Über 17 Jahre ist es her, dass Saar sich Regeln seines Kibbuz widersetzte und von der Siedlungsgemeinschaft ausgeschlossen wurde. Seine Familie verstieß ihn und er verließ Israel, um in London ein freies schwules Leben zu beginnen. Nach Jahren exzessiver Sex- und Drogenabenteuer wurde er HIV-positiv getestet und sah sich gezwungen seine Vergangenheit und Zukunft zu überdenken. In einem Chor, dem London Gay Men’s Chorus, fand er schließlich ein Zuhause. Die Gemeinschaft und Musik gaben ihm die Kraft und den Mut eine Wiederbegegnung mit seiner Familie zu wagen.
Die Brüder Barak und Tomer Heymann begleiten Saar bei diesem Versuch. Seine Familie besucht ihn in London. Mit großer Empathie aber auch Humor fassen die Filmemacher in Bilder, wie sich der inzwischen vierzigjährige Saar und seine ihm entfremdeten Eltern und Geschwister versuchen, sich gemeinsam ihren Ängsten zu stellen. Ein hoffnungsvolles Unterfangen, das auch aufgeht. Nach fast zwei Jahrzehnten des Schweigens, Unverständnisses und der Angst redet die Familie erstmals offen miteinander – über Saars Leben und seine Infektion und darüber, dass er zu Hause wieder willkommen ist.
Saars Ängste, Sehnsüchte aber auch seine unerschöpflich scheinende Lebensenergie machen die Seele des Filmes aus. Barak und Tomer Heymann haben Saars sehr persönliche Reise mit all ihren Höhen und Tiefen in einfachen, aber sehr nahegehenden Bildern eingefangen.
Am Ende sieht sich Saar in der Situation, sich zu fragen, ob er sein Leben in London zurücklassen und einen Neustart in Israel versuchen soll. Wie auch immer er sich entscheidet – allein dass er nun die Wahl hat, stimmt versöhnlich.
Who’s Gonna Love Me Now?
Israel / Großbritannien 2016, 85 Min
Regie: Barak Heymann, Tomer Heymann
Berlinale 2016 – Sektion: Panorama Dokumente