
Golda – von Guy Nattiv. © Jasper Wolf.
Der Film „Golda“ ist nach der ersten Premierministerin Israels, Golda Meir, benannt und erzählt die Geschichte dieser Frau, die für viele Menschen zur historischen Heldin und Symbolfigur wurde. Selbst an Krebs erkrankt, führt sie das Land im Jahr 1973 durch den Jom-Kippur-Krieg. Der israelische Regisseur Guy Nattiv war selbst erst ein Jahr alt, als der Krieg ausbrach und sein Vater als Soldat zur Armee einberufen wurde. Für ihn sei Golda Meir „eine Art eiserne Lady von Israel“ und der Film hat daher auch für ihn eine sehr große Bedeutung.
Die damals bereits 71 Jahre alte Golda Meir wollte solch eine exponierte Rolle eigentlich gar nicht übernehmen, als sie in das höchste Amt Israels gewählt worden war. In der Hauptstadt der Ukraine, Kiew, als Golda Mabovitch geboren, floh sie mit ihrer Familie als junges Mädchen vor Antisemitismus und der Judenverfolgung in die USA. 1921 zog sie gemeinsam mit ihrem, aus Litauen stammenden, Mann Morris Meyerson, den sie 1917 heiratete, nach Israel. Die beiden gemeinsamen Kinder, eine Tochter und ein Sohn, kommen in Jerusalem zur Welt. Bereits früh engagierte sich Meir in Politik und Gesellschaft, was wohl als eine Art der Reaktion auf die Unterdrückung, die sie bereits in jungen Jahren erleben musste, zu verstehen sein könnte. Im Jahre 1948 wurde sie auch aufgrund ihrer Herkunft die erste Botschafterin Israels in der damaligen Sowjetunion. In ihrer weiteren politischen Karriere trug sie nach der Proklamation des neuen Staates Israel 1948 unter anderem als Mitglied des sogenannten Provisorischen Staatsrates maßgeblich zum Aufbau der noch jungen Nation bei und führte in den weiteren Jahren bis 1965 unter anderem das Arbeits- bzw. Außenministerium.
Rund viereinhalb Jahre nach ihrer Wahl zur Ministerpräsidentin am 17. März 1969 überfielen Ägypten, Syrien und weitere arabische Staaten am höchsten jüdischen Feiertag, Yom-Kippur, den noch jungen Staat Israel und stellten Meir damit vor eine der größten Bewährungsproben ihres Lebens. Der 20 Tage andauernde Konflikt forderte über 10 000 Opfer auf beiden Seiten, viele Verletzte und Kriegsgefangene. Der Film geht nicht nur auf diesen politischen Konflikt ein, sondern schildert auch den inneren Kampf und das Leid der Gola Meir, denn während dieser Zeit war sie an Lymphdrüsenkrebs erkrankt, wie Geheimdokumente erst später enthüllen. Nach dem Krieg folgte 1974 dann ihr freiwilliger Rücktritt und vier Jahre später erlag sie ihrem Krebsleiden und starb im Alter von 80 Jahren. Ihr Grab befindet sich bis heute auf dem Nationalfriedhof Herzlberg in Jerusalem.
Es ist also eine Geschichte zwischen politischer, menschlicher und persönlicher Tragödie, die auch mit der heutigen Situation im Nahen Osten verbunden zu sein scheinen. Auch viele Jahre nach dem Zeitraum der Handlung im Film scheint der Nahe Osten und Israel nicht zur Ruhe zu kommen. Immer wieder werden dort Anschläge und Vergeltungsangriffe verübt. Die Lage zwischen Israelis und Palästinensern ist nach wie vor sehr angespannt und heikel.
Die britische Schauspielerin Helen Mirren in der Hauptrolle der Premierministerin sieht Meir, verglichen mit historischen Aufnahmen, zum Verwechseln ähnlich und bringt den inneren Konflikt dieser beeindruckenden Persönlichkeit auf die Leinwand und in die Welt. Trotz anfänglicher Kritik aus Israel an der Besetzung der Hauptrolle ist die preisgekrönte Grand Dame des Films für Regisseur Guy Nattiv die absolut richtige Wahl gewesen, wie er mehrfach in Interviews betonte. An der Seite von Mirren sind auch israelische Schauspieler wie Rami Heuberger (Verteidigungsminister Mosche Dajan) oder Lior Ashkenazi (Generalstabschef der israelischen Streitkräfte David Elazar) zu sehen. Das Drehbuch wurde vom Produzenten Nicholas Martin verfasst, der bereits durch seine Arbeit als Drehbuchautor für die verfilmte Biographie der Florence Forster Jenkins bekannt geworden ist. Die sechswöchigen Dreharbeiten in London und Israel begannen Anfang November 2021 und Jasper Wolf übernahm die Verantwortung hinter den Kameras als Kameramann.
Die 100-minütige Filmbiographie feierte am 20. Februar 2023 anlässlich der 73. Internationalen Filmfestspiele Berlin, der Berlinale, Weltpremiere. Dort wurde Helen Mirren 2021 erst mit dem Goldenen Bären für ihr Lebenswert ausgezeichnet und ist nun mit „Golda“ zurück auf dem roten Teppich der deutschen Hauptstadt. Auf der Pressekonferenz vor der Premiere sagte Mirren, sie habe sich in der Vorbereitung auf ihre Rolle vor allem auf die ersten 20 Lebensjahre konzentriert, denn die seien für sie immer die prägnantesten. „Meir lebte eine Hingabe für ihr Land, ohne zum machtbesessenen Diktator zu werden“, stellt die mittlerweile 77-Jährige fest.