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Startseite > Rezensionen > Filmrezensionen > Winterkinder – Die schweigende Generation – von Jens Schanze
Geschrieben von: Matthias Reichelt
Erstellt:

Winterkinder – Die schweigende Generation – von Jens Schanze

Die Kamera folgt der Autobahn durch eine schneebedeckte und hügelige Landschaft während aus dem Off eine Rede Adolf Hitlers von 1938 über die deutsche Jugend zu hören ist. Beschaulichkeit und Schrecken zu einem Eindruck montiert.

Mit dieser Fahrt zu seinen Eltern im Rheinland beginnt die Recherche des Regisseurs Jens Schanze (Jahrgang 1971) über „Die schweigende Generation“, wie der Film im Untertitel lautet. Seine Mutter wurde in einer kleinen Stadt in Schlesien geboren, die sie 1999 erstmals wieder besuchte. Nach ihrer Rückkehr berichtete sie von etlichen Außenlagern des KZ Groß-Rosen ganz in der Nähe ihres Geburtsortes und begann sich zu fragen, was ihre Eltern gewusst hatten. Gegenüber ihren fünf Kindern hatte sie nie viel über ihren Vater gesprochen. Diese Reise und die nachträgliche Selbstbefragung der Mutter waren für Jens Schanze der Anlass, den Gründen für das Schweigen in der Familie über den Großvater auf die Spur zu kommen. Die Brüder der Mutter wollten von Beginn an nichts mit dem Film zu tun haben. Der Vater/Großvater war wie Millionen andere Deutscher Mitglied der NSDAP und der SA gewesen und hatte bei öffentlichen Auftritten antisemitische Reden gehalten und noch zum Schluss Durchhalteparolen ausgegeben. Ob er sich darüber hinaus an Verbrechen beteiligt hatte, war nicht herauszufinden. In Gesprächen mit der Mutter – der Vater enthält sich jeglicher Äußerung – und seinen Schwestern versucht Schanze die Haltung zum Vater und Großvater herauszuarbeiten. Die Angst, dass eine tiefere Verstrickung in den Faschismus nachgewiesen werden könnte und damit das schemenhaft positive Bild des Vaters/Großvaters ins Wanken käme, ist spürbar. Deshalb verbietet sich jegliche Neugier. Der Vater ist für Schanzes Mutter nach wie vor eine Autorität, die unhinterfragt akzeptiert wird. Kritische Fragen hat sie sich selber verboten. Manchmal kämpft sie mit den Tränen, aber schließlich hat sie sich doch immer unter Kontrolle. Die Bezeichnung Nationalsozialist akzeptiert sie für den Vater, aber nicht Nazi.

Dem Film gelingt es, das Unvermögen zu reden, die Angst davor, den Vater an die Partei der Täter preisgeben zu müssen, in Bilder umzusetzen. Einzig eine der Schwestern von Jens Schanze, die während eines Frankreich-Aufenthaltes als Au pair-Mädchen bei einer jüdischen Familie mit der Verantwortung aus der deutschen Geschichte lehrreich konfrontiert wurde, schert aus der blinden Verteidigung des Großvaters aus. Ansonsten liegt die Unschuldsvermutung, die Sprachlosigkeit spürbar über dem zu langen Film. Immer wieder versucht die Mutter sich instinktmäßig schützend vor das Bild des Vaters zu stellen. Ihr Gesicht verrät ihre innere Anspannung, den Kampf um den Vater, ohne ein Ventil in der Sprache zu finden.
Durch die zeitliche Nähe der Entstehung drängt sich trotz anderer Ausgangssituation ein Vergleich mit dem Film von Malte Ludin auf. Viel intensiver wurde dort gestritten, verteidigt und angeklagt. Was dort deutlich als Zorn und Ablehnung spürbar wird, ist hier nur Schweigen.
Zum Schluss, nach einer gemeinsamen Fahrt nach Polen in die Gedenkstätte Groß-Rosen sitzt die Familie auf einer sommerlichen Wiese und spricht über die Erfahrungen mit diesem Film. In einem Interview gibt Schanze an, den Film bewusst im Winter begonnen zu haben, um ihn im Sommer in einer Art „Befreiung aller Beteiligten von der Last des Schweigens“ enden zu lassen. Dieser Versuch einer Katharsis ist unpassend, denn die Opfer spielten so gut wie gar keine Rolle und wie Gabriele von Arnim in ihrem Buch „Das große Schweigen“ von 1989 zu Recht diagnostizierte: „Es gibt kein Rezept, kein Fazit, keine Katharsis. Es gibt kein Ende. … ich bin die Vergangenheit nicht losgeworden. Im Gegenteil: ich habe sie dazugewonnen.“

Autor: Matthias Reichelt

 

Winterkinder. Die schweigende Generation
Jens Schanze, D 2005, 99 Min.
Kinostart: 3. November 2005.

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