schulklassen. Doch mit dem Zerfall Jugoslawiens 1991 ließ das Andenken nach. Die Spomeniks gerieten nach und nach in Vergessenheit und waren den Elementen schutz- und pflegelos ausgesetzt.

Jóhannssons Kameraführung gleicht der Perspektive eines Vogels, der die Monumente im langsamen Gleitflug umfliegt. Mal langsam und geradlinig auf das Objekt zu, mal von unten nach oben kommend ziehen die Denkmäler nicht einfach am Zuschauer vorbei. Er glaubt, sie zu umkreisen, von allen Seiten zu bestaunen, als müsse er nur die Hand ausstrecken, um sie zu berühren. Dazu vernimmt er Passagen aus Stapledons Buch, gelesen von der sonoren Stimme Katherine Matilda „Tilda“ Swintons. Die berühmte schottische Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin gab „Last and First Men“ genau jene Stimme, die die schwarz-weißen Endzeitszenen brauchen, um zu überwältigen. Und so könnte sie wahrhaftig sein, die Zukunft, wenn der letzte Mensch von der Erde verschwunden ist und nur noch die Überreste unserer Zivilisation in der Landschaft vor sich hindämmern.

Es ist wohl ein fatalistischer Gedanke aus Stapledons Roman, dass einer der letzten Menschen, der nach zwei Milliarden Jahren auf unsere Geschichte zurückblickt, lediglich feststellt, dass wir Menschen stets immer nur danach streben, über andere zu herrschen. Ganz gleich, welche Entwicklungen wir durchmachen, welche bahnbrechenden Entdeckungen und Erfindungen wir meistern – alles endet stets in Krieg und Untergang. Indem Jóhannsson für seine Bilder einen Ausschnitt aus der Geschichte wählte, der genau dies deutlich werden lässt, hat der isländische Filmproduzent dieser fatalen Zukunftsvision ein erschreckend reales Gesicht verliehen. Einst dem Andenken von Menschen errichtet, die im Kampf gegen Gewalt und Unterdrückung ihr Leben gaben, wurden die Denkmäler schließlich selbst zum Sinnbild für eine gewaltsame Herrschaft.

 

Ein ungewöhnliches Team

Mit „Last and First Men“ wird der Isländer Jóhann Jóhannsson, der für seinen Film die Regie führte, das Drehbuch schrieb und die Filmmusik komponierte, posthum für seine Arbeit gewürdigt. Jóhannsson, der als Kind Klavier und Posaune erlernte und seit 1990 in Island die Musik für Theaterinszenierungen komponierte, verstarb im Februar 2018 tragisch an einer Überdosis Kokain. Seit 2000 hatte der Künstler Filmmusik geschrieben und 2016 mit dem Kurzfilm „End of Summer“ begonnen, auch als Filmregisseur tätig zu werden. Gemeinsam mit José Enrique Macián hatte er schließlich das Drehbuch für „Last and First Men“ verfasst.

Die Filmmusik entstand zusammen mit dem in Berlin lebenden Filmkomponisten und Soundkünstler Yair Elazar Glotman. Glotman begleitete die Entstehung von „Last and First Men“ auf vielen Ebenen, indem er auch Kamera führte und als Produzent mitwirkte. Nach der Aufführung in Berlin leitete er die anschließende Diskussion. Glotman berichtete an dieser Stelle, dass die Gewinnung Tilda Swintons als „Stimme des Films“ einen kleinen Nervenkitzel während der Vorbereitungen zu „Last and First Men“ darstellte, da dem Filmteam niemand sonst für diese Aufgabe zur Verfügung gestanden hätte.

 

Das Monument eines viel zu kurzen Lebens

Jóhannsson schuf mit „Last and First Men“ ein eigenes Kunstwerk. Mit den eindrücklichen Bildern der Denkmäler aus der Tito-Ära und den sanften, dunklen und tieftraurigen Klängen seines Soundtracks wird Stapledons Buch in die Gegenwart geholt. Bild, Ton und Klang hinterlassen beim Zuschauer ein Gefühl der Trauer, aber darüber hinaus der Weite und der Ewigkeit. Jóhannssons erster und einziger Film ist damit auch das, was es eigentlich nie hätte sein sollen: Das Denkmal eines viel zu kurzen Lebens.

 

Last and First Men
Island 2019, 70 Min.
Regie: Jóhann Jóhannsson
Mit: Tilda Swinton
Berlinale 2020 – Sektion: Berlinale Special

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